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Laufberichte

Sonntags-Brunch

22.05.11
Autor: Klaus Duwe

300 Minuten Marathonfest und 500 Bilder

 

Fast jeder Veranstalter in Deutschland, außer Berlin, würde bei  16.000 Marathon-Anmeldungen Freudentänze  aufführen.  In Hamburg bedeutet diese imposante Zahl aber ein Minus von 4.000 gegenüber dem Vorjahr. Verständlich, dass sich die Freude in Grenzen hält. Ob für den gravierenden Rückgang  wirklich die (unfreiwillige) Terminverschiebung verantwortlich ist?

Die Zahlen sind schon länger rückläufig und wurden nach einem kalten Winter auch schon mal mit dem April-Termin begründet.  Man wird es spätestens nächstes Jahr sehen, dann findet der Lauf am 29. April statt.

Mit dem Veranstaltungszentrum ist man dieses Jahr komplett auf das Heiligengeistfeld in St. Pauli umgezogen, wo dreimal im Jahr der Hamburger Dom, ein Volksfest mit mehreren Millionen Besuchern,  stattfindet.  Einem Volksfest gleicht auch an diesem Wochenende die Ansammlung von Buden und Ständen rund um die Zelte, in denen die Marathonmesse, Startnummernausgabe, Kleiderdepot und Duschen untergebracht sind. 

Der Platz ist gut mit der U-Bahn (Linie 2, Station St. Pauli) zu erreichen. Mancher sieht zum ersten Mal das urige Stadion der St. Pauli-Kicker in Natur. Das andere auffällige Bauwerk,  ein riesiger grauer Betonklotz, ist ein Flakturm aus dem 2. Weltkrieg. Die Reeperbahn liegt gleich um die Ecke. Was es da zu sehen gibt, brauche ich Euch nicht zu erzählen.

Marathonis haben am Sonntag freie Fahrt mit U-Bahn und Bussen der HVV. Vom Hauptbahnhof ist man in ungefähr  15 Minuten am Startplatz. Das Wetter ist herrlich. Wer glaubt bei strahlend blauem Himmel schon an Gewitter, Sturm und Regen? Gleich im Dreierpack sind Spaßbremsen für Läuferinnen und Läufer vorhergesagt. Aber erst für den Nachmittag. Start ist um 9.00 Uhr. Wenn überhaupt, sind es also die Langsamen, die Petrus bestraft.

Zuerst gehen Handbiker und Rollis auf die Strecke, dann die Läuferinnen und Läufer. Ganz vorne stehen Wilfred Kigen und Rogers Rop, die beide 2007 an gleicher Stelle in einem packenden Duell ihre persönlichen  Bestzeiten (2:07:33 bzw. 2:07:32) gelaufen sind. Dazu einige weitere Läufer aus Kenia und Äthiopien. Mehr gibt das Budget der Hamburger zurzeit nicht her.

Für die ca. 800 Läuferinnen und Läufer im Block dahinter geht es um den ehrenvollen Titel „Deutscher  Marathonmeister“.  Die vermeintlich schnellsten nationalen Marathon-Heros starteten allerdings vor ein paar Wochen in Düsseldorf. Dort gibt es Euros statt Meisterehren.

Schon einen weiteren Block weiter hinten interessiert das  keinen mehr. Dort klettert gerade „Engelchen“  Susanne über die Absperrung. „Pass auf Deinen Schwanz auf“, ermahnt sie „Teufel“ Jürgen, der ihr auf gleichem Weg folgt.  Er dreht sich um, schaut auf das lange schwarze Ding und meint: „Nix passiert!“  Glück gehabt.  Die Zwei mit der Startnummer 666 sind übrigens himmlisch gut und teuflisch schnell unterwegs, 3:43. Haben wohl sonntags noch was anderes vor.

Auf St. Pauli gilt absolutes Schusswaffenverbot. Auch für Olaf Scholz, den Ersten Bürgermeister. Deshalb gibt es keinen Startschuss, sondern es wird „angeglast.“  „Mit einer Schiffglocke geläutet“, könnte man auch etwas umständlicher sagen.  Zuvor gibt es traditionell „Hamburg an der Elbe Auen“ und dann die Nationalhymne,  live gesungen von Benno Schöning. Dann hält uns hier nichts mehr. Die vielen Zuschauer geben den Marathonis schon einmal einen Vorgeschmack darauf, was Marathon in Hamburg heißt. 

Kneipen, Bars und Clubs reihen sich auf der Reeperbahn lückenlos aneinander. Vielleicht kommen ja  heute Abend einige hierher zurück, um noch einmal zu finishen.  Joe ist übrigens am späten Nachmittag mit dem Zug heimwärts gefahren. Wie komme ich jetzt darauf?

Lange ist es her, da starteten im  Star-Club, Indra, Top-Ten und im Kaiserkeller  vier  Jungs aus Liverpool zu einer beispiellosen Karriere und veränderten als „The Beatles“ die Welt. Standesgemäß hat man nach ihnen einen Platz benannt und seit 2009 gibt es ein großes Museum. Darin geht es nur  um Beat, Beatles, Beatlemania. Letzteres ist auch der Name der Wallfahrtsstätte.

Nur knapp 1000 Meter ist die „sündigste Meile der Welt“  lang, man ist also schnell drüber weg und auf der Königstraße unterwegs. Der prachtvolle Bau am Platz der Republik ist übrigens nur das Kundenzentrum des Bezirksamtes Altona, kein Herrschaftssitz. Im Garten hat sich eine Musikkapelle postiert.

Wegen einer Baustelle im ersten Streckendrittel befürchtet man Engpässe. Deshalb hat man sich kurzfristig zu zeitversetzte Blockstarts entschieden. Davon profitieren die Läufer schon jetzt, denn jeder findet seinen Rhythmus. Noch nicht einmal in der Holländischen Reihe, als die Straße durch die roten Backsteinhäuser wesentlich enger wird, gibt es ein Problem.

Gedränge gibt es erst an der Getränkestelle, weil ….  Ich kann es selber nicht mehr hören.  Am ersten Tisch prügelt man sich fast um einen Becher Wasser, am letzten wird es warm, weil es keiner will. Warum sagt das den Rookies  keiner, bevor man sie auf die Strecke lässt?

 
 

Informationen: Haspa Marathon Hamburg
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