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Laufberichte

Wiedersehen macht Freude

24.09.06

Finish auf dem Münsterplatz

 

Im vergangenen Jahr war ich bereits bei der Premiere des Einstein-Marathons in Ulm mit dabei. Die Mischung aus Stadt- und Landschaftsmarathon hat mir damals so gut gefallen, dass ich dieses Jahr ebenfalls wieder „in Ulm, um Ulm und um Ulm herum“ laufen wollte.


Die Fahrt frühmorgens von Stuttgart nach Ulm war problemlos, so dass ich kurz vor 8 Uhr mein Auto beim Messegelände geparkt hatte. Noch war es recht frisch und ich war froh, als ich in der warmen Donauhalle war. Problemlos konnte ich meine Startunterlagen abholen, noch hielt sich der Andrang in Grenzen. Auch die Sportmesse in der Halle war noch nicht überlaufen.


Im Vorjahr starteten Marathon und Halbmarathon zur selben Zeit um 10 Uhr, dieses Jahr wurden die Halbmarathonis eine Stunde früher auf die Strecke geschickt. So um die 4.500 Läuferinnen und Läufer nahmen an beiden Wettbewerben teil, jetzt hielten sie sich in der Donauhalle und dem angrenzenden Startbereich auf. Zu keinem Augenblick hatte ich das Gefühl, dass damit die Infrastruktur überlastet wäre. Die Entzerrung durch die verschiedenen Startzeiten hat da sicher viel geholfen, wobei ich auch vergangenes Jahr nicht den Eindruck hatte, dass es zu eng wäre. Die Veranstaltung in Ulm könnte also noch einiges mehr an Teilnehmern verkraften.


Als ich mich kurz vor 9 Uhr an die Strecke stellte, um dem Start des Halbmarathons zuzuschauen, war es in der Sonne bereits angenehm warm. Ein Marathonläufer, der neben mir stand, beklagte, dass es die ganzen Tage zuvor bis in den Nachmittag hinein immer neblig und kühl gewesen war und ausgerechnet heute würde es warm werden. Vom Standpunkt einer guten Zeit hatte er natürlich recht, aus Sicht der Zuschauer war sonniges Wetter sicher angenehmer. Ich selbst wollte heute wieder einen „langen Trainigslauf“ machen und hatte diese Sorgen also nicht.


Kurz vor 10 Uhr reihte ich mich in den Startbereich bei der 4:30h-Läuferin ein. Diese Zeit war ich vergangenen Sonntag beim ebm-Marathon gelaufen und würde sie auch an diesem Sonntag wohl schaffen. Kurz nach 10 Uhr war dann der Start. Ich hatte mich etwas weiter nach vorne gestellt, weil ich noch fotografieren wollte. Ein paar Bilder später hatte mich dann aber die 4:30-Gruppe beinahe schon eingeholt.


Auf dem ersten Kilometer kam ich mit Pascal ins Gespräch, der heute seinen zweiten Marathon lief. Vergangenes Jahr war er bereits hier gestartet, hatte aber seine Wunschzeit von 4:15 Stunden um einiges verfehlt. Damals bekam er ab Kilometer 24 Krämpfe und musste danach viel gehen. Dieses Mal hatte er sich noch sorgfältiger vorbereitet und hoffte, dass er gut durchkam, vor allem ohne Krämpfe. Vielleicht würde ja sogar eine schnellere Zeit als 4:30 h herauskommen. Trotzdem wollte er vorsichtig sein.


Die ersten vier Kilometer führten auf der Tailfinger Uferstraße der Donau entlang Richtung Osten nach Thalfingen. Die Straße war breit genug für das Feld, rechts und links unter den Bäumen standen auch Zuschauer, die uns mit Beifall verabschiedeten. Thalfingen streiften wir nur und überquerten bei Kilometer 4,5 die Donau und liefen wieder zurück Richtung Ulm. Hier bei der Wende war auch die erste Verpflegungsstelle, perfekt organisiert, so dass auch wir im hinteren Feld nicht bemerkten, dass bereits über 4.000 Läuferinnen und Läufer vor uns hier vorbeigekommen waren.


