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Laufberichte

Auf nach Florenz

25.11.12

Wenn man auf der Brücke ist, merkt man dies aber zunächst nicht einmal, so blickdicht reihen sich die kleinen blitzenden Läden aneinander. Nur und erst im Mittelteil ist ein Freiraum  gelassen, der einem bewusst macht, sich mitten auf dem Fluss zu befinden. Wundervoll ist das Panorama von hier rundherum. Nur von der Brücke selbst sieht man kaum etwas. 

Einen schönen Blick auf diese hat man daher nur aus gewisser Distanz. Und einen der schönsten von der benachbarten Ponte Santa Trinita, die wir queren. Am jenseitigen Ufer angekommen umrahmen uns sogleich wieder die engen Gassen Oltrarnos und diese Enge ändert sich auch nicht, als wir wenige hundert Meter weiter, eigentlich wenig spektakulär, die Ponte Vecchio endlich queren. 

Mit der Brücke ist der 39 km-Punkt  erreicht. Der Endspurt, soweit man das noch sagen kann, steht bevor.  Weihnachtliche Lichterketten überspannen die breite, geschäftige  Via Santa Maria in der Verlängerung der Ponte Vecchio. Direkt und inmitten der Altstadt führt sie uns zurück. Und auf einmal, fast wie aus dem Nichts, laufen wir auf jenem Platz ein, der als Herz der Stadt schlechthin gilt: der Piazza della Signoria. Dieser Platz wird von einem einzigen Bauwerk dominiert: dem  mächtigen Palazzo Vecchio. Der festungsartige, zinnengekrönte Bau mit seinem elegant-schlanken wie trutzigen Uhrturm ist ein Wahrzeichen der Stadt, das wohl auch jeder kennt, der noch nie in der Stadt war. Großherzogliche Residenz, Parlament, Rathaus - multifunktional ist das Bauwerk seit seiner Erbauung 1314 genutzt worden. Heute ist er primär Touristenmagnet, so nebenbei auch Sitz der Kommunalverwaltung.

Auch die Piazza della Signoria erleben wir letztlich nur als "Flash". Schon schlucken uns erneut die mittelalterlichen Gassen. Aber das war noch nicht alles, denn kurz darauf erwartet uns der Dom zu einem zweiten Stelldichein, nur eben jetzt von der Südseite aus. Unser Kurs führt uns eine Dreiviertelrunde um den Domkomplex herum. Gar nicht sattsehen kann ich mich an der rundherum so überaus prächtigen Marmorfassade. Hinter dem Dom setzt sich der Weg auf holprigen Gassen fort. Eine letzte lange Gerade führt uns dem Ziel entgegen. Mit einem Schlenker zum Arno umzingeln wir es abschließend, ehe die Zielgerade auf der Piazza Santa Croce Erlösung verheißt.

 

Finish auf der Piazza Santa Croce

 

Mit dem Ziel auf der Piazza Santa Croce haben die Veranstalter ohne Zweifel einen der schönsten Plätze von Florenz für ein stilvolles Finish ausgewählt. Prunkvolle Fassaden säumen den Platz, dominiert wird er aber von der Franziskanerkirche Santa Croce, sozusagen dem "Pantheon" der Stadt, in dem zahllose Berühmtheiten der Stadt wie etwa Michelangelo, Galileo und Macchiavelli zu Grabe getragen wurden.

Für das Marathonfinale ist der Platz besonders herausgeputzt. Ein aquamarinblauer Teppich geleitet die Einläufer, vorbei an Zuschauertribünen,VIP-Zelt und Moderatorenempore zur Ziellinie. Ein überaus freundlicher, stimmungsvoller Empfang wird uns bereitet und selbst die erschöpftesten Läufer geben sich im Ziel keine Blöße und zeigen sich vor den zahlreichen Film- und Fotokameras von ihrer besten Seite.

 

Das Marathonfest geht weiter

 

Eine der besonders schönen Seiten des Florenz Marathons ist, dass das Lauffest mit dem Lauf keineswegs beendet ist. Denn am Abend wird weiter gefeiert. Im Theatro del Firenze, auch wenig prosaisch OBI-Hall genannt, wird ein üppiges toskanisches Buffet aufgetischt. Der Wein fließt in Strömen, trinken und essen kann man so viel wie man will und in der Lage ist, und zur Live-Musik einer überaus talentierten Abba-Cover-Band lassen sich unerwartet viele Läufer dazu hinreißen, zu später Stunde noch das Tanzbein zu schwingen. Wer sich das entgehen lässt, ist selber schuld.

Als ich spät abends erschöpft in die Federn sinke, muss ich mir zugestehen, dass ich selten einen Marathontag mit einem derart positiven Gefühl beendet habe. Und selten habe ich - trotz aller physischer Strapazen, die jeder Marathon mit sich bringt - einen Marathon so genießen können wie ich es hier erleben durfte. Bleibt nur noch zu sagen: Auf nach Florenz!

 
 

Informationen: Firenze Marathon
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