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Laufberichte

Spannendes Hin und Her

 

Nachdem wir den höchsten Punkt passiert haben, kann ich es bergab laufen lassen. Dass nun auch noch die Kilometrierung für den 10 Kilometerlauf dazukommt, verwirrt mich nur anfangs. Auf den folgenden welligen Stücken durch Streuobstwiesen komme ich gut voran. Beim nächsten Halt am Sportplatz genehmige ich mir Banane und eine längere Dusche. Auf diese Weise kann ich vielleicht auf zu viel Trinken verzichten. In Dettingen machen sich Kinder einen Spaß daraus die Läufer mit Wasserpistolen zu anzuspritzen. Das ist lustig. Überhaupt sind erstaunlich viele Zuschauer an der Strecke. Vor einigen Häusern werden Rasensprenger oder Wassereimer zur Kühlung angeboten, oder sogar private Getränke angeboten.

Erneut erschreckt mich eine Fahrradklingel. Der Führende beim Marathon, Richard Schumacher, ist schon wieder auf dem Weg nach Urach. Der hat aber ganz schön Tempo drauf. Peter Keinath, so etwas wie der Lokalmathador, folgt als Zweiter. Da ist noch nichts entschieden. Beim Marathon kommt der entscheidende Teil auf den letzten Kilometern. Ich laufe an einer Gruppe Mädels vorbei. Die eine ruft mit Blick auf meinen Fotoapparat: „Soll ich ein Selfie von Dir machen?“ Hihi, die Jugend von heute! Ich drehe um, laufe zurück und mache nun selbst ein „Selfie“. Alle Achtung, wie schnell die Mädels hinter mir in Positur stehen. Hinter km 17 habe ich ein Déjà-vu: Pamela Veith mit ihrem Begleiter habe ich genauso vorhin schon einmal fotografiert. Es ist das identische Bild - nur 10 Kilometer später!

Bald darauf bin ich wieder in Metzingen. Unterwegs motiviere ich die müden Halbmarathonis, doch bitte das letzte Stück noch zu laufen, denn sie sind ja gleich im Ziel. Dann biege ich auf die Zielgerade ein, werde angesagt und mit viel Applaus auf die zweite Runde geschickt. In den Gärten und Hofeinfahrten wird gefeiert. Auf einer langen Geraden kommt mir das Fahrrad mit dem Führenden beim Marathon entgegen - es ist immer noch Richard Schumacher. Auf meiner Uhr steht 2:30 und er hat es nicht mehr weit bis ins Ziel. Vom Zweiten ist noch nichts zu sehen. Peter Keinath folgt dann in einiger Entfernung mit ebenfalls viel Vorsprung auf den dritten Bernd Vöhringer, so dass da auch nichts mehr anbrennen wird. Für mich geht es jetzt die Wendepunktstrecke entlang. Nanu, wird hier nicht kontrolliert? Die lange Gerade wäre verführerisch, ein Stück abzukürzen. Aber da sehe ich die Streckenposten im Schatten sitzen und bin beruhigt.

Besenradlerin Hannelore begleitet den letzten Halbmarathoni. Der sieht noch gut aus und wird in 3:01 das Ziel erreichen. Vereinzelt kommen mir nun immer wieder Marathonis entgegen. An siebter Stelle ist bereits Pamela Veith. Inzwischen hat sie ihren Begleiter verloren und läuft nun mit lachendem Gesicht und ebenso einsam, wie die anderen vor und nach ihr. Bei km 26 bin kommt mir an der VP ganz unauffällig Basilia Förster als zweite Frau entgegen. Die Dritte, Sandra Fätsch, sehe ich am Ortseingang von Dettingen.

Hinter Dettingen erkenne ich, dass wir direkt am Freibad vorbeilaufen. Es ist brechend voll, und so hält sich mein Neid in Grenzen. Auf dem Weg nach Bad Urach schieben sich ein paar Wolken vor die Sonne. Dadurch wird es gleich angenehmer. Norbert kommt mir entgegen. Sein Laufpartner, Kurt Seidel, läuft heute seinen 100sten Marathon und wird ihn auch erfolgreich ins Ziel bringen. Glückwunsch!

Auf dem höchsten Punkt der Strecke ist gerade ein Streckenposten dabei, jugendliche Helfer einzuteilen. Es wird eine zusätzliche Getränkestelle am Anstieg eingerichtet. Die Kinder sind top motiviert. Am Wendepunkt auf dem Bad Uracher Sportplatz ist es nun ruhig. Die letzten Läufer werden erwartet und Cola ist bei den meisten heiß begehrt. Ich verabschiede mich mit einem großen Dankeschön von den Helfern.

