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Laufberichte

Hamburgs Sehenswürdigkeiten im Laufschritt

 

Mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern ist Hamburg die zweitgrößte Stadt in Deutschland. Obwohl etwa 100 km von der Nordsee entfernt, gilt der Hamburger Hafen als Deutschlands größter Seehafen und hat der Hansestadt den Beinamen „Das Tor zur Welt“ eingebracht. Touristen aus aller Welt schätzen die vielen Möglichkeiten und Angebote, mit denen die Metropole aufwarten kann: Ein spektakuläres Nachtleben, Hafengeburtstag, Elbjazzfestival, Museen für jedes Interessengebiet, Theater-, Konzert-, und Musicalveranstaltungen, dazu eine wunderbare Altstadt, trotzdem zahlreiche Grünflächen und nicht zu vergessen, die Nähe zum Wasser. Hamburg hat wirklich für jeden etwas zu bieten.

„Run the blue line“ ist das Motto des Haspa Marathons, Deutschlands größtem Frühjahrsmarathon. Die blaue Linie bildet die Optimallinie, mit der der Marathon die exakte Streckenlänge von 42,195 km erreicht. Wer aber vorhat, sich genau auf dieser Linie bewegen zu wollen, sollte sich beeilen. Bei einem Starterfeld von 23 000 Marathon- bzw. Staffelläufern werden wohl nur die Ersten in den Genuss der Ideallinie kommen. Die anderen erleben eine Sightseeingtour der besonderen Art: Hamburgs Sehenswürdigkeiten im Läufertakt.

In spazierweite zu Alster und Reeperbahn liegt die Hamburger Messe, ein modernes Messe- und Congresszentrum, das für den Marathon einen perfekten Anlaufpunkt bietet. In den weitläufigen Hallen befindet sich die Endurance Sportmesse, Treffpunkt für alle, die mehr über unseren Sport wissen wollen. Hier werden auch die Startnummern ausgegeben. Zu beachten ist, dass neben der Meldebestätigung auch der Personalausweis vorgelegt werden muss. An der Startnummer sind diverse Gutscheine z. B. für die Startertasche befestigt. Den große Beutel mit allerlei Sponsorengrüßen kann man dann vor dem Start als Kleiderbeutel abgeben – natürlich geleert und mit Wechselkleidung versehen. Am Samstag findet in einer der Hallen die Pasta Party statt, während draußen auf den Freiflächen die Schülerläufe und der Zehntel-Marathon ausgetragen werden

Leider gelten in diesem Jahr die Startnummern nicht als Fahrschein für die öffentlichen Verkehrsmittel, die auf Grund der gesperrten Straßen die komfortabelste Möglichkeit bieten, sich am Marathonmorgen zum Start zu begeben. Es empfiehlt sich rechtzeitig vor Ort zu sein. Trotz perfekter Logistik sind die Wege weit und wegen der vielen Menschen ist das Gelände unübersichtlich. Die Läufer der vorderen Startblöcke sind angehalten, eine halbe Start früher da zu sein. Weil Norbert und ich aus dem vorletzten Startblock starten, können wir uns Zeit lassen.

Bei der Gepäckabgabe ist mittlerweile nicht mehr viel los und die Toiletten haben sich ebenfalls geleert. Den Startblock „M“ erreichen wir noch, bevor vorne der Startschuss fällt. “Fluch der Karibik“ ist für die Hansestadt ein passender Startsong. Für uns und tausend andere heißt es allerdings noch abwarten. Nur langsam setzen sich die Läufer vor uns in Bewegung.

 

 

Hinter uns stehen erwartungsvoll die Läufer des letzten Startblocks (meist Marathonnovizen) und brennen darauf, dass die Ordner endlich grünes Licht geben. Derweil joggen wir gemütlich an den vielen Zuschauern vorbei Richtung Start. Die Spannung steigt. Wir erreichen die großen Starttore, da zeigt die Marathonuhr bereits 16:24 Min.

