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Laufberichte

Und du greifst nach den Sternen

 

 

Start, die Runde durch Mannheim

 

Dann bewegt sich das Feld ein paar Meter in Richtung Startlinie. Count-Down, die Musik fährt hoch und ein Startschuss ist zu hören. Ich weiß nicht, ob da ein Vertreter der Stadt den Zeigefinger am Abzug hat. Ich bin unter Strom, jetzt gilt's.

Mannheim zählt heute knapp 300000 Einwohner und ist damit nach Stuttgart und Karlsruhe die drittgrößte Stadt im Schwäbisch/Badischen Ländle. Erstmals wurde das Heim des Manno (Mannenheim) im Jahr 766 urkundlich erwähnt. Das seit 2003 verwendete Logo „Mannheim im Quadrat“ soll nicht nur auf die Quadratur der innenstädtischen Straßen hinweisen, sondern auch auf „Kultur hoch  zwei“, „Wissenschaft hoch zwei“ und „Mannheim ist Leben hoch zwei“. Im Quadrat springen darf ich nicht, denn dann komme ich nicht vom Fleck und das mit der Meisterschaft ist gleich erledigt.

Spätestens nach dem Abbiegen auf die Augustaanlage ist Platz genug für die Läufer. Viele Zuschauer stehen links und rechts und klatschen uns weiter. So rund 100000 sollen es sein, zumindest in den letzten Jahren. Und heute? Vielleicht sogar noch mehr aufgrund der sommerlichen Wärme.

Nach etwa zwei Kilometer verlassen wir Mannheims Oststadt. Links sehen wir den Oberen Luisenpark und dann das Carl-Benz-Stadion. Die Sonne steht zwar schon relativ tief, doch sie  hat noch so viel Kraft, dass die Läufer, wann immer möglich, im Schatten laufen. 

Kilometer 5: Direkt an der Unterführung der Autobahn 6 die erste Wasserstelle. Zwei große Schluck für den Bauch und der Rest für die Birne, so geht es ohne Stopp im Galopp weiter. Ein Wort zur Verpflegung: Klasse, denn ab sofort erhält der Durstige alle 2,5 Kilometer Trinkwasser, Mineralwasser und Elektrolytgetränke. Im Abstand von jeweils fünf Kilometern werden zudem Müsliriegel, Bananen und Energieriegel gereicht. Ab Kilometer 30 kommen noch Cola und Energie-Gel dazu. Verhungern und verdursten braucht da keiner.

Kurz nach der folgenden Wechselstelle der Staffelläufer führt uns eine Umgehungsstraße an Seckenheim vorbei. Links ein Lärmschutzwall, rechts grüne Felder. Langeweile kommt nicht auf, denn die Anwohner hocken hoch oben mit Tröten oder stehen am Straßenrand beim „Marathon-Schauen“.

Der zehnte Kilometer kommt für mich relativ früh, noch im Grünen. Und dann laufen wir auf einem Asphaltweg in Richtung Seckendorf, quasi durch die Hintertür, denn eine dichte Baumreihe lässt kaum einen Blick auf den Ort zu. Dann Gänsehaut, eine dichte Menschentraube links und rechts der Meersburger Straße.

Ich laufe durch das grüne Tor der Bäume, alles ist total anders. Vorher still, ruhig, jetzt Lärm  und tobende Zuschauer, Musik, Bierbänke links und rechts, Streckenfest. Das Feld zieht unmerklich das Tempo an. Viele Kinder halten ihre Hände für ein Abklatschen hin. Meersburger Straße, Kapellenplatz oder Badener Straße, fast jeder Anwohner steht an der Strecke und macht Lärm. Du musst dich fast bremsen, nur nicht das Tempo überziehen. Aber Spaß macht es bei diesem Zuspruch schon.

