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Laufberichte

Sorglos in Bertlich

02.12.12

Noch einmal möchte ich in diesem Jahr die Laufschuhe schnüren und die Marathonstrecke unter die Füße nehmen. Hierfür bieten sich für mich mal wieder die Bertlicher Straßenläufe an. Ohne großen Aufwand kann ich diese schöne Veranstaltung in Herten von Oberhausen aus erreichen. Da ich schon des Öfteren hier war weiß ich genau, dass mich für 16 Euro wieder ein Rundum-Sorglos-Paket erwartet. 

Anmelden kann man sich hier erst am Veranstaltungstag, da braucht man sich um eventuell verfallende Startgelder schon mal keine Sorgen machen. Parkplätze stehen ausreichend und kostenlos zur Verfügung. In den Glück-Auf-Werkstätten des Diakonischen Werkes empfängt mich eine angenehme Wärme und eine unaufgeregte Stimmung. Schnell habe ich die Formalitäten erledigt und meine Startnummer in den Händen. In der Pausenhalle riecht es schon nach frischem Kaffee, und zu zivilen Preisen bekommt man bereits frisch belegte Brötchen.

Um das leibliche Wohl braucht man sich also auch keine Sorgen machen. Neben einem tollen Kuchenbuffet gibt es später mit Reibekuchen, Erbsensuppe und Bratwürsten eine breite Auswahl. Hier wird auch der hungrigste Läufer noch satt und wer seine Laufausrüstung noch nicht komplett hat, kann sich im Laufshop eindecken. In der nahegelegenen Sporthalle kann man seine Wertsachen deponieren, und sportliche Elternpaare können in einem Mini-Club während des Laufes ihren Nachwuchs betreuen lassen. Da kann man sich doch dann wirklich sorglos auf die Laufstrecke machen. 

Ich bin heute wieder mit meiner lieben Inge und ihrer Freundin Christiane hierher gekommen. Die Beiden lieben die Veranstaltung auch und treffen unter den vielen Helfern des SuS Bertlich immer wieder gute Bekannte.

Vom VfL Bergheide treffen wir Sabrina. Sie hat sich den Halbmarathon ausgesucht. Die übrigen Vereinsfreunde haben sich heute für den Nikolauslauf in Oberhausen entschieden, aber dort wird nur die 10 Kilometerstrecke angeboten. Die kann man übrigens hier auch laufen. Neben der Marathonstrecke sind heute nämlich noch ein 850 Meter Schülerlauf, 5 KM, 7,5 KM 10 KM, 15 KM, Halbmarathon und die 30 KM Strecke im Angebot. Es ist schon erstaunlich, was der SuS Bertlich hier dreimal im Jahr auf die Beine stellt und das schon seit fast 30 Jahren. Das geht natürlich nur mit einer engagierten Mannschaft, denn hier ist keine teure Veranstaltungsagentur im Einsatz, sondern die Mitglieder des SuS Bertlich. Immer wieder gelingt es ihnen Groß und Klein für diese Veranstaltung als Helfer zu gewinnen und der Erlös fließt dann in die Jugendarbeit. So viel Engagement ist doch wirklich bewundernswert, und die Läufer honorieren diesen Einsatz. 

Meistens kommen zu diesen Veranstaltungen um die 1000 Teilnehmer. Darunter befinden sich dann auch oft mehr als 100 Marathonläufer. Bekannte Läufer und Läuferinnen wie Christa Vahlensieck, Carsten Eich,  Birgit Lennartz und Stefan Koch haben sich hier  schon in die Siegerlisten eingetragen.

Jetzt im Dezember ist das Angebot für die Marathonstrecke ja nicht mehr groß und die Sammler greifen hier natürlich gerne zu. Um 10:30 erfolgt dann der Start direkt vor dem Stadion und ca. 80 Marathonläufer  machen sich auf eine 13,9 Kilometerrunde. Die Strecke führt uns über asphaltierte Wirtschaftswege durch ein Naherholungsgebiet entlang der  Grenze zwischen Herten und Marl. Der Rundkurs berührt mit seiner Längsachse die Stadtgebiete von Gelsenkirchen und Recklinghausen.

Es gibt auf der Runde sieben Verpflegungsstellen und zwei DRK-Stationen. Streckenposten der Polizei, des THW, der Feuerwehr und des SuS Bertlich sorgen unterwegs für Sicherheit und die „Vorfahrt“ der Läufer.  Natürlich ist hier die Strecke amtlich vermessen und jeder Kilometer ausgeschildert.   

Nachdem wir an den auf ihren Start wartenden Halbmarathonläufer vorbei sind, geht es schon bald mit einer kleinen Steigung in das Naherholungsgebiet. Dieses  besteht zum großen Teil aus Wiesen und Felder. Die Wirtschaftswege sind hier alle asphaltiert und lassen sich bestens belaufen.  Das  Wetter ist heute mit 2 Grad nass und etwas ungemütlich.

Bei Kilometer 3 erreichen wir die erste der sieben Verpflegungsstellen. Hier gibt es jetzt angewärmtes Wasser, später werden aber auch Tee und Iso hinzukommen. Ab Runde zwei sind dann auch Bananen im Angebot.

