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Laufberichte

Herbert am Gardasee

09.10.11

Lombardia – Trentino – Veneto  

 

Am Vortag entspanntes Übernehmen von Startnummer und Kompressionsshirt im Kongresszentrum von Limone sul Garda. 1.200 MarathonläuferInnen sollen angemeldet sein. Köstliche „Spaghetti del Garda“ (mit Lachsforelle) zum Abendessen werden mir morgen ins Ziel helfen.

01:00h Dieser Wind! Der böige Vento bewirkt, dass das nordseitige Fenster des Hotelzimmers  immer wieder etwas scheppert. Nicht viel, aber genug um nicht mehr einschlafen zu können. Aber die Nacht vorm Marathon schlafe ich immer schlecht, egal ob ich eine für mich besondere Zeit erreichen will oder nicht. Um halb sechs höre ich nebenan Norbert rumoren. Er will heute die 15km ab Torbole laufen, jedoch gibt es kein Shuttle zum Start. Die Taxis sind so gut gebucht, dass er schon viel zu früh los muss.

07.00h Evi und ich treffen Kurt beim Frühstück. Seine rechte Achillessehne schmerzt. Seit gestern kaum besser geworden. Er zweifelt ob er heute starten kann. Ich sehe mir noch den Start des F1-Grand-Prix von Japan an, dann machen sich Kurt und ich auf den Weg nach Limone sul Garda, denn die Kleiderbeutel sollten bereits 1 Stunde vor dem Start abgegeben sein. Wir marschieren auf der „Gardesana Occidentale“ die paar hundert Meter Richtung Startgelände. Die westliche Uferstraße ist wegen des Marathons bereits gesperrt, wir werden in anderthalb Stunden darauf laufen. Der Wind macht es kalt. Lange Hose, langes Shirt und die Haube vertrage ich gut.

08.30h Kleiderbeutel abgegeben, die meisten Starter laufen oder stehen in Folienumhängen rum und suchen Wind geschützte Nischen. Als es die Sonne über den Monte Baldo geschafft hat, wird es schnell spürbar wärmer, der Wind aber bleibt. Viele Windsurfer und Kite-Surfer sind bereits am See, das Wasser bildet weiße Schaumkronen. In der Startaufstellung lerne ich Kathyrn aus England kennen. „30 today“ verkündet ihr Shirt, wir kommen ins Gespräch. Sie hat wie John Lennon am 9. Oktober Geburtstag.

09.30h Bei wolkenlosem Himmel erfolgt der Start. Noch keinen Kilometer gelaufen, und schon rein in den ersten Tunnel, es werden noch viele folgen. Ein Finisher des Gardaseemarathons wird etwa 5km in Tunnels gelaufen sein. Sepp spricht mich wegen meines Shirts an. „Ah, du warst auch beim Freundschaftsmarathon vor zwei Wochen!“ Er nämlich auch und er erkennt mich als Autor des entsprechenden Artikels auf marathon4you.de. Ich mache die ersten Fotos, gutes Licht, die Sonne scheint uns auf den Rücken.

09.52h 4km sind absolviert, es geht ständig leicht bergab. Bei km5 die erste Wasserstelle, bereits geöffnete 0,5-l-Wasserflaschen. Bei km7 rechts ein schöner Blick auf Torbole, vor uns reiht sich Tunnel an Tunnel, wegen der Kurven gibt das einen sehr schönen Anblick.

Mal ist es windstill auf der Strecke, dann haben wir wieder starken Wind von vorne. Das wechselt immer wieder. Wir verlassen die Lombardei und erreichen das Tentino.

10.25h Riva. Wir laufen am Kirchturm vorbei, durch die Fuzo und dann am Seeufer entlang. Die Anteilnahme der Zuschauer ist nicht so überwältigend. Dennoch höre ich immer wieder: Brava, Bravi, Avanti, Vai und Forza. Aber vielleicht ist vielen auch schon fad, schließlich sind hier die ersten Läufer schon vor einer halben Stunde vorbei gekommen.

10.38h 12km; Am Segelbootshafen vorbei raus aus Riva. Als es bei km13 im rechten Winkel links in Richtung Arco weggeht, fallen mir Finninnen auf. Sie warten auf ihre Jungs, die ich am Vortag fotografiert hatte. Ich bekomme Sonderapplaus von ihnen. Bei km14, es ist 10.50h, wird unsere Geschwindigkeit gemessen. Es leuchtet „10“ oder „11“ auf. Einer hinter mir sprintet los, mit Erfolg: „13“ steht nun kurz da. Bei km16 geht es links ab in die Obstgärten, linker Hand Olivenbäume, auf der rechten Seite Apfelbäume. Dann Wein und Zwetschgen. Kurz rechts auf eine Straße und bald links abgebogen. Wein und Mais. So laufen wir kreuz und quer in der Gegend rum. Schön flach hier die Strecke.

Km17, Zeit für mein erstes PowerGel. Durch das Hakenschlagen habe ich schon fast die Orientierung verloren. Unter einem Kreisverkehr durch und dann eine lange Gerade ins Zentrum von Arco. Bei einer Kirche, km20, die erste Labestelle an der es nicht nur Wasser gibt. Nämlich zusätzlich Bananen, Äpfel, Iso, Kekse und Würfelzucker. Gut so. Noch in der Altstadt laufe ich auf Kathryn auf.

