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Laufberichte

Rustikales Landschaftserlebnis

 

Schon  2005 wurde der Dreiburgenland Marathon im niederbayerischen Thurmansbang auf M4Y als Geheimtipp gehandelt. Ich war vor vier Jahren das erste Mal mit dabei und habe mich sofort in diesen tollen Landschaftslauf verliebt. Es wäre schön, wenn der Lauf einen kleinen Schub bekommen würde, denn die Teilnehmerzahlen lassen in den vergangenen Jahren etwas nach. Beim Marathon mal wieder einhundert Teilnehmer am Start zu haben, das ist der Wunsch von Veranstalter Ludwig Schürger.

Heuer verheißen die Wettervorhersagen nichts Gutes. Temperaturen unter 10 Grad, dazu Regen und ein kalter Wind können mich nicht davon abbringen lassen, mich wieder auf den Weg nach Thurmansbang zu machen. Mit Bernie, Charly und Janosch habe ich auch drei Lauffreunde an Bord. Für Charly würde es eine Premiere beim Dreiburgenland Marathon werden. Bernie und Janosch waren schon das ein oder andere Mal mit dabei. So reisen wir vier schon am Freitagnachmittag an, denn in Ludwigs Wellnesshotel kann man direkt am Start des Marathons gut und günstig übernachten. Im Hotel angekommen, werden wir von Ludwig und seinem Team  freudig begrüßt. Man kennt sich, schließlich ist der Chef selber Marathoni und oft unterwegs.

Die Nachmeldungen sind gleich erledigt und Ludwig lädt uns zur Nudelparty ein, die bereits voll im Gange ist. Ich lehne dankend ab, denn ich kenne Ludwigs Speisekarte - sie ist vom Allerfeinsten. Nudeln bekomme ich überall. Der Himmel ist am Abend strahlend blau. Dass es morgen regnen könnte, kann ich nicht glauben.

 

 

Am Morgen treffen wir uns rechtzeitig zu einem ausgiebigen Frühstück, denn das Büffet lässt keine Wünsche offen. Erneut schauen wir aus dem Fenster. Vom blauen Himmel ist nichts mehr zu sehen, graue Wolken ziehen über die Berge des Bayerischen Walds, aber es ist trocken und soll so bleiben, verspricht uns Ludwig.  Dennoch dreht sich dasGespräch beim Frühstück ausschließlich um die Wahl der passenden Laufklamotten. Ein warmes Oberteil ist angesichts des kalten Windes klar und meine Regenjacke binde ich mir mal sicherheitshalber um die Hüften.

Offenbar lassen sich etliche Läufer von den trüben Wetteraussichten verleiten, von einer Teilnahme abzusehen. Am Ende starten 28 Teilnehmer beim Fünfkilometerlauf, 59 beim Zwölfkilometerlauf, 77 beim Halbmarathon und 46 beim Marathon, wovon neun Läuferinnen waren. Etwa eine halbe Stunde vor dem Start um 10 Uhr gehen wir nach draußen. Die Wege sind hier kurz. Start und Ziel befinden sich direkt vor dem Hotel.

Ich begrüße hier und da noch ein paar Helfer, die ich inzwischen kenne  und auch der ein oder andere Teilnehmer ist mir bekannt. Dann kommt es zu einer ganz besonderen Begegnung. Eine junge Dame spricht mich an und fragt, ob ich der Andreas sei. Ja, der bin ich. Darauf stellt sie sich als Andrea vor, Nachname ebenfalls Greppmeir. Sie hat mich in der Starterliste entdeckt und wollte mich unbedingt kennenlernen. Dazu muss man wissen, dass der Name Greppmeir in dieser Schreibweise äußerst selten ist. Nicht einmal fünfzig Telefonbucheinträge in ganz Deutschland gibt es. Und die meisten stammen aus meinem Landkreis. Unbestätigten Überliefert ist, dass einmal ein Standesbeamter auf einer Heiratsurkunde das letzte „e“ im Namen vergessen hatte. Als man den Fehler merkte, war das Sigel schon auf der Urkunde und meine  Vorfahren hießen fortan  Greppmeir ohne drittes „e“. Also muss Andrea, wenn auch weitläufig, mit mir verwandt sein. Nach einem gemeinsamen Foto muss ich mich nun aber los. Andrea läuft  nur den Halbmarathon und ist eine Stunde nach mir dran.

