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Laufberichte

Warum in die Ferne schweifen?

 

Wir streifen kurz Oberstenfeld. Die Kapelle macht gerade Pause (merkt ihr was?). Aber die Kinder mit ihren Rasseln und eine überaus motivierte Musikerin als Moderatorin reichen als Anfeuerung genauso aus. Es geht wieder auf den Radweg und ich kann bei km 19, auf einem kurzen Begegnungsstück, einen Blick auf die schnelleren Läufer werfen. Und dann, welch ein Zufall, kommt auch noch Andreas Keller, der Führende vom Marathon entgegen. Der hat sogar Zeit, mir kurz zu winken. Vor Gronau, bei km 20, stößt die Strecke der Ultraläufer auf unsere. Ich frage Theo, den ersten Läufer, der von dort kommt, nach M4Y-Kollegen Anton. Wir hatten uns ja schließlich für 11 Uhr hier verabredet. Er meint, der Toni sei nur kurz hinter ihm und müsste auch gleich da sein. Das trifft sich gut: An der nächsten VP wollte ich eh eine Pause machen.

Wir haben nun Halbzeit und können uns mit Müsliriegel, Banane und Cola stärken. Schon von weitem kann ich Anton heranflitzen sehen. Er hat aber keine Zeit und ist gleich wieder weg. Ich sehe ihn vor mir durch den Startbereich des Halbmarathons laufen. Er wird vom Sprecher begrüßt und macht noch schnell ein Bild mit den Chearleaders -  dann ist er auch schon verschwunden. Ich genieße die wunderbare Stimmung. Die Halbmarathonläufer sind schon alle gestartet. Trotzdem ist hier noch einiges los.

Mit neuem Schwung komme ich ins Wohngebiet. Hier ist es ruhiger, aber dennoch stehen immer wieder Zuschauer. Hinter der über die Straße gespannten Wäscheleine mit Bottwartal-Marathon-Shirts der letzten Jahre geht es in einer S-Kurve auf die Schmidhauser Straße (K1616). Eine Kapelle macht Stimmung für den bevorstehenden Anstieg. Da ich schon ziemlich platt bin, gehe ich hier hoch.

Von oben hat man einen schönen Blick auf Schmidhausen, zu Füßen eines hohen Weinbergs. Eine angenehme Schleife durch grüne Streuobstwiesen und Felder steht an, km 23. Plötzlich kommen mir Läufer entgegen, biegen aber gleich wieder ab. Sie sind schon ein kleines Stück voraus. Zwei Kurven später bin ich selbst an dieser Stelle. Neugierig werfe ich einen Blick auf die nach mir Kommenden, sehe aber nur Ultraläufer. In Schmidhausen stehen wieder vergnügte Zuschauer.

Der L1116 entlang müssen wir jetzt in der prallen Sonne bis Oberstenfeld laufen. Da hilft nur Augen zu und durch. Doch die Mühe wird belohnt. Gleich hinter dem Ortsschild warten gut gelaunte Helfer, um uns mit diversen Getränken und Bananen zu versorgen (km 26). Sogar eine Dusche wird auf Nachfrage angeboten. Mir tut das richtig gut. Wir biegen rechts ab. Ein schattiger Radweg führt am „Freibad Oberes Bottwartal“ vorbei. Die kurze Steigung ist wieder für eine Gehpause gut. Dann müssen wir über den Parkplatz und in die Unterführung unter der L1100.

Der Radweg an der Beilsteiner Straße ist unser nächstes Ziel. Dort kommen uns bereits Läufer entgegen, die mehrere Kilometer Vorsprung haben. Die Höhenburg Hohenbeilstein thront vor uns auf der 326 m hohen Anhöhe. Sie wurde im 12. Jahrhundert unter den Hohenstaufern erbaut. Nach langer wechselhafter Geschichte und verschiedenen Besitzern, erwarb die Stadt Beilstein das Burggelände 1960. Die hier errichtete Burgfalknerei und die Burggaststätte Hohenbeilstein erfreuen sich seither täglich zahlreicher Besucher. Von der Plattform des fünfeckigen Turmes "Langhans" (23 m hoch) hat man eine herrliche Aussicht über das Bottwartal.

Wir verlassen die stark befahrenen Straße und biegen links ab. Hier stehen wieder einige begeisterte Zuschauer. Die Burg kommt immer näher. Auch das tiefer liegende Hotel Schloss Beilstein ist nun gut zu sehen. Am Gelände des Herzog Christoph Gymnasiums vorbei geht es auf Kopfsteinpflaster die schmale Dammstraße hinauf. Hinter dem Parkplatz links laufen wir in Serpentinen wieder bergab. Eine kleine private Verpflegungsstelle wird von meinen Mitläufern gerne angenommen. Es ist mittlerweile richtig heiß geworden. Ich genieße lieber die jubelnden Zuschauer, die nächste offizielle VP ist ja auch nicht weit. Auch hier gibt es auf Nachfrage erneut eine Dusche. Die Kapelle macht sich auch gerade zum Spielen bereit. Dann geht es los. Die getragene Melodie passt gut zu meiner Gehpause auf der nun folgenden Steigung.

Oben, an den uns anspornenden Zuschauern vorbei, laufen wir links über die Felder. Zwischen den Gewächshäusern einer Gärtnerei vorbei, geht es bergab und nochmals links. Wir sind jetzt wieder auf dem Begegnungsstück, km 31. Vereinzelte Ultras kommen uns unten entgegen.

