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Laufberichte

Bilder vom Marathon in Pafos

09.03.14

Wer ist die Schönste? Aphrodite oder Venus? Es ist eigentlich egal, denn es sind beide Göttinnen der Liebe, Schönheit und der sinnlichen Begierde. Eine aus der griechischen und eine aus der römischen Mythologie. An die Geburtsstätte der Aphrodite geht mein heutiger Marathon-Trip.

Ja, ich bin auf Zypern, der grünen, aber auch geteilten Insel. Seit 1974 gibt es auf Zypern im Süden den griechischen und im Norden den türkischen Teil. Im 15. Jh. wollten die Türken die Insel erobern und leiteten damit die Zweiteilung der Insel ein. Ende des 19. Jh. wurden sie zur Aufgabe gezwungen und gaben dann auch ihren Besitzanspruch auf, den nördlichen Teil halten sie bis heute besetzt.

Die drittgrößte Insel im Mittelmeer gehört geografisch zu Asien, politisch und kulturell aber eher zu Europa. Viele Völker, wie die Ägypter, Assyrer, Perser, Römer, Venezianer und Ottomanen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Die letzten Besatzer, die Briten, entließen ihre Kronkolonie erst am 20.09.1960 in die Unabhängigkeit. Ihnen verdankt die Insel den Linksverkehr. Zypern gehört zur EU und seit dem 1.05.2004 wird mit Euro bezahlt. 

Reich an Schönheit ist die Insel durch die vielfältigen morgen-  und abendländischen Einflüsse. Klöster und Burgen findet man überall auf der Insel. Es gibt sogar archäologische Ausgrabungen, die auf eine Besiedlung bis 9.000 v. Chr. hinweisen.

Der Cyprus-Marathon ist auch der Pafos-Marathon. Neben dem Marathon werden auch ein Halbmarathon und 10km-Lauf angeboten. Die Startgelder liegen beim Marathon 50,00 €, beim Halbmarathon 35,00 € und beim 10km Straßenlauf 25,00 €. HM und 10km-Lauf sind Wendepunktkurse und werden beim am Meer gelegenen mittelalterlichen Fort in Pafos gestartet. Die Marathonis werden zum Start zur Geburtsstätte der Aphrodite gefahren und laufen zurück nach Pafos.

Der Sonntag beginnt schon sehr früh, denn von meinem Quartier in Limassol bis zum Hafen nach Pafos sind eine Stunde zu fahren. Es wird langsam hell und zu den zwei großen Reisebussen eilen die Läufer aus  allen Richtungen. Schnell hat man internationale Kontakte geknüpft.  Sofort gibt es Gespräche mit Henry aus Bonn,  Guiseppe aus Mailand,  Stacey aus England oder Yuval aus Israel. Henry meint sogar, hier hätte man in 10 Minuten mehr Kontakte, als beim Berlin Marathon an einem Tag. Na ja ….

Es ist jetzt hell und die Busse füllen sich. Abfahrt ist um 6:30 Uhr und nach ca. ½ Stunde sind wir am Parkplatz vom Petra tou Romiou. Einige Läufer sind auch mit eigenem PKW’s angereist. Rund 100 Marathonis sind wir wohl insgesamt. Auch Johann aus Deutschland ist hier. Er ist Wiederholungstäter. Ich werde sofort auf Marathon4you angesprochen, die ihrer Meinung nach allerbeste Marathonseite im Internet. Ich widerspreche nicht.

Race Director Stavros gibt noch einige Anweisungen, und stellt Raphael (Start-Nr. 3) vor, den letztjährigen Sieger. Dann stellt man sich am Aphrodite-Felsen zum Gruppenfoto auf. Die Temperatur ist noch angenehm, so um die 15 Grad.

