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Laufberichte

Premiere und Jubiläum in einem

01.06.14
Autor: Olaf Ulmer

Wo gibt es sowas: Eine Premiere und ein Jubiläum bei ein und derselben Laufveranstaltung.  Antwort: In Eberbach am Neckar im Odenwald und zwar genau am 01.06.2014.

Zum nunmehr zehnten Male veranstaltet die Initiative Frühlingslauf Eberbach den Frühlingslauf in Eberbach. Und zum Zehnjährigen bekommen die Lauffreunde neben dem Halbmarathon, dem 10 Kilometerlauf und diversen Schülerläufen auch noch einen Marathon angeboten.

Das malerische Städtchen Eberbach liegt am Neckar unweit der größten Erhebung des Odenwaldes, dem Katzenbuckel, einem der Umlaufberge, die hier durch urgeschichtliche Plattentektonik und dem damit mehrfach veränderten Flusslauf des Neckars entstanden sind. Erste nennenswerte Siedlungen von Eberbach auf den hochwasserfreien Hügeln entstanden um das Jahr 1000 nach Christus.

Im 13. Jahrhundert wurde dann Eberbach, nachdem die Herrschaftsverhältnisse von den Wormsern zu den Staufern übergingen, als befestigte Stadt angelegt und erfuhr dadurch eine bedeutende Aufwertung.

Neben etlichen mittelständischen Gewerbetrieben lebt die Stadt Eberbach heute vom Tourismus. Als ein Aushängeschild gilt der Bärlauchweg, auf dem wir auch laufend unterwegs sind.


Hot Spot der Veranstaltung ist der Leopoldsplatz in Eberbach. Und wenn nicht hier, wo dann gilt: Je kürzer die Wege, desto besser. Start und Ziel, Startnummernausgabe und Umkleide/Duschen sind keine 100 Meter voneinander entfernt. Ich bin schon frühzeitig mit meiner Rennsemmel in Eberbach, um noch einen strategisch günstigen Parkplatz zu ergattern. Um halb sieben schlage ich im noch verschlafenen Eberbach auf, die fleißigen Helfer vom Technischen Hilfswerk bauen gerade den Start und Ziel-Bereich mit dem Sprecherturm auf.

Von meinem Auto, das an der B37 direkt an den Gestaden des Neckars sein temporäres Zuhause gefunden hat, bis zur Startnummernausgabe sind es geschlagene drei Minuten. Hatte ich schon die kurzen Wege erwähnt? Ruckzuck habe ich auch meinen Starterbeutel in der Hand, in dem sich neben der Startnummer auch noch eine Trinkflasche und ein Probierfläschchen eines gelenkfördernden Nahrungsergänzungsmittels des Hauptsponsors befinden.

Es handelt sich um ein recht kleines Teilnehmerfeld bei den Marathonis, gerade einmal 50 Teilnehmer stehen um kurz vor 8 Uhr an der Startlinie. Eine gute Chance für mich, es mal wieder auf die erste Seite der Ergebnisliste zu schaffen.

Um Punkt 8 Uhr entlässt uns der Bürgermeister von Eberbach auf die Strecke. Erstmals in meinem Läuferleben darf ich einen Marathon auf 4 Wendepunkt-Runden erlaufen. Eine völlig neue Erfahrung.

 


Nach einem kurzen Flachstück am Neckar entlang erklimmen wir in einer Linksschleife die ersten Höhenmeter auf die Neckarbrücke, die uns auf die andere Seite des Flusses führt. Nach der Passage des Neckars werden wir abermals linksherum nach unten geführt und unterqueren die Brücke in Richtung Pleutersbach. Relativ flach laufen wir die ersten Kilometer etwas oberhalb des Neckars entlang bis zunächst ein relativ langer und bequemer Anstieg und gleich anschließend ein kurzer, dafür  aber recht steiler Stich nach unten uns direkt an den Neckar führt. Es geht recht eben weiter und wir passieren den Wendepunkt der 10 Kilometer-Strecke. Unser Wendepunkt liegt rund 200 Meter entfernt, unsere Startnummern werden notiert und wir dürfen wieder nach Eberbach zurück und zwar auf demselben Weg. Die Helfer an den Verpflegungsposten sind voll auf der Höhe und feuern uns unentwegt an.

Nach der Passage der Neckarbrücke und kurz vor dem Erreichen des Ausgangspunkts unserer Marathon-Mission werden die 10 Kilometer-Läufer losgelassen. Jetzt heißt es: Platz machen. Nachdem die wilde Meute durch ist, können wir unseren Weg im gewohnten Tempo fortsetzen. Kurz vor der Start- und Ziel-Linie werden wir nach rechts auf eine Altstadt-Runde geschickt und nach rund 500 Metern durchlaufen wir zum ersten Mal den Zeitmessbereich bei Start- und Ziel.

Noch dreimal diese Runde und wir sind im Ziel.  Das ist auch eine Kopfsache. Aber solch eine Strecke hat auch einen großen Vorteil: Man begegnet sich immer wieder, es wird selten langweilig, zumal auch die 10er und die Halbmarathonis zwischenzeitlich auf der Strecke sind. Ich spule also so mein Pensum ab und laufe auch das zweite Mal durch Start und Ziel, der Halbmarathon ist also geschafft.

Es geht wieder raus aus Eberbach und wieder den Neckar entlang zum Wendepunkt. Der Wendepunkt ist erreicht, ich melde pflichtgemäß meine Startnummer und laufe wieder alles retour. Ich trotte die nächsten Kilometer so vor mich hin. Dann wird es hart: Nicht körperlich, aber mental. Ich höre schon von weitem den Streckensprecher, der die Ersten des Marathons im Ziel begrüßt, zwischenzeitlich werde ich von ein paar schnellen Hasen überrundet und mir wird bewusst: Wenn Du da durch bist, musst Du bzw. darfst Du noch eine Runde laufen.

Zurück in Eberbach gleicht die Stadt einem großen Volksfest, die Zuschauer stehen am Rand und feuern uns unentwegt an. Das tut gut. Ein letztes Mal geht es auf die Wendepunkt-Strecke. Die Steigungen, so kurz sie auch sein mögen, sind nun richtig schmerzhaft. Da heißt es, Zähne zusammenbeißen und nichts wie durch.

Einige Helfer machen mir schon die Ziel-Verpflegung schmackhaft, Suggestion ist eben alles. Ich überquere ein letztes Mal den Neckar, quetsche alles aus mir raus. Ich sehe bestimmt grauenhaft aus. Noch einmal kann ich beschleunigen, alles in der Hoffnung, auf eine Sub-4:30h-Zeit. Ich bin im Ziel, die Helferin scannt meine Startnummer und erfasst meine Zeit. Ich bin 9 Sekunden darüber, wohl doch zu viel mit den Helfern an den Verpflegungsständen gequasselt.

Ein rundherum gelungener Lauf. Alles hat gepasst, besonders die sehr kurzen Wege. Ich hoffe auf eine Wiederholung des Marathons, denn Eberbach will ich nicht mehr missen.

 

Informationen: Eberbach Marathon
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