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Laufberichte

210 mal 200 m = 42 km

 

Heute sind wir zu Gast in der Arena Geisingen. Das Baden-Württembergische Geisingen liegt zwischen Donaueschingen und Tuttlingen, gleich an der A81. Hier wurde 2010, in direkter Nachbarschaft zur jungen Donau, ein Mekka für Inlineskater erbaut. Zum einen gibt es einen Straßenkurs, zum anderen die eigentliche Arena, mit optimalen Trainings- und/oder Wettkampfbedingungen bei jedem Wetter.

Wo sich Inlineskater wohl fühlen, kann es auch für Läufer nicht so schlecht sein. Seit fünf Jahren nutzt der Lauftreff Pfohren e.V. die Halle für sein Wintertraining. Irgendwann kam dann die Idee, das bereits umfangreiche Vereinsprogramm durch die Austragung eines Marathons in der Halle zu bereichern. Die beiden Vorsitzenden Wolfram Rothweiler und Thomas Schneider zögerten. Es werden ja bereits verschiedene Laufveranstaltungen angeboten; kann man da den Mitgliedern diesen Mehraufwand im Winter wirklich zumuten? Es sollte 3 Jahre dauern, bis die Ausschreibung online gehen konnte. Letzte Anregungen holte man sich dann in Senftenberg, wo der Hallenmarathon bereits Kultstatus hat.

Wir sind gespannt. Es ist für Norbert und mich der erste Marathon in einer Halle. Kann man auf einem 200 m Rundkurs überhaupt 42 km laufen oder würden sich Bein- und/oder Hüftprobleme einstellen? Wie würde es klimatisch werden? Und ist nicht größeres Gedränge vorprogrammiert? Die Bahn ist zwar 7 m breit - aber wer will schon außen laufen?

Als wir um 13 Uhr die Halle erreichen, sind die Halbmarathonläufer auf ihren letzten Runden. Der digitalen Anzeigentafel kann man die Position, die Namen der Läufer samt Startnummer, die gelaufenen Runden und die daraus resultierende bereits gelaufene Distanz entnehmen. Für die Halbmarathonläufer ist das Ziel bei 105 Runden. Rechtzeitig vor dem Start des Marathons hat es auch der letzte Halbmarathoni geschafft.

Die Startunterlagen gibt es im Sportgeschäft innerhalb der Arena. Dem Umschlag liegt der halleneigene Transponder bei. Er wird mithilfe eines Klettbandes am Bein befestigt. Wir bekommen auch gleich eine kleine Einführung: Zeitnahme, Start und Ziel ist unter den Fähnchen, Verpflegung auf der Gegengerade, Toiletten in den Umkleidekabinen außerhalb der Bahn.

Nachdem wir unsere Sporttasche auf der Tribüne abgestellt haben, statten wir dem Verpflegungsstand einen Besuch ab. Jeder Läufer bekommt eine eigene Trinkflasche mit seiner Startnummer. Die Helfer füllen dann sofort das gewünschte Getränk ein. Eigenverpflegung kann hier auch deponiert werden. Es gibt Wasser, sehr leckeren Tee und Cola, außerdem Brezelstücke, Früchteriegel, Banane und Apfel; alles in mundgerechte Portionen klein geschnitten.

Ein aufmerksamer Moderator fragt bei jedem Läufer ein paar persönliche Daten ab. Diese werden dann im Verlauf des Rennens bekanntgegeben. Der Start ist um 14 Uhr. In der Umkleide treffe ich die Damen vom Halbmarathon. Sie erzählen begeistert von Ihrem Rennen. Es scheint erstaunlicherweise sehr kurzweilig zu sein.

Kurz vor 14 Uhr versammeln sich die Marathonläufer unter den Fähnchen. Es wird geprüft, ob die Transponder korrekt funktionieren. Dazu geht jeder einmal über die Startlinie und dann wieder zurück. Alle zugehörigen Namen leuchten auf der Anzeigetafel auf – somit ist alles O.K. Dann geht es los. Schnell sortiert sich das Feld. Bernd Vöhringer, der seit Januar für den TSV Kusterdingen startet, übernimmt sofort in Führung. Da er schon mehrfach im Marathon unter 3 Stunden erfolgreich war, ist ihm auch heute eine gute Leistung zuzutrauen.

Lars Schweizer vom gastgebenden Verein heftet sich an seine Fersen. Ob das wohl gutgeht? Dahinter ist eine Gruppe gemeinsam unterwegs. Hier ist auch Pamela Veith, die führende Frau zu finden. Die amtierende Deutsche Meisterin im 6h-, 100km-, Cross- und Landschaftslauf und Siegerin im DUV-Cups besticht durch einen schnellen, kraftvollen Laufstil, den sie während des gesamten für sie 3:03 dauernden Wettkampf beibehält.

