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Laufberichte

Showdown im Bienwald

14.03.10

 Fotos. Klaus Duwe

 

LG Horsack schnürte den Sack zu

Eigentlich wollte ich am letzten Wochenende einen langen Trainingslauf von Köln nach Linz (nein, nicht an der Donau, das wäre dann doch etwas weit gewesen!) gemacht haben. Das hatte sich aber kurzfristig zerschlagen und so kommt Kandel endlich in den Genuß meiner Teilnahme. Oder vielleicht besser anders herum, dieser Traditionslauf wandert endlich von der Soll- auf die Haben-Seite.

Showdown im Bienwald? Seit Monaten schon steigt das Lauffieber bei der „LG Horsack“ um „Josh“, meinen Kollegen Heiko Spitzhorn. Die „LG“ ist ein reiner Phantasieverein, ein Zusammenschluß von Triathleten, Läufern und Hobbysportlern, die durchaus ambitioniert, aber dennoch auch lustig und unverkrampft unterwegs sind. Bei Wettkämpfen starten sie meist für ihren Hauptverein und Sponsor, das DBL-Team RSG Montabaur, sofern sie dort tatsächlich Triathlon machen.

Regelmäßig veröffentlicht er über seinen Blog die neuesten Trainingsabenteuer, die einem Normalläufer die Haare zu Berge stehen lassen und ungläubiges Staunen hervorrufen. Beim Ironman in Roth hat er eine 9:15 stehen. Nach knüppelharten Einheiten über Wochen und Monate bei Schnee und Eis will der M 40er heute nach zwei 2:36ern 2007 und 2008 die Marke von 2:35 Std. unterbieten und ist „heiß wie Frittenfett“. Da ist mein eigenes Ziel doch sehr viel bescheidener. In meinem dritten Marathon des Jahres will ich deutlich unter vier Stunden bleiben und damit erneut eine schöne Trainingseinheit für mein diesjähriges Debut in Biel hinter mich bringen.

Im Gegensatz zu Heiko und Konsorten reise ich erst am Morgen an und bin anderthalb Stunden vor dem Start um 8.30 Uhr vor Ort, finde einen guten Parkplatz, von denen es sehr viele gibt, und ein schönes Plätzchen in der Bienwaldhalle. Die ist klasse, ganz neu, bietet zwei große Räume, sehr gute Sanitäreinrichtungen und dank fleißiger Helfer(innen) bereits morgens Kaffe, Kuchen, Brötchen, und und und.

Die Lauffamilie findet auch wieder rasch zueinander. Ich ratsche mit Klaus, Eberhard, Angelika, Uli, Olaf und auch mit Karl-Heinz Kobus kann ich endlich mal ein paar Worte wechseln. Eine kleine Messe gibt es auch und so kann es einem nicht langweilig werden.

Die Startaufstellung, vielleicht 500 m von der Halle entfernt, ist intelligent nach Zielzeiten eingeteilt und ich beschließe, mich am Ende der 3:50er Zone einzureihen. Vorher muß ich aber unbedingt den Heiko noch sehen und begebe mich dazu mal ganz nach vorne, auch wenn ich da läuferisch nichts zu suchen habe. Heiko ist heiß, wie er mir versichert und sehr konzentriert. Wer den Spaßvogel ein wenig kennt, entdeckt eine ganz neue Seite an ihm.

Pünktlich geht es los und mir zeigt sich sofort, daß es sich im Gegensatz zu vielen anderen Veranstaltungen  nicht um einen 08/15-Volkslauf handelt, sondern daß hier sehr viele „Profis“ am Start sind. Denn es gibt, ganz im Gegenteil zu sonst, keine hektischen Überholmanöver in der Anfangsphase. Jeder kennt sein Leistungsvermögen und stellt sich entsprechend auf, sehr angenehm. So finde ich noch auf den ersten beiden km durch Kandel Downtown zwei Elsässer, deren Tempo mir gut passt. Ich beschließe, mich anzuhängen und sie als Windschatten zu mißbrauchen, denn außerhalb der Ortschaft bläst es ganz ordentlich.

