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Laufberichte

So schmeckt der 100er!

08.06.12

Jetzt geht es zum dritten Mal auf die lange Reise durch Biel und sein Umland und damit habe ich die Aussage „Einmal musst Du nach Biel“ von Werner Sonntag schon zwei Mal übertroffen.

„Welche Taktik ist denn auf dem langen Lauf die richtige?“ Das ist die meist gestellte Frage, mit der mich meine Läuferkollegen und Freunde aus meinem Umkreis konfrontieren. Nun, ganz kurz gesagt: „Gemach, gemach“. Was nichts anderes bedeutet, als keinen Schnellstart hinzulegen, sondern eher den Start zu verschlafen. Lange brauchen, um ins Rennen zu kommen (zwei bis drei Stunden, damit übertreibe ich nicht), dann irgendwo im Nirwana die Marathondistanz zu überschreiten. Die markierte Halbzeit (50 Kilometer) noch bei Kräften hinter sich zu lassen, den Ho-Chi-Minh-Pfad verletzungsfrei zu bezwingen und dann sich von Verpflegung zu Verpflegung weiter hangeln. Wobei ich mich dann auf den letzten fünf Kilometern von Schild zu Schild weiterarbeite. Dann steht einem Finish nichts mehr im Weg. Und ganz wichtig, Essen und Trinken nicht vergessen.

Das Start- und Zielzentrum wurde abermals verlegt, zumal 2011 die Bedingungen anhand der kühlen und regnerischen Witterung suboptimal waren, Stichwort Wasser im Zelt und Duschmöglichkeiten. So ist der jetzt gefundene Bereich im und ums Kongresshaus bestens. Der Event ist damit im Zentrum Biel angekommen und da gehört er auch hin.

Das Parken der Automobilisten ist leider etwas umständlicher geworden, denn die Karren werden wie 2011 am expo02-Gelände Nidau abgestellt. Und damit ist der Weg für die Teilnehmer etwas weiter geworden. Außer, man ist schnell genug und kann noch einen der kostenpflichtige Parkplätze gleich nebenan ergattern, so wie ich. Warum aber da die Einfuhrschranke nicht funktioniert und es eine Gelegenheit zum Parkgebührbeschiss gibt, weiß ich nicht.

Kurz nach 17.00 Uhr bin ich nach abermaligem Zeitverzug im Großraum Zürich vor Ort. Perfekt, nur rund 50 Meter vom Kongresshaus und von der Turnhalle Esplanade entfernt, wo sich die Sanitärbereiche, Urkunden- und Shirtausgabe befinden. Dort können zudem Gepäck und Wertgegenstände deponiert werden. Massagen werden vor und nach dem Rennen ebenfalls angeboten.

Wer es etwas kuscheliger mag, in der Kollektivunterkunft Sahligut (mit Schnarchgarantie), im eigenen Wohnmobil oder in der Dackelgarage kann auch übernachtet werden. Nachdem ich bei der Anfahrt gleich zwei Mal den Fuß vom Gas wegen eines gewaschenen Regengusses nehmen musste, hat sich das Wetter wie prognostiziert beruhigt. Knapp 20 Grad messen wir jetzt und in der Nacht werden die Temperaturen auf rund 13, 14 Grad zurückgehen. Zum Rennabschluss am Samstagvormittag können wir sogar mit einzelnen Sonnenstrahlen rechnen.

Im Kongresshaus erhalte ich ruck-zuck mein Startpaket mit Nummer, Chip und wenig Werbung. „Viel Glück“, wünscht die Helferin. Noch ist wenig Andrang, so dass noch ein kurzer Spaziergang durch die kleine Läufermesse erfolgen kann. Im Festzelt nebenan nutze ich die Gelegenheit für einen kleinen Snack, wobei die Helferin den Teller voll auflädt. Hab ich so hungrig ausgesehen, oder müssen die Nudeln weg? Mit vollem Ranzen ziehe ich mich in mein Automobilheim zurück: Laufklamotten herrichten und noch ein kleines Nickerchen  halten, denn die Nacht wird schlaflos.

Kurz nach halb zehn verlasse ich das Auto und begebe mich zum Kongresshaus. Es wird jetzt noch so rund 18 Grad haben. Kurzes Laufshirt und kurze Laufhose sind passend. Ein Langarmshirt binde ich mir um, falls es mich auf dem langen Weg frösteln sollte. Die Regenjacke kann getrost im Auto liegen bleiben. Fehlen sollte allerdings nicht die Stirnlampe. Verpflegung und Getränke brauchen nicht mitgeschleppt werden, denn es gibt 18 Tankstellen und das sollte auch genügen. Wer eine etwas deftigere Kost liebt, der sollte sich auch in finanzieller Sicht ausrüsten, denn viele Wirtschaften haben rund um die Uhr geöffnet.