Ich trank drei Becher mit Wasser und lief dann sofort weiter. Bisher waren wir im Schatten gelaufen, jetzt wurde es ab und zu sonnig, aber es waren immer noch angenehme Temperaturen. Bei Kilometer acht erreichten wir Pfuhl, wo uns überraschend viele Zuschauer empfingen und mit Beifall bedachten.


Bei Kilometer zehn hatten wir wieder die Donau erreicht und wer es wusste, konnte auf der gegenüberliegenden Seite die Messehallen sehen, bei denen wir vor über einer Stunde gestartet waren. Ich wusste es nicht und lief daher unbeschwert den schattigen Uferweg entlang ohne einen Blick aufs gegenüberliegende Ufer. Hier hatte mich die wieder Mal eingeholt. In 1:04h lief die 4:30-Gruppe an der 10 Kilometer-Marke vorbei, sie lag also ganz exakt auf 4:30-Kurs. Birgit, die die Gruppe anführte, lief zwar nur nach Gefühl, aber ganz offensichtlich lag sie damit richtig.


Die nächsten beiden Kilometer führten noch idyllisch dem Fluss entlang, dann durch einen Park, bis man bei Kilometer 12 wieder zwischen Häusern war. Hier begann ein Wendepunktstück in die Innenstadt, so dass man die entgegen kommenden Läuferinnen und Läufer beobachten konnte. Sie hatten hier zwei Kilometer Vorsprung.


Weiter ging es, durch eine Fußgängerzone, vorbei an Zuschauern, die teils am Straßenrand standen oder gemütlich in einem Bistro saßen und uns zujubelten. Auf diesem Streckenabschnitt hatte man einen schönen Blick auf das Münster, das etwa einen Kilometer vor uns lag. Wir überquerten die Donau, liefen an einer Musikkapelle vorbei, dann an einer Trommler-Gruppe, immer das Münster vor uns. Die Zuschauer wurden immer, vor allem auf den letzten paar hundert Metern im Altstadtbereich standen sie teilweise dicht gedrängt.


Beschwingt von Musik und dem Beifall der Zuschauer lief ich das Kopfsteinpflaster entlang, beobachtete die entgegenkommenden Läuferinnen und Läufer und freute mich, dass ich bei so einem schönen Wetter hier laufen durfte. Dann kam die Wende bei etwa Kilometer 13,3, mit einem Klavierspieler und dem Tänzer auf dem Klavier und es ging denselben Weg zurück, diesmal aber die hinter uns liegenden Läufer auf der Gegenseite. Nun ja, so viele waren das aber nicht mehr.


Bei Kilometer 15 kamen wir auf den Uferweg neben der Donau. Ein Ruderboot kam von hinten auf, die acht Ruderer gaben sich große Mühe, überholten uns, gaben aber nach wenigen hundert Metern erschöpft auf. Zuschauer und auch eine Gruppe Cheerleader standen am Uferweg und feuerten uns an. Bei Kilometer 16 führte die Halbmarathonstrecke rechts weg und wir Marathonis liefen geradeaus weiter.



Kurz danach ging es wieder über den Fluss und dann auf einem schönen, schattigen Uferweg weiter, zuerst der Donau entlang und dann der Iller, die bei Kilometer 18 in die Donau mündete. Noch zwei Kilometer blieben wir im Schatten neben dem Fluss, dann ging es über eine Brücke über das Wasser und weiter Richtung Wiblingen. Kurz vor dem Ort lagen die Matten, die die Halbmarathonzeit nahmen. Mit 1:14:52 lag ich genau im Plan. Allerdings musste ich das Tempo auf der zweiten Hälfte halten!