Am Startbereich ist ein roter Teppich ausgelegt, rechts und links eingerahmt von den hohen VIP-Tribünen. Dann kommen lange Absperrungen und dahinter tausende Schlachtenbummler, die uns frenetisch anfeuern. Ich lasse mich treiben und versuche dabei niemandem auf die Füße zu treten. Wir laufen die Glacischaussee entlang.

Rechts grüßt uns ein dunkler Sakralbau: aus der ehemaligen evangelischen"Gnadenkirche" wurde 2007 die Russisch orthodoxe Kirche, eine wichtige Begegnungsstätte für Osteuropäer. Links stehen diverse Justizgebäude; jedes für sich eine architektonische Meisterleistung. Rechts auf dem Heiligengeistfeld ist heute der letzte Tag des Frühlingsfests DOM. Was für München die Wiesn und für Stuttgart der Wasen ist für Hamburg der DOM. Hier ist allerdings dreimal im Jahr Saison. Frühlings-, Sommer- und Winter-Dom. Die Fahrgeschäfte sind zu dieser frühen Morgenstunde natürlich noch nicht in Betrieb.

Vorne auf der Strecke sieht man schon von weitem die 70 bzw. 80 m hohen Tanzenden Türme, mit der Adresse Reeperbahn Nr.1. An dieser exponierten Stelle zwischen Hamburgs Innenstadt, St Pauli und Altona soll die auffällige Bauform das anmutige und künstlerische hervorheben und den Übergang zum Amüsierviertel Reeperbahn schaffen. Der Name Reeperbahn kommt von Taumachern und Seilern, den so genannten Reepschlägern, die für die Herstellung von Schiffstauen eine lange, gerade Bahn benötigten. Tatsächlich wurden die Seile auf der parallel laufenden Simon-von-Utrecht Straße gefertigt und die Reeperbahn kam nur durch eine geschichtliche Ungenauigkeit zu ihrem Namen, der heute als Synonym für „Die sündige Meile“ gilt. Von Einheimischen wird dieses Gebiet liebevoll „der Kiez“ genannt.

Im Gegensatz zu den Erokikvierteln in anderen Städten beherbergt der Kiez nicht nur Bordelle und Nachtclubs, Bars und Diskotheken. Im Operettenhaus z.B. wurden viele bekannte Musicals uraufgeführt.  Das St. Pauli Theater ist das älteste Theater in ganz Deutschland und die Beatles begannen im Star-Club ihre Weltkarriere. Aktuell gastiert die deutsche Band Glasperlenspiel im Kaiserkeller. Nur in der Herbertstraße sind weibliche Touristen immer noch unerwünscht. Wer nicht massiv belästigt werden will, sollte einen Besuch dort vermeiden. Hier ist man noch ein Mann und will sich auch als solcher verwirklichen.

Es ist seltsam anzusehen, wie sich die bunte Läuferschar zwischen den anrüchigen Etablissements  ihren Weg bahnt. Einige zeigen auch unverhohlen Interesse an den diversen Auslagen in den Schaufenster n(km 2).

Nach genau 930 m geht die Reeperbahn in die Königstraße über. Irgendwie habe ich das Gefühl, es geht bergauf. Links steht die evangelisch-lutherische Kirche St. Trinitatis, ehemals Hauptkirche der Stadt Altona. Im Mittelalter gehörte Altona zu Dänemark. Schon damals war der Hamburger Rat der Meinung, dass der aufstrebende Ort „all to nah“ (allzu nah) an ihrer Stadtgrenze lag. Mit 24 000 Einwohnern war Altona  1803 nach Kopenhagen die zweitgrößte Stadt Dänemarks. Zu allen Zeiten galt Altona als Zufluchtsort für Verfolgte aller Schattierungen. Die Straßennamen „Kleine und Große Freiheit“ symbolisieren das auch heute noch. Bereits ab 1640 wuchs der Widerstand der Stadt gegen die Dänischen Herrscher. Nach Dänemarks Niederlage im Deutsch-Dänischen Krieg (1864) wurde Altona 1871 Teil des Deutschen Reiches und später nach Hamburg eingemeindet.

