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Laufberichte

Feuertaufe bestanden

21.05.05

„In Karlsruh' steht die Residenz, in Mannheim die Fabrik"

 

So heißt es im Badenerlied. Während es in Karlsruhe 20 Jahre dauerte, bis die Marathonis am Schloß vorbeilaufen durften, haben es die Veranstalter in Mannheim geschafft, entgegen des Liedtextes, die Läufer und Läuferinnen von Industriegebieten und Fabrikanlagen fernzuhalten. Die Strecke, ein Einrundenkurs, der nach der Premiere im letzten Jahr (damals 2 Runden) völlig neu entstand, hat ihre Feuertaufe bestanden.

 

Vieles ist anders seit dem letzten Mal, Startnummernausgabe jetzt zentral im Rosengarten, kaum Wartezeiten, eine kleine Marathonsmesse mit integriert, Start und Ziel jetzt auf der anderen Seite des Wasserturms um den ein kleines Festivalgelände entstanden ist. Da Start und Ziel nur 5 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt sind, reist man am besten mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Letztes Jahr hatte ich vom Rennsteig kommend, 2 Minuten von Zugankunft bis zum Start. In Zeiten von Championchip kein Problem. Dieses Jahr hab ich durch Verzicht auf den Rennsteig die Anreise etwas weniger spektakulär geplant. Im Zug bereits treffe ich den ersten Bekannten, Karlheiz Kobus, Ultraläufer aus Sinsheim. Vor dem Start um 18 .15 Uhr läuft mir noch Klaus Neumann über den Weg. Er nutzt die 42 km heute zum Auslaufen, nach den 328 Kilometern der Vortage beim Isarrun.

 

Auch Detlev Ackermann, der gelegentlich von Köln zu Marathonveranstaltungen läuft (vor zwei Jahren nach München, vor 2 Wochen nach Düsseldorf) ist da. Es ist schwül in Mannheim, der Himmel färbt sich dunkel, ein Wärmegewitter liegt in der Luft. 2mal hat es tagsüber schon geregnet, der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Eine Sambagruppe heizt die Stimmung vor dem Start auf, die Läufer nehmen Aufstellung. Etliche Läufer der vorderen Startgruppe haben Probleme,  zu ihren Startplätzen zu gelangen. Schnell werden die 2 Meter hohen Absperrungen überklettert, Julia Alter, die spätere Dritte der Damenwertung, macht es cleverer. Sie schiebt sich neben den Zeitmessmatten durch den Startbogen.

 

Die Oberbürgermeisterin aus Ludwigshafen schafft es nicht mehr rechzeitig zum Startschuß, nachdem sie schon in Ludwigshafen die Skater auf die Strecke geschickt hat. So muß der Mannheimer OB die Läufer alleine auf die Strecke schicken. Das Feld setzt sich in Bewegung. In zwei Startreihen geht es die Augustaanlage lang bis zu Schubertstraße, dort treffen sich die beiden Felder. Die Stimmung ist grandios, großes Zuschauerinteresse, Begeisterung ohne Ende. Ich treffe Johann Delp, Isarlauffinisher vom letzten Jahr aus Bad Windsheim, er  hat sich am Nachmittag um 2 vor dem Computer sitzend, zur kurzfristigen Teilnahme entschlossen. Kurzer Plausch mit Berhard Hartinger, nach Verletzung gibt er wieder Vollgas. Dann ein Vereinskamerad vom 100Marathonclub und auch Autor bei marathon4you.de,  Wolfgang Schwabe aus Hannover. Er ist trotz seiner schweren Krankheit super drauf im Moment, kein Vergleich zu Innsbruck im Vorjahr.

 

Kurz darauf läuft mir Sabine Schneider über den Weg. Die Marathonsammlerin  und Mitveranstalterin des Hachenberger Löwenlaufes habe ich letztes Jahr hier in Mannheim kennen gelernt. „Warst du heute morgen am Rennsteig,“ ihre Frage damals. „Woran erkennst du das?“ meine Gegenfrage. „Am Dreck an Deinen Waden“, die spitzfindige Antwort. Zusammen laufen wir auf die erste Verpflegungsstation zu. Doch eh wir uns versehen, sind wir am letzten Tisch vorbei. Also wieder ein paar Meter zurück, um noch etwas Wasser zu ergattern.