Kurz nach dem Halbmarathonpunkt war das Kloster Wiblingen erreicht. Im gleißend hellen Klosterhof waren wieder jede Menge Zuschauer, die uns mit Beifall begrüßten. Nur kurz hielt ich mich an der Verpflegungsstation auf, ignorierte alle kulinarischen Angebote, trank mein Pensum und lief dann weiter.



Ab jetzt gab es kaum noch Schatten. Auf einem Feld- oder Radweg ging es am Ortsrand entlang, bis man bei etwa Kilometer 25 die Donau überquerte und dann in das Industriegebiet „Donautal“ kam, durch das man die nächsten vier Kilometer lief. Nicht so langweilig, wie man erst Mal denkt. Zwar gab es keine Musikgruppen, aber man wurde von verschiedenen „Discostationen“ beschallt, zwei Lautsprecher, Mischpult, CD-Spieler und Discjockey, so dass zumindest flotte Musik gesichert war.


Ab jetzt sah ich öfter Läufer, die nur noch gingen. Vermutlich waren sie Opfer eines zu schnellen Anfangstempos geworden. Bei solch warmen Temperaturen sollte man seine Zeitvorstellungen vergessen, langsamer laufen und viel trinken. Hier traf ich auch Pascal wieder, der zwar keine Krämpfe bekommen hatte, aber trotzdem etwas langsamer tun musste. Auch er ein Opfer der Temperatur.


Ich selbst konnte mein Tempo halten. Wie hatte Birgit, die Zugläuferin 4:30, so schön gesagt: „Auf der zweiten Hälfte muss man Druck machen, damit man sein Tempo halten kann.“ Genau das tat ich, Druck machen. Mein Puls war hier durchschnittlich 5-10 Schläge höher als zu Beginn, bei gleichem Tempo. Erschöpfung und Hitze waren dafür verantwortlich. Da ich mich aber noch gut fühlte, machte ich mir keine Sorgen.



An der Verpflegungsstelle km 27,5 gab es, neben Wasser und Iso, auch Cola. Das Angebot nahm ich dankend an, würde mir das Cola doch die nächsten vier Kilometer zusätzliche Energie geben. Danach würden mir im Notfall meine zwei Ultra-Gel-Chips noch bis ins Ziel ausreichen. Hier machte ich auch meine Mütze mit einem Becher Wasser nass, so dass ich die Sonne gut aushielt.


Bei Kilometer 30 verließ man das Industriegebiet und lief die nächsten drei Kilometer auf einem meist schattigen Weg der Donau entlang, Richtung Innenstadt. Hier gelang es mir dann, der 4:30-Gruppe langsam aber sicher davon zu laufen, nicht weil ich schneller wurde, sondern die langsamer. Wie ich dann im Ziel von der Zugläuferin Birgit erfuhr, hatte sie Kreislaufprobleme bekommen und hatte das Tempo etwas reduzieren müssen.



Kurz nach Kilometer 33 ging es weg vom Fluss und wieder hinein in die Innenstadt. Sofort war die Strecke von Zuschauern gesäumt, die teils hinter den Absperrungen standen, oder auch vor einem der Cafes oder Restaurants saßen und uns anfeuerten. Nach knapp einem Kilometer verließ man dann wieder die Altstadt und war auf dem letzten Wendepunktabschnitt, hinaus nach Söflingen.


Diese sechs Kilometer, drei hin, drei zurück waren eigentlich recht kurzweilig, man lief auf verkehrsfreien Straßen meist durch Wohngebiete und immer wieder feuerten uns Zuschauergruppen an. Zur Abwechslung konnte man auch immer wieder mal die Entgegenkommende beobachten und beneiden. Trotzdem sehnte ich das Ziel herbei und freute mich daher, als ich endlich bei Kilometer 37,7 die Wende in Söflingen hinter mir hatte und endgültig auf dem Weg ins Ziel war!