Wir haben nur kurz Seckenheim verlassen, da wird auf der anderen Straßenseite, wo vorher die erste Wasserstelle war, schon „Klar Schiff“ gemacht. Jede Menge Helfer aus den Bauhöfen fegen die Becher zusammen und räumen auf. Die Kehrmaschine frisst den ganzen Müll. Bei Kilometer 15 schiebt sich der Fernsehturm, mit 212 Meter das höchste Gebäude in Mannheim, in den Vordergrund.

Unser Kurs schwenkt ein wenig nach rechts auf das Paul-Martin-Ufer. Wenn wir unseren Hals strecken, sehen wir auf den Neckar und erkennen an den Bäumen die Spuren des Hochwassers. Der Asphalt ist etwas geflickt und die Sonne blendet. So sollte man die Füße ein wenig heben, nicht dass eine Unebenheit einem aushebt.

Wir verlassen das Neckarufer und laufen nun am Unteren Luisenpark vorbei. Das nächste Kilometerschild wird die 20 sein. Kaum zu glauben, dass der Marathon fast schon zur Hälfte Geschichte ist. Ziemlich genau an der Marke sehen wir das von Kurfürst Carl Theodor gegründete Nationaltheater. Das Opernhaus mit seinen über 1100 Plätzen ist eine der größten Bühnen Deutschlands.

In der Fressgasse, die Straße zwischen P und Q, wird dann die Trennung signalisiert. Einen der Halbmarathonis schicke ich vor, der kann noch spurten und hat nicht mehr weit. Was wird mir die zweite Hälfte bringen? Wir überlaufen die Kurpfalzstraße, die die Quadrate hier abermals teilt, denn jetzt sind neben uns die E und F-Hausnummern. Sagt man das so? Ich lass mich gerne berichtigen. An der Residenz von OB Peter Kurz, dem Rathaus, laufen wir auch vorbei.

Gleich daneben sehen wir das katholische Bürgerhospital und die dazugehörende Spitalkirche, die in den Jahren 1786 bis 1788 erbaut wurde. Das 1775 gegründete Hospital war als Armen- und Nothaus vorgesehen. In den Anfangsjahren wurden arme Kranke und Notleidende gepflegt. Damals gab es noch Kranke erster, zweiter und dritter Klasse, heute ja angeblich nicht mehr.

Wir verlassen den Innenbereich der Quadratestadt, es geht bergan. An der Halbmarathonmarke wird die Zeit genommen, aber leider nicht angezeigt. Eine Zuschauerin ruft mir „es ist 20.38 Uhr“ zu. Die bisherige Laufzeit verdoppeln und so die Gesamtzeit errechnen, geht nicht, das sagt sogar unser Mathematiker Eberhard. Der zeichnet da eher noch eine Kurve mit Restkilometer, abnehmender Kraft, stärker werdendem Schweinehund und was weiß ich auf diese Frage.

Die Kurt-Schumacher-Brücke zieht sich ellenlang hin. Von Beginn der Brückenrampe in Mannheim bis zum jenseitigen Ufer  in Ludwigshafen sind es fast vier Kilometer. Die Rheinmitte markiert dabei die Landesgrenze von Baden-Württemberg zu Rheinland-Pfalz. Unterhalb des rund 70 Meter hohen Pylonkopfes der Brücke hat sich ein Paparazzo niedergelassen. Norbert Wilhelmi liegt auf dem Bauch wie ein Scharfschütze und nimmt einen nach den anderen auf’s Korn und drückt ab.

Mein Gruß „Norbert, nicht wieder einschlafen“ wird prompt erwidert: „Ich komm gleich hoch und zieh dir die Ohren lang“. Oder die Hammelbeine? Mittlerweile ist die Sonne fast untergegangen, eine Abkühlung ist noch nicht richtig festzustellen. Das Läuferfeld hat sich seit der Trennung mit den Halben deutlich verkleinert. Eine Wasserstelle auf der Brücke wäre nicht schlecht, denn der lange Anstieg hat viele Körner gekostet.

