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Laufberichte

Landschaft aus dem Bilderbuch

 

Berühmt ist Beuron durch die Benediktiner-Erzabtei Beuron. Das Kloster wurde 1077 als Augustiner-Chorherrenstift gegründet. Nach seiner Auflösung im Zuge der Säkularisation 1803 ging sein Gebiet in den Besitz des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen über. 1863 wurde das Kloster als Benediktinerkloster neu gegründet und 1868 zur Abtei erhoben, von der die Gründung vieler anderer Benediktinerklöster ausging. Im Konvent, der Klostergemeinschaft von Beuron, leben heute rund 50 Mönche. Geleitet wird das Kloster vom Abt, der in Beuron den Ehrentitel „Erzabt“ trägt. Die „Brüder“, das sind Mönche ohne Priesterweihe, bilden in der Erzabtei gegenüber den „Patres“, den Mönchen mit Priesterweihe, immer noch die Mehrheit.

Das Kloster Beuron ist eine Welt für sich; aber die Mönche isolieren sich nicht. Die Feier der Liturgie des Stundengebets und der Eucharistie, sowie die unterschiedlichen Formen der Gastfreundschaft gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Beuroner Benediktiner. Darüber hinaus sind die Mönche, je nach Begabung, Ausbildung oder auch Notwendigkeit in einer Vielzahl von Tätigkeitsbereichen aktiv: In der Leitung der Gemeinschaft und in der Verwaltung des Klosters, im „Haushalt“ und im Dienst an den Mitbrüdern, als Handwerker und Künstler, als Theologen und in der Wissenschaft, als Seelsorger und Leiter von Exerzitien und Kursen sowie in der Beratung und Begleitung Einzelner. Das Kloster hat jährlich rund 100.000 Besucher.

Die barocke und vom „Beuroner Stil“ geprägte Bausubstanz der Klosteranlage weist bemerkenswerte Gebäude und eine große Klosterbibliothek auf. Beuron war im späten 19. Jahrhundert Zentrum der Beuroner Kunstschule und der, seit 1967 eingestellten aber juristisch fortbestehenden, Theologischen Hochschule Beuron.

Es geht bergab nach Beuron hinein und unten scharf rechts. Die Kurve ist mit Helfern gesichert und eine kleine Fanschar feuert die Herunterkommenden an. Bei Kilometer 13 geht es durch ein kleines Wohngebiet mit schönem Blick auf den hoch oben liegenden imposanten Petersfelsen mit seinem Kreuz. Nochmal scharf links und es geht wieder über die Felder, um dann den sanften Linksbogen der Donau abzukürzen und wieder Beuron zu erreichen. Die Bronzefigur eines nach Beuron kommenden Wanderers empfängt uns bei der VP. Hier ist mächtig was los. Es gibt Bananen und Hefezopf und am Wechselpunkt für die Staffeln auch viel Publikum.

Dann wird es wieder ruhig. Der Weg führt zwischen Bäumen an der Donau entlang. Plötzlich ragt links, direkt am Weg, der riesige Probstfelsen in die Höhe. Auch zwischen den Bäumen hindurch kann man immer wieder mächtige Felssporne ausmachen. Kaum zu glauben, dass das eher kümmerlich wirkende Donauflüsschen diese imposante Naturkulisse herauspräpariert haben soll. Vielmehr war es die ehemalige Urdonau, die vor 3-5 Millionen Jahren ein gewaltiger Strom war, der auch als Aare-Donau bekannt ist und große Gebiete der Nordschweiz und der Feldbergregion entwässert hat. Das Flussbett hat sich bis zu 200 m in den Jurafels eingegraben.

Heute liegt die geringe Wasserführung der Donau auch an den ausgeprägten Karsterscheinungen. Die zerklüfteten und porösen Kalksteine lassen das Wasser in unterirdischen Spalten versickern. Ganz in der Nähe liegen auch die weltberühmten Donau-Versickerungsstellen bei Immendingen und Fridingen. Hier verliert die Donau an etwa 200 Tagen im Jahr ihr gesamtes Wasser, das dann teilweise, nach einer unterirdischen Laufstrecke, im 12 km entfernten Aachtopf wieder austritt und über den Bodensee dem Rhein zufließt. Der Donaudurchbruch bei Beuron wurde in die Liste der bedeutendsten Geotope Deutschlands aufgenommen.

Während die Donau rechts des Weges gemächlich mäandert, haben wir mit jeder Kurve andere Ausblicke auf diese bemerkenswerte Landschaft. Unterhalb des Schlosses Bronnen nutzen diverse Jugendorganisationen kleinere freie Flächen für ihre Zeltlager. Ich bin ja kein großer Campingfan; kann aber verstehen, dass das Leben in dieser großartigen und urwüchsigen Natur gewisse Reize hat.