Pünktlich um 7:30 Uhr erfolgt der Startschuss und einige sprinten gleich los, obwohl die Strecke sofort etwas ansteigt. Ich mache drei Fotos und bin sofort letzter. Vor mir läuft Danny vom 100 Marathonclub GB. Es ist heute sein 505. Marathon. Dann laufe ich kurz an Robert vorbei, aber beim nächsten Foto bin ich schon wieder hinten. Macht nichts, Fotos sind mir wichtig.

Wir laufen die ersten 3 Kilometer neben der Steilküste und haben herrliche Blicke runter zum Meer. Es ist eine traumhafte Kulisse. Bei Km 3 gibt es Wasser aus 0,5l Flaschen. Die Läufer nehmen zwei drei Schluck und die fast volle Flasche landet am Straßenrand. Und das in einem Land, das den ganzen Sommer mit Wassernot zu kämpfen hat. Was für eine Verschwendung. Bis Kilometer 4 haben wir schon drei Berge hinter uns.. Die Insel ist halt sehr hügelig, die Beine bekommen das deutlich zu spüren.

Meine Garmin sagt mir, dass ich als letzter Läufer noch einen Schnitt von 9,6 km/h habe. Wahnsinn. Bei km 6 gibt es Wasser und Elektrolytgetränke. Auf der ganzen Strecke wechseln sich alle 3 Kilometer Wasser mit Wasser + Elektrolyt ab. Zu Essen gibt es unterwegs nichts. Wer was braucht, muss sich was mitnehmen.

Km 8, wir laufen an Orangenplantagen und Zitronenbäumen vorbei. Die Natur zeigt sich gerade jetzt von ihrer schönsten Seite. Im Sommer ist viel verdorrt durch die Hitze, jetzt dagegen ist alles sehr bunt.

Wir haben die Küste schon etwas länger verlassen und laufen am Straßenrand entlang. Es ist äußerste Vorsicht geboten, denn es ist nicht abgesperrt. Vor dem ersten Läufer fährt die Polizei und hinter dem letzten Läufer, also hinter mir, der Saniwagen. Für mich ist das sehr beruhigend, denn so habe ich Schutz vor den vorbeifahrenden Autos. Viel Verkehr ist allerdings nicht.

Hinter dem 13. Kilometer biegen wir von der Landstraße ab und laufen 4,5 km in Richtung Flughafen Pafos und zurück. Schon nach einem Kilometer kommen mir die ersten Läufer entgegen, die schon die Hälfte der Strecke hinter sich haben. Es führt Raphael zusammen mit Gerry. Am 3. Platz ist bis jetzt David. Dann kommen in Abständen die anderen Läufer. Noch vor der Wende laufe ich zu Melanie auf. Sie ist aus Scotland und gehört zum 100 Marathon-Club. Ihr Kommentar: Hills, Hills, Hills.

Es geht runter bis an’s Meer, wo wir bei km 17,5 der Wendepunkt ist. Hier werden alle Startnummern aufgeschrieben. Es wird richtig heiß. An einem Leihwagenparkplatz werden die Touris in großen Lettern angewiesen: LINKS FAHREN. Die Leihwagen haben rote Nummernschildern, so sind sie gut zu erkennen. Das ist gar nicht schlecht, denn bis man sich als gelernter Rechtsfahrer daran gewöhnt hat, kann es durchaus zu brenzligen Situationen kommen.

Jetzt geht es wieder zurück zur Landstraße (km22).  Gut, dass mir die Sanis folgen und den Verkehr etwas bremsen. Wir kommen durch den Ort Acheleia, der durch seinen großen Wasserkanal in der Region bekannt wurde. Am Ortsrand gibt es Farmen und in einem Feldweg findet gerade ein großer Markt statt für Obst, Gemüse und verschiedene Haushaltsartikel. Die Kunden parken kreuz und quer am Fahrbandrand. Man schaut auf die Berge des Troodos Gebirges, dessen höchste Erhebung der Olympos (1.951m) ist, auf dem bis vor kurzem noch Ski gefahren wurde.

