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Laufberichte

Traumtrails in den Dolomiten

06.07.14

Ich rapple mich auf und laufe weiter. Immerhin ist die Nacht warm, so dass ich die Hoffnung habe, die nassen Schuhe und Klamotten wieder trocken zu laufen. Erst nach einiger Zeit merke ich, dass mein Smartphone weniger widerstandsfähig ist als ich. Ein echter sudden death! Das Dumme dabei ist, dass ich nunmehr Margot nicht mehr anrufen kann, um ihr meine voraussichtliche Ankunftszeit in Belluno anzukündigen.

Wenn ich denn ihre Nummer im Kopf hätte, könnte ich mir ja ein Telefon ausleihen. Leider merke ich mir, seitdem es diese elektronischen Helferlein gibt, gerade noch die eigene Nummer sicher. Laktatbedingt gelingt es mir auch nicht, die vorhandenen Nummernfragmente richtig zu verknüpfen. So kann ich nur hoffen, dass sie auch in dieser Nacht mein Vorankommen via SPOT verfolgt und vielleicht rechtzeitig mit unserem Freund Walter am Ziel steht.

Meine Euphorie, den DSR deutlich schneller als von mir erwartet finishen zu können, wird nur kurz gebremst. Bald habe ich wieder meinen Rhythmus gefunden und bin für meine Verhältnisse noch erstaunlich schnell unterwegs.

Im Ort Peron gibt es einen weiteren VP. Dort sagt man uns, dass wir noch einen Anstieg vor uns hätten, schon bald die Lichter von Belluno erkennen könnten und dann nur noch auslaufen müssten. Ich höre das nur zu gerne, werde aber schnell in die Realität zurückgeholt. Der Anstieg wird durch etliche Abwärtspassagen und Gegenanstiege unterbrochen. In der Finsternis kommt mir die Wegführung auch alles andere als logisch vor. Immer wieder gibt es unerwartete Abzweigungen. Die Strecke ist schlammig, teilweise nur durch Flatterbänder in eher weglosem Gelände markiert.

Ein nicht angekündigter weiterer VP taucht auf. Dort stehen vier gut gelaunte Jungs. Meine Frage, wer denn für die Streckenführung im letzten Abschnitt verantwortlich wäre, wird nach Breitmaulfroschart beantwortet. Sie lachen und drücken mir zur Versöhnung eine Dose Bier in die Hand. Das hebt meine Stimmung aber nur solange, bis sie mir sagen, es wären jetzt nur noch etwa 8 km bis nach Belluno. Am vorherigen VP waren das angeblich 11 km und seitdem war ich 1 ½ Stunden unterwegs.

Immerhin bewahrheitet sich jetzt die Aussage vom vorherigen VP. In der Morgendämmerung lässt sich erahnen, wo Belluno liegt. Und es geht auch überwiegend bergab. Die letzten km sind asphaltiert. Ich kann die meiste Zeit noch rennen. Von hinten kommen Roberta und ihr Begleiter Ivan und geben jetzt das Tempo vor. Ich bleibe an den beiden dran und laufe nach 35:34 h über die Ziellinie im noch schlafenden Belluno.

Leider sind Margot und Walter nicht da. So ziehe ich mir eine Jacke über, hole mir eine Portion Nudeln und mein Finisher-Bier und setze mich zum Essen in ein Festzelt. Wenige Minuten später biegen die beiden dann um die Ecke und umarmen mich.

 

Mein Fazit:

 

Der Dolomiti Sky Run ist ein phantastischer Lauf. Vom Veranstalter wird er gar als „L'ULTRATRAIL PIU' BELLO DEL MONDO“ (Der schönste Ultratrail der Welt) bezeichnet. Unbestreitbar führt er durch eine der faszinierendsten Gebirgsgruppen der Alpen. Die Dolomiten sind UNESCO-Weltnaturerbe.

Die Streckenführung ist fordernd. Ohne ausreichende Bergerfahrung hat man auch als Wanderer auf der Alta Via Nr. 1 nichts verloren. Absolut erforderlich sind Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit. Es hat unzählige steile An- und Abstiege auf teilweise schwierigem Terrain. Schneefelder und Lawinenkegel sind auch nach einem weniger schneereichen Winter als 2013/2014 immer zu erwarten. Die vorhandenen und zusätzlich angebrachten Markierungen waren für mich absolut ausreichend.

Von etwa 250 Gemeldeten erreichten 143 Teilnehmer das Ziel. Das Zeitlimit von 43 Stunden erscheint mir auch für die ursprünglich geplante Strecke als ausreichend bemessen.

Die Freundlichkeit und Herzlichkeit aller Helfer war überwältigend. Der Veranstalter hat zugesichert, dass es bei der Wiederholung des DSR in 2015 an den VPs ein erweitertes Verpflegungsangebot geben wird.

Der Dolomiti Sky Run hat es verdient, sich als einer der großen Ultratrails in Italien zu etablieren. Jedem erfahrenen Bergläufer möchte ich den DSR uneingeschränkt empfehlen. Wer den Lavaredo Ultratrail schon in seiner Statistik stehen hat, wird beim DSR eine neue Herausforderung finden.

Wer eine Teilnahme in Erwägung zieht, sollte überlegen, vor dem Start in der Gegend um Prags zu übernachten. Wenn man sich den Transfer von Belluno zum Startort erspart, kann man sicherlich etwas ausgeruhter an den Start gehen.

Ein ganz großes Dankeschön geht von meiner Seite an FABIO DE MAS, stellvertretend für alle Unterstützer, Helfer, Rettungsdienste und Freiwillige des DOLOMIT SKY RUN, für die nahezu perfekte Organisation und die erfahrene Gastfreundschaft. GRAZIE MILLE!

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Informationen: Dolomiti Skyrun
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