Am Gasthaus Jägerhaus befindet sich die nächste VP. Hier sind die Jüngsten mit Feuereifer bei der Arbeit. Da die Läufer nur einzeln eintröpfeln, wird jeder individuell umsorgt. Bei km 20 geht es mal wieder mächtig bergauf. Als Belohnung gibt es dann auch gleich das Gefälle und bei km 21 eine Zeitmessmatte.

Die VP steht an der urigen Vesperstube Ziegeleihütte. Die Terrassengäste sind wohl schon müde vom vielen Anfeuern, lassen sich aber dann doch zum Applaus motivieren. Es geht über eine Brücke und weite Felder liegen vor mir. Der Weg geht schnurgeradeaus mit unangenehmem Wind von vorne. Zugegebenermaßen macht das Laufen gerade keinen großen Spaß. Vor mir in der Ferne sehe ich einen Läufer. Da hilft nur Augen zu und durch. In einer großen Schleife erreichen wir Fridingen. Hier wurde um 11 Uhr der Walking Wettbewerb gestartet. Erst geht es aber noch durch ein ruhiges Wohngebiet. Ein paar Unentwegte stehen auf der Straße oder beobachten die Läufer vom Fenster aus. Immer, wenn ich als Marathonläufer erkannt werde, gibt es Applaus und aufmunternde Worte.

Die VP liegt im von Fachwerkhäusern geprägten denkmalgeschützten Ortskern. Hier gibt es wieder den leckeren Hefezopf. Es ist auch einiges los, weil ja wieder Staffelwechsel ist. Die Uhr der St. Martinskirche zeigt 10 Minuten nach 11. Dann sind die Walker aber noch nicht lange weg. Ich verlasse den Ortskern am auffälligen Gasthof Scharfeck vorbei. Das bekannte Fachwerkhaus zeigt eindrucksvolle Malereien zur Fridinger Geschichte.

Es folgt eine kleine Traileinlage: An der Hauptstraße wird gebaut. Die ganze rechte Straßenseite ist aufgerissen und die Laufstrecke geht mittendurch. Dann überqueren wir die Straße und laufen links auf dem Gehweg das letzte Stück leicht bergauf und werden  zuerst ins Industriegebiet geleitet und auf weites Wiesenland entlassen. Es grüßen von links noch die letzten kleineren Felsformationen, dann erreichen wir bereits die nächste VP. Die Gegend wir zusehends flacher und der Wind kommt immer noch unbarmherzig von vorne. Hier überhole ich die ersten, nein eigentlich sind es die letzten,  Nordic Walker. Sie sind gut drauf und haben einen flotten Spruch auf den Lippen.

Bei km 30 erreichen wir Mühlheim. Östlich von Mühlheim haben sich in einem Altarm der Donau, Biber angesiedelt. Ein größeres Exemplar, aus Holz geschnitzt, grüßt uns auf unserem Weg. Schon von weitem konnten wir die kleine mittelalterliche Stadt mit seinem imposanten vorderen Schloss, das heute als Museum und kulturelles Zentrum dient, erblicken. Wir sparen uns den Anstieg zum Schloss auf der anderen Donauseite und halten uns flach im Wohngebiet, wo der letzte Staffelwechsel stattfindet. Eine Ansammlung von begeisterten Fans und ein Moderator, der die Läufer mit Namen begrüßt, mobilisieren hier nochmal ungeahnte Kräfte.

Vor mir liegt ein Sträßchen mit abgetrenntem Radweg, der von einer Walker-Schlange belegt wird. Also weiche ich auf die Straße aus. Locker ziehe ich an den Stockträgern vorbei. Das hätte ich aber besser lassen sollen, denn ein Krampf stoppt unversehens meinen Lauf. Jetzt stockeln die gerade Eingeholten (vielleicht ein klein wenig schadenfroh?) an mir vorbei. Etwas langsamer kann ich meinen Weg dann aber wieder fortsetzten.

Das Örtchen Stetten ist erreicht. Ein großes Begrüßungsbanner lädt die Läufer ein. Traditionell hat sich vor der Bäckerei eine Menge Publikum eingefunden. Die Stimmung ist prächtig und die nächste Verpflegungsstation wartet bereits. Jetzt kommt mein Lieblingsstück, ein schmaler Trail direkt an der Bahnlinie entlang. Wegen meiner latenten Krampfgefahr sind die nordischen Geher hier kein Problem. Ich passe mich einfach deren Tempo an, überholen ist hier sowieso schwierig.

Immer wieder öffnen sich die Bäume und Sträucher für einen Blick auf die Breitwiesen (genauer Kreuzwiesen), einem sehr breiten und flachen Wiesengebiet, das wegen des Hochwasserschutzes nicht bebaut werden darf. Nendingen kommt in Sicht. Obwohl die Donau hier noch sehr jung ist, ist die Wasserqualität durch die vielen Wehre, die den geringen Wasserstand aufgrund der Donauversickerung ausgleichen sollen, sehr schlecht. Um die Wasserqualität zu verbessern und somit eine aktive Nutzung des Wassers zu erlauben, wird in Nendingen bis 2015 ein Lamellenabscheider installiert. Bisher bleibt die Nutzung der Donau auf das vierjährlich stattfindende Wasserfest und vereinzelte Angler beschränkt, was dem fischökologisch bedeutsamen Gewässer nicht Rechnung trägt.