Am Platz der Republik steht das imposante Rathaus von Altona mit dem Reiterstandbild von Wilhelm I. Hier könnte man bequem etwas abkürzen, denn bei bei km 10 kommt man an der Rückseite wieder vorbei. Die Frage ist nur, ob man bei den vielen Zuschauer überhaupt eine Chance hätte, durchzukommen.

 

 

In der„Holländische Reihe“ stehen die Häuser dicht an der Straße. Von den Balkonen und Fenstern ertönt Musik, lautes Klatschen und Rufen der Bewohner. Die Läufer winken zurück. Mit der Entfernung zur Innenstadt werden die Häuser kleiner, man leistet sich einen kleinen oder größeren Garten um sein Eigenheim. Hier kommen die Menschen an die Gartenpforte, um das in der Enge der Straße wieder dichte Feld anzuspornen. Sie haben allerlei Instrumente dabei und machen einen höllischen  Lärm.

Es geht links über den Halbmondweg und nochmals links entlang der Elbchaussee zurück Richtung Innenstadt. Hier kann man inmitten von Gärten mit uraltem Baumbestand stolze Villen und Herrenhäuser bewundern. Von Zeit zu Zeit hat man zwischen den Bäumen und Häusern auch mal  einen tollen Blick auf den Hamburger Hafen. Sobald dann die Rückseite des schmucken weißen Altonaer Rathauses erscheint, haben wir die ersten 10 Kilometer geschafft. Das Rathaus ist bei Brautpaaren beliebt, weil man nach der Trauung nur über die Straße muss und in den Grünanlagen des Altonaer Balkons, hoch über dem Hafen, unvergessliche Hochzeitsbilder machen kann.

In einer eleganten Kurve geht es bergab. Der Hafen liegt unter uns. Es ist eine tolle Kulisse, die Fans  stehen dicht an dicht, um die Läufer anzufeuern. Gänsehautfeeling pur. Unten geht es um eine Kurve und dann geradeaus auf dem Fischmarkt und der  St. Paulier Hafenstraße entlang. Der berühmte Fischmarkt findet im Sommer sonntags von 5 Uhr bis 9 Uhr 30 statt und ist traditioneller Treff von Nachtschwärmern und Frühaufstehern. Es gibt hier nicht nur Fisch, sondern eigentlich alles, was man sich denken kann. Und wer seine wertvolle Uhr oder Kamera vom letzten Abend vermisst, kann sie hier eventuell für kleines Geld wieder finden. Alternativ gibt es bestimmt ein ähnliches Stück für fast „umme“.

 

 

Es geht an einem braunen Backsteingebäude, dem Eingang zum alten Elbtunnel, vorbei. Er galt bei seiner Eröffnung 1911 als technische Sensation und steht seit 2003 unter Denkmalschutz. Der Tunnel verbindet mit seinen zwei Röhren die Innenstadt Hamburgs mit Steinwerder und war der erste Tunnel unter einem Fluss in Europa. Mit dem Aufzug werden Fußgänger und Radler umsonst und PKW für 2 Euro in die Tiefe befördert und können so trockenen Fußes die 500 m bis ans andere Ufer zurücklegen.

Wir passieren die Landungsbrücken,  zentral gelegener Verkehrsknotenpunkt von S-Bahn, U-Bahn und Schiffen. Der erste Schiffsanleger an dieser damals am Hafenrand gelegenen Stelle wurde 1839 errichtet. Er diente als Anlegestelle für Dampfer, die dort relativ einfach mit Kohle befüllt werden konnten. Hier hat der NDR einen Hotspot eingerichtet, von dem aus live übertragen wird. Gut gewählt, denn Zuschauer gibt es hier massenweise und die Stimmung ist gigantisch. Im Hintergrund kann man kurz einen Blick auf die Museumsschiffe „Cap San Diego“ und „Rickmer Rickmers“ werfen.

 

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Informationen: Haspa Marathon Hamburg
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