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Laufberichte

80 Kilometer durch die Sommernacht ...

27.06.08

... und dabei Mannschaft Nr. 1

Heute, oder besser gesagt, für diesen Tag und für die darauf folgenden Nacht führt meine Reise zu einem ganz speziellen Lauf: Zum FINAMA. So hieß er früher, der FIdelitas NAchtMArsch. Nach über 15 Jahren werde ich wieder beim Fidelitas Nachtlauf,  so ist jetzt die Bezeichnung, antreten. Ja, und wo ist dieser Wettkampf? Für diejenigen, die mit dem Begriff nichts anfangen können: Die Reise geht ins Badische, nämlich in die Fächerstadt Karlsruhe.

Wo Karlsruhe liegt, das brauche ich nicht zu beschreiben. Kreuzungspunkt Autobahn 5 und 8, zugleich ICE-Bahnhof. Und im September findet hier der Baden Marathon statt! Alles klar?

Die Anreise geht wieder mit Michael Sailer, der hier seinen Sieg aus 2007 verteidigen will. Heute hat er Frau, Kind, Hund und Kegel zum Familienausflug mitgenommen. Und noch einer ist dabei - Stefan Hauck. Er ist bis auf eine kleine Laufpause jetzt zum fünften Mal hier am Start und hat jedes Jahr seine Zeit verbessern können. Die Fahrt auf der Autobahn 8 geht stockend aufgrund der vielen Geschwindigkeitsbegrenzungen. Eine heikle Situation muss auch noch überwunden werden, denn ein Rumänen-Pkw schleicht mit 50 bis 60 Sachen auf der Autostrada dahin. „Bei dem gehen wohl die Bremsen nicht“, lasse ich los, als der Stefan in die Eisen steigen muss. Ab Anschluss Ettlingen ist der Lauf bereits ausgeschildert und leicht zu finden.

Nach einem kurzen Intermezzo aus Erkundung, Nachfrage und schließlich Verhandlung mit dem Platzmeister können wir Michaels Riesenzelt unweit des Ziels aufstellen. Zeit ist dann noch genug, um an einem Kiosk am Startgelände Kuchen und Kaffee zu vertilgen. Wer weiß, was wir alles im Wettkampf bekommen, also lieber jetzt zwei Stück Kuchen verdrücken. 

Informationen: Fidelitas Nachtlauf
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Auf dem Startgelände am PSK-Clubhaus brummt jetzt eine Stunde vor dem Rennen schon das Geschäft. Schlangen vor dem Anmeldestand beweisen dies. Die meisten Ultras haben sich allerdings schon mit den Unterlagen versorgt. Die Staffelläufer brauchen wohl nicht so viel Vorlauf wie wir.

Die früheren Organisatoren Wolf-Dieter Zeidler und Günter Helmle werden geehrt. Letzterer hat 1978 den Fidelitas Nachtmarsch erstmals durchgeführt. Seinerzeit war das Gros der Teilnehmer noch aus dem Lager der IVV-Wanderer, die heute nur noch spärlich hier teilnehmen. Aber diese können weiterhin teilnehmen, da als Sollzeit 16 Stunden vorgeschrieben sind. Und da kann man mit einem Schnitt von 5 Kilometer pro Stunde auch noch ins Ziel kommen. Und auf Nachfrage lässt man diesen Teilnehmerkreis auch schon früher auf die Strecke.


Die Anmeldung geht problemlos übers Internet oder herkömmlich mit der Post. 30 EUR, bei Nachmeldung 5 Silberlinge zusätzlich, das ist für einen 80er günstig, da nicht nur die ganze Versorgung und Ausschilderung auf einer großen Runde sichergestellt werden muss, sondern auch noch Medaillen und Urkunden für die Finisher warten. Ja, und weil heute die 30. Veranstaltung ist, gibt es ein Funktionsshirt und ein Käppi dazu.

Wem die 80 Kilometer zu lange sind, der kann sich auch zu viert die Strecke aufteilen. Es gibt sogar noch eine 10 Kilometer-Strecke für Läufer und Nordic Walker. Für Junge und Junggebliebene wird auch noch eine Fidelitas Streetball Challenge durchgeführt.

