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Laufberichte

Es geht bergab

 

Vom Gletscher sieht man beim Gletschermarathon nicht viel. Wenn man, so wie Evi und ich, am Vortag mit der Seilbahn zum Rifflsee rauffährt, kommt man der Sache schon näher. Für ganz Europa wird Hitze gemeldet, wir sitzen windgeschützt vor der Sunna-Alm und begrüßen die vom plötzlichen Regen waschelnass eintreffenden Wanderer. Kühl und windig ist es, noch!

Beim Abholen der Startunterlagen im Imster Sportzentrum bekomme ich bereits einen Eindruck von den Wetterverhältnissen am Sonntag:  Schon  zu Mittag brütende Hitze. Gut, dass ich die Strecke und ihre Besonderheiten bereits kenne.

Ab 17h gibt es in Wenns, ungefähr bei km31 des Marathons, die Nudelparty. Es hat gut geschmeckt im Vorjahr, außerdem liegt die Freizeitanlage da recht schön mit Blick übers halbe Pitztal und rüber nach Jerzens.

Wir wohnen in Mandarfen im Hotel Zirbenhof, keine 100m von der Startlinie entfernt. Das frühmorgendliche Rauffahren am Sonntag mit dem Postbus bleibt damit erspart.  Busse liefern um halb 8 das Rekordstarterfeld ab, einer davon transportiert die Kleiderbeutel zum Ziel. 275 Teilnehmer starten beim Marathon durch das Pitztal bei seiner 10. Auflage. Traditionell sind viele Deutsche hier, heuer vermehrt auch Tschechen und Ungarn. Und das sind nicht die langsamsten.

15°C hat es hier und jetzt auf 1.675m, mit Musik wird den hoffnungsfrohen Startern die Zeit verkürzt. Im Hintergrund ist eine Reihe von 3.000ern zu sehen, darunter die 3.768m hohe Wildspitze. Aktuelles Angebot bis Ende September: Mit der Gletscherbahn rauf auf 3.440m, und da oben um 7h frühstücken.

Gerhard Wally schraubt weiter am österreichischen Rekord, sein 547. Marathon wird das heute.

Der Start ist wie gesagt auf 1.675m Seehöhe, das Ziel auf 780m, es geht also 1.223m bergab ins Inntal, mit höchst unterschiedlichem Gefälle. Dann geht es noch 3km bergauf ins Ziel. Abermals Bruttozeitnehmung, daher starte ich zur Abwechslung einmal weit vorne, dann kann ich auch einmal die schnellen Läufer fotografieren.

Um 08h30 geht es los, 61 Höhenmeter sind auf den ersten 1,5km zu absolvieren, bevor es dann vor allem runter geht. „Highway to hell“ wird am Start gespielt. In der Hölle soll es ja auch recht heiß sein, vielleicht deshalb.

Bei km3 schließt sich die Startschlaufe, unter Beifall passieren wir das Startgelände. Die Zuseher beim Start können uns nun abermals anfeuern, Fotografen sind auch zur Stelle. Wenig später verlassen wir Mandarfen, gleich erreicht uns die Sonne, aber nur kurz. Dann werfen die hohen Berge zur Rechten wieder Schatten auf die Straße durchs Pitztal. Leichter Anstieg nach Tieflehn, es duftet nach frisch gemähtem Gras. Bei km5 in Plangeroß die erste Wasserstelle. Es läuft soweit ganz gut. Seit ein paar Tagen habe ich eine Bänderdehnung im rechten Fuß. Darum laufe ich heute mit alten Schuhen, die haben die richtige Passform. Eigentlich waren die schon ausrangiert, so kommen sie doch noch zu ihrem 20. Marathoneinsatz.

Ein unebener Boden ist natürlich Gift für mich, dummerweise gibt es heuer einige aufgerissene Straßenstücke. Die Baustellen, die da kommen werden, kann ich gar nicht gebrauchen und machen mir offen gestanden etwas Sorgen. 

Heute laufe ich mit Trinkflasche in der Hand. Es ist ein gutes Gefühl, jederzeit trinken zu können. Vor Köfels der erste Tunnel, bei km8 schon der nächste. Die Berghänge links liegen bereits in der Sonne, die rechts im Schatten, malerische Wasserfälle auf beiden Seiten.

Bei km9 in Neurur haben sich einige junge Leute zusammen gefunden und machen sich einen Spaß daraus, uns anzufeuern.  Hier gibt es zum Wasser das Strive von Nutrilite zu trinken. Wir müssen auf der rechten Spur bleiben, das haben wir am Vortag unterschrieben. Die linke Spur wird von relativ vielen Autos und Motorrädern befahren, Urlauberan- und abreise. Der Pitzbach rauscht, führt er doch viel Schmelzwasser.