 

Dann geht’s  auf eine Pendelstrecke Richtung Seckenheim. „Seckenheim bewegt sich“ steht auf den T-Shirts der unzähligen Helfer und Anfeuerer. Und in der Tat, der ganze Ort scheint in Bewegung. Die eine Hälfte ist am Ortseingang, die andere am Ortsausgang versammelt. Musik wird gespielt. So wird der Marathon zum Volksfest.

 

Da kommt Jürgen Roscher,  Kolumnist bei der Laufzeit, was hat denn der für ne Startnummer, läuft der heute nur Staffel? Da kommt auch schon Karlheiz  Kobus, er läuft im Moment mit Klaus-Peter Umscheider aus Esslingen. Den Katzenliebhaber trifft man jedes Jahr beim Alpinmarathon in Oberstaufen oder auch in der Schweiz, zum Beispiel in Davos. Ob es ihm hier nicht doch zu flach ist?  

 

Mittlerweile sind wir bei km 15 und am Fernsehturm. Es geht wieder in die City. Inzwischen hat es angefangen zu regnen, es ist eine angenehme Abkühlung, keineswegs ungelegen.  An Start und Ziel vorbei geht es durch die Fressgasse Richtung Landesgrenze  Rheinland-Pfalz, zur  Kurt-Schumacher-Brücke. Dort  auf der Brücke kommen mir schon die beiden führenden Männer entgegen. In gleicher Formation werden sie später auch ins Ziel einlaufen. Von hinten nähert sich Daniel Basel  mit charmanter Begleitung, er wird die beiden Damen zu ihrem ersten Marathon
führen.  

 

Die überschäumende Stimmung aus Mannheim ist nicht ganz nach Ludwigshafen hinüber geschwappt. Mit Ausnahme am Berliner Platz, ist das Zuschauerinteresse hier deutlich geringer. Staffelläufer, die hier finishten, erkundigen sich bei Passanten nach dem Rückweg. Gibt’s denn da keinen Transfer?

 

Die Zeitmessmatte überquere ich zusammen mit Nadine, sie läuft heute ihren ersten Marathon und ist super gut drauf. Sie hat einen Traubenzucker für mich übrig im Gegenzug sag ich ihre Zielzeit auf die Minute voraus. Mitlaufen kann ich mit ihr heute nicht, ich muss mir meinen Lauf gut einteilen, schließlich fährt um 23.57 der Zug nach Wien zum nächsten Marathon.

 

Stimmungsvoll mit Fackeln ist die Pendelstrecke in Niederfeld ausgeleuchtet. Ich laufe ein Stück mit Gregor, Marathonneuling aus Ludwigshafen. Er kämpft sich sauber durch seine Premiere. Die Schleife durch Ludwigshafen endet bei Km 36 wieder an der Kurt-Schumacher-Brücke, ihr Anstieg ist heute für viele schier unendlich. Dann zurück in Mannheim, die gleichen Bilder wie im letzen
Jahr: begeisterte Zuschauer bis spät in die Nacht in den Straßencafes und an der Strecke. Das Konzept des Dämmermarathons ist gut angekommen, die Menschen feiern sich und die ins Ziel kommenden Läufer. Tolle Stimmung auf dem Festgelände rund um den Wasserturm, zum Verweilen ist aber heute keine Zeit. Der Zug ist pünktlich und ich auch.

 

Nächstes Jahr wird die Zeit zum Feiern mit eingeplant. Fazit: Hausaufgaben gemacht, insbesondere die Streckenführung ist gelungen, Wilfried Raatz und sein Team haben einen Superjob gemacht. Ein neuer Marathonstern ist aufgegangen in der Dämmerung.


 

Informationen: Dämmer Marathon
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