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Laufberichte

Über 6 Gipfel sollst Du laufen

01.08.09
Autor: Olaf Ulmer

Die Kletterstelle vom Hinweg bewältigte ich diesmal rückwärts klettern, da ich einen weiteren, diesmal wohl folgenschwereren Sturz vermeiden wollte.
Nach beinahe endlosen Kilometern kamen wir schließlich an den Abzweig, der uns vom Gratweg hinunter in Richtung Alpe führte.

Eine der zahlreichen Rinnen, die quer über den Weg das Bergwasser ableiteten, brachte mich kurz ins Straucheln. Ein großer Ausfallschritt und wild rundernd konnte ich aber einen weiteren schmerzhaften Bodenkontakt vermeiden. Nach dem abermaligen Queren der Matschwiese und des Wiesenweges sah ich in der Biegung die rettende Mittelbergalpe. Mir entfuhr ein erleichterndes „Halleluja“. „Du sagst es“ erwiderte Thomas.

Der Wassertrog war mein erstes Ziel. Obwohl kein Trinkwasser, war es doch gut genug, mein erhitztes Haupt zu kühlen und vor dem thermischen Kollaps zu bewahren.

Und wer stand da an der Verpflegungsstelle? Die gleichen tapferen Mädels und Buben vom Vormittag. Seit über sieben Stunden standen die nun schon hier und verteilten immer noch engagiert und freundlich Wasser, Cola, Tee und die letzten Bananen. Hut ab Kinder, ihr seid die Besten!

So gestärkt gingen wir die letzten Kilometer an. Sieben an der Zahl sollen es wohl noch sein. Unterhalb der Mittelbergalpe verließen wir den Hinweg und kamen über ein Viehgatter auf unseren Rückweg. Eine Wiese wurde mit Dielen und Kieselsteinen für uns belaufbar gemacht, bis wir schließlich auf einen Fahrweg kamen. Dieser war zunächst asphaltiert, was der geschundenen Muskulatur besonders wehtat. Nun ging es für die nächsten Kilometer zunächst sanfter dann steiler bergab. An einer steileren Stelle musste ich das Lauftempo rausnehmen, da sich meine Muskulatur zu verhärten begann und ich einen Krampf vermeiden wollte. Der Bodenbelag wechselte und es wurde etwas flacher. Meine Muskulatur erholte sich wieder und ich konnte im Laufschritt wieder zu den beiden anderen Haudegen aufschließen.

Etwa 1,5 Kilometern vor dem Ziel war nochmals eine Verpflegungsstelle, an der auch Willi Hiemer anwesend war. Er hatte vom Fehlen der Verpflegungsstelle schon gehört und war ganz außer sich. Wir unterhielten uns noch kurz und machten uns auf den Weg zum Ziel. Kaum hatte ich die Verpflegungsstelle verlassen, traf auch schon Schlussläufer Georg ein.

Zunächst flach ging es für den letzten Kilometer rund 200 Höhenmetern zum Ziel an der Mittelstation der Mittagbahn bergan. 200 Laufmetern vor dem Ziel wurde ich bereits sehnsüchtig von meiner Frau erwartet. Mit meiner vorherigen Prognose meiner Zielzeit von 6 bis 7 Stunden lag ich gründlich daneben, zeigte die Uhr doch schon über 8 Stunden an. Aber aufgrund der geschilderten Umstände war das nebensächlich. Getreu dem Lied von Gloria Gaynor „I will survive“ bewältigten wir diesen Lauf. Die letzten 50 Meter konnten wir wieder im Laufschritt bewältigen und Thomas und ich durchquerten gemeinsam das Ziel.

Im Ziel gab es ein Finisher-Shirt. Eine Medaille gab es keine mehr, da diese aufgrund des Ansturmes ausgegangen waren. Uli Hiemer versprach aber, dass jeder, der leer ausging, noch eine erhalten würde.  Die Startnummertombola, bei der Preise verlost wurden, war aufgrund der fortgeschrittenen Zeit leider schon gelaufen.

Bei der Siegerehrung wurden zunächst die Gesamtsieger und anschließend die Klassensieger gekürt. Die weiteren Stockerlplätze jeder Altersklasse bekommen ebenfalls im Nachgang noch einen Preis von Uli Hiemer zugesandt.
Die Seilbahn der Mittagbahn brachte uns anschließend wieder hinunter zur Talstation, von wo aus wir wieder zum Campingplatz am Alpsee fuhren.

Es bestand zwar die Möglichkeit, an der Mittelstation der Mittagbahn zu duschen, ich bevorzugte aber die Dusche auf dem Campingplatz, so blieb das lästige Schwitzen nach dem Duschen aus.

Mein Fazit: Die Aussage „anspruchsvollster Berglauf Deutschlands“, mit der für diesen Lauf auf der Webseite und den Flyern des Veranstalters geworben wird, trifft voll und ganz zu. Dieser Lauf ist sogar anspruchsvoller als der Jungfrau-Marathon und der K78. Diesen Eindruck hatten auch andere Läufer, die mitgelaufen waren.

Die Organisation war hervorragend. Für das Abbauen der Verpflegungsstation, obwohl noch Läufer unterwegs waren, kann der Veranstalter nichts. Im Gegensatz zu den Vorjahren war die Strecke hervorragend ausgeschildert, verlaufen war beinahe unmöglich.

(Berg-)Lauferfahrung, eine sehr gute Kondition und Gesundheit sind, wie auch angekündigt, Voraussetzungen, um diesen Lauf bewältigen zu können. Wichtig sind auch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Eine gewisse Bergwander-Erfahrung ist von Vorteil. Eine Trinkflasche oder gar Trinkrucksack sollte, neben den üblichen Läuferutensilien, in jedem Falle mit dabei sein. Das Benützen von Stöcken ist erlaubt und wegen der steilen Passagen teilweise sogar hilfreich.
Für 28 Euro im Vorfeld, 30 Euro bei Nachmeldung, bekommt man eine ultimative Herausforderung geboten.

Obwohl meine Muskeln immer noch jammern, hat die Nagelfluhkette mich in Laufschuhen bestimmt nicht das letzte Mal gesehen. Vielen Dank an die Helfer, die Organisatoren und den Wanderern, die uns angefeuerten und sogar mit Wasser und Apfelschorle unterstützt haben. Zuschauer sind, wie üblich bei solchen Läufen eher rar gesät.

Ergebnisse

Männer

1. Geisenberger, Thomas  BLT Laufsport Saukel-Haglöfs 3:39:14,18
2. Calmbach, Uli DJK Schwäbisch Gmünd 3:53:50,65
3. Sieder, Wolfgang Sensortechnik Wiedemann 3:54:16,98

Frauen

1. Ott, Gerdi  TV Memmingen 4:34:32,36
2. Kraus, Sabine  TV Memmingen 4:41:04,91
3. Wermescher, Ildiko Noene 4:44:34,87

 

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