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Laufberichte

Trailrun für alle

10.08.13

Start und Nordschleife (bis Kilometer 10)

 

Minuten vorher werden wir in den Zielkanal aufgerufen. Die Moderation ist klasse mit Musik und letzten Informationen. Doch dann geht’s ins Eingemachte. Die letzten zehn Sekunden werden herunter gezählt und die Renner in der ersten Reihe legen fast einen Frühstart hin. Warum ich das schreibe? Nun ich denke, in der zweiten sieht man (es) besser.

Leutasch ist eine Gemeinde mit über 2000 Einwohnern. Das Gemeindegebiet erstreckt sich auf über 15 Kilometer Länge von der Hohen Munde im Westen bis zur Leutaschklamm im Osten, durch die ich angefahren bin. Wer dem Wintersport als Langläufer frönt, findet hier unzählige Kilometer zum Abspulen und kann gleich noch in die Region Seefeld und Scharnitz vordringen. 25 Ortsteile sind über das gesamte Tal verstreut, der Hauptort und Gemeindesitz ist in Kirchplatzl.

Erste Meter sammeln wir im Ortsteil Weidach und die Straße, auf der wir herum trampeln, nennt sich auch so. Warum meine Wortwahl ein wenig rustikal erscheint? Nun, ich habe die Ergebnisliste von 2012 studiert und daher mir so etwas ausgerechnet. Aber, so der Siggi, eine Rekordteilnehmerzahl von über 500 Sportlern sind auf allen Strecken unterwegs und die Konkurrenz groß.

Wir sind ein paar Laufminuten unterwegs, schon haben wir das touristische Zentrum in Weidach verlassen. Laufuntergrund: Nicht mehr Asphalt, sondern befestigter Wanderweg neben der Leutascher Ache. Das rund 30 Kilometer lange Gewässer entspringt im Mieminger Gebirge im Gebiet von Ehrwald, dreht später als Gaistalbach nach Osten und entwässert das Hochtal, das wir jetzt belaufen.

Die Wanderwege haben einen Vorteil, sie sind kilometriert. So kann sich der urlaubende Tourist jederzeit informieren, wie lange er noch laufen muss und der Veranstalter spart sich dabei einen Haufen Arbeit mit Vermessen und Schilder aufstellen.

Alle vier Kilometer können wir uns mit Wasser und Iso versorgen. An den V-Stellen werden die Getränke zugereicht, die Kinder sind mit viel Spaß am Helfen dabei. Mehrmals wechseln wir auf Holzbrücken die Seite der Leutascher Ache. Meist ist die Streckenführung im Wald, aber bei den Lichtungen können wir das Wettersteingebirge mit der Dreitorspitze sehen.

Beim Hubertushof überqueren wir die Hauptstraße, die für uns abgesperrt ist. Eine kurze Treppeneinlage brachte uns auf das Niveau des Asphaltbandes. Ein Lob muss ich für die vielen Helfer von Feuerwehr, Polizei und Skiclub aussprechen. Hier am nördlichsten Punkt in der Reindlau, so der Name der Ortsteils, dreht die Streckenführung fast um 180 Grad. Wir laufen nun auf der anderen Talseite zurück.

Kurz danach führt uns der Forstweg in den lichten Nadelwald, wo eine der wenigen Steigungen wartet. 50 Höhenmeter sind zwar nicht viel, aber eine Läuferin jammert ein wenig, weil sie sich nicht das Streckenprofil angesehen hat. Mein Rat: Dann mach halt langsamer! Der Weg wird wieder bequemer und fällt sogar leicht. Wir überqueren den Puitbach und verlassen den Wald beim Ortsteil Lehner. Ein paar Meter Asphalt warten dann im bebauten Gebiet. Wir haben schon fast Halbzeit.

 

Südschleife

 

Das folgende Stück führt am Waldrand entlang. Zwei Burschen sind auf einem Baumstumpen hochgekraxelt und haben so eine bessere Aussicht. Über die Wiese sehen wir die Leutascher Pfarrkirche zur Heiligen Maria Magdalena. 1190 wurde an dieser Stelle die erste Kirche erbaut. Erweiterungen und Umbauten folgten. Der Hochaltar aus 1803 stammt aus dem Kloster Benediktbeuren. Die älteste Glocke des Geläutes trägt die Jahreszahl 1482.

