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Laufberichte

5:00 zum 50sten

03.04.11

Mit einem kleinen Polster gehen wir auf die zweite Runde und ich stelle fest, dass es mit der Einsamkeit gar nicht so schlimm ist. Dafür sorgen auch die vielen Staffelläufer, deren Überholen mindestens auf mich nicht frustrierend, sondern eher belebend wirkt.  Ich hoffe darauf, dass es den anderen Marathonis auch so geht.

Der Pulk um uns herum, wenn man überhaupt von einem solchen sprechen kann, ändert seine Zusammensetzung laufend. Meist bleibt es beim Versuch, an uns dranzubleiben. Die gefühlten 50 Grad knüppeln heute so manchen willigen Geist körperlich nieder. Die Zuschauerreihen sind weniger dicht als in der ersten Runde, die Unterstützung der Verbleibenden kommt aber von Herzen.

Das eine und andere Mal höre ich, wie von fachkundigem Publikum  den Umstehenden erklärt wird, welche Bewandtnis die blauen Luftballons haben. Einmal höre ich meinen Auftrag so unmissverständlich klar formuliert, dass ich gleich meinen Armbandcomputer konsultieren muss. Es ist alles im grünen Bereich. Fredy muss einen Angriffsversuch von Kindern abwehren, die ihm den Ballon klauen möchten. An eine solche Herausforderung hätte ich bei den Vorbereitungen nicht im Traum gedacht.

In der Innenstadt verlangsamt Fredy geringfügig, während ich – ebenfalls einen Tick langsamer als auf der ersten Runde – mein Tempo in etwa halte. Ettore kommt mit mir und versucht die Eingeholten zu motivieren, sich uns anzuschließen. Der Erfolg ist jeweils ziemlich kurzfristig. Gerne würde ich mithelfen zu ziehen, in Anbetracht der ungewöhnlichen, weil in diesem Jahr erstmals so hohen Temperatur habe ich aber Hemmungen, sie zum Anhängen anzutreiben. Zu häufig habe ich heute die Rettungswagen schon hörnern hören, zu viele Sanitäter habe ich am Streckenrand Läuferinnen und Läufer pflegen sehen. Wer es bis hierher geschafft hat, soll das letzte Viertel auch noch über die Runde kriegen.

Die Bedingungen sind insofern verschärft, als dass bei Kilometer 33 bei der Wasserstelle der Bürgersteig schon hoch- und die Tische zusammengeklappt sind. Wasser? Nada, nichts, sense, njet. Ausgeschossen, Flasche leer.  Zum Glück erbarmen sich später die Helfer des Verpflegungspostens auf der anderen Streckenseite auf dem Schlossbergring und reichen uns Tranksame auf unsere Straßenhälfte rüber.

Dass die Bands ihr Repertoire nicht nochmals zum Besten geben möchten, kann ich nachvollziehen. Dass gegen Ende der Strecke kein akustisches Doping mehr kommt und teilweise schon die Abbauarbeiten beobachtet werden können, macht es den müden, abgekämpften Marathonis aber nicht leichter. Umso mehr bin ich gefordert.

Drei Polizeischüler aus Göppingen können sich im Moment nicht mehr motivieren. „Kommt Jungs, hängt euch ran, das packt ihr“, rufe ich ihnen beim Überholen zu. Tatsächlich wechseln sie wieder in einen leichten Laufschritt. Sehen sie in mir den Schurken, dem sie auf den Fersen bleiben und den sie noch packen müssen? Oder ist es die väterliche Aura eines 50-Jährigen, der sie sich nicht entziehen können? Vermutlich Letzteres, denn die netten Jungs siezen mich konsequent…

Zwei Kilometer vor dem Ziel ziehen sie sogar ein bisschen an, wechseln dann aber nochmals ins Gehen. Ich kann sie beruhigen, dass sie es trotzdem noch unter fünf Stunden schaffen können. Sie schöpfen schnell neue Kräfte und machen sich dann auf zu ihrer Zielzeit unter 5:00. Auch Ettore schicke ich vor und versuche einen anderen Läufer behutsam mitzuziehen. Ich bin froh, dass ich noch ein kleines Polster habe, welches mir diesen Dienst erlaubt. Viel ist es zwar nicht, der Ballon von Fredy ist nicht mehr weit weg. Auch auf der Zielgeraden verlangsame ich nochmals für einen anderen Läufer, dessen Blick mir aber signalisiert, dass er mich und meine Hilfe nicht benötigt…

Auch ich werde im Ziel persönlich willkommen geheißen und mit Gratulationen bedacht. Zu meinem Geburtstag natürlich, das andere war ja mein Auftrag. Den habe ich mit 4:58:46 innerhalb der Toleranzgrenze erfüllt und mich damit hoffentlich für weitere Einsätze als Zugläufer empfohlen.

P.S. Obwohl dies kein üblicher Bericht von der Strecke ist, muss ich noch etwas erwähnen: Ebenfalls innerhalb der Vorgabe bleibt in Freiburg die Warmwasseraufbereitung der Duschwagen. Welchen Stellenwert diese Tatsache für mich hat, ist mittlerweile ja bekannt…

Marathonsieger

Männer

1 Schallner, Nils (GER) PTSV Jahn Freiburg  02:28:25 
2 Schneble, Gerhard (GER) TV Gailingen  02:34:59 
3 Köhler, Felix (GER) Laufsport Heinz/RSV  02:36:26

Frauen

1 Iseler, Judith (GER) FUN activ SEEend e.V.  03:06:21 
2 Kym, Sandra (SUI)    03:11:51 
3 Rougerie, Catherine (FRA) KM42 SAINT JUST LE MARTEL 03:14:33

1044 Finisher

12
 
 

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