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Laufberichte

Sportliches Wochenende

28.06.09

Heinz, mach uns im nächsten Jahr wieder das Vergnügen!

Fast ein Mammutprogramm bewältige ich dieses Wochenende: Ein Staffelrennen im Knast mit Dieter, einen Zehner unter Feuerwehrkameraden in Michelbach und den Burgwaldmarathon in Rauschenberg. „Der ist verrückt“, wird der eine oder andere von Euch denken. Aber alles, was mich nicht umbringt, macht mich nur härter.

Los geht’s am Freitag. Da höre ich zeitig auf im Geschäft, denn Dieter kommt. Kein Geringerer als Dieter Baumann, seinerzeit Olympiasieger über 5000 Meter. Mit seinem Projekt „Jugend bewegt sich über Grenzen“ will er versuchen, möglichst viele der jugendlichen Inhaftierten von der kriminellen Laufbahn weg- und zur Gesellschaft mithilfe von Sportvereinen hinzubringen. Ja, und in der JVA Neuburg ist der Südentscheid ausgeschrieben. Die schnellsten Teams dürfen dann zur bundesdeutschen Entscheidung nach Adelsheim anreisen.

Für meine Vereinskollegen und mich geht es um die übernommene Patenschaft für die Inhaftierten. Obwohl auch wir uns mit einem Handicap herumschlagen müssen (Berufstätige sind am Freitag um 11.00 Uhr schlecht zu organisieren), schaffen wir es als Staffelmannschaft mit fünf Läufern von 14 bis 60 Jahren den Inhaftierten mit einer Zeit von 1.23 Stunden über die Halbmarathonstrecke davonzulaufen. Bei den Inhaftierten fällt es doch einigen schwer, ihre vier Runden von insgesamt vier Kilometer durchzuhalten. Da fehlt halt manchmal der Biss, aber daran kann man arbeiten.

Weiter im Programm steht dann am folgenden Tag der Feuerwehrlauf in Michelbach. Den nehme ich kurzfristig noch in meine Agenda. 10 Kilometer sind eigentlich nicht sehr lange, aber in den Ausläufern des Spessarts relativiert sich das ganz schnell. So knapp 200 Höhenmeter kommen auf der Strecke zusammen. Gut, dass bis auf den ersten und letzten Kilometer die komplette Strecke im Waldgebiet verläuft. Ja, und im etwa 150 Mann und Frau starken Feld reicht eine 41.20 Minuten für den achten Gesamtplatz. Und als Entschädigung für die Plagerei gibt es für den zweiten Klassenplatz einen Bocksbeutel. Kennt Ihr nicht? Das ist eine fränkische Weinspezialität. Nach einer Brotzeit geht es dann nach Rauschenberg weiter.

Der Ort liegt im Landkreis Marburg-Biedenkopf, etwa 20 Kilometer nordöstlich der hessischen Großstadt Marburg. Mit knapp 5000 Einwohnern ist Rauschenberg ein kleines Städtchen, man könnte fast meinen, man ist in der Provinz. In den eigentlichen Ortskern kommt man mit dem Auto nicht hinein, da die dort bauen wie die Großen. Schaut für mich aus, als arbeitet man da an der Kanalisation oder man stellt Gasanschlüsse her.

Vor rund 1000 Jahren wurde hier die Burg Rauschenberg erbaut. Die Grafen von Ziegenhain verliehen 1266 dem Ort die Stadtrechte. Während des Dreißigjährigen Krieges plünderten die Schweden in der Stadt und zwei Jahre vor Kriegsende ließ ein Kasseler Obrist das nunmehrige Schloss Rauschenberg sprengen. Heue steht an dieser Stelle nur noch eine Ruine.