Was können wir denn an den Bieler Lauftagen unternehmen? Nun, wen die 100 Kilometer zu lang sind, der kann sich das zu fünft als Staffel, oder wie der Schweizer sagt als Stafette, aufteilen. Oder als Partnerlauf, wo in Kirchberg der Staffelstab übergeben wird. Einzelkämpfer können sich auf dem Nachtmarathon oder den Halben probieren. Und Walker dürfen sich auch an den 21 Kilometern austoben, allerdings gibt es da keine Rangliste. Für die Kinder werden Rennen am Vortag organisiert.

Die letzten Minuten verlaufen im Fluge. Ich will mich nicht so weit vorne in den Startblock stellen, nicht dass die ersten Kilometer zu schnell gelaufen werden. Denn so kann man sein Rennen schnell vergeigen. Gerade 2011war es zu Beginn sehr schwer, weil uns der einsetzende Regen sprichwörtlich Beine gemacht hat. Die letzten Informationen gibt es in Deutsch, Französisch und Englisch.

Eine besondere Herausforderung wird der Hunderter für Rolf Klug. Er will den langen Kanten im Rückwärtsgang bewältigen. Ich weiß nicht, ob das schon jemand geschafft hat. Klar ist, dass es keiner schafft, der es nicht probiert. Rolf will es versuchen und nebenbei für die Stiftung Cerebral Sponsorengelder sammeln. Weitere Info unter www.cerebral.ch. Ich bin gespannt, wie die Sache sportlich ausgeht. Damit ihn fast alle sehen werden, wird Rolf ein paar Minuten eher auf die lange Reise geschickt.

„Wir erwarten Euch alle glücklich, gesund und voller neuer Eindrücke am Samstag im Ziel,“ so beendet OK-Präsident seine kurze Ansprache an die Ultras und mit einem „Machets guet“ beginnt der Countdown Down.

 

Stadtrunde in Biel, Einlaufen bis Aarberg

 

Auf die Sekunde genau um Punkt 22.00 Uhr werden wir mit einem Donnerschlag auf die Strecke zu den 54. Bieler Lauftagen losgelassen. Ich bin mir nicht sicher, was diese Nacht mit mir vorhat. Wahrscheinlich bin ich mit meinen drei erfolgreich gefinishten Hundertern hier immer noch ein Greenhorn. Interessant wäre eine Aufstellung, wer wie oft schon einen Hunderter geschafft hat. Denn ich glaube, wer den einmal in seinem Tagebuch stehen hat, der wird immer wieder kommen. Auch wer später vielleicht nicht mehr eine bestimmte Zeit bringen kann, ist in Biel gerne gesehen. Denn für die 100 km hat man 21 Stunden Zeit. Die sechs Cut-Off Zeiten ab Oberramsern sind problemlos einzuhalten.

Die ersten Kilometer führen auf einer Stadtrunde durch die Innenstadt. Zentralplatz, Oberer Quai am Flüsschen Schüss, General-Dufour-Strasse, Nidaugasse und Zentralstrasse, dann sind wir wieder am Zentralplatz angelangt, wo gerade auf der anderen Seite die Marathonis und Halbmarathonis laufen. Die sind 15 Minuten nach uns auf die Strecke gegangen.

Nach zehn Minuten Lauferei höre ich von hinten jemanden meinen Namen rufen. Ich bin jedoch noch beschäftigt, Rolf Klug vor die Linse zu bekommen. Der Joe ist es, der von hinten aufgelaufen ist. Noch ein Bild von den beiden im Rückwärtsgang, dann mache ich mich wieder auf den Weg.

Ja, letztes Jahr gingen die Marathonis und die Halben durch einen organisatorischen Fehler nicht auf die Zusatzrunde. Folglich war die Strecke zu kurz und die guten Zeiten nichts wert. Der Fehler wurde erkannt, abgestellt und gleichzeitig den betroffenen Teilnehmern ein Gratisstart signalisiert.

Am Zentralplatz biegen wir dann auf die Hunderterschleife halbrechts ein. Die Bahnhofstrasse bringt uns dann fast bis zum Bahnhof, doch kurz zuvor geht es links ab und danach unter der Eisenbahnlinie hindurch.

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Informationen: Bieler Lauftage
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