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Laufberichte

Marathon in Hamburg: Warum so beliebt?

26.04.09
Autor: Joe Kelbel

Aus St. Pauli geht es elbabwärts, durch die Stadtteile Ottensen und Othmarschen. Nahezu auf jedem Balkon sitzen und stehen Leute, Fahnen, Schilder und beschriebene Bettlaken hängen aus den Fenstern. Auf den Bürgersteigen quetschen die Zuschauer sich an die Häuserwände, spüren den Atem und riechen den Schweiß der Läufer.

Wendepunkt ist bei etwa km 5, dann geht es zurück über die Elbchausse. Immer wieder Fan-Club-Nester von grillenden, proseccotrinkenden Anwohnern. Es geht Richtung Landungsbrücken, rechts blitzen immer wieder die hohen Hafentürme durch das knallige Grün der Kastanien.

Ich erkenne: das knallige Grün der Bäume, welches nahezu jede Straße überdacht, dazu wunderbares Frühlingswetter und blühende Vorgärten sind ein wichtiger Wohlfühlfaktor Hamburgs.

Fischmarkt, dies wird der erste Höhepunkt sein, zumindest der Stimmung. Ich erkenne:  es  ist die Kombination zwischen Länge und Geschwindigkeit, man braucht  Training und Ausdauer, eine wunderbares Wetter in einer geilen Stadt. Dann kann man die grandiose Stimmung genießen, die hier durch ein begeistertes Publikum geformt wird. In mehreren Stockwerken stehen bunte Menschen auf dem Hochwasserschutzbau. Ein Schilder-, Banner- und Fahnenmeer umgeben vom Brausen  tausender Zuschauerkehlen lässt es dir eiskalt den Rücken runterrinnen. Die Beine fliegen über den Asphalt, viel zu schnell, doch locker leicht.

Beidseitig, kilometerlang stehen die Menschenmassen oder sitzen auf der Hochwassermauer und lassen die Beine baumeln. Über unseren Köpfen sind die Fußgängerbrücken brechend voll. Arme und Beine bilden ein brausendes Tentakelmeer. Bis weit hoch über die Uferstraße stehen die Sportbegeisterten.

Danach geht es an der Speicherstadt vorbei, hier sind weniger Zuschauer, dafür ein beeindruckender  Verpflegungspunkt: die verlockenden Wasser-und Isobecher türmen sich hoch auf den langen Tischen, dazu meterlange Tischreihen, brechend voll mit gold-weißen, makellos-sauberen Bananenstücken! 180.000 Stücke, so steht es auf der Website des Veranstalters.

Hauptbahnhof, Jungfernstieg, Binnenalster, jeder Meter gesäumt von Begeisterten. Ich erkenne den Opa mit dem Nasenschlauch wieder, die Blonde mit dem großen Schild, ja immer wieder erkenne ich einzelne Zuschauer wieder. Die Streckenführung macht es möglich, daß Angehörige schnell den Ort wechseln können. Viele sind verkleidet, machen Musik, teilen Getränke und Süßigkeiten aus, die Stadt macht Party! Hier wird nicht Weihnachten, oder Ostern gefeiert, hier wird Marathon gefeiert!

Die Außenalster: Knalliges Frühlingsgrün, das Glitzern der Segelschiffe auf dem Wasser, auf den satten Wiesen, neben unserer grün-überdachten Laufstrecke sind Campingstühle, Biertische und Grille aufgebaut.

enerationsüberspannende Familien feiern in ausgelasseneer Selbstverständlichkeit. Auf den allgegenwärtigen Sektgläsern glitzern die kühlen Perlen, gleich deneben  stechend-weißer Bierschaum neben einer Vase mit roten Tulpen.

Ganz Hamburg scheint wach zu sein, man feiert nicht Frühling, man feiert Marathon.

Das Alsterdorf: Hier stehen die Leute schon auf den wackligen Biergarnituren, die Hände, vollbepackt mit Gläsern gefüllt mit verlockendem Partystoff recken sich uns entgegen. Weiter, weiter, im Ziel gibts das auch für uns!

Jeder Streckenanwohner, so scheint es, hat zur Party geladen, während man sich in Frankfurt zu dieser Zeit erst müde aus den Laken quält, sind hier die Würstchen schon knusprig und das erste Faß ist leer. Bei km 30 eine Massagestation inmitten des Grüns, viele verlangsamen den Schritt, Stau an den Getränkestationen, es ist sehr warm geworden und viele Läufer sehen schon sehr gezeichnet aus.

Die Laufstrecke wird eng, ab km 35 ist kaum noch ein Durchkommen. Das Gegröhle der Massen, die Arme, Fahnen und Schilder recken sich über die Absperrungen. Vielleicht nur noch 2 Meter breit ist die Laufstrecke, nun wird es sehr schwierig, sich durch die Geher durchzuschlängeln, die den Weg blockieren, immer mehr die gehend die Strecke bewältigen wollen, während die Menge mich ohrenbetäubend nach vorne peitscht.

Lauf!Lauf! Die Zuschauermassen verschwimmen mit der Laufstrecke, die Beine fliegen, gepeitscht von einem gewaltigen Orchester. Wogen von Farben, Brandung von Stimmen, so verfliegen die letzten Kilometer in einem allumfassenden Freudentaumel.

Was also macht den Hamburg Marathon so beliebt? Warum gibt es hier so viel Marathondebütanten, warum zahlt man hier so viel für die Startberechtigung?- Nun, ganz direkt gesagt: bei den Marathons, in Frankfurt oder Barcelona feiert man die Stadt, in Rom feiert sich der Italiener, in Köln feiert man Karneval aber in Hamburg feiert man den Marathonläufer.

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Informationen: Haspa Marathon Hamburg
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