Gerade einen Steinwurf von der Kirche befindet sich das Ganghofermuseum. Ludwig Ganghofer (1855 bis 1920) war ein bayerischer Heimatschriftsteller, der hier 20 Jahre im Gaistal verbrachte. Ein bekanntes Werk ist „Das Schweigen im Wald“, aber um was es da geht, da muss ich passen. Vielleicht kann mir da einer von euch Lesern was noch beibringen, damit auch ich mal sagen kann: „Wieder was glernt!“

Mittlerweile hat sich das Feld gehörig auseinander gezogen. Motive mit Läufern zu finden, wird zunehmend schwerer. Ich falle natürlich auf mit meinen Sprint-/Halt- und Fotoeinlagen auf, worauf mir ein Einheimischer zuruft: „Du bischt ein ganz cooler Hund!“

Ich beobachte natürlich das Feld und stelle fest, dass viele Ausländer vertreten sind. Nicht nur Deutsche aus dem bayerischen Oberland bis hin nach München, sondern auch Italiener, Niederländer, Briten, Russen und Franzosen sind zu sehen. Den Vogel schießen jedoch die Schweizer ab, die mit einer Busladung aus Diemberg gekommen sind und ihr 50jähriges Vereinsjubiläum feiern.

Ja, eine gute Idee, ein Jubiläum laufenderweise zu feiern. Wer also einen Vereinsausflug plant, sollte sich die Ausschreibung ansehen: Kinderläufe, etwas für den Hobbyläufer und ein Halbmarathon, da ist für jeden etwas dabei. Und wer übernachten will, das dürfte auch kein Problem sein. Am nächsten Tag kann dann noch ein Berg erwandert werden. Ich werde den Gedanken auf jeden Fall bei mir im Verein vorbringen.

In einer Schleife laufen wir wieder fast bis Kirchplatzl heran und merken es fast nicht, dass nur einen kleinen Schlenkerer südlich in die andere Richtung gelaufen wird. So sammeln wir rund vier Kilometer, das letzte Stück führt an der Leutascher Ache allerdings flussaufwärts. Immer geradeaus könnten wir auf die Hohe Munde rennen, die sich gewaltig im Gegenlicht zeigt.

Für die letzten fünf Kilometer hat der Skiclub nun doch große Kilometertafeln angehängt. Das Smiley lässt dich gleich schneller laufen. Für einen Lacher sorge ich, als ich bei der letzten Tankstelle meinen Wunsch nach einem Getränk auf Hopfenbasis lautstark äußere.

Die letzten Kilometer, leicht bergab, führen im Wald an den Weidachsee heran. Schwimmer sind keine zu sehen, aber an den Stegen frönen Angler ihren Lieblingssport. Oder werden die Würmer nur zum Baden hineingehängt? Die letzten Meter belaufen wir auf der Seepromenade sowie in Oberweidach, bevor ich auf den letzten Metern noch einen Spurt zum Zieltransparent anziehe. Geschafft!

 

Im Ziel

 

Die Medaille wird jedem Finisher umgehängt. Neben den bisherigen Getränken warten Orangen, Bananen und Riegel auf die Abnehmer. Die Helfer an den Tischen sind schwer mit Einschenken und Zurichten beschäftigt. Ich verpflege kurz und gehe zurück zum See, wo ich noch Fotomaterial für Euch sammle.

Bei der Siegerehrung lerne ich eine neue Art der Moderation kennen. Da werden die Drittbesten jeder Klasse noch vorne geholt und die bleiben dann auf der Bühne bis zum Schlussapplaus. Und hier fallen wieder die Schweizer mit ihren Tröten und Glocken sehr positiv auf. Mein Ergebnis: 1.40.38 Stunden für die 21,1 Kilometer mit rund 200 Höhenmeter. Rang fünf in der Klasse. Mit der Zeit hätte ich 2012 die M50 gewonnen. Werde ein paar Geheimtrainings einbauen müssen.

Mein Fazit:

Familiär, kurzweilig, gut organisiert. Passt. Wenn es so weiterläuft, dann werden die Zahlen steigen und vielleicht noch den Ganghoferlauf, einem Langlaufbewerb im späten Winter, den Rang ablaufen. Ich wünsch es dem Siggi, der für den 09. August 2014 schon Reklame macht für seinen siebten Ganghofertrail.

Halbmarathon:
Männer:
1. Bader Martin, SK Rückenwind, 1.15.20
2. Mattle Martin, Grödig, 1.17.18
3. Rauth Romed, UAB Athletics, 1.18.26

Frauen:
1. Farquhar Kath, Holmfirth GBR, 1.33.18
2. Uzick Liudmila, SK Rückenwind, 1.35.22
3. Schild Sibylle, team-sportalpen.com, 1.35.58
 

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Informationen: Ganghofer Trail
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