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Laufberichte

Auf gehts, Ulmer Flitzer

19.09.10

Albrecht Ludwig Berblinger war gerade 13, als sein Vater starb und er ins Waisenhaus kam. Dort zwang man ihn, eine Schneiderlehre zu beginnen, obwohl er gerne Uhrmacher geworden wäre. Mit 21 Jahren wurde er Schneidermeister, aber sein eigentliches Interesse galt immer der Mechanik. Neben seiner Tätigkeit als Schneider war er daher auch als Erfinder tätig.

Seine bekannteste Erfindung ist ein Hängegleiter, welcher ihm den Gleitflug ermöglichen sollte. Jahrelang baute und verbesserte er seinen Flugapparat und beobachtete den Flug von Eulen. Die Leute spotteten über ihn, trotzdem baute er weiterhin an seinem Fluggerät. König Friedrich von Württemberg zeigte Interesse und im Mai 1811 besuchten der König mit seinen drei Söhnen und dem bayrischen Kronprinz Ulm. Nun sollte Berblinger die Flugtauglichkeit seines Gerätes beweisen. Am Abend des 30. Mai wollte er von einem Holzgerüst auf der Adlerbastei starten. Der König und viele Ulmer warteten auf seine erste Flugvorführung, doch er machte einen Rückzieher mit der Begründung, die Windverhältnisse seien ungeeignet.

Am folgenden Tag trat er erneut zu einem öffentlichen Flugversuch an. Der König war schon abgereist, aber Herzog Heinrich und die Prinzen schauten zu. Der Flug scheiterte, weil an diesem Tage keine günstige Thermik bestand, die ihn hätte tragen können und auch weil ihn vermutlich das Gejohle und Gelächter der verständnislosen Menge verunsichert hatte. Angeblich stand er minutenlang auf der Brüstung und wartete auf günstigen Wind, bevor ihm ein Gendarm einen Stoß gab und er in die Donau stürzte. Ob ihm jemals zuvor schon ein erfolgreicher Flugversuch gelungen war, ist nicht bekannt. Im Ulmer Rathaus kann man eine Kopie des Fluggerätes vom „Schneider von Ulm“ besichtigen, wir werden auf der Marathonstrecke seine Absprungstelle passieren.

Nachdem ich mich jetzt 3 Monate nur auf Bergstrecken herumgetrieben habe, wird’s mal wieder Zeit für einen Flachmarathon. Was liegt näher als mein Fast-Heimatmarathon in Ulm. Die Anfahrt von der Autobahnausfahrt Ulm-Ost zum Messegelände wird am Morgen exklusiv nur für Läufer und deren Fans frei gehalten. Einen Kilometer vor der Zufahrt zu den Messehallen steht ein Ordner und lässt sonst niemand Richtung Messeparkplatz abbiegen. Sollte sich jetzt doch einer durchgeschmuggelt oder dem Ordner wiedersetzt haben, der wird ein Stück weiter nochmals von einem Sheriff kontrolliert, so haben wir freie Fahrt und die Anreise ist für alle Läufer/innen sehr entspannt.

Bei mir an Bord ist wieder Jan, der mag aber heute nur beim HM ran, weil er noch ein paar Zipperlein auskurieren will, die sich von den vielen Läufen angesammelt haben die wir gemeinsam in den letzten Wochen bestritten haben. Zudem war er noch letzten Sonntag beim Koral-Marathon in Polen am Start. Aber ein Halber geht ja immer. Von meinen Lauffreunden sind heute noch Hans beim Marathon und Margot, Michi und Greppi beim HM dabei.

Der Ulmer Donauhalle ist wirklich eine hervorragende Lösung für die komplette Startabwicklung. Es gibt genügend Parkplätze für alle, im Nu sind die Startunterlagen empfangen, die Kleiderabgabe in LKWs befindet sich ebenfalls hier und man kann sich bei frischeren Morgen-Temperaturen wie heute noch bis kurz vor dem Start in den angenehm temperierten Messehallen aufhalten. Überschüssige Zeit kann man zudem an den vielen Ständen mit teilweise tollen Angeboten abfeiern. Ich wäre schon wieder fündig geworden, der ultraleichte gelbe Laufschuh meiner favorisierten Marke war um 42,195 % heruntergesetzt, aber leider nicht mehr in meiner Größe vorrätig.

