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Laufberichte

Nichts zu meckern

 

Mit etwas über 600 Einwohnern ist Ebershausen ein eher kleiner Ort im schwäbischen Landkreis Günzburg.  Trotzdem ist der FCE (Fußballclub Ebershausen) in der Läuferszene nicht unbekannt. Viele leistungsorientierte Sportler des FCE tragen sich regelmäßig weit oben in die Ergebnislisten hochrangiger Sportevents ein.

Zurzeit macht vor allem Achim Zimmermann von sich reden. Er zählt zu den besten Ultraläufern Deutschlands und ist Mitglied der Deutschen 100km-Nationalmannschaft. Im letzten Jahr konnte er hier die 50 km in 3:19, 54 gewinnen. Dieses Jahr hat er jedoch einen starken Gegner: Michael Sommer vom EK Schwaikheim, der bereits in Rodgau seine exzellente Frühjahrsform unter Beweis gestellt hat, wird ebenfalls an den Start gehen.

Von der Autobahnausfahrt Illertissen erreichen wir in 20 Minuten den beschaulichen Ort. Das Sportheim des FC Ebershausen liegt am Ortsrand. Bevor wir mit unserem Auto die Anhöhe erreichen, kommen wir am Start vorbei. Hoffentlich müssen wir während des Laufs nicht hier hoch.

Am Sportheim selbst gibt es keine Parkplätze. Auf der Straße ist jedoch genug Platz für die PKW der ca. 50 Einzelstarter. Die Teams der 2er Staffel und der 5er Staffel reisen ja sowieso gemeinsam an. In der Schlange vor der Startnummernausgabe kann ich erste Kontakte knüpfen. Die meisten Läufer sind mir zunächst unbekannt. Es sieht so aus, als seien hier nur „Schnelle“ am Start. Den Zielschluss um 16 Uhr schaffe ich zwar locker; aber die Aussicht auf einsame letzte Runde ist wenig verlockend. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Norbert und ich befestigen die Chips am Schuh, legen die Startnummern an und begeben uns bergab in den Startbereich.  5 °C sind „frisch“. Aber die Sonne ist schon mächtig am Arbeiten. Wir sind auf warme Temperaturen eingestellt. Der erste kurze-Hosen-Lauf 2014 steht an.

Kurz vor dem Start ist noch keiner da, wo er sein soll. Alle stehen auf der falschen Seite vom Startbanner. Nach dem mahnenden Aufruf von Fritz Birkner, dem Organisator des Laufs, gehen wir schnell um das Startbanner herum.  Dann kann es los gehen. Kurz nach 9 Uhr 30 ertönt der Startschuss. Die Führungsradler haben gut zu tun, vorne wird mächtig Dampf gemacht.

Es geht ortseinwärts und dann um die Kurve nach links. Schöne Häuser mit großen Gärten liegen noch verschlafen da. Es geht wieder links. Eigentlich kann man sich nicht verlaufen, trotzdem weisen Schilder die Laufstrecke aus. Schnell erreichen wir den letzten Bauernhof. Ein liebliches Flusstal liegt vor uns (km 1). Zuerst geht es an Feldern entlang, dann kommt der Haselbach bis an den Weg heran. Es geht nochmal links, über den Bach und eine kurze Steigung hinauf.

Ich bin wie befürchtet unter den letzten. Norbert nutzt die folgende lange Gerade, um das Feld wieder einzuholen (km 2). Wir laufen auf einer gesperrten Straße Richtung Süden. Es geht in den Wald. Nach einigen lang gezogenen Kurven (hier ist die Grenze zum Unterallgäu) erreichen wir den Wendepunkt. Die Führenden sind hier schon lange durch. Auch für uns geht es nun zurück (km 3). Von weitem sehen wir den Weg, auf dem wir vorhin auf die Straße eingebogen sind. Kommen hier tatsächlich bereits die Ersten? Wahnsinn! Wir sind gerade 4 km gelaufen und die schon fast 7! Das wird ein schnelles Rennen.

Für uns geht es nun durch die Zeitmessung und am  VP vorbei. Eine Runde hat genau 5 km, laut Veranstalter 10 Hm und ist durchgehend asphaltiert. Mir kommt es vor, als ob die Straße zum Wendepunkt hin etwas ansteigt; zurück geht es nämlich plötzlich ganz leicht. Das fällt wohl trotzdem in die Kategorie „flach“. Die kleine Steigung zur Straße hin nutze ich zur Gehpause. Alles in allem ist es super zu laufen.

Während sich vorne die Gruppe um Michael Sommer und Achim Zimmermann einen heißen Kampf liefert, geht es hinten geruhsamer zu. Walter, Christine, Reiner und ich bilden das Schlusslicht. Wir sind uns einig, dass wir so ein mörderisches Tempo niemals durchhalten könnten. Im Gespräch vertieft, vergehen die ersten Runden trotzdem wie im Flug.

