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Laufberichte

Mit Pauken und Trompeten

28.03.10

Es war die Vernunft, die über das Verlangen gesiegt hatte. Das Verlangen, mich irgendwo an die Startlinie eines Marathons zu stellen und loszulaufen.

Das Problem war, dass in den Wintermonaten auch in der weiteren Umgebung nichts dergleichen angeboten wurde. Und nachdem wir endlich wieder mal einen Winter hatten, der seinen Namen verdiente, hätte ich viele hundert Kilometer über unwegsame Strecken fahren müssen, um meiner Leidenschaft nachgehen zu können.

Dazu kam, dass alle Marathons und Ultras, die zur Auswahl standen, in Deutschland stattfanden und ich mich damit in Schwierigkeiten hätte bringen können. Als Inhaber eines roten Passes mit weißem Kreuz wäre ich in Anbetracht der angeheizten Debatte in Deutschland über Schwarzgeldkonten in der Schweiz als möglicher Helfer der Steuerhinterzieher beargwöhnt worden. Und bei der Wiedereinreise in die Schweiz wäre ich wo möglich noch der versuchten Datenhehlerei bezichtigt worden.

Diese Wogen haben sich in der Zwischenzeit geglättet, womit ich endlich wieder freie Bahn habe. Der Weg ist nicht weit, nächster Treffpunkt ist die Messe Freiburg i. Br.

Kaum betrete ich die Marathonmesse, welche zu Recht diesen Namen trägt, sehe ich schon die ersten bekannten Gesichter. Ich habe das Gefühl, nach langer Abwesenheit wieder heimzukommen. An der Startnummernausgabe treffe ich auf freundliche, aufgestellte Helfer, die mir einen Kleiderbeutel aushändigen, der mit verschiedenen Goodies gefüllt ist und einem besonderen Leckerbissen, der neuen Print-Ausgabe von marathon4you.

Wie Murmeltiere scheinen Läuferinnen und Läufer aus ihren Löchern in allen Himmelsrichtungen gekrochen zu sein und ich komme kaum nach, mit ihnen allen links und rechts einen kurzen Schwatz zu halten. Wobei, die einen hatten sich gar nicht erst in die Löcher verzogen, sondern auch in den Wintermonaten an verschiedenen Veranstaltungen ihr Stelldichein gegeben.

Ich habe keine Ahnung, was ich heute von mir erwarten kann. Abgesehen von den beiden Zwischenspielen am Neujahrsmarathon und zehn Tage später in Kevelaer, war ich seit Wochen kaum länger als eine Stunde am Stück laufen. Meine einzige Hoffnung ist, dass das Laufen im Schnee wenigstens die Muskeln mehr gefordert und entsprechend gefördert hat.

Damit sich der Marathon und eine Palmsonntagprozession nicht in die Quere kommen, ist die Startzeit auf 11.20 Uhr angesetzt. Genug Zeit also, um einander Statusberichte abzuliefern und mich nochmals an den Futtertrog zu begeben. Zeit auch, um mich zu entscheiden, was ich denn anziehen soll. Die Temperatur an sich ist nicht das Problem, vielmehr ist es der steife Wind, der mir vor der Türe um die Ohren bläst.

Wie üblich bleibt mir dann doch plötzlich nur noch wenig Zeit bis es losgeht, womit die Kleiderfrage von alleine geklärt ist: Zwei Lagen und darüber die Reporterjacke, welche ich mir notfalls auch umbinden kann, also das, was ich gerade auf dem Leib trage. Lieber zu viel als zu wenig, es könnte ja sein, dass ich in der zweiten Hälfte gemütlicher unterwegs sein und weniger Wärme generieren werde.

Beim Start und danach gibt es überhaupt kein Gedränge. Die Madisonallee mit ihren beiden Fahrstreifen und dem Grünstreifen dazwischen könnte locker doppelt so viele Teilnehmer verkraften. Mit den Zugläufern für 4:15 ziehe ich los, versuche mich im Zaum zu halten und dem inneren Drang nicht nachzugeben. Am besten geht das beim Gespräch mit anderen Teilnehmern und auf den ersten zwei Kilometern der Runde, weil es dort – außer gleich nach dem Start – noch von keiner Band was auf die Ohren gibt.

Egal, was das Wetter heute und im kommenden Monat noch für Kapriolen schlagen wird. Es ist endlich Frühling! Es gibt keinen Zweifel, denn wir laufen auf einer mit großem Aufwand  abgesperrten Straße Marathon, und zwischen uns leuchten die Narzissen aus dem Mittelstreifen, der langsam zum Grün zurückzufinden scheint.

Nach etwa drei Kilometern dürfen wir das erste Mal Spalier laufen. Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen bilden bei der ersten Wechselstelle des S’COOL RUN eine Gasse. Ihre erwartungsvollen Blicke gelten zwar nicht uns, sondern ihren nach uns gestarteten Teamkollegen, aber das Gefühl der Menschenmenge am Rand der Strecke – vielmehr mitten drauf – vermitteln sie uns trotzdem.

Entlang der Strecke durch das Wohngebiet sind immer wieder Anwohner anzutreffen, die dem Treiben auf den gesperrten Straßen interessiert zuschauen.
Bald schon überqueren wir die Dreisam zum zweiten Mal und sind unterwegs zur Stadtmitte. Ein Achtel der Strecke liegt hinter uns und bereits zwei Wasser- und eine Verpflegungsstelle. An jeder eine Menge freundlicher Helfer an gut gerüsteten und bezeichneten Tischen. Und Musik?

Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie viele verschiedene Combos mich bereits angetrieben haben, aber gut tat es jedes Mal. Ein Song hat es mir besonders angetan: „Sweet Home Alabama“ heißt für mich übersetzt „Schön, dass ich wieder marathonieren darf“…

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