Der Trail endet an der kleinen Kapelle am Bahnübergang. Wie auch in den Vorjahren sitzen die Anwohner draußen und bejubeln jeden Vorbeikommenden. Die bekannten Schilder sind auch wieder da. Es geht um die Kurve. Hier hat die Feuerwehr eine Dusche installiert. Was sonst manchem Läufer den heißen Kopf kühlt, ist sie in diesem Jahr nicht nötig. So kurz vor Schluss verzichte selbst ich auf diese Abkühlung. Auch die VP lasse ich liegen.

Hinter dem Wohngebiet geht es auf die Felder. Zuvor erwartet uns noch das größte Highlight auf der Strecke:  Bei km 35 ist ein lautes Fest im Gange. Hier sind die Läufer die Stars. Jeder wird begrüßt, angefeuert und ausgiebig beklatscht. Ich genieße diesen Moment als vorgezogenen Zieleinlauf.

Dann wir es ruhig. Felder soweit das Auge reicht. Die Strecke ist bolzgerade. Nur die bunten Shirts der Läufer und Walker bilden einen Anhaltspunkt, wohin der Weg uns führt. Heute macht mir der etwas eintönige Schlussabschnitt nichts aus. Wer hier schon mal in der Hitze eingegangen ist, kann jetzt nur Positives sehen. Ich überhole ein paar fußkranke Läufer, halte Schwätzchen mit den Walkern, passe auf, dass ich nicht noch einen Krampf bekomme, trinke eine Cola an der VP und freue mich auf die letzten zwei Kilometer in der Stadt.

Bei km 39 laufe ich auf Gerd auf; und weil es gerade so schön passt, laufen wir gemeinsam weiter. Es geht unter der Bahn hindurch, kurz durch das Industriegebiet, dann durch die Tuttlinger Vorstadt bis zur Donau. Nun fängt es doch tatsächlich an zu regnen.

Hinter km 41 an der Holzbrücke spielt eine Guggenmusik. Beschwingt geht es auf den letzten Kilometer. In der Bahnhofstraße ist zunächst nur die linke Seite für die Läufer gesperrt. Ca. 300 m vor dem ersehnten Ende geht es dann endgültig auf die Zielgerade. Eine Platanenallee erweist sich als würdiger Rahmen und der Zielbogen am Ende der Straße zieht uns magisch an. In der Begeisterung überholen Gerd und ich noch eine Gruppe Walker. Dann laufen wir gemeinsam über die Ziellinie. Norbert empfängt mich. Sofort gibt es die Finisher-Medaille und Getränke für den ersten Durst. Um die Ecke ist dann die Zielverpflegung aufgebaut. Melone, Hefe- und Nusszopf, dazu ein alkoholfreies Rothaus Weizen – lecker.

Da Norbert den dritten Platz in seiner AK gemacht hat, müssen wir zur Siegerehrung bleiben. Und das lohnt sich auch: Unter dem großen Dach des Sponsorenzeltes ist es voll. Auf der großen Showbühne führt der professionelle Moderator zusammen mit einem leitenden Mitarbeiter des Hauptsponsors AESCULAP die Ehrung der Sportler durch. Die Sieger und AK Athleten werden bejubelt und sind auch noch fast alle anwesend. Sieger bei den Männer ist, mit neuem Streckenrekord, der seit 2010 ungeschlagene Donautalsieger Kai-Uwe Müller mit 2:35:37 fast 20 Minuten vor Frank Brengartner mit 2:54:41 und Michael Bufe mit 2:57:49. Bei den Frauen dominiert Ute Schneck mit 3:10:29 vor Pamela Veith mit 3:12:44 und Christine Sigg-Sohn mit 3:24:58.

Der Donautal-Marathon ist wieder rundum gelungen. Mich wundert, dass er immer noch ein eher regionales Event ist. Die Strecke hat alles, was zu einem attraktiven Landschaftsmarathon gehört: Eine gut zu laufende, vermessene Strecke, offizielle Zeitnahme mit Chip, wunderschöne Natur, in den Orten Publikum und ausreichend Verpflegung. Der Zieleinlauf mitten auf der Hauptstraße in Tuttlingen ist auch etwas Besonderes. Vor allem gefällt mir aber, dass man zuerst wegen der Staffeln und später mit den Walkern nie allein auf der Strecke ist. Die etwas umständliche Anreise mit der Bahn nach Hausen habe ich früher eher als Abenteuer empfunden, werde nun aber für die Zukunft die Übernachtung in Hausen bevorzugen. Ja, wir waren sicher nicht zum letzten Mal hier

 

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Informationen: Donautal-Marathon
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