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Laufberichte

Sommer im April

15.04.07

Tolle Zeiten trotz Hitze


Auch 2007 war der Linz Marathon wieder ein voller Erfolg. Trotz Temperaturen von bis zu 25 Grad gewann der Ukrainer Alexander Kuzin in einer fantastischen Zeit von 2:07:33. Damit verbesserte er nicht nur klar den Streckenrekord, sondern erzielte die beste jemals in Österreich gelaufene Zeit. In der noch jungen Marathonsaison 2007 war bisher nur der Sieger des zeitgleich stattfindenden Paris Marathons um wenige Sekunden schneller. Dass Linz über eine schnelle Strecke verfügt war bekannt, dass aber in Anbetracht des kleinen Elitefeldes eine derartige Zeit gelaufen wurde, überraschte aber doch. Zweiter wurde der Vorjahressieger und bisherige Streckenrekordhalter Benjamin Itok aus Kenia in 2:12:06. Bei den Damen konnte die Österreicherin Eva-Marie Gradwohl als Gesamtsechste in 2:37:36 klar gewinnen.

 

Auch für die meisten Hobbyläufer dürfte der 6. Linz Marathon, trotz der hohen Temperaturen, ein tolles Erlebnis gewesen sein. Der neue Teilnehmerrekord (über 13.000 Läufer, Skater und Handbiker) verdeutlicht die wachsende Beliebtheit von Linz. Allerdings ist anzumerken, dass den Marathon nur knapp 1000 Läuferinnen und Läufer bewältigten und der Löwenanteil, wie so häufig, auf die kürzeren Distanzen entfiel. Neben verschiedenen Kinderläufe waren wieder Staffel-, Halb- und ein Viertel-Marathon im Angebot. Warum der Veranstalter diese Distanz nicht etwas verringert und den weitaus üblicheren 10km-Lauf anbietet, kann ich nicht einschätzen. Vielleicht geht es darum, dass auch für die gut 10 km etwas vom „Mythos Marathon“ abfallen soll...

 

Am Vortag besuchte ich die Marathonmesse. Sie ist vergleichsweise überschaubar, aber dafür in sehr schöner Lage im Brucknerhaus untergebracht. Auch hier ist alles perfekt organisiert und weder bei der Startnummernausgabe noch bei der „Pastaparty“ (Gutschein für eine Portion + Getränk inklusive) gibt es Wartezeiten. Zudem ist es schön, seine Nudeln in einem  Saal mit Blick auf die Donau und nicht in einem stickigen Bierzelt verputzen zu können. In Linz gibt es nicht die Möglichkeit, die Startnummern erst am Renntag abzuholen. Dies machte eine Anreise am Vortag erforderlich. Es sei denn, man hat von der Möglichkeit gebraucht gemacht, seine Startunterlagen auf einer der Infoveranstaltungen im Vorfeld (in Linz, Wien, Granz, Passau etc) abzuholen.

 

Der Start am Sonntag erfolgt spektakulär auf der Voest-Autobahnbrücke. Eine Fahrspur ist für Viertel- und Halbmarathon reserviert, die andere für den Staffellauf und den Marathon. Dass jedoch die Startlinie der kürzeren Bewerbe circa 100 m hinter der Marathonstartlinie war, wurde leider nicht von allen Läufern beachtet. Trotz wiederholter Durchsagen schafften es im Gedränge nicht alle rechtzeitig zurück zur Startlinie. Für diese Läufer wurde entsprechend nur die Bruttozeit genommen.

 

Auf dem rechten Teil der Brücke ging es wesentlich entspannter zu, es waren hier ja nur gut 1700 Läufer (1000 Marathonis, ca. 700 Staffelläufer). Nach dem donnernden Startschuss setzte sich das Feld zum Klassiker „We are the champions“ flüssig in Bewegung. Ohne das übliche Gedränge und Geschubse nach dem Start konnten die Läufer die Donau überqueren und sich auf den ersten Kilometern einrollen. Nicht nur mir dürfte aber der wolkenlose Himmel und die hohen Temperaturen Sorgen bereitet haben. Ich zog aus den Bedingungen die Konsequenz und ging das Rennen ganz vorsichtig an und ließ den 3:30er Zugläufer erst einmal ziehen.

 

Für ca. 1 – 2 Kilometer lief ich in der Nähe von Dietmar Mücke, der wieder als Pumuckl barfuss lief und die Zuschauer anfeuerte. Bei Kilometer 3 verliessen die Läufer die Autobahn. Das Feld hatte sich schon in die Länge gezogen und auf breiten Strassen ging es weiter Richtung Stadtgrenze. Leicht wellig, dafür angenehm schattig ging es dem Donauverlauf folgend in einem großen Bogen durch kleinere Dörfer. Circa bei Kilometer 7 sah ich auf dem Raddamm die kleine Gruppe der führenden Männer.

