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Laufberichte

Auf gehts, Ulmer Flitzer

19.09.10

Fast auf Höhe unseres Startplatzes wird kehrt gemacht und zurück gelaufen. Richtig angenehme Temperaturen machen das Laufen heute zu einem wahren Vergnügen, nicht zu kalt und nicht zu warm und Sonne pur. Kurz nach km 25 erreichen wir die Adlerbastei, sie hat geschichtsträchtige Bedeutung, denn es ist die Absprungsstelle des „Schneiders von Ulm“, den ich in den Anfangszeilen beschrieben habe und der hier im Jahre 1811 seinen Flugversuch über die Donau wagte. Ich muss erst bei einem ortskundigen Läufer nachfragen wo denn die Stelle ist. Zufällig sind wir genau 100 Meter davor und dann sehe ich auch schon das Schild. Beim Herweg habe ich es noch übersehen, aber Flußaufwärts fällt einem diese eher unscheinbare Stelle auch besser ins Auge.

Ein kurzer, nur wenige hundert Meter langer Loop führt uns durch den Metzgerturm in die Innenstadt, wieder am Rathaus vorbei und zurück auf einen Weg über die alte Backsteinmauer. Der Metzgerturm wurde 1349 als Teil der Ulmer Stadtbefestigung erbaut und wird auch als der „Schiefe Turm von Ulm“ bezeichnet. Er hat eine Höhe von über 36 Metern und neigt sich 2,05 Meter nach Nordwesten. Das ist zwar nicht so stark wie sein großer Bruder in Pisa (dieser neigt sich um 3,9°, der Ulmer um 3,3°), dennoch aber ganz stattlich. Rechts unter uns liegt das Fischerviertel, eines der ältesten Siedlungsgebiete innerhalb der Stadtgrenzen. Mit seinen alten Häusern und Gassen, verwinkelten Durchgängen, Brücken und Stegen, vermittelt es fast einen Eindruck mittelalterlichen Lebens.

Nach links kann man unten noch Läufer und die Donau beobachten, das war es dann vorerst mit Trubel und Heiterkeit. Jetzt beginnt der ruhigere Teil des Kurses, schon alleine weil sich nur mehr Marathonis auf dem nachfolgenden Abschnitt befinden. Ein Spazier- und Radweg führt uns weiter an der Donau entlang bis zum Donaukraftwerk (km 30). Vorher wechseln wir aber wieder die Uferseite.
Bei km 35 erreichen wir Kloster Wiblingen, eine ehemalige Benediktinerabtei von 1093. Nachdem wir es umrundet haben führt der Weg in den riesigen Innenhof, wo eine große Verpflegungsstation mit üppigem Angebot aufgebaut ist. Apropos VP-Stationen. Hier gibt es auf der kompletten Strecke keinen Mangel, vom Gefühl her kommt’s mir vor, dass wir mindestens jeden zweiten Kilometer (ab km 10) versorgt werden. Vielleicht sind die Abstände tatsächlich etwas größer, aber an Hunger und Durst braucht keiner leiden. Alles hätte auch locker für wesentlich mehr Sportler und höhere Temperaturen gereicht.

Die Donau haben wir seit einigen Kilometern hinter uns gelassen, kurz nach km 36 sind wir wieder am Fluss, diesmal aber an der Iller, wo wir ihren Lauf auf einem Kiesweg folgen dürfen. Zwei Kilometer weiter vereint sie sich mit der Donau. Bei km 41 steht die 9. und letzte Flussüberquerung für heute an, im Anschluss führt der Weg noch 500 Meter neben der Bahn entlang bevor es endgültig Richtung Zieleinlauf auf dem Münsterplatz geht. Hier werden auch wir Marathonnachzügler noch von vielen Menschen empfangen. Das liegt jetzt zwar nicht unbedingt an uns, sondern ist jetzt eher der Tatsache geschuldet, dass auch gerade die Ersten des 5 km Gesundheits- und 10 km Citylaufs hier eintreffen, ist aber trotzdem eine tolle Sache. So haben auch wir noch unser Publikum.

Nachdem ich mir mein verdientes Siegerbierchen abgeholt habe, wäre auch ein Sitzplatz zum verschnaufen eine feine Sache. Unschwer erkennbar an den vierstelligen Startnummern, sind die zur Verfügung stehenden aber ausnahmslos von den Kurzstrecklern besetzt. So bleibt mir zum schlürfen meiner Hopfenmedizin nur der harte Teerboden übrig, was bei dem herrlichen Wetter aber auch kein Problem ist.

Die Ulmer können wirklich stolz auf ihre Veranstaltung sein, für mich gibt’s nix zu verbessern. Vor allem die Mischung aus Stadt – Land – Fluss gefällt mir ausnehmend gut. Höchstens die Berge würden mir noch fehlen, da kenne ich aber auch welche, die mir da nicht zustimmen würden. Womit ich noch zu den Höhenmetern überleiten will. Bis auf einen Anstieg nach dem Metzgerturm in die Altstadt ist der Kurs gefühlsmäßig vollkommen eben. Trotzdem sind immerhin 100 Höhenmeter zusammen gekommen. Einen kleinen, oder vielleicht schon mittelgroßen Wermutstropfen gibt es aber doch noch. Nur mehr 658 Marathonfinisher sind letztendlich im Ziel, gegenüber 894 vom Vorjahr, das haben die Ulmer nicht verdient. Will sich den keiner mehr plagen?

Den Abschluss feiere ich mit meinen Teamkollegen im „marathoncafe“ von Ulm. Ja, so was gibt’s hier tatsächlich auch, liegt ein paar Meter hinter dem Münsterplatz, wo es etwas ruhiger ist.

Marathonsieger:

Männer

1 Herrmann, Lucas (GER)  WG Berlin 02:31:19.5 
2 Schumacher, Richard (GER)  WMF BKK Team AST Sü�... 02:39:02.3 
3 Herrmann, Lennart (GER)  TU Dresden 02:42:28

Frauen

1 Schneider, Nicole (GER)  Team Uni Ulm 03:17:40.2 
2 Wagner, Simone (GER) Team Liebherr 03:18:08.4 
3 Knoll, Ulrike (GER)  TSF Tuttlingen 03:22:59

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Informationen: Einstein-Marathon
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