Es ist kurz vor 17.00 Uhr. Das Läufervolk steht immer noch im Schatten, denn der Planet brennt von oben herab. Geschätzte 25 Grad im Schatten, in der Sonne brutzelt’s. Erst nach Aufforderung begeben wir uns auf die Aschenbahn und harren der Dinge.

Michael Sommer, der mit 5.30 Stunden die zweitbeste Zeit hier aufgestellt hat, hat nachgemeldet und unterhält sich mit dem letztjährigen Sieger Michael Sailer. „Ja, des wird a schwara Brocken, wennst den packen willst, “ denke ich. Hoffentlich teilt er sich sein Leistungsvermögen entsprechend gut ein.


Dr. Karsten Haasters gibt noch die letzten Informationen bekannt. Und dann knallt’s aus der Pistole und unser Tageswerk, das entsprechend dem jeweiligen Kilometerstand früher oder später in eine Nachtschicht übergeht, beginnt. Nach ein paar Metern verlassen wir das Stadion der PSK Karlsruhe, es geht durch ein Tor hindurch und wir befinden uns auf dem Karlsruher Wasserweg.

Die nächsten gut drei Kilometer laufen wir im Karlsruher Oberwald. Die Strecke ist mit rot-weißen Bändern und Kalkstrichen auf dem Boden gut markiert. Es ist schattig und angenehm, zum Teil läuft ein Gewässer neben der Strecke. Bei Kilometer 3,5 finden wir schon die erste Verpflegungsstelle unweit des Wasserwerks an der Südtangente. Es gibt Mineralwasser, Cola, auch mal mit Wasser verdünnt, Malzbier, Zitronentee, auch Melonen, Bananen, Brot und Hefezopf. Die Ausschreibung nennt uns 19 Tankstellen. Das reicht dicke, zumal im Laufe des Rennens immer wieder Privatleute zusätzlich Getränke anbieten. Es muss also keiner verhungern und verdursten.

Weiter laufen wir entlang des Rangierbahnhofes und durch ein Industriegebiet. Wir überqueren die Autobahn 5. Bis auf einige Brücken ist die Strecke bisher topfeben. Ich komme mit einer Läuferin zum Reden, die den langen Kanten alleine laufen wird. Es ist ihr erster Ultra, als Vorbereitung hat sie heuer bereits drei Marathons gefinisht. Zuschauer sind bisher eher spärlich auszumachen, die wenigen klatschen aber und sprechen uns an.


Am Bahnhof Durlach (Kilometer 8) findet sich die nächste Tankstelle, wo ich mir einen vollen Becher greife. Ja, ganz wichtig ist es heute, genügend und frühzeitig zu trinken. Wer Durst bekommt, der hat es im Fortgang des Rennes schwer. Also lieber saufen wie ein Kamel, auch wenn dann mal eine Pinkelpause fällig wird.

Wir verlassen Durlach Richtung Untere Hub. Auf den Feldern wird Heu gemacht. Ich sehe einen Bauern, wie er sich mit einem Rasenmäher herumplagt, bis er dann in den Tank schaut. Ja ohne Sprit läuft der auch nicht! Wir überqueren zwei Mal die Autobahn 5, dazwischen das öde Industriegebiet Hagsfeld, und finden dann bei Kilometer 13 bereits die vierte Trinkstelle.

Ein paar Höhenmeter dürfen wir einlegen, als wir den Pfinz-Entlastungskanal überqueren. Eine Kreisstraße wird von Feuerwehrlern für uns abgesperrt. Nun, beim Straßenverkehr heißt es Augen auf. Denn eine Absperrung ist die Ausnahme und einige mussten bereits an einem Bahnübergang warten, bis der Zug vorbeigefahren ist. Es wird auch geraten, zumindest ein reflektierendes Band zu tragen.