Wir gelangen nun zum 3. Mal nach Oberstenfeld. Es geht die Beilsteiner Straße hinunter. Eine Percussion Gruppe gibt uns einen Vorgeschmack auf das, was uns gleich erwartet: im Ortszentrum vor dem historischen Rathaus ist richtig was los. Hier ist wieder ein Moderator, der die Namen der Läufer ansagt. Es steppt der Bär.

Ein Radweg führt uns flach nach Großbottwar wo wir uns am Ortseingang links halten. Nanu, die Kinder in ihren blauen Shirts und den Rasseln kenne ich doch. Hier waren wir vorhin schon einmal. Die Kapelle macht Pause, aber die Zuschauer gleichen das mit frenetischem Jubel aus. Dann kommen wir wieder zu dem Abzweig mit der tollen Band. Der Schlagzeuger sitzt immer noch vor seinem Gerät und gibt den Takt für die vorbeikommenden Läufer. Meine Hochachtung vor so viel Ausdauer. Ein kleiner Schlenker bringt uns von hinten zum Areal der Winzergenossenschaft Großbottwar. Hier war früher Start und Ziel des Bottwartal-Marathons. Wer den Lauf von damals kennt, wird sich an den Anstieg vor dem Zieleinlauf erinnern. Oben laufen wir links auf die gesperrte L1100.

Es geht bergab bis wir rechts den Eingang zur historischen Altstadt erreichen. Nach einer Stärkung an der VP mit Pizzastücken und anschließender Dusche, durchlaufen wir das kleine Tor in der Stadtmauer. Sprecher und Publikum erwarten uns auf dem Marktplatz vor dem historischen Rathaus, das 1984 von Grund auf restauriert wurde. Die Uhr an der Frontseite ist besonders schön. Zu jeder vollen Stunde nickt der Storch und gibt somit seinen Segen für die Uhrzeit. Die Altstadt besitzt neben Resten der Stadtmauer einen, für die Gegend ungewöhnlich hohen Hausbestand aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Wir lassen uns gebührend feiern. So motiviert, geht es weiter durch die engen Gassen.

Der Radweg nach Kleinbottwar liegt wieder voll in der Sonne. Für viele wird es schwer, sich noch einmal zu motivieren. Daher ist Gehen trotz der flacher Strecke angesagt. Ich habe zwar auch Krämpfe, kann aber noch langsam joggen. Der kurze Anstieg zu den ersten Häusern wird von allen gehend bewältigt. Im Ort ist nicht mehr viel los; die Guggenmusik macht Pause. Trotzdem wird hier eine private VP betrieben. Diese extra Abkühlung ist jetzt wirklich Gold wert und wird von den Läufern dankbar angenommen.

Die Straße nach Steinheim liegt meist im Schatten. Das ist sehr angenehm. Der km 40 ist kurz vor dem Ortsschild erreicht, von wo es dann auch bergab geht. Wieder verkürzt eine private VP mit Wassergaben und Gartenschlauchdusche die lange Gerade in die Innenstadt. Immer noch sind Zuschauer da. Ich erkenne welche, die hier definitiv heute Morgen schon gestanden sind. Scheinbar nicht müde, beglückwünschen sie jeden Marathoni und Ultraläufer als Helden. Jeder hat einen aufmunternden Spruch parat. An der offiziellen VP nehme ich noch einen Schluck Wasser; dann geht es an der Musikkapelle vorbei den letzten Anstieg hinauf. Normalerweise würde ich es jetzt auslaufen lassen. Doch ich habe noch eine kleine Chance, unter 5 Stunden zu bleiben. Mit diesem Anreiz vor Augen, jogge ich mit letzter Anstrengung die Steigung hinauf.

Der Zieleinlauf ist vom Feinsten: Publikum klatscht, ein Moderator stellt jeden Ankommenden vor. Es warten Chearleader im Spalier und feiern jeden Läufer. Hinter der Ziellinie gibt es dann eine Medaille. Norbert und Anton sind auch da. Ich habe leider die 5 Stunden um 41 Sekunden verpasst.

Am Krombacher Stand werden verschiedene alkoholfreie Biervariationen ausgeschenkt. Das Verpflegungszelt bietet Schatten, Laugenbrezeln, Hefezopf, Äpfel, Bananen und Riegel dazu diverse andere Getränke. Alles ist immer noch in großen Mengen verfügbar. Abseits vom Trubel hinter dem Verpflegungszelt gibt es einige Bierbänke für die müden Läufer. Hier wird relaxed und gefachsimpelt. Irgendwann müssen wir aber doch aufbrechen. Es war ein schöner Lauf.

 

Fazit:


Meine Einschätzung vom letzten Jahr hat sich nochmal bestätigt: Durchdachte Streckenführung und aufeinander abgestimmte Starts der einzelnen Wettbewerbe machen den Lauf sowohl für Läufer wie auch für Zuschauer attraktiv. Die Gegend ist toll und nie langweilig. Verpflegung gibt es genügend.

Die Organisation ist perfekt und funktionierte auch noch, als die Nachmeldeschalter förmlich überrannt wurden. Die zahlreichen Streckenposten haben super Arbeit geleistet, waren doch, bedingt durch das schöne Wetter, viele unbeteiligte Radler und Spaziergänger von der Laufstrecke fern zu halten. Das fantastische Anwohner-Publikum ist mir während des Regenlaufs vom letzten Jahr bereits aufgefallen. Heuer wurden spontan Getränke ausgeschenkt. Das ist wirklich Extraklasse. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr.

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Informationen: Bottwartal-Marathon
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