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Laufberichte

In der Heimat ist es doch am Schönsten

21.09.08

Als Einheimischer ist der Baden-Marathon für mich Pflicht. Nachdem ich die letzten Jahre aus unterschiedlichen Gründen immer nur den "Halben" gelaufen bin, will ich mir in diesem Jahr endlich mal wieder die gesamte Strecke gönnen.

Einen Tag vor dem Lauf trifft man sich - wie in jedem Jahr - in der Europahalle, um die Startunterlagen abzuholen, die Marathonmesse zu besuchen, ein wenig zu quatschen und sich mit ein paar Spaghetti für den nächsten Tag zu stärken.

Da ich wieder einmal zu wenig trainiert habe, nehme ich mir keine Zielzeit vor. Und weil ich in einer Woche auch noch beim Gardasee-Marathon mitlaufen will, möchte ich mich heute auf keinen Fall total verausgaben. Aber da mich vor zwei Wochen beim Teufelslauf endlich mal wieder der Ehrgeiz gepackt hat, stelle ich mich trotzdem hoffnungsvoll zum 3:44-Pacemaker. 

Pünklich um 9 Uhr erfolgt der Start, aber es dauert einige Minuten, bis ich zur Startlinie komme und loslaufen kann. 8.763 Läuferinnen und Läufer setzen sich in Bewegung und laufen die Brauerstraße entlang, vorbei am Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) und dem gleich daneben angesiedelten Bundesgerichtshof. 

Nach etwa einem Kilometer biegen wir ab in die Kriegsstraße, wo wir durch zwei Unterführungen müssen. Den gelben Luftballon mit der 3:44-Aufschrift habe ich bereits hinter mir gelassen, aber ich weiß genau, dass ich ihn heute bestimmt noch einmal sehen werde. 

Ca. 2,5 Kilometer später kommen wir zum Durlacher Tor mit der Bernharduskirche. Hier treffe ich Joey, meinen Nachbarn. Er hat viele Jahre an keinem Wettlauf teilgenommen und will heute mal wieder einen Halbmarathon laufen. Auf der Kirchturmuhr sehe ich, dass wir bisher etwa einen 5er-Schnitt gelaufen sind.  

Kurz darauf kommen wir zum Gottesauer Platz und der Lutherkirche. Noch immer laufen wir durchschnittlich mit 12 km/h, was mir erstaunlicherweise überhaupt keine Probleme macht. Es geht die Durlacher Allee entlang zum Ortsteil Durlach. Das Wetter ist optimal heute: 10 Grad Celsius, kaum Sonne!

Nach ca. 8,5 Kilometern erreichen wir Fiducia, den Hauptsponsor des Marathons. Hier muss irgendwo ein Fotograf von Pearl Izumi stehen, für den ich extra das gelbe Finisher-Shirt über mein Vereinshemd gezogen habe, aber ich sehe ihn nicht: Pearl Izumi will heute 50 Paar Laufschuhe an Läufer verschenken, die im gelben Shirt fotografiert werden. In der Gewissheit, heute dann eben kein Paar Laufschuhe gewonnen zu haben, laufe ich weiter in Richtung Oberwald. Dort geht es so eng zu, dass ich nach einem Fotostop keine Chance mehr habe, Joey einzuholen, mit dem ich bisher gelaufen bin.

Also jogge ich alleine weiter Richtung Rüppurrer-Schloss, Rüppurr und über den Scheibhardter Weg Richtung Weiherfeld, wo mein zurzeit verletzter Lauffreund Marco wartet und mir “aufmunternd” zuruft: ”Hey, wo bleibst du denn? Hinter dir laufen nicht mehr viele.” Ich lasse mich aber nicht aus der Ruhe bringen und schaue bewusst nicht auf meinen Garmin. Ich will mich heute nicht unter Zeitdruck setzen, schiele dann aber doch auf jede Kirchturmuhr, die ich finden kann und erkenne, dass ich den 5er Schnitt bisher halten konnte. 

Wir erreichen die Günter Klotz Anlage, wo wir uns von den Halbmarathonis trennen, die rechts ins Ziel abbiegen dürfen. Nach 1:47 Stunden habe ich die Hälfte des Marathons geschafft. Wir laufen an der Alb entlang, überqueren sie zweimal und schlängeln uns auf grünen Pfaden durch Karlsruhes Westen. Wie man auf den Fotos erkennt, sind wir Läufer so ziemlich unter uns. Zuschauer gibt es erst wieder beim nächsten Verpflegungstand bei Daxlanden. Hier dröhnt lautstarke Rockmusik, die mir neuen Schwung für den Weg zum Rheinhafen und die bisher dritte Straßenüberführung gibt.  

Oben auf der Brücke haben sich zwei Mitarbeiter des Roten Kreuzes positioniert. Die freiwilligen Helfer in ihren roten Uniformen fallen mir schon die ganze Zeit auf. Insgesamt gibt es heute 160 Sanitäter entlang der Strecke, so dass im Notfall durchschnittlich alle (42,2:160) 263 Metern medizinische Hilfe bereitsteht. Vielen Dank, liebe Sanis, dass ihr euch so gut um uns kümmert! 

Wir lassen das Rheinkraftwerk hinter uns. Knapp 28 Kilometer habe ich bereits geschafft und mir geht es noch immer gut. Leider kommt jetzt die Sonne durch, was mir wie immer zu schaffen macht. Hier auf der Hardtstraße merke ich bereits, dass ich langsamer werde. Nach 30 Kilometern kommen wir zum alten amerikanischen Flugplatz. Als ich mich kurz umdrehe, sehe ich, dass mir der 3:44-Pacemaker dicht auf den Fersen ist und mich kurz darauf sogar überholt. Ich versuche nicht an ihm dran zu bleiben, sondern packe meinen Ehrgeiz wieder ganz tief in die Tasche, hole mir dafür wieder einmal die Freude am Sightseeing und Fotografieren heraus und laufe in meinem aktuellen Wohlfühltempo weiter. 