Gegen 20.00 Uhr bin ich in Rauschenberg, leider zu spät, um noch die Startunterlagen abzuholen. Mit einem Verfahrer finde ich dann meine Unterkunft, das Hotel Lindenhof, wo schon einige Läufer auf der Terrasse bei Brotzeit und Bier hocken. So wie es halt immer wieder passiert, werde ich angeredet und es o entwickelt sich eine lebhafte Ratscherei, zu der sich auch später noch der Gesamtleiter des morgigen Events dazugesellt.

Heinz Kaletsch hat die ganze Veranstaltung „verbrochen“. Er erzählt mir von seinen Problemen im Vorfeld. Insbesondere lassen ihm die Auflagen der Naturschützer keine Ruhe. Ja, und der Heinz sorgt sich um die Zukunft seines Laufes, denn er hat bei m4y gejammert, ob denn keiner kommen und berichten will. Und so bin ich zum Burgwald Marathon gekommen.

Die Zeit und ein paar Bierchen rinnen dahin, bis ich mich dann ins Bett davontrolle. Ein Schläfchen brauche ich ja noch. Am nächsten Morgen ist der Frühstückstisch bereits gut mit Kaffee, Wurst und Käse gedeckt. Wenn wir vier Sportler alles weggefuttert hätten, wären wir vor lauter Schwerkraft überhaupt nicht mehr von Ort und Stelle gekommen. Aber der Auftrag ruft!

Marathon, Halbmarathon, 10 Kilometer, 5 Kilometer, für den Nachwuchs Minimarathon (4,2 Kilometer) und Bambinilauf über 400 Meter, für jeden ist also was geboten. Für das Startgeld, günstige 24 EUR für den Marathon, 15 EUR für den Halben, gibt es schöne Auszeichnungen. Urkunden vor Ort für alle, Medaillen für die langen Strecken sowie kleine Gaben für die kleinen Läufer. Marathonläufer erhalten ein schönes und funktionelles Shirt mit dem Veranstaltungslogo. Klassensieger und Gesamtsieger sowie die Spezialwertungen werden zusätzlich prämiert.

"Fertigmachen" zum Laufen

Was als Laufbares uns erwartet, verdient nur zwei Worte und die stehen auf der gut gestalteten Ausschreibung: NATUR PUR! Die ersten acht und die letzten neun Kilometer verlaufen durch die hügelige Landschaft und zum Schluss durch das flache Wohratal. Dazwischen warten etwa 25 Kilometer durch den Burgwald. Mit rund 400 Höhenmetern ist der Kurs recht abwechslungsreich und erst zum Ende hin gefällig.

Heinz Kaletsch ist schwer beschäftigt und natürlich an allen Fronten zu finden. „Wie haste denn gepennt?“ frage ich ihn. „Schlecht,“ so seine Meinung. Und gesorgt hat er sich im Schlaf, ob überall Mülltüten vorhanden sind.

„Gut, dass Du da bist“, vernehme ich von Volker Berka, der sich diese Premiere nicht entgehen lassen will, „sonst hätte ich was geschrieben.“ Über ein Jahr habe ich Volker nicht gesehen. Und gleich wieder erkannt.

Die Startzeit, 08.30 Uhr, rückt immer näher. Der Himmel ist wolkenverhangen, es ist zwar warm, aber wenn es so bleibt, wird es keine Hitzeschlacht werden. So rund 18 Grad, schätze ich. Einer steht gar mit freiem Oberkörper im Startbereich.

Dann werden wir aufgerufen. Und der Bürgermeister schießt uns dann pünktlich auf die Strecke. Es geht durch das Starttor. Und jeder wird dann aufgrund seines Chips (so einen habe ich bisher nicht gesehen) eine Nettozeit erhalten.

Die ersten Meter verlaufen von der Sporthalle und vom nebenan liegenden Schwimmbad leicht gefällig. Aber dann nach einer scharfen Rechtskurve geht es erstmal für fast vier Kilometer bergauf. 80 Höhenmeter.

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Informationen: Burgwald Märchen Marathon
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