Bei km 29 erreichen wir den Ortskern von Agia Marinouda. Er ist hoch gelegen und man hat schöne Blicke zum Meer. Dazu weht hier, was besonders im heißen Sommer wichtig ist, immer eine kühle Brise. Kato Vrysi ist eine der zwei Fünfkuppelkirchen auf Zypern. Die ersten Grundmauern stammen schon aus dem 11. Jahrhundert. Wir laufen gerade daran vorbei. Der Ort war auch bekannt für seine Maulbeerplantagen und die Seidenraupenzucht. Neben Seide gab es in den Webereien auch Hanf zur Herstellung der Stoffe. Da der Anbau der Cannabis-Pflanze jedoch verboten wurde, brach dieser ganze Industriezweig zusammen. Heute arbeiten die Bewohner im benachbarten Pafos.

Unser Weg führt uns weiter über die Landstraße an den Rand von Pafos. Wir sind an der nächsten Versorgung beim Km-Schild 30. Kurz danach weisen uns die gelben Läuferschilder links ein in Richtung Küste. Es dauert nicht lange und wir sind am Wendepunkt, der auchfür die Halbmarathonis gilt. Das heißt, es sind noch genau 10,55 km zu laufen, denn die beiden Strecken sind ab hier identisch.

Nun folgt eine lange Gerade, vorbei an Felsen mit deutlich sichtbaren Höhlen und fruchtbaren Feldern.  In einem kleinen Industriegebiet ist wieder ein Wendepunkt und eine Getränkestelle (km 36). 

Wenig später sind wir im Touristenviertel, wo sich entlang der Küste ein Hotel an das andere reiht.  Beim Denkmal für Alexander dem Großen beginnen die letzten 1,5km. Wir sind jetzt gleich an der Promenade. Rechts die gut besuchten Lokale, links das Meer und im Hintergrund sehe ich schon das Fort, unser Ziel.

Jetzt laufe ich mitten auf der Fahrbahn, als immer noch letzter gesichert  vom Saniwagen. Das muss die Passanten ziemlich beeindrucken, denn ich glaube nicht, dass der Sieger mit mehr Applaus bedacht wurde.  Dann ist es gleich geschafft, nur noch am Hafen entlang. 400m vor dem Ziel geht es eine Rampe hoch um einige Gebäude herum und dann ins Ziel direkt neben dem Fort.  Der Sani signalisiert mit der Sirene meine Ankunft und die gerade laufende Ehrung der Sieger des 10km-Laufes wird unterbrochen, um mich zu feiern. Wer hier nicht gewinnen kann, sollte letzter werden.

Hinterm Ziel stürzt gleich Johann auf mich zu um mir zu gratulieren. Henry kommt auch dazu und wir trinken erst Mal gemeinsam ein Bier. Zwischendurch erhalte ich meine Medaille und dann folgen viele Siegerfotos.
Raphael erzählt freudestrahlend, dass er es wieder geschafft hat und gesiegt hat. Das Ambiente am Hafen vor dem Fort ist außergewöhnlich, dazu strahlender Sonnenschein und glückliche Läuferinnen und Läufer.

Während ich noch auf der Strecke war gab es ein großes Unterhaltungsprogramm mit zypriotischer Volksmusik und Volkstänzen. Eine runde und sehr schöne Veranstaltung. Ins Ziel kamen heute 100 Marathonis.

Marathonsieger:

Männer

1. Raphael Igrisianu Don Marathon Running  2:48:20
2. Gerry Hogg  Running Crazy   2:49:20
3. David Ross  Hermes Running  2:54:19

Frauen

1. Pia Ross  Running Crazy   3:18:50
2. Angela Latorre  GS Matera   3:27:50
3. Georgia Lalioti      3:33:58

 

 

 

 

 

 

 

Informationen: Cyprus Marathon (Zypern)
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