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Laufberichte

Das gab´s noch nie - 1. Eilenriede Marathon

16.02.13
Autor: Joe Kelbel

Im Guinnessbuch der Rekorde steht er nicht. „Die Leute vom Guinnessbuch kämen mit dem Registrieren gar nicht hinterher, weil ja ständig Marathons hinzukommen”, meint Christian Hottas, der am 5. Mai 2013 beim TUI Marathon in Hannover seinen 2000ten Marathon absolvieren will.

Er ist der Einzige, der bisher alle 22 Marathons in Hannover gefinisht hat. Im Vorfeld zu diesem großen Ereignis ruft der Veranstalter des TUI Marathons Hannover, die eichels: Event GmbH zu einem Vorfreude-Marathon auf, dem ersten Eichelrieder Marathon in Hannover. 100 Teilnehmer dürfen an diesem Marathon teilnehmen, 40 aus dem engsten Kreis der Vielläufer um Christian, und 60 Läufer, die per Los ermittelt wurden. Die Nachfrage nach Startplätzen war gewaltig, die Starterliste nach wenigen Tagen ausgebucht.

Jeder der 100 Läufer erhält eine persönliche Startnummer, die ausweist, wie viele Marathons/Ultras er schon gelaufen ist. Addiert man die Startnummern erhält man 12006 gelaufene Marathons. Das ist weltweit einmalig.

Getreu Christians Lieblingsmotto “Jeder Lauf ist ein Geschenk”, ist für den Eilenriede Marathon kein Startgeld zu zahlen. Ein großer Dank im Namen aller Vielläufer an Steffi Eichel, der Chefin von eichels: Event, die seit Jahren auch den großen Hannover Marathon (05. Mai 2013, vormerken) organisiert. Sie freut sich, uns die schönste Ecke Hannovers zeigen zu können, die in diesem Jahr auch beim Hannover Marathon eingebunden sein wird.

 

Die Eilenriede

 

Für den Marathon laufen wir zweimal die vermessene und dauerhaft markierte Halbmarathonstrecke durch die Eilenriede, dem Stadtwald von Hannover. Die Eilenriede ist doppelt so groß wie der Central Park in New York.

Start ist am Döhrener Turm (1382), etwa 3 km vom Zentrum entfernt. Sechs Türme aus dem 14.Jahrhundert dienten als militärische Vorfeldverteidigung der Stadt, waren Grenz-und Zollstation, dienten auch zur Abwehr „streunenden Gesindels” und zur Verhinderung von Holzdiebstahl aus der Eilenriede, die an den Maschsee grenzt. Nur an bestimmten Holztagen durfte eine Person eines Haushaltes mit einer von der Stadt markierten Tragestange Holz aus der Eilenriede holen, und auch nur denselben Aus-und Eingang benutzen. Die Turmwärter durften durch Schankstellen an den Türmen ihr Gehalt aufbessern.

Sehenswert sind das Teufelsbad, eine Quelle und historische Badestelle und der schwefelhaltige Heiligers Brunnen. Heiliger war ein Bürgermeister, der zur sogenannten Hübschen Familie gehörte. Das Wort “hübsch” bezeichnete damals jemanden, der zum Hof gehörte, also zur Aristokratie des Kurhannover oder des  Königreichs Hannover.

Die Eilenriede ist durchzogen von wasserführenden Gräben, die im 13. Jahrhundert als Wehranlagen gebaut wurden. Auch mit “Knicken” oder “Gebücken”, also lebenden, dichten, stacheligen Hecken wurde die Stadt verteidigt.

Start 11 Uhr. Christian kommt auf den letzten Drücker. Der Startschuss drückt sich auch. Ladehemmung. Wir sind nicht auf der Flucht, wir suchen nur die Probleme, die ein Nichtläufer hat. Johannes Haflinger (103 Marathons) ist ein schneller Vielläufer, er ist gleich auf und davon, wird mit 2:48 finishen, während Christian vorhat, 5:55 zu laufen.

Am Bischofhol stand auch einer der Wachtürme (1461), jetzt ein Wirtshaus mit
verlockendem Biergarten, aber ein Sanitätsfahrzeug steht drohend davor. Wir überqueren den Messeschnellweg. Der wurde 1958 trotz heftiger Proteste durch den Wald geschlagen, die Fußgängerbrücke wird in der ersten Runde noch laufend genommen.

Bei km 5 erreichen wir die erste Verpflegungsstation am Pferdeturm (1387). Freudige Überraschung: Brot, Bananen, Gel, Apfelschorle, Wasser, heißer Tee. Endlich mal eine Organisation, die versteht, dass Müsliriegel und Iso nicht nach meinem Geschmack sind.

Wegenamen wie “Bischofshol”, “Großer Zuschlag”, “Kleiner Zuschlag” “Hornskamp”, “Lüddelenlamp” erinnern daran, dass der Stadtwald teilweise sehr rabiat vergrößert wurde.

Weiter geht es Richtung Norden entlang des Ortsteiles Gross-Buchholz. Bei km 7,5  eine Lokation, die man Steuerndieb nennt. Der Name bedeutet “Störe den Holzdieb” und war der Name eines Turmes (1392) der hannoverschen Landwehr. Das jetzige Wirtshaus entstand aus der Turmschänke. Auf der Speisekarte: Hummer “Thermidor”, ohne Preisangabe.

Der Wegenamen “Hanebuthwinkel” erinnert an den Räuber Hasper Hanebuth, der  am Eingang zur Eilenriede 19 Raubmorde verübte. Er wurde 1653 in Hannover öffentlich zu Tode gerädert. Das Rädern war die Strafe für Straßenräuber. Gewollt war nicht primär der Tod, sondern das qualvolle Verstümmeln, indem der Henker das Richtrad mit der eisernen Kante zunächst auf die Unterschenkel fallen ließ und sich langsam bis zu den Armen hinaufarbeitete, bis sämtliche Knochen gebrochen waren. So wurde der noch Lebende dann auf das Rad gespannt und ließ es einen Berg hinab rollen. Schon eigenartig, daß man eine Straße nach einem Mörder benennt.

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Informationen: ADAC Marathon Hannover
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