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Laufberichte

Hochzeit!

27.10.12
Autor: Joe Kelbel

Es gibt einen Lauf, der alles in der Welt toppt! Der Brezellauf in Frankfurt, ein Lauf von ca 5 km, den ich bisher jedes Mal gefinisht habe.

Samstag 10:30, Schnee- und sonstiges Treiben vor der Festhalle, mehrere hundert Läufer versammeln sich . Fauja Singh, der in etwa mein Alter und genau meinen müden Blick drauf hat , Dieter Baumann, der mein Tempo läuft  und meine Zahnpasta nutzt, und natürlich  Anna Hahner, Deutschlands Hoffnung, wegen der ich heute Nacht nicht schlafen konnte. Sie alle sind heute dabei.

Vor vier Jahren hörten die Hahner-Zwillinge  einen Vortrag von meinem Namensvetter Joey Kelly. Darauf hin begannen sie mit dem Lauftraining. Nun trainieren Anna und Lisa in der Sportuni in Mainz, wo ich in den 80ern zusammen  mit Jürgen Hingsen und Guido Kretschmer für den Zahnkampf trainierte.
Beste Voraussetzungen also für Lisa Hahner, die Morgen ihren ersten Marathon läuft. Wir wünschen ihr viel Erfolg.

Auf der Ziellinie des Brezellaufes gibt es wie immer die guten Frankfurter Brezel. Fauja Singh mag das Backwerk nicht, hält aber für ein Foto so eine Brezel in der Hand. Ist das sein Geheimnis? Getrunken hat er auch nichts. Wer von uns will da hundert werden, ohne Brezel, ohne Bier?

Traditionell empfangen wir am Bahnhof den Zug aus Österreich, denn auf jeden Österreicher kommen traditionell drei Touristen, weswegen ich hiermit einen letzten  Gruß aus der interessantesten Stadt der Welt sende. 

 

Sonntag, Marathontag


Bilderbuchwetter, minus 2 Grad. Auf der Bockenheimer Landstrasse werden die Wasserbecher in mehreren Stockwerken gestapelt. Nur Chuck Norris würde sich heute einen eiskalten Schwamm über dem Kopf auswringen.

Reichlich spät komme ich zum Startbereich, lag am eisigen Gegenwind. Lisa Hahner wird gerade interwievt. Ihr Marathondebut wird sie heute mit 2:31:28 geben, Platz acht, wie ihre Zwillingsschwester Anna in Berlin. Neben ihr Eugen Föt, der “ewige Starter”, der 1981 beim Start in Hoechst noch Emil Zatopek begegnete.

Plötzlich läuft wahnsinnig schnell ein Schwarz-Weiß-Film ab: Die ersten afrikanischen Läufer werden von Ordnern, die das Band immer mehr Richtung Startlinie ziehen, von ihrem Warmlaufterrain wie Fische in das Netz der Fotografen getrieben. Jede Bewegung dunkler Haut wird nun von überdrehten Fototypen festgehalten. Einige werfen sich vor Willy Maiyo auf den Boden, nur weil der gerade seine Schuhe bindet. Wer sind all die kleinen schwarzen Läufer und vor allem die kleinen Mädchen da? Viele haben ein “Pace” statt einer Nummer auf der Brust. Das sind die Hasen, die ihre Auftraggeber, die mit den Namen auf der Brust, ziehen sollen.

Ich stelle fest, die Reporter hier haben kaum Durchblick. Da wird der Auslöser einfach gedrückt in der Hoffnung, die Person, egal, ob sie Willy oder Bekele heißt, irgendwie zu treffen. Wer, außer Christoph Kopp, dem Sportliche Leiter des Marathons, kennt alle Namen, Gesichter und Geschichten schon?

Die umsorgten Stars stehen in brandneuen Schuhen, vom Sponsor gestellt und kaum eingelaufen, bereit. Die Ärmlinge sehen ärmlich aus an diesen dünnen Ärmchen  (geiler Satz). Ich kann Patrick Makau nicht entdecken, bin mit meiner kleinen Kamera deplatziert zwischen all den Hochgerüsteten.

Immer mehr Druck entsteht, weil die Ordner Schwarz und Weiß entschlossen zusammentreiben und sich Weiß um eine gute Foto- und Schwarz sich um eine gute Startposition bemüht. Es sind nur noch Minuten bis zum Start und die Ordner müssen grober werden, um die Fotogeilen zu vertreiben. Mich packt Jo Schindler höchstpersönlich und befördert mich zur Seite, andere Fotografen rudern noch, um ihre Ausrüstung in dem Gemenge zu sortieren. Ich bin da flinker mit meiner kleinen Kamera.

Gerade noch erblicke ich Sören Kah, komme aber nicht mehr an ihn ran, kräftige Hände befördern mich nun mit Macht hinter die Absperrung. Herbert Steffny hechtet  auf die Treppe der Tribüne, ich hinterher. Doch der Ordner dort oben hat einen entscheidenden Vorteil, er steht oben und presst uns beide gnadenlos, mit heftigem Gebrüll wieder nach unten. Ich komme aber nicht weg, unglaubliches Gedränge hier, Fahnen, Hände, lautes Schreien und schon fällt der Startschuss.

Ich muss raus, schnell in meinen Startblock, der soll gleich gestartet werden. Zwischen den Schienen der Straßenbahn jagen Marathonprofiteure nach den besten Kleidungsstücken. Auch in dieser Art Sport besetzen die Nordafrikaner die Polepositionen, während die Weißen sich um die zahlreichen Pfandflaschen kümmern.

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Informationen: Mainova Frankfurt Marathon
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