 

In Ludwigshafen

 

Von der anschließenden Hochstraße können wir das 1979 eröffnete Rathaus-Center Ludwigshafen sehen. Das Rathaus und ein Einkaufszentrum sind in dem Hochhaus untergebracht. Fast werden Erinnerungen an New York wach. Kaum oder keine Zuschauer, lange Auf- und Zufahrten, viele Höhenmeter an den Brückenrampen, ein Vergleich bietet sich schon an. An einer Kehre geht es steil hinunter in die Heinigstraße und kurz danach sind wir am Berliner Platz angelangt.

Der Platz ist am südlichen Ende der Innenstadt, hat zentrale Lage und ist Knotenpunk des öffentlichen Nahverkehrs. Umgeben ist er von mehreren runden Gebäuden wie der Tortanschachtel, einem Kaufhaus oder dem Faktor Haus, einem Geschäftsgebäude. Der Zuschauerzuspruch hat im Vergleich zu Mannheim nachgelassen.

Ludwigshafen ist nach Mainz die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz mit rund 160000 Einwohnern. Hervorgegangen ist die Stadt aus der ehemaligen Mannheimer Rheinschanze. Eine Schanze ist eine Befestigungsanlage, das habe ich schon früher erklärt. Kurfürst Friedrich IV regierte im 17. Jahrhundert von Heidelberg aus. Der Ort schien ihm strategisch ungünstig zu liegen, deshalb wurde in Mannheim eine Festungsanlage zwischen Rhein und Neckar errichtet. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins, also dem heutigen Gebiet von Ludwigshafen, wurde eine vorgeschobene Wehranlage zum Schutz des Rheinüberganges errichtet, die sogenannte Mannheimer Schanze. Und schon hamma wieder was glernt.

Kilometer 30, mittlerweile sind wir am südlichsten Punkt des Kurses in Rheingönheim angekommen. Mittlerweile dämmert es (uns) gescheit. Beim Blick auf eine Kirchenuhr errechne ich für mich noch eine Zeit von gut 3.15 Stunden, bin aber schon platt wie eine Flunder. Die hohen Temperaturen haben mir sprichwörtlich den Saft aus dem Körper gezogen. Einigen Mitstreitern geht es noch schlechter, mit Laufen ist nichts mehr. Lediglich die Staffeln sind gut drauf, denn sie bringen ja immer wieder neue Kräfte ins Rennen.

Rheingönnheim hat eine lange Besiedlungsgeschichte, die bis in die römischen Zeit um Kaiser Claudius zurückgeht. Die evangelische Paul-Gerhardt-Kirche mit dem Turm aus dem 13. Jahrhundert dominiert das Ortsbild.

Mittlerweile wird Cola und Gel an den V-Stellen angeboten. Ich greife zu, da mir mittlerweile im Bauch flau geworden ist. Hoffentlich kein Hungerast. Der Laufrichtung dreht nun Richtung Norden und führt in die Gartenstadt, wo ein kurzes Begegnungsteil zu belaufen ist. Nur mehr sieben Kilometer, eine kurze Trainingseinheit eigentlich, aber ich muss zunehmend kämpfen.

Wenn ich jetzt einen Genusslauf machen könnte, wäre die Stimmung super, fast schon romantisch. Denn mittlerweile ist es ziemlich dunkel, aber trotzdem gut zu laufen. Viele Kerzen und Teelichter, manchmal auch Sternwerfer, stehen links und rechts unseres Kurses und weisen den weiteren Weg. 22 Grad zeigt ein Thermometer an einem Geschäft, für ein CandleLightDinner im Freien ganz passend, aber für uns?

Kurz nach Kilometer 37 kommt die härteste Prüfung: Wie müssen nochmals über den Rhein. Beim Anstieg auf die Hochstraße leide ich elend. Da hilft nicht mal der Blick auf die andere Seite, wo die Letzten des Marathons gerade die Schleife durch Ludwigshafen beginnen. Drei, vier Helfer, sonst macht auf diesen einsamen Kilometern im Umfeld der Brücke kaum jemand ein wenig Stimmung. Denen sei aber recht herzlich gedankt.

