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Laufberichte

Hardrock im Kloster

 

Zugreisende kennen sicher das große weiße Hochhaus „Donau-Center“ in Neu-Ulm an Bahnstrecke und Fluss. Da kommen wir dreimal vorbei. Am Jahnufer geht es donauaufwärts. Auf der anderen Seite sieht man außer dem Münster und schönen alten Fachwerkhäusern hauptsächlich Läuferinnen und Läufer. Und zwar auf mehreren Ebenen: am Fluss, über Brücken und auf der Stadtmauer. Ich bin begeistert. Es sieht wirklich toll aus mit den vielen farbigen Trikots. Nichtläufer haben wahrscheinlich heute keine Chance, da an oder über die Donau zu gelangen. Vielleicht mal per Solarfähre? Die gibt es hier nämlich auch.

So bei km 18,5 geht es wieder einmal über den Fluss und dann kommt eine fast vier Kilometer lange Begegnungsstrecke. Auf dem Boden sind Donaustädte mit der jeweiligen Entfernung angegeben. Die Läufer kommen jedoch erst mal durch das quirlige Zentrum. Hier trennen sich die Wege von Marathonis und Halbmarathonis. Letztere steuern das Ziel auf dem Münsterplatz an.

Da 85% der Mitläufer nun fehlen, wird es erst einmal etwas still. Zwischen der Grünanlage Friedrichsau und der Donau fragt ein Teilnehmer deshalb: „Sollen wir jetzt selber singen?“. Entgegenkommen die führenden Frauen und die schnelleren Männer. Nach einer Weile führt der Weg wieder am Zentrum vorbei und an einer Bastei beginnt jetzt quasi die Südschleife des Marathons.

Es geht landschaftlich sehr idyllisch an der Donau entlang, begleitet von einer Nebenbahnstrecke. Bei der Verpflegungsstelle km 30 freut man sich über meine Fotografier-Aktivität. Eine Betreuerin meint, sie sei noch nie in der Zeitung gewesen, weil hier ja auch keine Musik spiele. Also bitte, anbei zwei Fotos, wobei die nette Dame leider gerade von einem Läufer verdeckt wird. Im nächsten Jahr folgt ein weiterer Versuch!

Bei dem Straßenkreuz „Rote Wand“ geht's nach Wiblingen. Hier haben sich auch wieder einige Zuschauer eingefunden. Drei Kinder haben ihre private Verpflegungsstelle organisiert und skandieren Durchhalteparolen. Links in der Ferne kann man ein hohes, großes Dach sehen. Das nächste Highlight steht an: Kloster Wiblingen, eine Benediktinerabtei, die im Hochmittelalter gegründet, im 18. Jahrhundert neu aufgebaut und im frühen 19. Jahrhundert säkularisiert wurde. Hier ist nicht zuletzt der Bibliothekssaal eine besondere Sehenswürdigkeit.

Das Ensemble wird umrundet und der Platz vor der Kirche durchquert. Jetzt braucht man nicht zu meinen, dass es hier aus der Basilica minor meditative Orgelmusik zu hören gibt. Nein, auf dem Klosterhof hat sich die Gruppe Most Criminal etabliert, die uns mit Hardrock empfängt. Interessanter Kontrast.

Weiter geht es auf einem Feldweg. Hier gilt es auf einem Kilometer dreimal die Landesgrenze zu überqueren - aber das nur so am Rande - und in Bayern an der Iller bis zu ihrer Mündung in die Donau entlangzulaufen. Kennt ihr auch den Reim mit den Donauzuflüssen? Den spare ich mir aber, die Iller gehört auf jeden Fall dazu.

Hier muss ich jetzt mal die medizinische Versorgung des Einstein-Marathons loben: Es sind ausreichend Sanitäter im Einsatz. Auch in Wald und Flur begegnen einem außer Streckenposten immer wieder unterbeschäftigte Sanis. Bei km 40 geht es dann wieder in die Stadt durch eine Bastion hindurch.

Die letzten zwei Kilometer haben es in sich: Erst mal muss man den Fußweg auf der Eisenbahnbrücke erklimmen. Von dort bietet sich nochmals ein superschöner Blick auf die Stadtsilhouette. Dann kommt fast schon eine Art Trampelpfad an der Bahn entlang. Nur wenige hundert Meter. Schließlich geht's in einer 450-Grad-Schleife zwei Ebenen nach unten und unter einer Straße hindurch. Ganz schön anspruchsvoll für ein Marathon-Finish. Danach steigt die Stimmung schlagartig: Unversehens ist die Fußgängerzone erreicht und damit auch fast das Ziel.

Auf einmal tauchen von rechts hunderte schnelle Läufern auf: Die 5- und 10-Kilometer-Wettbewerbe finden gerade statt. Diese sind auch als Sightseeing-Gelegenheit für Marathonbegleiter zu empfehlen! Die Läufergruppen sind durch ein Gitter voneinander abgegrenzt und können unter dem Beifall vieler Zuschauer auf den mit 161,53 m höchsten Kirchturm der Welt zulaufen. Im Ziel kommt dann auch noch die Sonne heraus. Wunderbar.

Den Finishern winkt nicht nur eine Medaille, sondern auch sehr gute Verpflegung mit heimischem Goldochsen-Bier (100 Liter „flüssiges Gold“ bekommt das erstplatzierte Team in der Cassidian-Mannschaftswertung) und Studentenfutter von Seeberger. Ein Schwabe kippt sich eine ganze Einkaufstüte mit Nüssen voll und wird damit seine vermutlich vielköpfige Familie sicher durch den kommenden Winter bringen. Popcorn, Kuchen und allerlei Erfrischungs- und Sportgetränke gibt es auch. Duschen kann man im Duschlaster oder in der Baustelle des Friedrich-List-Gymnasiums. Massagemöglichkeit gibt es auch.

Richard Schuhmann gewinnt den Einstein-Marathon bereits zum fünften Mal. Seine Zeit: 2:28:27 Stunden und damit vier Minuten schneller als 2012.

Der Einstein-Marathon besteht aus einem Drittel attraktivem Städte-Sightseeing und zwei Dritteln schöner Landschaftsstrecke. Super organisiert mit guter Verpflegung (Wasser, Iso, Cola praktisch überall; oft Bananen, sonstiges Obst und Müsliriegel). Viele Bands und begeisterte Zuschauer säumen den Weg vor allem in den Stadtzentren. Die Strecke ist flach bis auf einige Über- und Unterführungen.

Anmerkung:

Diesmal ist nur Judith den Marathon gelaufen. Ich konnte wegen einer recht schmerzhaften Hüfte, die auf einer Entzündung am Kreuzbein basiert, nicht laufen. Alternativ darf ich aber Radfahren. Ich bin nur dort dem Streckenverlauf gefolgt, wo es genug Platz neben den Läufern gab. Der Bericht ist wie immer eine Gemeinschaftsaktion von Judith und mir. 

Marathonsieger

Männer

1 Schumacher, Richard WMF BKK-Team AST Süßen 02:28:30
2 Brown, Clive BSG Boehringer Ingelheim 02:36:41
3 Strecke, Michael SSV Ulm 1846 02:42:42

Frauen

1 Lienhart, Laura TSG Soeflingen 03:06:12
2 Schneider, Nicole WMF BKK-Team AST Süßen 03:08:59
3 Ahrendts-Konold, Silke LT Herbrechtingen 03:15:36

686 Finisher

12
 
 

Informationen: Einstein-Marathon
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