In Stillebach ist es vorerst vorbei mit dem Schatten. Es ist aber noch nicht allzu warm, kühler Gegenwind macht es durchaus angenehm. Ein schwarzer Esel i-aht alleine auf seiner Weide. Esel sollten nie alleine gehalten werden. Das hat uns einmal ein Eselzüchter im Kärntner Maltatal erklärt.

In Piösmes bei km13 gibt es eine kleine Steigung und zu essen und zu trinken. Der Feuerwehrmann vor mir ist erleichtert, er ist Staffelläufer und hat nun sein Pensum erledigt. Die Sonne scheint hier auch in den Ort und es wird spürbar wärmer.

Vor dem Alpenhof die nächste Labestelle. Wer will, wird nass gespritzt. Es gibt wieder Wasser und Strive, Bananen gäbe es auch. Erste Baustelle bei km16, die Ampel zeigt grün, wir können auf der Asphalt-Seite laufen.

Die Strecke wird flacher, weiter nach Hairlach. In Hairlach passieren wir die zweite Baustelle. Wir dürfen wieder am Asphalt bleiben, freut mich sehr. Bei km18 krame ich mein erstes PowerGel hervor. Es folgt der längste und letzte Tunnel, steil bergab und im Dunklen, dann ist es mit Schatten im Großen und Ganzen vorbei. Der Gegenwind ist noch angenehm kühl.

Eine Hinweistafel macht auf die Ski-Erfolge von Bennie Raich aufmerksam, er stammt aus dem Pitztal. Vorbei an Zaunhof und kurz vor dem Halbmarathon die längste Baustelle. Während die Autofahrer vor der Baustelle warten, müssen wir auf den Schotter ausweichen. Und das für mehrere 100m, das hätte ich gerne vermieden. Die Autoschlange ist ganz schön lange.

Es wird noch ein bisschen steiler, Spitzkehre und schließlich Wiese, bei km22, Staffelwechsel. Ab Wiese ist es dann wieder etwas flacher, unmittelbar nach der Labe sprüht ein Gartenschlauch Wasser auf die Fahrbahn, Platz genug zum Ausweichen ist da. In Ritzenried ist das Tal eng, entsprechend laut tost nun der Bach. Sicher eine Herausforderung für Kajakfahrer.

Das Gefälle wird stärker, Wiesle, bis die Strecke zu km25,5 abfällt, es geht über den Bach und für 0,5km bergauf, rechts aufgewärmte Felswand, links Abgrund, Schatten gibt es hier keinen mehr. Auf der Passhöhe in Schön, Jerzens, fülle ich meine Trinkflasche auf und nehme zwei Stückchen saftige Melone. Diese Labestelle sollte man nur gut versorgt verlassen, man wird es sonst bald bereuen.

Es ist warm geworden, 2km bergab. Der Straßenverkehr ins Tal wird hier via Jerzens umgeleitet. Nicht alle sind einverstanden damit.

Ab km28 beginnt ein Anstieg, der Inhalt meiner Flasche muss bis km31 reichen. Rechts LäuferInnen, links immer wieder Motorräder und Autos. Ein paar Gehschritte erlaube ich mir ab und zu, das lockert die Muskulatur. Ein kleiner Italiener müht sich ab, mehr noch als ich. Da bückt er sich und zieht am Straßenrand unter einem trockenem Ast ein Flasche Coca-Cola hervor, sehr schlau. Triumphierend hält er sie in die Höhe. Salute!

Nun geht es rauf nach Wenns, km30, pralle Sonne, deutlich wärmer als 2014. Eine Dusche am Straßenrand empfängt uns. Ein junger Vater hat alle Hände voll zu tun, seinen gerade gehfähigen Nachwuchs davon fern zu halten. Dem gefällt das gar nicht.
Endlich die Labe bei km31, ich fülle meine Flasche voll mit Strive und Wasser, denn ich weiß, was noch auf mich zukommt. Meinen linken Arm kann ich ins Wasser tauchen, das tut gut.

Der Halbmarathonstart war hier, deshalb gibt es einen Sprecher. Viele sind nicht da, die ihm zuhören, im Schatten kann man da und dort jemanden erkennen. Die Bierbänke in der Sonne sind leer, es ist noch nicht einmal 12h.

Hier kann die Sonne gut an, man läuft wie am Serviertablett, oder besser: wie in der Bratpfanne. Es wurde eine zusätzliche Wasserstelle installiert, sehr fürsorglich. In Bieracker nehme ich mein zweites PowerGel zu mir, spüle den Inhalt mit verdünntem Strive hinunter.

Einen tollen Ausblick hat man jetzt über das Inntal. Vom Hang gegenüber hört man Glockengeläut, es ist Mittag, km34. Ein Teilnehmer hält seinen Kopf unter das fließende Wasser.