 

Endlich geht es ins Ziel

 

Endlich kommt Kilometerschild 40, lange erwartet. Es geht noch einmal nach rechts und links durch die Quadrate, es fehlen scheinbar noch ein paar Meter. Dann beginnt der letzte Kilometer, wir können schon die Moderation vom Ziel hören.

Vorbei an den Kapuzinerplanken (einem Platz zwischen O5 und N5) laufen wir auf den Friedrichsplatz und umrunden den Wasserturm. Die Cafes sind dicht gefüllt und machen ein Mordsgeschäft, die Zuschauer stehen dicht an dicht. Ich reiße mich nochmal zusammen und versuche, in einem schnellen Laufschritt dem Ziel näher zu kommen. Aber die Strecke um den Turm bis hin zu Ziel am Rosengarten zieht sich nochmals hin. Doch dann ist es geschafft. 3:24 kann ich auf der Zieluhr ablesen.

 

Im Ziel

 

Mir wird eine Medaille umgehängt. Im Verpflegungsbereich erhalten wir alles, von Wasser bis Cola, von Kuchen und Hefezopf bis hin zum kastrierten Bier und gscheiten Hopfentee.

Nur, der ist soachwarm und nur mit Mühe hinunterzubringen. Wer eine Massage braucht, kann sich im Rosengarten durchkneten lassen. Ich schieße noch ein paar Bilder im Zielbereich und gehe dann zu den Duschen, die auch nur zwei Minuten Fußmarsch entfernt sind.

 

Siegerehrung bei den Floriansjüngern

 

Gegen Mitternacht fahre ich zur Feuerwache Mitte, unsere Siegerehrung steht an. Die zieht sich zwar in die Länge, beginnt aber dann gegen 01.00 Uhr. Hochzufrieden bin ich, als man meine Klasse von Platz drei her ehrt und ich nicht Dritter und auch nicht Zweiter bin, sondern als ich auf das Siegerpodest ganz nach oben darf. Super. Eine Top-Platzierung war mein Ziel heute und dass der Sieg in der Altersklasse herausgesprungen ist, war nicht unbedingt erwartet. Aber wenn es läuft, dann läuft es.

Mit 3.24.03 Stunden bin ist der Sechstschnellste bei den Floriansjüngern. Schade aber, und das wird bei der Ehrung extra erwähnt, dass einige Kameraden wegen Hochwassereinsätzen  nicht teilnehmen konnten. Die meisten Absagen kamen aus dem Raum Dresden.

In zwei Jahren findet die 8. Deutsche Feuerwehrmeisterschaft statt. Ich weiß noch  nicht wo, aber als Titelverteidiger werde ich auf jeden Fall am Start sein. 

 

Ergebnisse:


Marathon Männer:

1. Taiget Evans Kipkorir (KEN) 2.19.22
2. Torotich Charles Cheruiyot (KEN) 2.25.52
3. Aboye Werkuneh Seyoum (ETH) 2.27.05

Marathon Frauen:

1. Bulbula Abebech Etcha (ETH) 2.47.29
2. Tefera Simegn Girma (ETH) 2.47.36
3. Amesh Tekaum Bisetegn (ETH) 3.00.32

Deutsche Meisterschaft der Feuerwehren:
Männer:

1. Lorenzen Uli Feuerwehr Marbach 2.55.16
2. Kegler Lars Berufsfeuerwehr Darmstadt 2.56.19
3. Schieske Lars Feuerwehr Cottbus 2.58.46
6. Lautner Anton FF Joshofen/TSV 1862 Neuburg 3.24.03 (1. AK unter 60)

Deutsche Meisterschaft der Feuerwehren:
Frauen:

1. Renner Reinhilde FW Thalmässing 4.30.19

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Informationen: Dämmer Marathon
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