 

Kurz vor Kilometer 10 ging es von der Straße ab hinauf auf den geteerten Donauradweg. Ungünstigerweise ist genau hier die erste Staffelübergabe. Die wartenden Staffelläufer liessen nur eine enge Gasse und viele, die ihre 10 km absolviert hatten, blieben wie angewurzelt stehen. Entsprechend kam es zu kleineren Staus und Rempeleien. Hier hätte man sich etwas mehr Rücksichtnahme gewünscht. Zudem gäbe es sicherlich bessere, weil breitere Stellen, um die Übergabe durchzuführen. Die zweite und dritte Staffelübergabe (circa Kilometer 22 und Kilometer 36) klappte deutlich reibungsloser, allerdings mussten hier die Wartenden per Megaphon dazu aufgefordert werden, mehr Platz zu machen.

 

Auf dem Raddamm waren wir dann voll der Sonne ausgeliefert. Dafür wehte eine angenehme Brise von der Donau. Außerdem gab es bei der letzten „Labestelle“ Wasser in 0,5 Liter Flaschen. Das war den heutigen Bedingungen äußerst angenehm. Zum einen kann man so mehr und leichter trinken als aus Pappbechern, und zum anderen kann man sich eine kleine Abkühlung verschaffen, indem man sich den Rest über den Kopf schüttet.

 

An der Donau lief  es sich sehr schön und die 5 Kilometer auf dem Raddamm vergingen wie im Flug. Im Anschluss durchquerte man den Stadtteil Urfahr. Hier unterstützten sehr viele Zuschauer die Läufer. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass der Marathon bei den Linzern sehr beliebt ist und keineswegs nur Angehörige der Läufer am Straßenrand standen. Im Vergleich zum Vorjahr wurde hier die Strecke geringfügig abgeändert um ein paar Kurven einzusparen und zudem den Verkehr weniger zu beeinträchtigen.

 

Ich selbst fühlte mich einigermaßen wohl und hatte die noch sehr große 3:30er Gruppe im Auge. Was den weiteres Verlauf anging, war ich jedoch nicht sehr optimistisch, da es merklich wärmer wurde. Positiv war, dass mir die Orientierung am Zugläufer den Lauf erleichterte. Ich stoppte zwar weiterhin jeden Kilometer mit, konnte mich aber voll auf den Tempomacher verlassen. Mit knapp 1:44 bei der Halbmarathonmarke hatte ich zwar kein Polster, aber auch noch nichts verloren.

 

Kurz nach Halbzeit ging es über eine Eisbahnbrücke auf die andere Donauseite. Auch hier und auf den folgenden Kilometern waren viele Zuschauer. Ab Kilometer 25 wurde es dann in einem Gewerbegebiet zunächst wieder etwas einsamer. Was den Linz Marathon jedoch ganz klar auszeichnet, ist die insgesamt sehr abwechslungsreiche Strecke, bei der nie Langeweile aufkommt.

 

Nach einer weiteren Verpflegungsstation verlief die Strecke entlang des Stadtwaldes und durch kleinere, dörfliche Vororte und Stadtteile. Bei mir lief es eigentlich immer besser und ich war überrascht, wie wenig mir die Hitze zu schaffen machte. Ab Kilometer 17 hatte ich immer Kontakt zur mittlerweile arg geschrumpften 3:30er-Gruppe. Ich fühlte mich stark genug, bei km 34 das Tempo anzuziehen und arbeitete mich durch das Feld. Netterweise sorgte eine Anwohnerin mit ihrem Gartenschlauch für eine angenehme Abkühlung.

Viele Läufer waren in dieser Phase des Wettkampfes natürlich schon deutlich gezeichnet und häufig sah ich Kollegen, die mit Krämpfen Dehn- und Gehpausen einlegen mussten.

 

Auf den letzten Kilometer wurden dann noch Kräfte frei gesetzt, denn man erreichte die barocke Innenstadt, wo  wirklich einiges geboten war. In einem großen S näherte man sich dem Hauptplatz. Vor allem der letzte Kilometer war grandios. Es reihte sich Bühne an Bühne und die applaudierenden Zuschauen standen massenweise an den Absperrungen. Dass es über Kopfsteinpflaster und Trambahnschienen ging, spielte jetzt keine Rolle mehr.

 

Für die letzten hundert Meter war in diesem Jahr ein rasenartiger Teppich ausgelegt, auf dem man euphorisch der Ziellinie entgegen federn konnte. Einen schöneren Zieleinlauf kann man sich eigentlich nicht vorstellen. Ich selbst konnte auch die letzten Kilometer zügig durchlaufen und erreichte mit 3:27 glücklich eine neue persönliche Bestmarke.

 

Insgesamt war der Linz-Marathon eine rundherum gelungene Veranstaltung. Die Organisation war nahezu perfekt und der Lauf hatte insgesamt ein sehr angenehmes Ambiente. Obwohl es von Jahr zu Jahr mehr Teilnehmer werden, war der Marathon sehr gut zu laufen. Die Strecke verträgt auch einen weiteren Teilnehmerzuwachs. An vielen Details merkte man, dass hier aktive Läufer maßgeblich an der Organisation beteiligt sind. Da auch die Stadt Linz selbst auf jeden Fall eine Reise wert ist, kann ich den Linz-Marathon uneingeschränkt empfehlen!

 

Informationen: Oberbank Linz Donau Marathon
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