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Laufberichte

Lauf der Superlative in den Katalonischen Pyrenäen

14.06.14


Hinter Pardines liefen wir zuerst auf einem breiten Karrenweg wieder bergauf, dieser ging dann reibungslos in einen Bergpfad über, gesäumt von gelb blühendem Ginster. Immer wieder gab es Schatten in lichten Kiefernwäldern oder einfach nur durch niedrig wachsendes, stacheliges Gestrüpp. Dieser Streckenabschnitt erinnerte mich an Gebirgspfade in den Alpen: Almwiesen mit lockerem Baumbestand, steile, steinige Wege, dazwischen Wurzeln und Felsen. Bis zum nächsten Kontrollpunkt Serra de la Canya (km 23,7/2100 m) befanden wir uns auf einem kahlen Bergrücken, den wir über den Coll de Tres Pics mit mehr als 2500 m Höhe noch vor unserem Aufstieg auf die 3000er-Pyrenäenberge überwinden mussten.  



Ein anspruchsvoller Trail führte etwa 500 Höhenmeter hinunter in ein Hochtal, dem Coma de Vaca, bis an den Fluss Freser, bevor wir dem Tal flussaufwärts folgten, unser nächstes Ziel ständig vor Augen, den alles überragenden Bastiment. Doch von hier unten konnte ich noch nicht abschätzen, wie weit und steil der Aufstieg noch werden würde. Es zogen auch Wolken auf und der Wind wurde immer kälter. Endlich konnte ich den Coll de Marrana sehen, wo sich erneut eine Verpflegung (km 34,5/2530 m) befand. Bereits ab Serra de la Canya war die Strecke fortdauernd oberhalb 2000 m Höhe, wir würden auch bis Nuria nicht drunter kommen – das war fast die Hälfte der gesamten Marathonstrecke! Ab dem Coll de Marrana würden wir sogar nicht mehr unter 2500 m kommen und uns ausschließlich auf einem weglosen Felsengrat bewegen. Das war Schwerstarbeit über etwa 10 Kilometer, zudem noch an einigen Schneefeldern vorbei. Die dunklen Wolken verzogen sich zum Glück, es hatte mächtig abgekühlt und ein starker Wind blies über den Grat.



Schon der Aufstieg auf den Bastiment mit 2881 m, der höchsten Erhebung des Emmona Marathons, gestaltete sich als sehr rutschig und kräftezehrend, denn der Untergrund war nur loses Geröll und Schotter und bot sehr wenig Halt. Auf dem Gipfel des Batiment (km 36,3) erreichten wir dann die Landesgrenze zu Frankreich und auf dem auf der Grenze verlaufenden Grat bewegten wir uns langsam nach Westen. Nun folgten eine Reihe steiler und schwieriger Auf- und Abstiege über die verschiedenen Pyrenäengipfel, den Pic de Freser (2835 m), den Pic de l´Infern (2869 m) und die Fossa del Gegant (km 39,5/2801 m) direkt auf der Grenzlinie. Dazwischen ging es immer wieder etwas mehr als 200 Höhenmeter steil hinunter, die wir uns dann auf den nächsten Gipfel wieder hart erkämpfen mussten. Meist war gar kein Pfad oder Trail zu erkennen, allein die Emmona-Fähnchen zeigten uns den Weg über den Grat und über die Felsen. Hier war besondere Vorsicht geboten, um nicht auszurutschen.



Zuerst war es beeindruckend, nur noch Geröll, Steine und keine Vegetation mehr zu sehn. Doch dann waren die Steinwüsten endlos. Noch über den Rocs Blancs (2765 m), den Puig de Fontnegre (2722 m) und schließlich den Pic de l´Àliga (km 45/2428 m), bevor es dann in nur 3 Kilometern nach Vall de Nuria hinunter ging. Steil und unerbittlich ging es in engen Kehren knapp 500 Höhenmeter hinunter ins Tal. Etwa einen Kilometer vor dem Ziel verließen wir den Trail und waren zurück in der Zivilisation, ein großes Bergrestaurant des Skigebietes Vall de Nuria begrüßte uns oberhalb des winzigen Skiortes. Hier folgten wir den Betonspuren eines Fahrweges steil hinab und erreichten am Bahnhof der Zahnradbahn das langersehnte Zielportal. 47 Kilometer und knappe 4000 Höhenmeter waren geschafft!

 


Für mich war hier das katalanische Trailabenteuer nach 11 Stunden und 36 Minuten beendet. Mit mir kamen immerhin fast 90 % aller Läufer ins Ziel über die Marathondistanz von 47 km. Die Ultratrailläufer hatten ab Vall de Nuria noch 62 Kilometer und mehr als 4000 Höhenmeter zu laufen. Sie mussten auch noch einmal hinauf auf knapp 3000 m, auf den Puigmal mit 2914 m, dem höchsten Grenzgipfel der Ostpyrenäen. Danach ging es wieder zurück in die niedrigeren Vorberge über das katalonische Dorf Planoles nach Ribes de Freser, am Ausgang des Vall de Nuria, bevor sie im Ziel in Sant Joan de les Abadesses ankamen. Danach hatten die Ultratrailer 110 Kilometer und anspruchsvolle 8400 Höhenmeter in den Beinen. Von allen Startern kamen nur knapp 55 % ins Ziel, was für die Schwere der Strecke steht.

Insgesamt haben mir die Veranstaltung, die Strecke und die Organisation gut gefallen. Ganz besonderen Dank gilt den Streckenposten, die auf den windigen Höhen ausharrten, aber auch sonst den fleißigen Händen an den Verpflegungen. Dort gab es neben Melonen, Käse-Schinken-Sandwiches und Kekse, auch Wasser und Cola war reichlich vorhanden. Etwas eigenartig für mich war die Kombination gekochter Reis mit Maiskörnern und darüber Sonnenblumenöl als Powernahrung?! Leider war die Verständigung nicht immer leicht, weil ich nur ein paar Worte Spanisch und viele Katalanen außer ihrer Sprache nur Spanisch sprechen. Was mir besonders gut gefiel, dass die Trailläufer die Freude an der Strecke miteinander teilten, so z.B. der Steilhang am Puig Estela.

Ich werde bestimmt noch einmal nach Sant Jaon de les Abadesses kommen  und dann den Ultratrail laufen.

12
 
 

Informationen: Emmona Ultra Trail
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