Grötzingen (Kilometer 18). An der Verpflegungsstelle ist allerhand los, denn hier hat Läufer eins der Staffel fertig und frische Kräfte werden auf die Reise geschickt. So wird die Angelegenheit nicht nur für mich abwechslungsreich. Die Flachetappe in der Rheinebene endet nun. Das ist mir ganz recht, bereits bis hier Kilometer gesammelt zu haben, denn am Ende des Laufes müssen dann keine Schleifen eingebaut werden.

Grötzingen wurde 1944 während eines Bombenangriffes schwer beschädigt. Nachdem ein Gewittersturm die Markierungen der Alliierten, die so genannten Christbäume, verweht hatte, fiel die Bombenlast auf die umliegenden Ortschaften. Was wäre aus Karlsruhe geworden, wenn der Luftangriff planmäßig verlaufen wäre?

Wir verlassen den Ort und jetzt wird es abwechslungsreich. Zuerst führt uns der Weg durch Felder bergauf, später mündet er beim Wanderheim in den Bergwald. Ein Hohlweg führt uns weiter hinauf. Die ersten gehen, da schließe ich mich an und marschiere wie ein fröhlicher Wandersmann. Nur zum Pfeifen fehlt mir die Luft. Kraft sparen ist die erste Devise. Ein Bulldog mit einem Ausflügleranhänger trottelt im Schneckentempo bergab. Wenn nur nicht das Dieselabgas so fürchterlich stinken würde.

Die Steigung lässt dann nach, wir verlassen den Großen Wald (Kilometer 22). Der Heuberg bildet nun mit 250 Meter Seehöhe den ersten Zacken im Höhenprofil. Wir sind jetzt 130 Meter oberhalb des Rheintals und haben einen schönen Ausblick auf Jöhlingen unten im Tal sowie auf die Höhen des Kraichgaus. Die Sonne ist nicht mehr ganz so kräftig wie am Start.

Es geht im Sturzflug hinunter nach Jöhlingen. Ich lasse mich nicht anstecken, es sind vornehmlich die Staffelläufer, die erst wenige Kilometer in den Beinen haben. In Jöhlingen müssen wir aufpassen, es geht über die Bundesstrasse 293. Wir verlassen nach einer weiteren V-Stelle den Ort, natürlich ansteigend und belaufen dann nach einer Links-Rechts-Kombination die Ochsenstraße. Na, da fühlen wir uns wohl, gelle.


Nach einer weiteren Walddurchquerung (der Hohberg und Sonnenberg, wieder ein Zacken im Höheprofil) wartet bei Kilometer 29 erneut eine V-Stelle. Ich komme kurzzeitig mit Dieter Ehrenberger zum Reden. Er hat mich schon weiter vorne vermutet. So knapp drei Stunden bin ich jetzt unterwegs. Als Schnitt zehn Kilometer pro Stunde angehen, ja und dann im Laufe des Rennens, da halt mas wia da Kaiser Franz: Schaun mer mal. Stefan, ein guter Rechner, sagte bei der Anreise zu mir: „Wenn du pro Stunde zehn Kilometer machst, dann bist nach acht Stunden im Ziel.“ Ich hab das gleich wieder vergessen, da hier meine Bestzeit 9 Stunden 30 Minuten beträgt.

Unsere Rennpiste bleibt weiterhin abwechslungsreich. Wir laufen östlich von Wöschbach durch die Felder, bevor wieder ein Waldstück durchquert werden muss. Die Wege sind gut zu belaufen, trocken, teilweise auch asphaltiert, mitunter muss man jedoch wegen unebener Stellen konzentriert auf den Boden schauen. Ein längerer Abstieg nach Singen steht bevor. Der Quarkkuchen vom Nachmittag macht mir zu schaffen. Der wird nicht verdaut, sondern vergast. So muss ich mich für einen Boxenstopp kurz in die Büsche schlagen. Danach ist’s mir bedeutend wohler! Halleluja!

„Holleri du dödel du“ -  frei nach Loriot, wir sind in Singen. Am Freibad finden wir erneut eine Tankstelle. Es geht wieder bergan und hinein in den Buschwald. Die Strecke ist auch hier gut markiert. Trennende Kreidestriche an Abzweigungen, Flatterbänder in kurzen Abständen, mitunter auch Pfeile am Boden angebracht. Jetzt, noch bei Tageslicht, noch ohne Schwierigkeiten zu erkennen. Aber was wird in so zwei Stunden sein?

