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Laufberichte

''Kennsch Du Karlsruh?''

20.09.09
Autor: Joe Kelbel

Am BGH und am Staatstheater vorbei geht es zur Oststadt. Singende Studenten auf den Straßen, Musik aus riesigen Anlagen, einige Zecher laufen uns mit Biergläsern hinterher. Ich muss grinsen,  ich habe doch noch 37 Kilometer vor mir.  Geradewegs führt uns die Durlacher Allee in den gleichnamigen Ort. Wie oft bin ich hier schon auf der A 5 vorbeigefahren.

In der scharfen Rechtskurve stehen  Zuschauer, nur die Square Dancegruppen beachten uns nicht, die rythmische Musik vermischt sich mit dem Gebrüll der Zuschauer, irgendwie surrealistisch-schön.

Fiduciastraße lese ich im Vorbeilaufen.Und wieder viel Musik und Verpflegungsstände. Hände recken sich mir entgegen, schon wieder wird mir Bier entgegengereicht. Irgendwie bin ich dann froh, als ich wieder über die Autobahn in den ruhigen Oberwald laufe.

Die Wege sind schmal, es ist schön grün, aber von Ruhe keine Spur. Alle paar Meter sind Stimmungsnester, Sonnenschirme markieren die Stellen, wir werden förmlich durch den Wald gejagt nach Rüppur, wo uns schon wieder die nächste Band einheizt. Hier wird Wein verkauft für einen Euro, Schnaps für 1,30....Tische und Bänke auf den Straßen, lachende Leute beim Bier.  Leute, ich habe noch 26 Kilometer vor mir! LaOla-Welle hier, LaOla-Welle da. Keine Ruhe, wir werden weiter getrieben von Tanz, Musik und Zuschauern.

Ich bin bei km 20, als mich der Keniaexpress überholt.  Es beginnt die zweite Hälfte des Marathons, auf die habe  ich mich gefreut: Sie ist ein Schmankerl für den Sightseeing-Läufer. Zunächst geht es durch einen grüne Park, der Günther Klotz Anlage (ehem. Oberbürgermeister), wo schon Generationen von Studenten gejoggt sind. Die Grünanlage ist eine der größten innerstädtischen Parkanlagen Deutschlands. Durch ihn fließt der liebliche Fluß Alb, der im Schwarzwald (Bad Herrenalb) entspringt. Von den zahlreichen Studenten, die hier grillen, wird die Anlage romantisch-liebevoll „Klotze“ genannt.

Danach geht es über Mühlburg, dem ältesten Stadtteil von Karlruhe. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) erhob der französische "Sonnenkönig" Ludwig XIV  Anspruch auf die Kurpfalz  (Rhein-Neckar-Gebiet), da sein Bruder, Herzog Philipp von Orléans, mit  Elisabeth Charlotte ("Liselotte von der Pfalz"), verheiratet war. 1689  zerstörten französische Truppen den Ort. Die Steine des Mühlburger Schlosses wurden für Bauarbeiten bei der Gründung von Karlsruhe verwendet.

Wir sind am alten Flugplatz. Früher von den Amis genutzt, darf er nicht der Stadterweiterung dienen. In den Sanddünen und Sandfluren, die in der letzten Eiszeit durch Sandauswehungen aus dem Flussbett desRheines entstanden, sind eine bemerkenwerte Flora und Fauna beheimatet. Die Fläche steht unter europäischem Naturschutz.

Dann die Knielinger Allee, eine wichtige Straße des Karlsruher Fächers und schließlich durch die Hans-Thoma-Straße (Künstler + Professor 1839-1924), direkt auf des Karlsruher Schloß zu. Es ist der bewegendste Moment des Marathon. Ich fühle mich wie König Ludwig XIV, wie der Sonnenkönig. Ich laufe strahlend auf das blendende Schloss zu. Davor wird natürlich getanzt. Einfach passend.

Nach der Passage im Schlossgarten, Universitätsgelände und Fasanengarten geht es x-mal zum Schloss und zurück. Einfach genial: Hin und zurück. Schloss hier und Schloss da! Musik und Tanz überall, Volksfest und wieder Tanz.
Irgendwann verlassen wir dieses grandiose Gelände. Ab geht es, in die City: Plätze wie Kaiserstraße und  Ludwigsplatz, mit zahlreichen Cafés und Kneipen, hier findet das Sehen-und Gesehen-Werden in Karlsruhe statt. Da bin ich ja auch richtig! Hahaha!

Friedrichsplatz, der Marktplatz mit der Pyramide, darunter befindet sich die Gruft der  abgerissenen Konkordienkirche, in der der Gründer und Namensgeber der Stadt, Markgraf Karl Wilhelm von Baden.Durlach (1679-1738), bestattet ist. Und hier bekomme ich seit langem wieder diesen geilen  Kälteschauer auf den Rücken: Vom Rathaus tönt das absolut beste Glockenspiel, das ich je gehört habe, vermischt sich mit der Musik der Salsatänzer und dem Jubel der Zuschauer, während ich hier durch die Laufgasse stürme... einfach klasse!

Dann geht es zum Rondellplatz. Überall  Performance, Break-Dancer, Ballett und Folkloretänzer, Musik hier, Musik da - überall klasse Stimmung. Im Zenrum des Rondellplatzes steht die Verfassungssäule. Zuschauer peitschen mich vorbei.
Und dann bin ich schon bei Km 41, dort wo der Keniaexpress vor zwei Stunden vorbeizog. Gerade spielt die Bigband:  „ ..I feel so broken....I wonna go home..“  Auch der kaputteste Läufer hat hier gelacht!  „ I feel so broken!“  Hahaha, einfach genial!

Ja, und dann laufe ich schon meine Zielrunde im Stadion.

Was bleibt ist: Karlsruhe ist keine Autobahn-Staustelle, Karlsruhe ist eine wunderbare Studentenstadt mit Sonnenkönig-Flair. Ich habe viel gelacht und die vielen Tanzdarbietungen („Tanzmarathon“ ) möchte ich unbedingt wieder haben! Das fand ich richtig gut! Ich kenne jetzt Karlsruhe „ä bissel“ und ich mag Karlsruhe.

Am Bahnhof treffe ich nochmal den Keniaexpress, mache ein Foto von der Truppe und frage in meinem besten Badisch: „Kennsch Du Karlsruh?“

1510 Finisher

Marathonsieger

Männer

1  Kiptoo, Joel (KEN)      02:09:08 
2  Keny, Felix (KEN)     02:11:54 
3  Kosgei, Matthew (KEN)   02:13:39

......

10  Diehl, Marco (DEU)  02:33:03

Frauen

1. Kiboino, Rosina (KEN)   02:43:09 
2  Kenty, Daniela (DEU)  03:04:41 
3  Falkenstein, Dorothea (DEU)  03:09:32 

12
 
 

Informationen: Baden-Marathon
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