Es wird langsam warm. Am Morgen lagen weite Teile der Strecke im Schatten. Das ändert sich von Stunde zu Stunde. Trinken ist angesagt. Es gibt Wasser, Iso und Cola im Ziel und am Wendepunkt. Kurz bevor ich nach 30 km an die VP komme, gewinnt Michael Sommer mit 3:15,02 den Lauf, gefolgt von Achim Zimmermann mit 3:17,14 und Dirk Joos mit 3:17,49.

Für die übrigen Läufer wird es heiß. Die Strecke liegt nun weitgehend in der Sonne, die Temperaturen befinden sich im ungewohnten zwanziger Bereich. Wo vorher noch jede Menge lächelnde Gesichter unterwegs waren, ist nun jeder mit sich selbst beschäftigt. Einigen ist die Quälerei deutlich anzusehen.

Der Zielbereich ist nun gut gefüllt. Es haben sich Zuschauer eingefunden und gefinishte Läufer ruhen in der Sonne. Dafür leert sich die Strecke immer mehr. Mir fällt auf, dass nun jeder ein aufmunterndes Wort für den anderen hat. Wir feuern uns gegenseitig an. Viele sind auf ihrer letzten Runde und lassen es locker auslaufen. Bei mir fehlen noch zwei. Norbert hat es schon geschafft.

Nur noch 10 km. Mir geht es gut; zwei Krampfattacken hab ich schon abgewehrt. Ich stärke mich mit Cola, Iso und ab und zu ein Stück Kuchen, Riegel, Banane oder Apfel. Ab und zu etwas Wasser über den Kopf und die Mütze tief im Gesicht macht mir die Sonne nichts aus. Walter, inzwischen eine halbe Rund voraus, gibt bei jeder Begegnung Durchhalteparolen aus. Das motiviert mich, aber Aufhören ist eh keine Option. Ich bewundere Reiner, der noch hinter mir ist, und unermüdlich sein Ding macht.

Auf der letzten Runde sind nun viele Spaziergänger unterwegs. Da ich, gewohnt von meinen Trainingsläufen, alle Passanten grüße, kommen viele gute Worte zurück. Auch der Posten am Wendepunkt beglückwünscht mich schon mal. So wird die letzte Runde zu meinem persönlichen Triumphzug. Im Ziel steht Norbert mit einem Bier für mich. Ich bin Vorletzte - aber glücklich. Es gibt noch jede Menge Getränke und sogar Laugenbrezeln.

Bevor wir uns auf den Weg bergauf zum Sportheim machen, sammeln wir unsere Sachen zusammen. Ich hatte wegen der Hitze nach der 7. Runde meine Laufweste mit dem Fotoapparat im Zielbereich abgelegt. Sie ist verschwunden! Über hundert Bilder hatte ich vom Start und den Läufern unterwegs gemacht. Alles weg!

Zuerst kann ich es nicht glauben. Wir fragen am VP und bei den Organisatoren nach. Es wurde nichts abgegeben. So bleibt der Bericht diesmal ohne Bilder.

Das kleine Sportheim platzt aus allen Nähten. Martin Birkner, nimmt die Ehrung der Sieger vor. Die vier Gesamtschnellsten erhalten einen Geldpreis. Bei den Frauen gewinnt Petra Neumann in 4:05,53 vor Sybille Mai, 4:27,21, und Sonja Braun, 4:38,38. Petra hat es geschafft, alle 10 Runden im annähernd gleichen Tempo zu laufen. Auch die Altersklassensieger erhalten wertvolle Sachpreise. Leider sind viele schon abgereist. Verständlich zwar, da am Sonntag jeder schnell nach Hause will. Für die Veranstalter aber blöd, wenn ihre Mühe anscheinend so wenig gewürdigt wird.

Fazit:

Das Team vom FCErunning veranstaltet Laufevents für verschiedene Zielgruppen und lässt sich auch immer wieder Neues einfallen. Ich hoffe, dass der 50 km Lauf beibehalten wird. Mich hat das Gesamtpaket überzeugt. Kleine Pannen bei der Zeitmessung lassen sich ausmerzen. Das Startgeld ist niedrig, die Verpflegung gut, die Helfer toll, die Strecke kurzweilig und auch bei schlechtem Wetter gut zu belaufen. Es wäre schön, wenn auch langsamere Läufer den Weg nach Ebershausen finden würden. Platz auf der Strecke hat es genug, und ich hatte nicht das Gefühl, dass die Helfer genervt waren, weil sie wegen 3 Läufern noch extra warten mussten.

Den Startunterlagen war ein Fragebogen beigelegt, auf dem die Läufer anonym Lob und Kritik äußern konnten. Das zeugt von dem Willen, immer besser werden zu wollen. Ich habe nichts auszusetzten.

 

Informationen: 50 km Ebershausen
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