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Laufberichte

New York war schuld

24.03.13

Oh, Gott, was war denn nun los? Der Wind war noch viel stärker! Echt oder gefühlt? Egal, ich merkte es! Dann ging es den langen Weg vorbei bei Schapers und dann kommt doch gleich schon Pietschie’s, dachte ich! Nichts zu sehen, Pietschie’s kam doch sonst immer schneller?! Das war wohl der Wind, der erste Tribute forderte. Endlich vorbei an Pietschie’s und am Schwimmbad, wo mich eine Bekannte (wie schon in der ersten Runde) anfeuerte. Mach was du willst, deine Beine zeigen dir an, dass sie da sind, sagte ich mir. Bei Ehlers/Lübke am Sandwall wartete meine Frau auf mich und feuerte mich stürmisch an, fragte aber auch besorgt, ob alles gut ginge, was ich bestätigte.

Dann kam mir die Toilette auf dem Rathausplatz gut in die Quere. Von dort aus über die Strasse, vorbei an verdutzten Betreuern, die mich gar nicht hatten kommen sehen, weil ich doch vom Häuschen kam und nicht den normalen Weg und sie so den Übergang für mich gar nicht sichern konnten. Aber alles war ok und es ging vorbei am Hafen, vorbei an zwei Betreuerinnen, die mit mir die Laola -Welle machten und mit meiner Hoffnung, dass es nun wieder seitlichen Schiebewind geben würde. Doch denkste! Gefühlt oder echt, ab nun habe ich den viel stärker gewordenen Wind nur noch als Gegenwind empfunden.

Das sollte nun also von Km 29 bis Km 36 so gehen, bis zu der Ecke, wo man mit Rückenwind rechnen konnte. Das ist mir dann schon in die Glieder gefahren. Egal, kein Jammern! So erreichte ich km 31, das nächste Dextro-Energen rein und dann zum Getränkestand, der kurz darauf folgte. Tee getrunken, alles gut! Dank an die Betreuer, ein paar Kniebeugen zur Lockerung! Als ich gerade in der Hocke war, kam der Golden Retriever von den Betreuern und legte seine warme Schnauze auf mein Knie. Ich fragte ihn, ob er mich ab jetzt tragen wolle? Es war, als lächelte er mich freundlich und aufmunternd an! Dann mein genialer Einfall: trinke noch eine Cola, das gibt dir einen Pusch!

Katastrophe! Kaum war ich wieder losgelaufen hatte ich das Gefühl, dass mein Magen besoffen ist, dass ihm schwindlig wird! Ich kam gar nicht mehr voran und verbrauchte gefühlt eine unendliche Zeit, bis ich wieder etwas klarer im Kopf wurde und begann, wieder loszugehen. Das mit der Cola war wohl ein großer Fehler und ich werde nie wieder während eines Wettbewerbs etwas zu mir nehmen, von dem ich die Wirkung im Wettbewerb nicht kenne.

Nun begann eine Höllentour! Mein Körper blockte, meine Schultern wurden schwer und meine Beine hatten auch keine rechte Lust mehr. Wie sollte ich nun zumindest an die Ecke km 36 gelangen? Wäre neben mir ein Auto aufgetaucht, um mit mitzunehmen, hätte ich wohl aufgegeben, dachte ich mir! Aber schon im nächsten Moment die Korrektur: Hey, du bist hergekommen, um die Ziellinie zu überschreiten (siehe T-Shirt) und nicht, um aufzugeben. Auch das kenne ich von mir, immer wenn ich anfange, meine Verzweifelung zu akzeptieren, gehen solche Gedanken mehr in die Beine, als der stärkste Ostwind, der über das Wasser bläst. Also, weg mit den Gedanken, voran und positiv denken!