 

 

Dann ist es soweit. Der Start zum Marathon steht an. Das kleine Grüppchen von Marathonläufern versammelt sich hinter der Startlinie und unter dem roten Startbogen, der die Straße überspannt. Wir durchlaufen Thurmansbang, über dessen Geschichte ich ja keine Worte mehr verlieren muss. Das ist in vorangegangen Berichten von Bernie und mir schon ausreichend geschehen. Jedoch geht es von Beginn an leicht bergauf und wir verlassen so Thurmansbang nach wenigen hundert Metern. Ich freue mich jetzt schon riesig, denn der vielleicht schönste Teil des Dreiburgenland Marathons liegt nun vor uns. Zwar ist ein langer Anstieg ist zu bewältigen, aber wir tauchen gleich in den Wald ein und können die herrliche Bayerwald-Luft genießen. Nach anderthalb Kilometern haben wir auch schon den höchsten Punkt des Rundkurses erreicht, den wir als Marathonis zweimal durchlaufen.

Bis zur ersten Verpflegungsstelle etwa bei Kilometer 5 geht es nur noch bergab. Der Wald ist einfach schön. Das muss man erlebt haben. Es handelt sich um einen Mischwald und das Dunkelgrün der Nadelbäume wird durchmischt von den hellgrünen Blättern der Laufbäume. Dazwischen ragen immer wieder moosbewachsene Felsen aus dem Boden. Alle lassen es hier gleich zu Beginn richtig laufen. Ich muss nur ab und zu für ein Foto anhalten und finde mich daher relativ schnell zusammen mit Bernie am Ende des Feldes wieder. Das kenne ich ja schon und macht  mich längst nicht mehr nervös. Auf der zweiten Runde werde ich schon noch einige Kollegen überholen können, um nicht Letzter zu werden.

Die Zeit auf diesem Streckenabschnitt verfliegt förmlich und ehe ich mich versehe, bin ich beim ersten Verpflegungspunkt angekommen. Ich wechsle ein paar Worte mit den netten Helfern und mache mich wieder auf den Weg. Nun liegt die „Prager Schikane“ vor mir, dessen Bedeutung ich ja im letzten Bericht erklärt habe. Es ist eine rund 300 Meter lange Trailpassage, die steil bergab führt. Ich konzentriere mich, um nicht aus dem Tritt zu kommen und lasse sie erfolgreich hinter mir. Ein paar Meter weiter verlassen wir den Wald und finden uns auf einem Feldweg zwischen saftig grünen Wiesen wieder. Besonders schön ist hier die Gerade, die auf das nächste Waldstück zuläuft. Blühende Bäume am Streckenrand vermitteln einem das Gefühl auf einer Allee zu laufen, auch wenn die Bäume heuer mit ihrem Blütenstand noch etwas hinterherhinken. Das kleine Waldstück erreicht, gilt es nun wieder einen kurzen, aber giftigen Anstieg zu bewältigen. Im Wald selbst geht es munter bergauf und bergab, denn so richtig eben ist es beim Dreiburgeland Marathon eigentlich nie.

 

 

Wir erreichen Altfaltern, das wir kurz durchlaufen. Es ist eine kleine Ortschaft, deren Einwohner den Läufern keinerlei Aufmerksamkeit schenken, schließlich ist Samstag und da wird auf den Höfen gearbeitet. Am Ortsende liegt ein kleines Industriegebiet, das ebenfalls zu durchlaufen gilt. Ein gigantischer Schrottplatz beeindruckt mich jedes Jahr aufs Neue. Tausende Fahrzeuge warten hier auf was auch immer. Verändert hat sich hier jedenfalls in den vergangenen vier Jahren nichts, lediglich die Moosschicht auf dem einen oder anderen Fahrzeug ist dicker geworden.

Nach dem Industriegebiet biegen wir auf eine Kreisstraße ab. Hier wird am linken Straßenrand gelaufen, da die Straße nicht für den Verkehr gesperrt ist. Das ist allerdings kein Problem, da es kaum Verkehr gibt. Außerdem wird sehr rücksichtsvoll gefahren. Die Strecke, die nun vor mir liegt, ist insbesondere auf der zweiten Runde äußerst kräftezehrend. Bis zum Erreichen des Museumsdorfs Bayerischer Wald führt die Strecke ständig bergan und. bergab und man muss sich seine Kräfte schon einteilen.

Wir laufen durch die kleinen Ortschaften Schadham, Kollnberg, Thurmannsdorf und Loderhof und erreichen dann hinter ein paar Hügeln das Musemsdorf, das offenbar bereits geöffnet ist. Ich lasse die Gelegenheit nicht aus, und mache einen kurzen Umweg in das Dorf. Die Dame an der Kasse hat nichts dagegen. Allerdings ist das Areal mit 20 Hektar etwas zu groß, als dass ich mir alles hätte anschauen können. Aber für  ein paar Fotos reicht die Zeit, dann laufe ich zurück auf die Marathonstrecke.

