marathon4you.de

 

Laufberichte

Winter ade

23.01.15

Dubai ist immer wieder eine Reise wert, besonders wenn es in Deutschland Winter und das Wetter, wie in diesem Jahr, meist schmuddelig ist. Auch in Dubai ist Winter, doch der sieht hier ganz anders aus: 25 Grad,  überall blühende Blumen und reges Treiben in den Basaren und Souks.

Schon die Abholung der Startunterlagen ist ein wahres Erlebnis. Im letzten Jahr war der Check in noch am Madinat Jumeirah Hotel, direkt neben dem Burj al Arab, dem einzigen 7 Sterne Hotel der Welt.  Diesmal gibt es die Unterlagen am Sky Dive Dubai direkt neben der Palmeninsel, die erst seit 6 Jahren vollständig bebaut ist. Ich bekomme davon leider nicht mit, weil ich wegen einer Dienstreise erst in der Nacht vor dem Lauf in Dubai eintreffe. Ein Arbeitskollege hat meine Startunterlagen abgeholt und sie mit aufs Zimmer gebracht. Die Stadt ist im ständigen Wandel und auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die vor 43 Jahren hier in Dubai gegründet wurden. Bei Km 16 laufen wir übrigens an dieser historischen Stätte (mit der Union Flag) vorbei.

Mit den Startunterlagen bekommt man ausführliche Informationen zu den Topläufern und alles was der Normalläufer braucht, natürlich auch die Startnummer mit integriertem Chip (Mika Timing) und das Teilnehmer T-Shirt von adidas in der richtigen Größe. Man merkt noch nichts von der Hektik, die ein  20.000er Teilnehmerfeld  mit sich bringt, denn nur rund 3.000 gehen auf die Marathonstrecke, der Rest auf die 10 km und die 3 km. Die 10 km finden nur 15 Minuten nach dem Hauptstart statt.
Vor 10 Jahren, bei meinem ersten Start in Dubai, gingen gerade einmal 300 Marathonis  an den Start. Natürlich bleibt einer solchen Entwicklung die familiäre Atmosphäre auf der Strecke. Aber zu groß, um sein Tempo nicht ungestört laufen zu können, ist der Dubai Marathon noch lange nicht.

Hat man seine Startunterlagen, kann man in den nahegelegenen Mandanat Souk, einem überdachten Markt, dem man es nicht ansieht, dass er erst 4 Jahre alt ist, nach Herzenslust shoppen. Hier gibt es viel zu sehen, was man bei uns nicht findet und man kann sich direkt mit Mitbringseln versorgen.

Am nächsten Morgen geht es dann schon sehr früh los. Aus Erfahrung weiß man, dass bei solchen Großevents frühzeitiges Erscheinen im Startbereich kein Nachteil ist. Der Start ist um 7 Uhr, laut Ausschreibung soll man spätestens 30 Minuten vorher im abgetrennten Startbereich sein. Vorher jedoch muss der Kleidersack abgebeben werden, was man rund 1 km entfernt erledigt. Da die Strecke über eine der Hauptverkehrsadern von Dubai führt, ist auch die Verkehrssituation etwas angespannt und man sollte die Metro nehmen. Die muss man ohnehin erlebt haben. Sie  steht komplett auf Pfeilern, die Stationen haben vergoldete Dächer und alles ist voll klimatisiert und makellos sauber. Und ohne Graffitis. Man fährt  bis zur Station „Mall of the Emirates“, ein Shopping-Paradies für Gutbetuchte. 

Von hier hat man nur einen Kilometer zum Startbereich.  Man merkt sofort, dass beim Dubai Marathon Geld nicht die große Rolle spielt. Pikfeine Zuschauertribünen, Fernsehkameras, Helikopter und zwischen den Medienvertretern aus der ganzen Welt ich, der „Marathon4you“ –Reporter, um zu berichten, was der Dubai Marathon uns, den „Normalos“, zu bieten hat.

Also rein ins Getümmel. Überall ist Sicherheitspersonal und alles ist mit Gittern abgesperrt, sodass man nicht lange überlegen muss, wo man hin muss. Einfach der Masse folgen, dann ist man irgendwann im Startbereich. Unter Riesenscheinwerfern und bei dröhnender Musik kann man last Minute noch ein Frühstück zu sich nehmen oder in den zahlreichen Toilettenwagen andere wichtige Dinge erledigen. Man hört hundert verschiedene Sprachen.  Die Teilnehmer kommen aus aller Welt, viele von ihnen arbeiten in den Emiraten, viele machen aber auch Urlaub hier oder sind auf einem Kurztrip. Einer ist auf Dienstreise in Dubai. Schon am Nachmittag muss ich am Messestand meines Brötchengebers letzte Hand anlegen.

Aber zuerst das Vergnügen. Noch ist es dunkel, zum Glück auch noch recht kühl, ungefähr 16 Grad. Zum Laufen ideal, zumindest für die zahlreich vertretenden Topathleten aus Afrika, denn die sind ja in gut 2 Stunden im Ziel. Der Rest der Läuferwelt macht dann die Erfahrung, dass 25 Grad unter gleisender Sonne ziemlich heftig sind. Die Siegesprämie beträgt übrigens 250.000 USD, für den Weltrekord gibt es sogar 1 Mio. Gebrochen wurde der hier aber noch nie, sondern für sehr viel weniger Geld in Berlin.