Das Angebot an unterschiedlichen Distanzen ist im Rahmen des Einstein Marathons auch äußerst vielfältig, ich erspare es mir aber alle aufzuzählen. Insgesamt gab es aber mit rund 14.500 vorangemeldeten Läufern eine neue Rekordbeteiligung. Beim Marathon lag die Zahl bei 936, was zu den 1.062 vom Vorjahr wieder eine Schrumpfung bedeutet. Die Boomzeiten beim Marathon sind wohl endgültig vorbei, was an mir ja nicht liegen kann, ich hab jetzt schon ein Drittel mehr als im gesamten Vorjahr, bei einem heutigen Finish hätte ich das Dutzend an Maras/Ultras voll. Aber auch die Zahlen beim Halbmarathon sind heuer leicht rückläufig, 4.676 zu 4.978 Letztjährige. Die Steigerungsraten konnten vor allem bei den Jugendläufen erzielt werden, was ja wiederum durchaus Hoffnung macht.

Vor dem Starttor unterhält uns in gewohnter souveräner Art und Weise Speaker Arthur Schmidt. Er kennt die Laufszene wie kaum ein anderer. Wir sind uns auf diversen Marathons auch schon das eine und andere mal über den Weg gelaufen, so darf ich auch am Micro kurz meinen Senf abgeben. Natürlich wird für m4y kräftig Werbung gemacht und versprochen dass meine Bildergalerie Montagmorgen online sein wird. Etwas später hat er noch einen Offiziellen des Augsburger Friedensmarathon am Mikrofon. Zu 99 % ist die Veranstaltung in trockenen Tüchern. Das bedeutet natürlich für mich 2011 erstmals einen richtigen Heimmarathon laufen zu können. Also alle den Termin vormerken: Friedensmarathon Augsburg 7. August 2011!

Wie schon im Vorjahr wird uns der Start höllisch eingeläutet mit Hells Bells von AC/DC. Pünktlich 9 Uhr werden wir auf die 4 km lange Gerade der Thalfinger Uferstraße geschickt. Die Sonne wärmt uns trotz der mickrigen 5 Grad schon angenehm auf. Außer meine Fingerchen, die werden bei Schneckentempo nicht so schnell warm. Da mir aber viele Bilder wieder wichtiger als die Zeit sind, benötige ich natürlich meine dünnen Handschuhe. Die kalte Metallkamera in der Hand verstärkt das Kältegefühl immer noch.

Nach einem Kilometer erreichen wir die Donau, ein Stückchen später kann ich am Ufer einige „Ulmer Schachteln“ erspähen. Ich denke jetzt natürlich nicht an Damen älteren Semesters, sondern an die originalgetreu nachgebauten Schiffe, die früher Donauabwärts ihre Handelsgüter beförderten. Aber was ist da los, skandalös? In den Nachrichten war unter der Woche schon der Teufel los weil ein eventueller Nahverkehrstreik in München während der Wiesn angedroht war. Hier scheinen heute die Kapitäne der „Ulmer Schachteln“ im Donaustreik zu sein, in den letzten Jahren pendelten sie immer neben uns auf der Strecke und unterhielten uns teilweise mit uriger Blasmusik, heute schaukeln die Zillen teilnahmslos im Wasser.

In Obertalfingen (km 4) treffe ich wieder alte Bekannte vom Vorjahr, der Stammtisch vom Weißwurstäquator (wir sind hier ein paar Meter über der Grenze in Bayern) ist wieder traditionell beim Frühschoppen. Im Gegensatz zum letzten Jahr, sind heuer die Würste aber schon alle. „Du bist letztes Jahr einfach schneller gelaufen“, meinen sie. Am Kreisverkehr, ein Stück weiter ist die halbe Ortschaft vertreten und feuert uns an. Danach geht’s über die Donaubrücke und in die entgegengesetzte Richtung zurück. Die erste Wasserstelle erreichen wir nach 5 km.

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Informationen: Einstein-Marathon
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