Wechselnd lief und ging und lief und ging ich wieder. Ich besann mich, dass auch ein forscher Gang 6 – 7 km ergibt und wenn ich gehen musste, versuchte ich dann, schnell zu gehen. Mein Körper gab dann zusehends seine Blockadehaltung auf und – den Wind verfluchend – hangelte ich mich bis zu km 36 durch. Wie das geklappt hat, weiß ich nicht mehr so genau, aber ich erinnere, dass ich den Deich bei der Kehre ziemlich zügig hoch lief, in der Erwartung der Erleichterung bei Rückenwind. Im Übrigen hatte ich seit dem Durchlauf  bei 21 km nie mehr auf die Uhr geschaut. Das war wohl instinktiv, denn ich wollte wohl später die Zeitkatastrophe nicht auch noch zwischendurch dokumentiert sehen.

Dann einen Tee an km 36, Dank an die Betreuer, die mich mit der Bemerkung entließen, dass es ab nun wohl wie im Sanatorium zugehen wird. Recht hatte man gehabt, denn nun ging alles trotz der vorher erlebten Strapazen zügig voran. An km 36 wurde ich von der späteren Nummer 3 der Damen überholt. Das wird noch eine kleine Bedeutung erlangen.

Nun hielt mich nichts mehr und ohne weitere Unterbrechung ging es dem Ziel
entgegen. Bei km 41 gab es noch einmal Tee. Der Betreuer entschuldigte sich noch, weil der Tee nun ja schon kalt geworden war. Kleiner Dankesklapps an die Betreuer und auf in die letzten Meter. Als ich auf den Schulweg einbog, zog ich meine Jacke aus, um mit meinem Ziellinienüberquerer-Shirt, das ich darunter trug, einzulaufen. Alle Belastung war weg und ich hatte von klugen Läufern gelernt, für die letzten Meter immer ein paar Körner aufzuheben und unbedingt  mit einem Lächeln einzulaufen, egal wie es zuvor war. So lief ich dann fröhlich lachend und aufrecht durch das Ziel!

Dann war ich doch etwas enttäuscht, als ich über die Ziellinie lief. Der Sprecher mit  dem Mikrofon war nicht da, kein Fotograf zu sehen. Auf diese Begrüßung und das Zielfoto hatte ich mich nach 4,36,34 Std. wirklich gefreut. Getröstet wurde ich im Zielraum von meiner Frau, die sich riesig freute, dass ich es geschafft und vielmehr, es ohne Blessuren erreicht hatte. Eine nette junge Dame gratulierte mir und hängte mir die Medaille um. Dann noch 2 große Becher, diesmal wieder warmen Tee und alles war gut! Überrascht war ich dann doch von meiner Zeit, die ich bei meinen Marathons in Hamburg und in Berlin bei besseren Bedingungen nicht erreicht hatte. Ich war wohl doch gut vorbereitet gewesen!

Zu Hause nach der Durchsicht der Ergebnisse wurde mir klar, was vermutlich am Ziel passiert war. Die Läuferin, die mich bei km 36 überholte, wurde Dritte in der
Gesamtwertung mit einem Vorsprung von gut 4 Minuten vor mir. Da die Siegerehrung für 13 Uhr geplant war, sind wohl Sprecher und Fotograf gleich mit der Läuferin zur Siegerehrung gegangen und haben mich verpasst. Schade, das Zielfoto (s.u.) hat dann meine Frau mit dem Handy ‚geschossen’.

Das war Föhr 2013. Mein Plan für 2013 ist es nun, auf jeden Fall den Wyker Stadtlauf mitzumachen, am ersten Oktoberwochenende in Bremen einen Halbmarathon zu laufen und, es ist nicht so schwer zu erraten, für den 3.11.13 habe ich einen Startplatz für den NY-Marathon! Drückt mir die Daumen, dass es diesmal dort klappt! Bis zum nächsten Mal beim Föhr-Marathon, wahrscheinlich wird es dann der Halbe!

Dank noch einmal an die Organisatoren, an alle Helfer und an alle Läufer. Das war super und hat Spaß gemacht, beim nördlichsten Marathon in Deutschland dabei gewesen zu sein und dann auch noch unter diesen Bedingungen, zu denen nur ein Spruch passt:  „Nur die Harten kommen in den Garten“!

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Informationen: Föhr-Marathon
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