Um 7 Uhr geht’s dann pünktlich los und die 3.000 Marathonis setzen sich in Bewegung. Im ersten Morgengrauen passieren wir gleich die erste Sehenswürdigkeit das Burj al Arab. Das segelförmige Hotel steht auf einer kleinen künstlichen Insel, die nur über eine kleine gesicherte Zufahrt zu erreichen ist. Das Gebäude ist mit 321 m fast genauso hoch wie der Eifelturm und nur etwas niedriger als das Empire State Building. Direkt daneben ist das Wild Wadi, ein Wasserparadies für die ganze Familie.
Bei km 10 kommt einem die Spitzengruppe auf der anderen Straßenseite entgegen, wenig später die ersten Frauen. Sie haben fast die Hälfte der Strecke hinter sich. Die ersten „Hasen“ verabschieden sich. Schön, das als Normalläufer einmal hautnah so erleben zu können.

Es  geht vorbei am Jumeirah Building, schnurgeradeaus entlang der Jumeirah Beach Road, bis wir bei km 16 die Trockendocks erreichen. Für die Topathleten (und für sie ist dieser Kurs ja „gemacht“) ist das ideal, für uns langsamere Läufer etwas langweilig. Zum Glück gibt es die vielen orientalischen Gebäude und spätestens alle 1000m eine Moschee zu sehen und auf dem Hinweg im Morgennebel die beeindruckende Skyline von Dubai. Es ist übrigens Freitag, der „Sonntag“ im Islam.

Alle 2,5 km gibt es eine Wasserversorgung mit Wasserflaschen, alle 5 km gibt es zusätzlich Isostar in Dosen. Zu Essen gibt es nichts. Darauf muss man sich einstellen, sonst kann es eng werden.

Meine Kamera fällt aus, weil die Speicherkarte bei meinem letzten Einsatz in Charleston/USA bei einem Sturz wohl einen Knacks bekommen hat. Kein Problem in Dubai. Ich steuere den nächsten Kiosk an, Betreiber ist ein Pakistani, und kaufe mir eine.  Dubai hat 2,2 Mio. Einwohner, 85 % (!) davon sind Ausländer, meist aus Indien, Pakistan oder von den Philippinen, aber auch aus Afrika. Sie erbringen den größten Teil der Wirtschaftsleistung des Landes.

Nach dem Wendepunkt geht es auf gleicher Strecke wieder zurück. Wir kommen am Union Building mit der Unionflag vorbei. Der Fahnenmast an der Geburtsstätte der Vereinten Arabischen Emirate ist der höchste der Welt. Hier hat vor 43 Jahren alles begonnen.

Als wir dann wieder am Burj al Arab sind, kann man links schon das Ziel liegen sehen, aber wir sind erst bei km 30. Es geht weiter geradeaus auf der Al Sufouh Road Richtung Palm Jumeirah, der Palmeninsel.

200 Mio. Tonnen Sand und Steine wurden aufgeschüttet, um die künstliche Insel in Form einer Palme zu erbauen. Insgesamt, so schätzt man, wurden 10 Mrd. Dollar verbaut. Unter anderem durch den Verkauf von sündhaft teuren Wohnungen usw. soll das Geld längst zurückgeflossen sein. 

Am „Stamm“ der Palme steht das One & Only Mirage Hotel und am „Kopf“ der Palme das Atlantis Hotel, erreichbar durch einen 6spurigen Tunnel. Die Eröffnungsparty 2008 kostete 28 Mio. Dollar, Kylie Minogue kassierte für einen einstündigen Auftritt 3,5 Mio, die Beckhams nur für ihre Anwesenheit 1 Mio. In Dubai ist man in einer anderen Welt.
Die Strecke bringt uns nur bis zum Stamm, dort wird gewendet. Vorbei an der Dubai Media City und der Dubai Knowledge City laufen wir zurück zum Burj und zum Ziel. Seit einer Stunde kann ich ständig Läuferinnen und Läufer überholen, denen die Hitze mehr zusetzt als mir. Ich komme „gut erhalten“  in 4.37 Std ins Ziel, bin damit etwas schneller als im Vorjahr, und lasse mir die Medaille umhängen.

Zeit zum Feiern und Genießen habe ich nicht. Duschen, umziehen und dann ab zur Messen. In den  nächsten Tagen findet in Dubai die weltweit zweitgrößte Medizinmesse der Welt statt: Die Arab Health. Das Unternehmen, für das ich arbeite, stellt dort aus.

Vergnügen und Arbeit haben Spaß gemacht. Ich komme wieder.

In diesem Jahr gibt es wieder nicht den erhofften Weltrekord. Lemi Berhanu Hayle aus Äthiopien gewinnt in 2.05.28 Std. Bei den Frauen gewinnt zum dritten Mal Aselefech Mergia Medessa, ebenfalls aus Äthiopien.

 

 

Informationen: Dubai Marathon
Veranstalter-WebsiteErgebnislisteHotelangeboteOnlinewetterGoogle/Routenplaner

 
NEWS MAGAZIN bestellen
Das marathon4you.de Jahrbuch 2024