Die Zeiten um die 5:20 min./km (Heiko: 3:39) passen, auch wenn ich merke, daß ich lange nicht mehr über eine weite Strecke in dem Tempo gelaufen bin. Das ist halt die Krux: Entweder Du läufst viel und dann vergleichsweise langsam oder wenige Wettkämpfe, dann aber vernünftig mit Intervallen & Co. vorbereitet. Da ich gerne Wettkämpfe laufe und im Zweifelsfall einen Marathon einer als lästige Pflichtübung empfundenen 30er vorziehe, ist das eben so.

Jetzt sind auch die Halbmarathonis mit uns gestartet und ich schiele bei dem einen Elsässer mal seitlich auf die Startnummer: Dreistellig und damit Marathonläufer, alles klar. Ich beschließe, an ihnen dranzubleiben. Der etwas jüngere von beiden liegt schnell mal 2-3 Meter zurück und so scheint die Lage klar zu sein: Der Ältere zieht ihn. Allerdings ist es bei km 6 etwas früh zum Schwächeln. Wie auch immer. Nach weiteren sehr gleichmäßigen km ziehen sie dann das Tempo deutlich an, ich will nicht zu früh zu viel riskieren und lasse nach 9 km abreißen. Bei etwa km 12 ist der Wendepunkt der Halbmarathonis und – ich Penner! Beide haben natürlich vierstellige Startnummern und kommen mir als Halblinge entgegen. OK, ich verzeihe ihnen und danke ihnen im Stillen für ihre unfreiwillige Arbeit als Zugläufer.

Die Verpflegungsstellen arbeiten effektiv wie freundlich und bieten das, was man benötigt: Wasser, Iso, Tee (warm!) und Obst, später auch Cola.

Für die ersten10 km habe ich glatt 53 min gebraucht und horche ständig in mich hinein, ob das hinsichtlich der Reststrecke so richtig ist. Aber noch fühlt es sich gut an und zudem habe ich in dem bärenstarken M 65er Michael Siebert einen interessanten Gesprächspartner. Er erzählt von seinen Trekkingtouren und daß er am Donnerstag für sechs Wochen nach Nepal gehen wird. Daneben unterhalten wir uns an seinem Beispiel über das Alterslaufen und er weist mich auf einen älteren Mann hin, der mir schon von Anfang an wegen seiner Laufgeschwindigkeit und Fröhlichkeit aufgefallen ist. Ah, das also ist Opa Feller, mit 72 Jahren das Haupt der laufverrückten Feller-Familie (Ausrichter der Bärenfelsläufe), Schwiegertochter und Sohn (mit Hund) sind auch auf der Strecke. Alle (auch der Opa!) bleiben deutlich unter vier Stunden.

Die Strecke ähnelt übrigens mit sehr viel Phantasie einem auf dem Kopf stehenden Y, beinhaltet also zwei Pendelstrecken. Die erste erreichen wir nach knapp 15 km und haben sie zur Halbmarathonmarke (1:52 Std.) wieder verlassen. Dann geht es richtig tief in den Wald. Schön ist es einerseits, die schnellen Cracks entgegenkommen zu sehen: Heiko sieht für mich gut aus und vermittelt einen starken Eindruck. Andererseits weiß ich, daß diejenigen, die mir bei km 22 entgegenkommen, schon gut 31 hinter sich haben. Puh, 5 km hin und auf gleichem Wege wieder zurück. Bei km 19 bin ich auf Peer Schmidt-Soltau aufgelaufen, der durch seine langen Haare immer schon von weitem auffällt. Auch er ist ein Einzelläufer unseres Staffelmarathons 2009 in Waldbreitbach, wir laufen etliche km zusammen und unterhalten uns prächtig. Das lenkt ab.

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Informationen: Bienwald-Marathon
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