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Laufberichte

Verdammte drei Minuten

 
Autor: Joe Kelbel

De Cocksdorp ist wichtigster Hafen für die Ausflugsboote in die Waddenzee und zur Insel Vlieland. Empfehlenswert ist die kleine Insel Eierland, auf der man den Seevögeln hautnah beim Brüten zuschauen kann. Soll interessant sein. De Waal, wo auf dem römischen Grabhügel im Mondlicht die Trolle tanzen.

Bis jetzt gab es nur heftigen Gegenwind. Ich dachte, es wird besser, wenn wir nach Süden abbiegen. Meine Zielzeit habe ich sowieso schon abgehakt.

Mauritius, Hollandia und Amsterdam, so hießen die drei Kaufleute, die mit dem Schnellsegler Duyfken (“Täubchen”) am Ostermontag 1595 von Texel aus nach Ostindien( Indonesien aufbrachen), der Anfang für die Ostindien Kompanie (VOC) war gemacht. Die Ostindien Kompanie schüttete in den ersten 180 Jahren jährlich eine Rendite von 18 % aus.

Es beginnen die endlosen Strecken am Deich entlang, mal auf der Wattseite, mal dahinter. Bei den Binnenseen von Oosterend sehe ich Säbelschnäbler und Austernfischer.

De Koog ist das touristische Zentrum, mit Naturkundemuseum Aquarium ecomare samt Seehundauffangstation. Ich laufe wie besessen, werde immer schneller. Endlich Rückenwind, es läuft nun wunderbar. Die Zielzeit von 7 Stunden scheint wieder machbar. Ich liebe diese endlose Weite auf glattem Asphalt, schaue den Kitesurfern zu, die mit Höllenspeed über das Wasser fetzen. Auch ein traumhafter Sport!

In Oudeschild ein alter Straßenname: “Kollegat”. Als weitgereister Weltenbummler kann ich mitreden: “gat” heißt Durchgang. Und “kol”, naja, die Heuer der Seeleute der Ostindien Kompanie musste ja zurück in den normalen Kreislauf. Nach monatelanger Reise auf See ging das dann wohl auch rucki-zucki. Die Offiziere bekamen übrigens ihren Sold in Amsterdam ausbezahlt, auch dort wollten gewisse Damen leben.

Auch ich lebe noch, besser denn je. Es macht richtig Spaß zu laufen. Ich habe in den letzten Stunden viele, sehr viele Läufer versägt, doch die Sonne sinkt tiefer. Um 17:35 ist Zielschluss, ich kann es schaffen. Doch….der Wind. Als die Laufstrecke nach rechts ins Landesinnere biegt, bläst er mich fast aus den orangefarbenen m4y-Socken. Tief gebeugt versuche ich dem stürmischen Wind Paroli zu bieten.

Den Burg mit seine Kirche (15. Jahrh.), welche um einen großen Findlingsblock gebaut wurde, zeigt mir das Ziel an. Nein, das Ziel ist näher, das Ziel ist die Jugendherberge, also kurz davor, aber….

Das Ziel wird abgebaut!

Es ertönt kein Piep, als ich über die Matte laufe. 7:03 Stunden. Ich hatte noch auf die Nettozeit gehofft, doch für Ultraläufer gibt es keine Nettozeit.

Da stehe ich nun total bedeppert mit einer heißen Suppe in der Hand und frage mich, ob ich wirklich alles gegeben habe. Oh Mann! Das lasse ich nicht gelten! Das will ich besser machen!

Mythos der Zechzig van Texel: Jeder hat eine Rechnung hier offen. Jeder kommt wieder in zwei Jahren, auch ich! Warum? Das Ding ist verdammt unberechenbar, verdammt schnell zu laufen, einmalig auf der Welt und eine sehr große Herausforderung. Ich will, will, will! Ich will schneller werden.

Verdammte drei Minuten! Ich werde kämpfen! Ich will zurück nach Texel! Ich will in dieser grenzenlosen Freiheit zwischen Meer und Sand beweisen, dass ich fliegen kann. Unbedingt!

Es ist das erste Mal, dass ich auch Staffelläufer anspreche: Nehmt Euch ein paar Tage frei in 2015, übernachtet in der Jugendherberge (stayokay.nl), genießt die unvergleichliche Natur der Insel, die urigen Kneipen und diesen einmaligen Lauf.

 
 

Informationen: De Zestig van Texel
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