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Laufberichte

Stairway To Heaven

08.08.09

Gsteig, Kilometer 11,5. Der Name kommt vom althochdeutschen steiga. Das brauch ich nicht zu erklären. Urkundlich wurde der Ort im Jahr 1312 als „Chastalat“ erwähnt, was (Wacht- oder Zufluchts-)Turm heißt. Im Gemeindewappen ist ein solcher dargestellt.

Wir verpflegen und dann wird die Stimmung immer lauter. Eine Gruppe bearbeitet ihre Trycheln. Im ersten Augenblick glaubt man, dass das Kuhglocken sind. Doch mitnichten. Glocken sind gegossen, damit sauschwer und nicht einfach zu transportieren. Trycheln sind aus gehämmertem Blech, sind daher leichter zu tragen und auch im Klang scheppernder. Als ich ein, zwei Bilder mache, tun mir schier die Ohrwascheln weh. Klasse, Jungs. Kurz vor der Gsteiger Kirche werden wir rechts eingewiesen. Anstieg.

Immer wieder stehen einzelne Familien mit ihren Kindern an der Strecke. Kinder sind ja für so was einfach zu begeistern. Ich fotografiere meist und halte dann den Kids meine Hand zum Abklatschen hin. Funktioniert immer.

Es folgt dann eine längere Steigung, etwa 100 bis 150 Höhenmeter. Das kann aber meist noch belaufen werden. Und wer jetzt schon geht, der kann noch ein wenig Kraft sparen, die er nachher brauchen wird.

Etwa bei Kilometer 14 endet der leichte Aufschwung. Unterhalb von mir sehe ich ein paar Tipis, jedoch keine Indianer. Sind wohl auf dem Kriegspfad. Dann nähern wir uns der Wechselzone bei Kilometer 15,5: Reusch. Hier können die Teams frische Kräfte in den Wettkampf bringen. Es ist gut geregelt. Links ist genug Platz für die Mannschaften. Wir laufen rechts, es wird eine Zwischenzeit genommen. Eine großzügige ausgestattete V-Stelle schließt sich an. Viele Zuschauer haben sich hier versammelt, wohl eine der letzten Menschenansammlungen.

Nur zur Darstellung, oder soll ich sagen, zur Warnung: Bis hier haben wir lediglich etwa 300 bis 400 Höhenmeter hinter uns gebracht, die letzten „Hügel“ warten auf den folgenden zehn Kilometern. Aber da sind die V-Stellen fast im Kilometerabstand aufgebaut, zum Teil mit vollem Programm.

Die ersten 500 Meter lassen sich noch belaufen, dann wird es schon sehr steil, wo das schnelle Gehen effektiver und ökonomischer erscheint. Während ich bis zum Wechselpunkt eher defensiv gelaufen bin, will ich an den Steigungen mit Schwung und langen Schritten Druck machen.

Harald Busch, mit dem ich am Morgen bereits erste Worte gewechselt habe, ist mein Tempo zu schnell. Er schickt mich weiter. Vielleicht ist sein Plan anders. Er kennt die Strecke vom letzten Jahr.

Relativ schnell kommen wir aus der Waldzone heraus. Die Bergstraße ist ziemlich rustikal und kann wohl nur mit Allrad und gehöriger Bodenfreiheit befahren werden. Wir laufen auf einen Wasserfall zu. Während bis zur Wechselstelle jeder Kilometer ausgeschildert war, hat man hier noch eins draufgelegt. Alle 500 Meter finden wir eine Markierung. So ist der einzelne Kilometer gerade an den steilsten Stellen nicht so arg lang.

Roberto Rivola bietet sich an, ein Bild von mir zu machen. Er kommt aus der Umgebung von Luzern und ist dort auch als Zeitläufer eingesetzt. Eine Zeitlang ist er hinter mir, doch dann kann ich mich langsam absetzen.

Eine Kehre folgt der anderen. So kann immer wieder ein wenig gelaufen werden. Durch das offene Gelände können wir die vorderen Bergläufer und unsere Verfolger zeitweise sehen.

Spätestens an der Mittelstation Oldenegg (Kilometer 20,5) auf rund 2000 Meter Seehöhe endet der Fahrweg. Hier könnte man das Rennen abbrechen. Aber nicht jetzt. Ich bekomme mit, dass es weiter nach oben geht. Zwar ist der Himmel dicht und es tröpfelt immer wieder, aber mit dem Nebel ist es nicht so schlimm. Mit Musik geht alles leichter, so werden wir von einer Steelband weitergeleitet.

Unsere Strecke wird schmaler, ein Bergwanderweg, aber nicht ausgesetzt. Wir müssen uns konzentrieren, wo der nächste Schritt gesetzt wird. Auch sind mitunter rutschige Passagen dabei, aber die können links oder rechts im Gras umgangen werden.

Ich bleibe immer wieder stehen, um meine „Kärrnerarbeit“ zur Zufriedenheit des m4y-Vorstandsvorsitzenden fotografisch verrichten zu können und kann dann wieder dem Laufvolk hinterher hecheln. Man merkt schon langsam die Höhe.

Martinsberg, Kilometer 22. Eine V-Stelle fast im Nirwana. Hat man die Getränke heraufgeflogen oder aus der nahen Sesselbahn abgeworfen? Das sind Gedanken, die mich einige Augenblicke beschäftigen.

Interessanter ist schon eine Läuferin, die sehr gleichmäßig ansteigt. „Ja, das ist mein erster Berglauf“, gibt sie mir zur Auskunft. Sie kommt aus Saanen, hat also ein Heimspiel. Immer wieder wird sie begrüßt und persönlich angefeuert. Mit Ihrer Partnerin Heidi Perreten hat sie eine starke Frauschaft gebildet.

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Informationen: Glacier 3000 Run
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