Wie ist nun das Laufen auf der Bahn? Meine Befürchtungen wegen der Überlastung der Beine oder der Hüfte erweisen sich - zumindest für mich - als unbegründet. Allerdings laufe ich, trotz schlechtem Gewissen, konsequent innen. Das bedeutet für die Schnelleren, dass sie immer um mich herumlaufen müssen, was vor allem in den leicht überhöhten Kurven unangenehmer ist. Dem führenden Bernd Vöhringer scheint das aber ziemlich egal zu sein. Ich beobachte, dass er immer außen läuft, auch, wenn es gar niemanden zu überholen gilt. Vermutlich hält er sich auf einer eigenen Linie und spart sich so den lästigen Zickzack.

Die klimatischen Bedingungen sind optimal. Während draußen der Sturm mit Schneeregen tobt, herrschen drinnen gleichmäßige 12 °C ohne Wind und sonstige Wettereinflüsse. Daher laufen alle selbstverständlich in kurzen Laufoutfits.

Gedränge gibt es auch nicht, was vielleicht am kleinen Starterfeld liegt. Aber mir scheint, es gäbe noch jede Menge Platz. Pfiffig ist die Logistik am Verpflegungsstand gelöst. Man kann durch Zuruf sein Getränk ordern und bekommt es dann in der nächsten Runde gereicht, und ein weiterer Helfer spurtet sofort los, um die Flasche nach der Hälfte der Runde auf der gegenüber liegenden Geraden wieder abzunehmen. Man kann sich aber auch in die Boxengasse einfädeln und dann gemütlich am Tisch verpflegen. Es wird einfach alles für das Wohl des Läufers getan. Auf meinen Wunsch wird sogar Salz bereitgestellt und als am Schluss das Cola auszugehen droht, bringt der Vorstand kurzerhand noch Flaschen aus dem Bistro.

Langweilig ist es übrigens nie. Ich werde ständig überholt, da heißt es konzentriert bleiben, um nicht versehentlich jemandem ein Bein zu stellen. Der Moderator unterhält die Zuschauer und Läufer. Wenn ihm gerade nichts anderes einfällt, spricht er jeden Einzelnen an und motiviert mit flotten Sprüchen. Auch die Helfer, wenn sie gerade nichts zu tun haben, klatschen und feuern die Läufer an. Ein paar Fans haben Rätschen dabei und machen Lärm. Die Ein-Mann Kapelle für die Live-Musik gibt alles. Gerade die Songs aus meiner Jugend finde ich dabei besonders schön. Zwischendrin findet noch die Siegerehrung des Halbmarathons statt. Während die Aufgerufenen die Laufbahn queren, um ihren Preis in Empfang zu nehmen, zollen sie den vorbeikommenden Marathonis ihre Hochachtung.

Für Bernd Vöhringer wird irgendwann die letzte Runde eingeläutet. Er kommt mit phantastischen 2:48:15 ins Ziel. Meine Hochachtung gilt auch dem Lokalmatador Lars Schweizer, der mit 2:55:57 die Ziellinie überquert. Er konnte wirklich lange folgen und hat den 2. Platz hart verdient. Dritte wird Pamela Veith, die natürlich als Frau separat gewertet wird. So wird Hans Kroner, der lange für Pamela die Pace gemacht hat, dritter Mann. Das gesamte Organisationskomitee hat sich versammelt und steht nun unter den Fähnchen, um die nach und nach eintrudelnden Finisher zu beglückwünschen und die verbliebenen Läufer anzufeuern.

Bereits vor dem Start wurde signalisiert, dass jeder durchlaufen kann, auch wenn er länger als die ausgeschriebenen 4 Stunden braucht. Ein Helfer wird mit einer Strichliste abkommandiert, zählt die restlichen Runden und notiert die Zeiten. So kann die Zeitnahme schon mal abgebaut werden. Die Siegerehrung findet im Anschluss in der heimeligen Atmosphäre des Bistros statt.

Fazit: Ein Marathon in der Halle bietet viele Vorteile: keine Streckensperrungen, nur ein Verpflegungspunkt, keine Witterungseinflüsse. Auch eine optimale Renneinteilung ist möglich, da man seine Mitläufer stets im Blick hat und auf der Tafel deren Platzierung mitverfolgen kann. Natürlich besteht hier die Gefahr, am Anfang zu schnell anzugehen. Wenn man es jedoch schafft, sein eigenes Rennen zu laufen sind durchaus persönliche Bestzeiten möglich.

Der Lauftreff Pfohren ist meiner Meinung nach auf dem besten Weg, einen neuen Fixpunkt in den Terminlisten zu etablieren. Die Helfer waren auch nach Stunden noch aufmerksam, zuvorkommende und motiviert. Die Verpflegung war super und selbst für die Nachzügler ausreichend. Die Halle ist zum Laufen nahezu optimal und, wenn sich das hohe sportliche Niveau einmal herumgesprochen hat, auch für Zuschauer attraktiv. Geplant ist im nächsten Jahr, das Angebot um einen 10 Kilometer Lauf zu erweitern und die Zeitlimits im Halbmarathon und Marathon zu verlängern. Davon ausgehend, dass der Termin mit Mitte Februar beibehalten wird, können hier die Läufer ihre Frühform unter bestmöglichen Bedingungen überprüfen.

Norbert und ich freuen uns auf jeden Fall aufs nächste Jahr.

 

Informationen: Hallenmarathon Pfohren
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