Mutschelbach (Kilometer 39), ein weiterer Wechselpunkt der Staffeln. An der Verpflegung brummt das Geschäft. Ich nehme wie üblich zwei Becher und ein Stück Hefezopf. Für jede Getränkeaufnahme bleibe ich etwa eine halbe Minute stehen. So geht wenigstens was in den Ranzen rein. Weiter. Manfred Luginger taucht von hinten auf und schimpft wie ein Rohrspatz, weil er seinen Kleiderbeutel nicht gefunden hat. Er braucht unbedingt seine Stirnlampe. Und Schuhe und Trikot will er auch wechseln. Hoffentlich sind die Sachen bei der nächsten Verpflegung.

Im Ortsausgang sehe ich noch Schilder, die einen Neubau der Autobahn 8 wollen. Ja, der Lärm ist tatsächlich zu hören. Wir laufen auf einem Radweg parallel zu einer Landstraße im Hocksbachtal, immer leicht ansteigend. Die Autobahn wird schließlich unterquert und nach einem weiteren Wegstück entlang am Rüppenbusch erreichen wir Karlsbad-Langensteinbach. Ein Anwohner hat Getränke bereitgestellt, für Mensch und Hund! Es geht kilometerlang durch beide Ortschaften, fast eine Plage, bis dann beim Feuerwehrhaus (Kilometer 45) eine weitere Verpflegung zu finden ist. Es ist noch knapp vor 21.30 Uhr, die Sonne ist bereits untergegangen, die Temperatur ist nun angenehmer geworden.

In anschließenden Großen Wald kann ich auf ein Pärchen auflaufen. Es dauert nicht lange, und wir kommen in Gespräch. Die Petra als Staffelläuferin lässt sich von einer Freundin per Rad begleiten. Die Radlerin lobt uns für unsere Performance. Im Tempo von rund elf Kilometer pro Stunde rennen wir weiter, vorbei am Industriegebiet Ittersbach und überqueren eine gesicherte Landstraße. An der folgenden V-Stelle am Tornadostein (Kilometer 49,5) bleibe ich fürs happa-happa stehen. Die Petra springt weiter und ich brauche einen guten gefühlten Kilometer, bis ich wieder an ihr dran bin.

In Ittersbach sind wenige Neugierige auf der Straße und beobachten die Szenerie. Mitunter hört man auch Gelächter aus den nicht einsehbaren Gärten. Nun, die Nacht ist lau, da kann man sein Bierchen oder ein Glas Wein im Freien genießen. Wir sind jetzt auf einer Hochfläche, es ist schon sehr dunkel geworden. Das Feld hat sich mittlerweile gehörig auseinandergezogen. Gut, dass ich mit Petra und ihrer Begleiterin noch ein wenig Abwechslung habe. Alleine unterwegs könnte man schon schwermütig werden.

Langenalb (Kilometer 56). Schon am Ortsende schicke ich Petra vor. „Hau noch mal rein“, so kann sie noch einen Endspurt setzen. „Mach’s gut, wir sehen uns im Ziel“, so lässt sie mich zurück. An der Wechselstelle ist richtiger Bierzeltbetrieb. Für einen Durchhänger habe ich mir vor dem Start einen Geldschein eingesteckt. Zur Not hätte ich dann Bier und Grillwurst gekauft und gegessen. Ich verpflege wieder zur Genüge und mache mich dann für die restliche Etappe fertig: Das T-Shirt anziehen und die Stirnlampe an die Birne. Funktionskontrolle, ja, das Ding geht. Weiter.

Auf Höhe des Sportplatzes Langenalb führt uns die Strecke wieder in den Wald hinein. Zwei, drei Staffelläufer kommen angerast wie die Wahnsinnigen. Es geht bergab. Dann zweigt der Weg nach rechts ab. Ich kann gerade noch die Lampe anmachen und Tempo herausnehmen. Denn Wurzeln und Steine sind auf diesem Stück kein Vergnügen. Bei einem Sturz fliegst auf die Schnauze und das Rennen kann sogar vorbei sein. Ich jogge langsam weiter auf diesem Ho-Chi-Minh-Pfad, der Gott sei Dank weniger als 500 Meter lang ist.

