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Laufberichte

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06.08.11
Autor: Klaus Duwe

IGA-Gelände und Breitling

 

Wir sind im IGA-Park, wo 2003 die Internationale Gartenausstellung stattfand. Der Park hat sich seither zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt, wo auch viele Veranstaltungen, z. B. open-air-Konzerte, stattfinden.  

Der Warnowmündung ist ein großer Naturhafen vorgelagert, der sogenannte Breitling. Im Süden liegt der Rostocker Seehafen, am nördlichen Ufer liegt der Hafen der Bundesmarine. Im Bereich des IGA-Geländes liegt das ehemalige 10.000-Tonnen-Frachtschiff „Dresden“ (jetzt Traditionsschiff Typ „Frieden“) , das bereits 1970 zum  Schiffbau- und Schifffahrtsmuseum Rostock umgebaut wurde.

Von alledem sehen wir nichts. Wir müssen uns auf den Weg konzentrieren, denn auch die Markierungen, teilweise auf den Asphalt gemalt, sind überflutet und unsichtbar. Orientieren kann ich mich nicht mehr. So muss tauchen sein. „Hier her, hier seid ihr richtig“, hören wir es rufen. „Hier links, dann rechts“, lautet der weiter Hinweis. Wer von den Helfern keinen Unterstand findet, steht in seinem Regencape im Freien und friert wahrscheinlich erbärmlich. Bin ich da nicht gut bedient? Kalt ist mir jedenfalls nicht.

Hinter uns muss es Aussteiger geben, denn plötzlich haben wir motorisierte Begleitung, ein Privileg, das erfahrungsgemäß nur der Erste und Letzte genießt. Tatsächlich. „Ihr könnt zusammenpacken“,  sagt der Biker den Helfern, während wir an der Getränkestelle das stark mit Naturwasser verdünnte Iso runter würgen. „Das sind die Letzten.“

Zuerst ist die Ausleuchtung der Wege ganz angenehm, dann nervt es mich und ich gebe Gas. Schließlich weiß ich Cindy in guten Händen.  5 oder 6 Kilometer ist die Schleife, dann bin ich wieder im Tunnel.  Am anderen Ende herrscht schon Aufbruchstimmung. Der Regen hat nachgelassen, das Gewitter hat sich verzogen.  Wir laufen auf der schon bekannten Strecke zurück.

 

Gehlsdorf unter Wasser

 

Was sich wie ein abziehendes Gewitter anhört, ist ein herannahendes. Sofort ist es wieder am Schütten, Blitzen und Donnern.  Außer den tapferen Helfern ist kein Mensch mehr an der Strecke. Statt Grillparty im Freien gibt’s jetzt nen Krimi im Wohnzimmer. „Schaut mal, da kommt wieder einer“, höre ich jemand rufen. Gleich sind vier, fünf Köpfe am Fenster zu sehen. Ist so den Viechern im Zoo zumute?

Ich schaue nach, ob’s mein Foto überlebt hat. Er hat, km-Schild 11 ist der Beweis. Ich schließe zu Detlef auf. Zusammen können wir eine weitere Läuferin überholen. „Wie geht’s?“ „Na, ja!“ Mehr kann man bei den Bedingungen nicht verlangen.

In Gehlsdorf raten uns die Helfer, äußerst rechts zu laufen, es habe knietiefes Wasser. Verarschen kann ich mich selber. Die Straße sieht zwar aus, wie eine geschlossene Wasserfläche, aber das kenn ich doch schon. Außerdem ist hier ja alles flach. Ich halte mich trotzdem ganz rechts und etwas vorsichtig gehe ich auch. Nach dem Fußgängerweg geht’s über eine kleine Kreuzung und schwupp, reicht mir das Wasser nur dank meiner 190 cm Körpergröße nicht bis ans Knie.

An der Haltestelle steht Detlef und signalisiert, dass dort der Tauchgang endet. Ich stoße ein paar Flüche aus, bin mir aber spätestens jetzt im Klaren, dass ich an einem besonderen Ereignis teilhabe. Von der Dramatik, die sich hinter den Kulissen abgespielt, erfahre ich erst später. Um 21.00 Uhr rufen nämlich Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt zur Krisensitzung. Man will den Lauf abbrechen.  Die Feuerwehr wird zu Einsätzen gerufen und die Polizei fürchtet, den Straßenverkehr wegen überfluteter Straße und gehobener Gullydeckel auf die Marathonstrecke umleiten zu müssen. Wie aber die Leute von der Strecke zurück in die Stadt bringen?

Es gibt keine Alternative: The run must go on. Feuerwehr und Polizei werden abgezogen, die Streckensicherung obliegt weitgehend den Helfern. Und die sind gut drauf. „Heißen alle Mädels in Rostock Hella?“, frage ich ein Mädchen, wie alle in ein blaues Shirt mit der Aufschrift „hella“ gepackt.  Das Mädchen lacht und klärt den dummen Alten auf: „Das ist doch unser Sponsor! Von dem ist das Wasser und das Iso. Hier, trink!“

Der Blick auf die jetzt beleuchtete Stadt und den Hafen ist noch schöner als am Abend. Ist das jetzt das  dritte Gewitter oder noch das zweite, das gerade niedergeht? Sirenen heulen, Blitze zucken, lauter Donner ist zu hören. Der Weg liegt im Dunklen, gespenstisch und schön ist es.  Eine Frau kommt uns entgegen: „Ihr seid richtig, hier geht’s lang.“

Dann der Holzsteg, wir sind im Stadthafen. Wer die Wahl hat, hält sich drinnen auf. Es geht die Straße rauf zum Neuen Markt. Laufen? Ich kann nicht mehr. Ein Stück gehen, dann bin ich oben. „Eine kleine Runde um die Kirche noch“, ruft mir ein Helfer zu. Was ist eine kleine Runde? Es geht noch einmal in die Innenstadt und von dort endlich ins Ziel, wo sich drei liebe Menschen mit mir freuen: Evi, Günter und meine Frau.

Es ist ein Jammer. Der Neue Markt – fast menschenleer. Die Bühne – verwaist. Statt Bier und Bratwurst, Live-Musik und Stimmung der nächste Regenguss. Mir bleibt nichts anderes übrig, als wieder zu kommen. Dass der Marathon noch einmal derart ins Wasser fällt, ist ja eher unwahrscheinlich.

 

Marathonsieger

 

Männer

1. SEBRANTKE Oliver LC Hansa Stuhr  2:40:09
2. DIEHL Marco DVAG Marathon-Team   2:42:22
3- ISCHIDONAT Nils Hella-Team   3:00:19

Frauen

1. EHRHARDT Anita Oldenburg  3:29:51
2. KUSATZ Patricia Berlin  3:42:39
3. GIERER Petra Papendorf 3:47:27

194 Finisher

123
 
 

Informationen: hella marathon nacht rostock
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