Nach Arzl rein wird es wieder etwas steiler, ein paar anfeuernde Zuseher applaudieren aus dem Schatten heraus. Die nächste Labestelle, dann vorm Gemeindezentrum in Arzl, noch 6km. Mit Coca-Cola und Wasser fülle ich meine Flasche auf. Hier ist etwas  Stimmung, das Publikum sitzt auf Bierbänken im Schatten.

Die Strecke steigt leicht an, dann geht es im Wald steil bergab. Endlich wieder etwas Schatten, der Verkehr kommt schubweise.

Km38, wir überqueren auf einer Talbrücke den Inn. Vor dem Kreisverkehr wechsle ich auf die linke Spur, Polizisten lassen die Autos portionsweise passieren. Wir Läufer müssen runter zum Inn, wieder ist es steil. Ein Mädchen mit Gartenschlauch steht am Straßenrand und ist bereit, uns abzuduschen.

Unten angekommnen, führt die Strecke unter einer Straßenbrücke durch, km39. Ein Blick auf die Uhr und mir graust. Der Sprecher am Start sagte etwas von 35°C in Imst, da hat er gewiss nicht übertrieben. 35°C im Schatten, wie viel sind das in der Sonne?

Bei der Labe vom wirklich schönen GH Neuner - km 39,5 – gibt es Wasser und das Strive von Nutrilite. Ortstafel IMST, das ersehnte Ziel. Rechts abbiegen, unter der Eisenbahn durch, dann ein leichter Anstieg. Ich laufe an meinem Auto vorbei, Evi hat es hier abgestellt. In Ziel- und damit Schwimmbadnähe ist jetzt natürlich kein Parkplatz zu kriegen, km40.

Es wird noch einmal Wasser ausgegeben. Während das Frauerl als Streckenposten in der Sonne steht, liegt ihr junger schwarzer Hund im Schatten einer Mauer. Recht hat er. Der Anstieg wird steiler, hier, wo die Halbmarathonstrecke abzweigt. Außer uns Marathonis ist niemand auf der Straße, es ist bald 13h.

Abzweigung nach rechts, ein Anrainer hat spritzbereit einen Gartenschlauch im Anschlag. Zwei Finisher mit umgehängter Medaille kommen mir entgegen: Nicht mehr weit!

Rauf, am Campingplatz und am Schwimmbad vorbei geht es, ich nehme einen letzten Schluck aus der Flasche und entsorge sie im Mülleimer. Wenige Schritte später eine improvisierte Wasserstelle, das Mädchen dort ist ganz enttäuscht, dass ich nicht zugreife.

Noch ein kurzer steilerer Anstieg, rechts überm Feld sehe ich den Zielbereich, hören kann ich den Zielsprecher auch schon. Die Halbmarathon-Siegerehrung geht gerade über die Bühne. In praller Sonne nehme ich die letzten 200m in Angriff, ein ganz leichtes Gefälle führt ins Ziel.  Ein Foto mache ich noch. Evi wartet auf mich kurz vor der Ziellinie. Kaum bin ich im Ziel, bekomme ich meine Medaille um den Hals und das Zielfoto, soeben geschossen und ausgedruckt, in die Hand gedrückt.

Ich schnappe mir einen Becher Erdinger Alkoholfrei und setze mich in den Schatten, wo ich auf Gerhard und Helene, AK-2. beim Halbmarathon, treffe.

Viel bergab kann verdammt anstrengend sein! Das Erdinger findet großen Anklang, nie war es so wertvoll.  Wie das Strive, das uns ins Ziel gebracht hat. Köstlichen Kuchen gibz es auch und Duschen, Duschen, Duschen.


237 Finisher (49 Damen, 188 Herren)


Hohe internationale Beteiligung, nur 62 der 237 Finisher kommen aus Österreich.

 

Die Siegerinnen


1 Karin Augustin AUT 3h 15min 27sec  
2 Sabine Mönch   GER 3h 21min 56sec       
3 Maria Tangl  AUT 3h 22min 30sec       
    

Die Sieger 


1 Andrea Rigo  ITA 2h 40min 47sec
2 Günter Kugler AUT 2h 48min 42sec
3 Patrick Neubauer GER 2h 52min 28sec

       
Im Startgeld von € 50,- sind inklusive:

Eine Busfahrt durchs Pitztal, eine sehr schöne Strecke mit 1.223 Höhenmeter bergab und einigen Höhenmeter rauf, fast nur Asphalt;  besonders im zweiten Teil sehr viel Sonne, Grünes Funktions-Shirt mit Datum und Logo gegen € 19,- Aufpreis, Finishermedaille, gefüllte Tragetasche mit Lauf-Logo, viele Labestellen mit flinken, freundlichen Helfern; warme und KALTE Duschen,  tolle Zielverpflegung

 

 

Informationen: Gletschermarathon Pitztal
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