Aber was ist das? Ein kräftiger Wind kommt plötzlich von vorne. Nach der Hitze nun das. Da ich an der Steigung sowieso gehe, kann mir der Wind hier egal sein. Ich nehme einen Schluck an der neu eingerichteten Wasserstelle und dann feuern mich die Jugendlichen nochmals extra an. Bergab geht es dann wieder einigermaßen, bis mich der Wind auf der Ebene erneut ausbremst. Ich bin eh schon langsam; jetzt bin ich halt noch langsamer.

Weil es auf der Strecke nun wirklich einsam ist, die meisten Läufer sind ja bereits im Ziel, können sich die Helfer noch intensiver um die Verbliebenen kümmern. Immer, wenn ich einen der vielen Helfer passiere, wird geklatscht und angefeuert. In Neuhausen ist in einem größeren Haus schon den ganzen Morgen eine laute Party im Gange. Vom Balkon aus wurde jeder Läufer angefeuert. Die Fans sind immer noch am Feiern und jeder Läufer wird lautstark beklatscht. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hier vorbeikomme. Auf der Terrasse eines schönen neuen Eckhauses wird ebenfalls gefeiert. Weil eine Endzeit von unter 5 Stunden für mich eh nicht mehr zu erreichen ist, frage ich mal ganz frech nach einem Bier. Nachdem die Bewohner sich vergewissert haben, dass das kein Scherz ist, sprintet der Hausherr in die Wohnung und kommt mit einer gekühlten Flasche zurück. Wir stoßen an und ich lasse mir den erfrischenden Hopfensaft schmecken. Mittlerweile ist die Sonne auch wieder da und ein heißer Wind fegt über den Asphalt. Ich wäre gerne noch geblieben, aber das schlechte Gewissen treibt mich weiter.

Auf einem Anhänger haben Zuschauer eine Musikanlage installiert und beschallen schon seit Stunden die Strecke. Auch hier wird jeder Läufer angefeuert. Mir kommt es vor, als wären die jetzt weniger Zuschauer sogar lauter. Es macht wirklich Spaß, hier zu laufen. Ich überhole noch ein paar Walker, die allesamt gut gelaunt unterwegs sind; dann biege ich auf die lange Zielgerade ein. Die Zuschauer bereiten mir einen stimmungsvollen Zieleinlauf und gleich zwei Helferinnen wollen mir die Medaille umhängen. Norbert erwartet mich mit einem Kuss und einem Erdinger, was von den anwesenden Fernsehleuten sofort festgehalten wird.

Die anschließende Siegerehrung in der Festkelter ist angenehm kurz; die Ehrungen für die anderen Läufe wurden bereits separat abgehalten. Trotzdem lässt es sich der Sprecher nicht nehmen, die Sieger kurz zu interviewen: allen hat es sehr gut gefallen und die hervorragende Organisation wird extra gelobt. Dem kann ich mich nur anschließen. Mir fällt kein Kritikpunkt ein. Die Strecke ist, auch wenn man von der Erms eigentlich nichts sieht, abwechslungsreich. Dass man mehrmals dieselbe Strecke, merkt man kaum. Ich finde es spannend, den Rennverlauf mitzuerleben und war selten wirklich allein. VPs gibt es genug und trotz der hohen Temperaturen kam es nicht zu Versorgungsengpässen. Dass die Sanis nur viermal ernsthaft zu tun hatten, spricht auch für sich. Die Zuschauer sind toll, die Helfer sowieso. Das moderate Startgeld enthält Gepäckaufbewahrung, Massagen im Ziel und eine Medaille. Für ein Aufgeld kann ein Funktionsshirt erworben werden. Das Orgateam ist komplett und funktioniert perfekt. Das lässt für die Zukunft hoffen.

 

Siegerliste Marathon

 

Männer

1. Schumacher, Richard AST Süßen  2:36:40  
2. Keinath, Peter Kardiosport 2:46:08  
3. Vöhringer, Bernd SV Auingen 2:51:53  

Frauen

1. Veith, Pamela easy sports Laufteam 3:17:11  
2. Förster, Basilia Team Erdinger Alkoholfrei  3:24:48  
3. Fätsch, Sandra Team ERDINGER Alkoholfrei 3:32:59  

107 Finisher

 

12
 
 

Informationen: Ermstal-Marathon
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