Auf der Knielinger Allee überqueren wir dann die vierte Brücke auf unserem Weg zum Ziel. 85 Höhenmeter kommen so beim Baden-Marathon  zusammen – das zeigt jedenfalls die Polar eines Läufers an. 

Nach knapp 33 Kilometern kommen wir in der Karlsruher Innenstadt an. Wir passieren die Orangerie, die Staatliche Kunsthalle, das Bundesverfassungsgericht und erreichen kurz darauf das Karlsruher Schloss, das viele tolle Fotomotive bietet. 

Jetzt geht es kreuz und quer durch den Schlossgarten, wo mich mein alter Lauffreund Dieter überholt, mit dem ich schon einige Marathons zusammen gelaufen bin. Schön ist es hier und ich bin froh, dass ich hier nicht durchhetzen muss und mir Zeit für ein paar Fotos nehmen kann. Auf einer kurzen Wendestrecke machen wir noch einen Abstecher Richtung Universität  und verlassen daraufhin den Schlossgarten und das Schloss.

Da ich den 3:44er Ballon schon lange aus den Augen verloren habe, ist mein nächstes Ziel, unter vier Stunden anzukommen. Ich wage einen Blick auf meine Uhr und stelle fest, dass ich für die restlichen sechs Kilometer noch 44 Minuten Zeit habe, die ich mir dann auch nehme.  

Jetzt kommen wir auf die Kaiserstraße, die Einkaufsmeile von Karlsruhe, und ganz entgegen den Erwartungen steht hier wirklich kein einziger Laufinteressierter. Also joggen wir durch fast menschenleere Straßen weiter, bis wir zum Marktplatz kommen. Auch hier hält sich das Besucherinteresse sehr in Grenzen. Ich fotografiere die Stadtkirche und das Rathaus und trabe am Rondellplatz vorbei Richtung Ettlinger Tor.

Die weitere Strecke führt uns über den Stadtgarten und den Karlsruher Zoo. Ein paar Meter links von mir sitzt gerade majestätisch ein Storch in seinem Nest und schaut uns zu. Meine Beine werden schwerer und schwerer und so spüren meine Knochen selbstverständlich diese fünfte Brücke und die kurz darauf folgende dritte Unterführung auf unserem Weg um so mehr.  Wir kommen auf die Breite Straße, auf der wir schon vorhin gelaufen sind. Hier stehen jetzt recht viele Leute am Straßenrand und motivieren uns für die letzten beiden Kilometer. 

Das Ziel ist erreicht. Auf den letzten Metern dorthin rufen mir einige Bekannte zu, Dieters Frau Camila knipst einige Fotos von mir und, wie ich später im Internet entdecke, werde ich auch vom Runners World Fotografen abgelichtet; wahrscheinlich deshalb, weil ich das gelbe Finishershirt anhabe, so dass dieses nun also doch noch für etwas gut war.

Nach 3:53:16 Stunden laufe ich durchs Ziel. Ich bin sehr zufrieden, weil ich unterwegs keine Wehwehchen hatte, den Mann mit dem Hammer nirgendwo habe stehen sehen und auch das Gefühl habe, noch genug Körner für den Marathon in einer Woche am Gardasee übrig zu haben.  

Den Runners Heaven lasse ich heute schnell hinter mir, denn zuhause liegt meine Frau Marianne krank im Bett, die heute eigentlich auch mitlaufen wollte. Also gehe ich schnell über die Südtangente zu meinem Auto und düse zu ihr nach Hause. 

Sieger Marathon

Männer

1  Kimwole, Ben (KEN)  02:14:16 
2  Loywapet, Samson (KEN)     02:15:45 
3  Mutai, David (KEN)      02:21:24 

Frauen

1  Cherop, Irene (KEN)  02:35:56 
2  Chepkonga, Phylis Chelagat (KEN) 02:50:19 
3  Rauschenberg, Eve (DEU) 02:57:56 

Sieger Halbmarathon

Männer

1  Ngolepus, Charles (KEN)  01:02:48
2  Sauter, Tobias (DEU)    TSV Eltingen 01:05:47 
3  Lindner, Benjamin (DEU)    SG Spergau 0 01:06:51

Frauen 

1  Schleifer, Christine (DEU)    Tri-Team Heuchelberg  01:14:53
2  Maissenbacher, Simone (DEU)    LSG Karlsruhe  01:15:35 
3  Breitschmid, Jenny (CHE)    Goldwurst-Power 0 01:17:13

Streckenbeschreibung:

Flacher Rundkurs auf guten Straßen und Wegen, allerdings mit etlichen Brücken und damit  verbundenen Anstiegen.

Rahmenprogramm:

Marathonmesse in der Europahalle mit Ausgabe der Startunterlagen und Pasta-Essen.

Auszeichnung:

Medaille, Urkunde.

Logistik:

Startgelände mit Straßenbahn gut zu erreichen. Parkplätze gibt es nicht so viele

Verpflegung:

Wasser, zum Teil Iso, Apfelschorle, Bananen und Riegel. Im Ziel Runner's Heaven

Zuschauer:

Haben die Karlsruher ein Problem mit ihrem Marathon? In den Vororten ist die Stimmung teilweise super, im Ziel auch. Auf dem Marktplatz und in der Fußgängerzone gibt es aber durchaus noch Steigerungsmöglichkeiten.

 

Informationen: Baden-Marathon
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