Informationen: Fidelitas Nachtlauf
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Ich sehe vor mir ein Licht, und kann dann einen Pkw erkennen. Eine privat betriebene Trinkstelle, wo ich sogar noch Cola erhalte. Danke. Es rollt weiterhin gut nach Marxzell (Kilometer 61) hinein. Nicht nur hier, sondern auch an den anderen Kontrollen wird unsere Startnummer aufgeschrieben. Sollte sich jemand verirren, dann kann gezielt gesucht werden. Auffällig ist, dass hauptsächlich Helfer vom Roten Kreuz an den Kontrollen Dienst schieben. Sie machen ihre Aufgabe mit Bravour, auch wenn es jetzt schon auf 23.00 Uhr zugeht.

Es geht nun entlang des Bächchens Alb, das wir nicht sehen, sondern nur plätschern hören. Es ist stockdunkel. Ohne Lampe wärst aufgeschmissen! Aus meinem trapp, trapp, trapp ist nun ein traaab, traaab, traaab geworden. Müdigkeit macht sich langsam breit. Es wird zunehmend schwierig, konzentriert zu bleiben. Was ist, wenn ein Stolperer mich vom Weg weghaut? Lande ich vielleicht in Brennnesseln oder geht es neben dem Weg einen Abhang hinunter? Oder kann ich gar im Morast oder im Wasser landen? Das sind einige Fragen, die sich auf dem weiteren Weg auftun.

Mitunter höre ich Eulen schreien und Käuze. Oder träume ich und laufe? Oder bin ich bereits in meinem Läufer-Mantra. Om mani padne hum! Hinter mir höre ich Laufgeräusche. Da kommt ein Läufer heran. Ich drehe mich um. Keiner da! Jetzt fangst scho zu spinna a, denke ich.

Ich erkenne ein Licht vor mir. Nein, da ist nichts. Doch, ganz deutlich. Langsam komme ich dem Licht näher. Es ist eine Staffelläuferin in Begleitung einer Radfahrerin. Ich lasse beide langsam hinter mir. An der V-Stelle Neurod Campingplatz (Kilometer 68) sitzt ein Läufer total fertig auf einer Bank. Der Graf-Rhena-Weg endet dann, als wir die Gleise der Stadtbahn nach Ittersbach überqueren. Auch hier Augen auf. Ein Stück weiter zweigt eine breite Straße nach rechts ab. Kein Pfeil, kein rot-weißes Band. Wohin? Das kann mir auch ein Italiener, des Deutschen und Englischen nicht mächtig, nicht sagen. Also geradeaus und schauen. Nach ein paar Metern liegt ein Band am Boden. Herabgerissen. Ich bin also richtig.

Am Ettlinger Hallenbad (Kilometer 72) die vorletzte Verpflegung. Ich realisiere mittlerweile, dass vielleicht eine sub 8 gehen könnte. Noch acht Kilometer. Durch Ettlingen hindurch muss ich konzentriert laufen, denn die weißen Pfeile auf dem Boden oder die Markierungsbänder wollen gefunden werden, außerdem ist auf den Verkehr zu achten. Mich überholt Zeliko aus Beilheim. Ihm hat ein Schwärmer in die Armbeuge gestochen. Aua, deswegen sticht er Richtung Ziel auf und davon. Der hat noch richtig Speed drauf. Ich kann später noch einen Staffelläufer überholen.

Wir verlassen dann wieder Ettlingen auf einem Radweg parallel zu einer Landstraße. Es nervt, wenn Autofahrer mit Fernlicht entgegenkommen und nicht abblenden. Rechterhand hören wir Musik: „Volare“ von Domenico Modugno. Ist das schon die Musik vom Zielstadion? Ich kann es fast nicht glauben. Wir biegen von der Landstraße ab und erreichen die letzte V-Stelle. „Noch vier Kilometer“, sagt ein Helfer. Also noch einen Becher und weiter. Ich sehe hinter mir Lichter. Ist da noch ein Verfolger? Ich versuche, das Tempo zu halten. Aber das Licht kommt näher ... und entpuppt sich als eine Horde Radfahrer ohne Läufer. Jetzt um Halb eins zur Geisterstunde.