11.30h „half way“, wie Kathryn richtig bemerkt. Sie feiert heute ihren 30. Geburtstag indem sie den ersten Marathon ihres Lebens läuft. Am Start sagte sie mir, dass sie zwischen 4h15 und 4h30 im Ziel sein möchte. Momentan hat sie ein Formtief. Sie kann sich nicht vorstellen, nun noch einmal so weit zu laufen. Doch das geht, versichere ich ihr. Sie soll sich aufs Finishen konzentrieren, nicht auf die Zeit! Schließlich ist sie Marathon-Frischling. „Happy Birthday and Good Luck, you are doing great!“

Rauf auf den Damm eines kleinen Flusses und vorbei an einem Gewerbegebiet. Km 23, wir verlassen Arco. Hier waren wir schon einmal, bei km16 etwa. Nun geht es im Schatten von Bäumen am Flussufer Richtung Torbole, rechts rosafarben blühender Oleander.

11.55h Ich vermisse die Labe km25, die kommt dann fast bei km26, sie ist üppig bestückt. Es geht rein nach Torbole, km27, und wir sind wieder am See. An einem Kreisverkehr die einzige Stimmungszone des gesamten Marathons. Einige Schwarze in Tracht  trommeln rhythmisch. Bei der Schiffsanlegestelle strömen LäuferInnen aus einem Schnellboot an Land. Vermutlich sind sie den 15km-Bewerb gelaufen und nun zum Startort zurück gebracht worden.

Am Ortsende beginnt für einige km ein leichter Anstieg im Schatten der Berge. Der Wind macht es gleich wieder kühl, eher angenehm. Am gegenüber liegenden Ufer scheint eine Segelregatta stattzufinden, die Wasseroberfläche wimmelt nur so von kleinen Segelbooten. Wir sind nun auf der „Gardesana Orientale“.  Da weht uns aus dem Nichts wieder starker Wind entgegen, zum Glück nicht für lange.

12.28h 30km sind geschafft. Nennenswerten Schatten gibt es jetzt nur mehr in Tunnels und Galerien. Zwischen etwa km32,5 bis nach km34 laufen wir wieder „unterirdisch“. Jemand bittet mittels riesigem Graffiti um Verzeihung: 1 Buchstabe pro Säule, die Nachricht erstreckt sich auf etwa 100m: “PERDONAMI AMORE MIO“  Wer da wohl was angestellt hat?

Nun verlassen wir das Trentino und laufen im Veneto ein. Km35 und MALCESINE ist erreicht, noch nicht aber die Stadt. Zusätzlich zum Fotografen werden wir auch automatisch geknipst. Mittels Lichtschranken löst jeder Läufer die Kamera selbst aus. Das ist mir bisher noch bei keinem Lauf untergekommen. Sanitäter warten auf ihren Einsatz, hoffentlich vergebens.

13.16h  km37, die Burg von Malcesine ist schon gut zu sehen. Es wird warm, die Sonne haben wir direkt im Gesicht. Ich bewege mich immer im Bereich der gleichen Leute, mehrmaliges gegenseitiges Überholen ist normal.

Noch 3km, nun geht es 2km bergauf, die Sonne scheint so auf den Asphalt, dass die Straße beinahe spiegelt. Nun ist das Ende absehbar. Am Kreisverkehr oben endlich mein Fanklub. Evi freut sich mich zu sehen, ich freue mich, sie zu sehen.

Ich fühle mich gut, bei km41 geht es bergab und ich nehme Tempo auf, eine Spitzkehre und ein Sprint. Am letzten km überhole ich noch einige Leute, es ist vermutlich mein schnellster km des ganzen Rennens. Beiderseits der Strecke stehen ein paar Leute, die mir applaudieren. Kurz vorm Ziel ein Fotostopp, 4:17:24, und aus! Mein zweites PowerGel bringe ich mit ins Ziel. Es wird nun am 23.10. beim LCC-Herbstmarathon in Wien zum Einsatz kommen.
Die Kleiderrückgabe hinterm Rathaus geht ruckzuck, um zu duschen muss man in die Schule. Diese Duschen sind nicht besonders sauber, dafür aber überfüllt.

Wer schneller läuft hat saubere  Duschen!            

Kathryn kam ins Ziel und kann zufrieden sein, Kurt auch.  Insgesamt wurde mit 970 Zielankünften knapp der 1.000er verfehlt.  Das Ziel war ungewöhnlich lange offen: 6½ Stunden!

Nach einiger Wartezeit an der Schiffsanlegestelle gab es eine abschließende Bootsfahrt bei traumhaftem Herbstwetter nach Limone.                                                                                                           

Am 14. Oktober 2012 wird der nächste Gardaseemarathon stattfinden.  NICHT VERSÄUMEN!                                                                                                         

Im Startgeld von 38,- EURO für August-Anmelder waren inklusive:

Eine ziemlich flache Strecke in wunderschöner Landschaft, Bootsfahrt von Malcesine nach Limone (oder umgekehrt), schönes Kompressions-Shirt mit Lauf-Logo, Startnummer mit Zeitnehmung. eine Finishermedaille am grünen Band, acht Labestellen (Iso, Keks, Äpfel, Bananen ab km20,  bis dahin nur Wasser), im Ziel Wasser und, ganz wichtig:  Reinigungsdienst, um die Strecke hinterher zu säubern!  

 

Informationen: LAKE GARDA 42
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