Gleich nach dem Museumsdorf kommt man zum Dreiburgenland-See. Auf einem Sandweg wird dieser umrundet. Darauf freue ich mich ganz besonders. Nicht nur, dass der See wunderschön gelegen ist, nein, endlich kann ich mal wieder ein paar hundert Meter auf ebener Strecke zurücklegen und die nächste Verpflegungsstelle wartet hier ebenfalls. Ich stärke mich schnell für die restliche Umrundung des Sees und lasse den Dreiburgenland-See hinter mir. Nun geht es auf einem Feldweg parallel zu einer Landstraße zurück in Richtung Thurmansbang. Etliche An- und Abstiege kosten wieder etwas Kraft, doch schon bald liegt die Bründl-Kapelle vor mir. Hier gibt es die letzte Stärkung vor dem Ende der ersten Runde.

Nach einem weiteren längeren Anstieg geht es nun endgültig zurück nach Thurmansbang. Auf einem Feldweg, der stets am Waldrand entlangführt, kann man sich nochmal gut erholen, da auch dieser keine nennenswerten Steigungen mehr aufweist. An dessen Ende durchquere ich nochmals eine Unterführung und schon ist Thurmansbang erreicht.

Rechts geht es in den Zielbereich und links führt der Weg auf die zweite Runde. Ein Helfer erkennt mich und weist mir den Weg nach links, nicht ohne grinsend anzumerken: „Außer Du wuist aufhörn, dann laffst rechts!“ – „Spinnst Du!!“, gebe ich ihm lachend zur Antwort und schon geht‘s auf in die zweiter Runde. Ludwig hat mich auch erspäht und wünscht mir für die zweite Runde alles Gute. Kurz nach der Streckenteilung gibt es noch eine Verpflegungsstation, an der man sich auch mit einem Gel stärken konnte.

 

 

Für die zweite Runde stecke ich die Kamera weg, denn nun gilt es, noch ein oder zwei Plätze gut zu machen. Hinter mir weiß ich nur noch Bernie und einen weiteren Teilnehmer. Da Bernie schon im Vorfeld ankündigte, aufgrund seiner Wadenprobleme möglicherweise nur eine Runde zu laufen, will ich sicher gehen, denn Letzter war ich trotz der wenigen Teilnehmer in Thurmansbang noch nie und das soll auch so bleiben.

So laufe ich also weiter durch den Ort. Gleich fällt mir wieder der Friseursalon mit dem lustigen Namen „MarHaarton“ auf. Es ist geöffnet und ich kann es mir nicht verkneifen, reinzugehen.  Ich frage die etwas überraschte Friseurin, ob sie in etwa zweieinhalb Stunden einen Termin frei hätte. Leider nein. So mache ich mich wieder auf die Jagd wider der „roten Laterne“ und nehme die zweite Runde unter die Füße. Seltsamerweise bekomme ich bis zum Erreichen der ersten Verpflegungsstation keinen Mitläufer mehr zu Gesicht. Weder vor, noch hinter mir ist irgendjemand zu sehen. Daher frage ich einfach mal nach. „So vier oder fünf sollten schon noch kommen“, erklärt man mir und die Antwort beruhigt mich. Aber zu sehen bekomme ich niemanden mehr.

 

 

Bei meinem Zieleinlauf wartete bereits Bernie auf mich. Er hat nach der ersten Runde aufgehört, war jedoch mit sich und seiner Wade sichtbar zufrieden. Charly und Janosch waren bereits beim Duschen. Nachdem ich mich von allen Bekannten, insbesondere von Ludwig, verabschiedet und für die tolle Veranstaltung bedankt hatte, machen wir uns gemeinsam auf dem Nachhauseweg.

Im Auto ist der  Marathon im Dreiburgenland natürlich Hauptthema. Alle sind wir begeistert, einschließlich Novize Charly. Auch wenn man eine weite Anreise hat, der Marathon lohnt sich. In erster Linie ist es ein herrlicher Landschaftslauf in einer (bei Läufern) nicht so bekannten Gegend. Ein weiteres Argument ist das sagenhafte Preis-/Leistungsverhältnis. Die Übernachtung und das Startgeld kosten zusammen weniger, als  ein Startplatz bei einem mittelprächtigen Stadtmarathon.  Und dann ist da ja auch noch Ludwigs Küche …

 

 

Bernies Impressionen

 

 


 

 

Informationen: Dreiburgenland-Marathon
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