Zuvor galt es noch, bei Kilometer 40 eine lange Waschstraße zu durchqueren, ein recht netter Gag, ein wenig „anrüchig“, aber man konnte es aushalten. Weiter ging es durch die Unterführung, die man bereits beim Hinweg passiert hatte und hundert Meter danach, man kann es kaum glauben, hatte ich mich verlaufen. Es war gerade kein Läufer mehr vor mir gewesen, an dem ich mich hätte orientieren können und hätte wohl links abbiegen müssen. Zwar lief ich an ein paar Leuten vorbei, keiner von denen aber machte mich aufmerksam, dass ich falsch war. Erst als ich über eine Zeitmessmatte lief kamen mir Bedenken. Ich hielt an und fragte einen Streckenposten nach dem Weg. Der wollte mich nochmals hinaus nach Söflingen schicken. Ich konnte ihn aber überzeugen, dass ich Kilometer 40 längst hinter mir hatte. Ein paar Zuschauer zeigten mir dann einen Querweg und kurz danach war ich wieder auf Kurs. Offensichtlich bin ich da parallel zur richtigen Strecke gelaufen und durch die Querverbindung habe ich vermutlich nicht mal viel Zeit verloren.


Auf dem letzten Kilometer konnte man sich aber auf keinen Fall mehr verlaufen. Absperrgitter links und rechts mit Mengen von Zuschauern dahinter bildeten eine Gasse. Jeder einzelne Läufer, jede Läuferin wurde angefeuert. Da konnte selbst der Erschöpfte nochmals Reserven mobilisieren, wieder loslaufen und bis zum Ziel auf dem Münsterplatz joggen. Mit 4:31 h lief ich durch den Zielbogen und hatte mein Zeitziel erreicht.


War schon die Verpflegung unterwegs ohne Fehl und Tadel, die auf dem Münsterplatz aber übertraf alles. Getränke aller Art, vom Wasser, über Tomatensaft, bis zum Bier, mit und ohne Alkohol, Brot, gesalzene Erdnüsse, Obst, Energieriegel und das alles, soviel man wollte.


Ulm, sein Münster, die abwechslungsreiche Strecke, das schöne Wetter, die Verpflegung, die perfekte Organisation, die Zuschauer, die Musik, live und von Konserve, die vielen Läufer, mit denen ich geredet habe – all das werde ich in Erinnerung behalten und nächstes Jahr wieder dabei sein beim Lauf „in Ulm, um Ulm und um Ulm herum“!


Bilder 69-72


Kosten

Bis 31. Dezember 2005: 35 Euro, bis 10. September 2006: 40 Euro; Nachmeldegebühren 5 Euro.


Zeitnahme

Mit eigenem ChampionChip, oder Leih-Chip bei Abholung der Startunterlagen; Leihgebühr 5 Euro


Weitere Veranstaltungen

Halbmarathon, 5 km-Lauf, 10 km-Lauf, verschiedene Kinder- und Jugendläufe


Auszeichnung

Funktionsshirt bei Abholung Startunterlagen, Medaille nach Zieleinlauf, Urkunde kann über das Internet ausgedruckt werden.


Verpflegung 

Bestens! viele Verpflegungsstationen mit Wasser, Iso, Bananen, Energieriegel, ab etwa km 27 auch Cola.


Zuschauer

In der Innenstadt sehr viele Zuschauer, ebenfalls beim Kloster Wiblingen und in Söflingen.


Rahmenprogramm

Marathonmesse am Samstag (10-19 Uhr) und Sonntag (7-10 Uhr), Pasta Party am Samstag ab 16 Uhr auf dem Münsterplatz; ab 17 Uhr Stadtführung für Marathonläufer, ab 19 Uhr Kulturnacht an über 90 Veranstaltungsorten.
Am Sonntag Frühandacht um 7 Uhr im Münster, 9.30 Uhr Gottesdienst im Münster

 

Informationen: Einstein-Marathon
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