Die letzten zwei Kilometer sind fast die gleichen wir zu Beginn. Nur dass es jetzt stockfinster ist. Es muss gleich rechts abgehen, denn das Ziel ist ja rechterhand vom Start. Kein Abzweig kommt. Oder habe ich mich zum Schluss verlaufen. Ich denke, es geht durchs PSK-Stadion und dann noch auf die Straße zuvor und von hinten hinein ins Ziel. Ich fluche schließlich, als ich in den finsteren Startbereich hineinlaufe. Keiner zu sehen. Gut, dass wir am Nachmittag erkundet haben. Durch das Stadion, auf die Straße und dann laufe ich von hinten ins Ziel hinein. Ich reiße mein Stirnband herunter und lasse es im Applaus der zahlreichen Zuschauer kreisen. Die Stirnlampe fliegt im hohen Bogen davon. Geschafft! Juhu! Und noch unter acht Stunden. Da habe ich mich über 90 Minuten verbessert.


Der Stefan kommt hinzu, gratuliert und ist total happy. Auch er hat seine Zeit verbessert. Platz vier in 6.25.42 Stunden. Der Michi landet auf Platz zwei (6.20.50 Stunden) und muss sich nur Michael Sommer beugen. Er musste leiden, da er sein Getränk nicht auf der angegebenen V-Stelle fand. Den Sieger hätte er wohl auch mit einem Top-Rennen nicht packen können. Bei mir ist es dann Gesamtrang 38 in 7.51.26 Stunden. In der Mannschaftswertung, wofür sich der Stefan noch herübergemeldet hat, sind wir am ersten Platz (20:37:58 Stunden) und haben gut drei Stunden Vorsprung zum Zweiten.

Fazit: Ein schöner Lauf. Defensiv beginnen, gut verpflegen und gut vorbereiten, dann dürfte einem Finish nichts entgegenstehen. Die Helfer sind motiviert, die Streckenmarkierung bis auf ein, zwei Stellen ordentlich, da muss man halt aufmerksam schauen. Vielleicht könnte man noch eine Kilometermarkierung hinkriegen. Ich sah zwar eine 30 auf einem Schild und eine hingemalte 70 an einem Baumstamm, kann aber nicht mit Sicherheit sagen, ob das für uns bestimmt war. Da können wir drei wieder hinfahren. Vielleicht nächstes Jahr? Im Sinn des Wortes Fidelitas, das heißt nämlich Treue.

Sieger 80 km

Männer

1  Michael Sommer Heart & Sole  05:38:29
2  Michael Sailer marathon4you.de  06:20:50
3  Ralf Steißlinger TSV Kusterdingen 06:23:10 

Frauen
1 Claudia Stader Uschi die Rennwurst 07:33:21
2 Anne Staeves LG-Trampeltier 07:43:23
3 Carmen Hildebrand SSC Hanau-Rodenbach 07:58:25 

Streckenbeschreibung:

Großer Rundkurs über 79,5 Kilometer mit 709 Meter Höhendifferenz (nur Aufstieg). Durch die Rheinebene, durch den Kraichgau und durch den Schwarzwald. Schön abwechslungsreich. Wenige harte Anstiege.

Auszeichnung:

Medaille, Funktionsshirt, Urkunde.

Verpflegung:

19 Versorgungsstellen mit Wasser, Cola, Tee, Malzbier, Bananen, Melonen, Brot und Hefezopf.

Finisher:

163 Männer und 27 Frauen. 80 Staffeln.

Zuschauer:
Viele Zuschauer am Start und Ziel sowie auf den Wechselstellen. Sonst nur vereinzelte Grüppchen.

 

 

Informationen: Fidelitas Nachtlauf
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