Nachdem wir mit einer Brücke die Bahnstrecke überquert haben, geht es unter Polizeischutz über die Westerholter Straße. Am Gartencenter empfängt uns die nächste Verpflegungsstelle und wir biegen anschließend links ab Richtung Hertener Straße. Nachdem wir diese wieder mit Hilfe der Polizei gefahrlos überqueren können, laufen wir auf einem kurzen Stück durch den Arenbergischen Forst. Der Linder Weg führt uns zum Hof Feuler. Dieser wurde bereits 1376 urkundlich erwähnt und bietet heute therapeutisches Reiten für Menschen mit Behinderungen und eine Tierheilpraxis hilft auch Pferden. Außerdem ist noch eine Musikschule hier beheimatet.

Wir haben damit Kilometer 7 erreicht und kurz danach gibt es wieder eine Verpflegungsstelle. Die Verpflegungsstellen sind alle mit Zelten wetterfest ausgerüstet. Nicht unwichtig für die Helfer, welche ja hier stundenlang stehen müssen.

Gestärkt laufen wir weiter bis zur B225. Diese tangieren wir nur kurz auf dem Standstreifen und biegen dann rechts nach Ried ab. Im September war es hier mit dem Erntefest sehr voll, aber heute herrscht wieder die gewohnte beschauliche Ruhe.  Erneut wird die Hertener Straße überquert. Wir werden auf den Radweg der Recklinghausener Straße geleitet, und laufen nun wieder am Telgenbusch vorbei Richtung Bertlich. Sorglos – dank Polizeischutz – überqueren wir die Marler Straße und laufen dann mit dem Bauernweg zum Kaufhaus. Am Hoppenwall vorbei geht es nun wieder zum Ausgangspunkt und 13,9 Kilometer sind bereits geschafft, und meine Uhr zeigt 1:26

Nur hier am Stadion gibt es Zuschauer, welche sich aus Angehörigen und Vereinsfreunden zusammensetzen. Inge und Christiane haben sich in der Nähe der Sporthalle postiert und können hier wieder fotografisch alles festhalten. Burga hat bereits ihren 7,5 Kilometerlauf beendet und feuert mich mit ihrem Mann und Sohn an.

Inzwischen hat sich das Feld mit Marathon- und Halbmarathonläufer gemischt. Jetzt kommen noch die Zehnkilometerläufer hinzu. An der Farbe der Startnummern kann man sie gut unterscheiden. Für jede Strecke sind die entsprechenden Kilometermarken aufgestellt. Da sich die Marken für uns jetzt in der zweiten Runde um 100 Meter verschieben, kommen eine Menge Schilder zusammen. Die Schilder haben aber die gleiche Farbe wie die jeweiligen Startnummern und sind dadurch schon von weitem eindeutig zu erkennen.

Zuerst biegen jetzt die Halbmarathonläufer am zweiten Verpflegungsstand nach rechts ab.  Kurz danach geht es an der Hertener Straße für die Zehnkilometerläufer zurück. Jetzt sind nur noch die 30 Kilometerläufer zur Verstärkung dabei. Am Feuler Hof haben wir die Halbmarathonmarke erreicht und meine Uhr zeigt 2:08. Hier an der Verpflegungsstelle gibt nur Wasser allerdings angewärmt. An den abgeernteten Feldern vorbei geht es leicht wellig zur B225. Da die Strecke viel an Feldern und Wiesen vorbei führt, ist sie ziemlich windanfällig. Jetzt zum Beispiel müssen wir uns schon etwas gegen den Wind stemmen. Jörg überholt mich. Er hört Musik über seinen Kopfhörer und tut so, als wenn er mich nicht bemerken würde. Na warte, noch ist genügend Zeit zum Gegenangriff.

Wieder geht es durch Ried, das eigentlich nur aus einer kleinen Ansammlung von Häusern besteht. Auf der Recklinghausener Straße entdecke ich ein Hinweisschild „Transvaal“. Ich bin aber nicht in Südafrika sondern in Herten und hier gibt es tatsächlich einen solchen Stadtteil. Bald ist auch die zweite  Runde und damit 28 Kilometer geschafft.

Inge reicht mir noch einen Becher Cola und ein Stückchen Traubenzucker. So gestärkt nehme ich die letzten 14 Kilometer in Angriff. Es ist jetzt etwas einsam auf der Strecke aber das stört mich nicht. Ich kann meine Gedanken etwas kreisen lassen und mache mir  bewusst, dass es heute mein erster Marathon als Rentner ist.  Am Freitag habe ich nach 48 Berufsjahren meinen Abschied  vom Arbeitsleben genommen.  Vielleicht auch durch meinen Sport konnte ich problemlos die volle Altersgrenze erreichen. Dafür bin ich doch sehr dankbar. Hier sollte man eventuell auch mal ansetzen, wenn die Menschen demnächst noch länger arbeiten müssen. Viele erreichen ja heute schon aus gesundheitlichen Gründen nicht die gesetzliche Altersgrenze und müssen dann erhebliche Rentenabschläge hinnehmen. Da könnte man auch durch Sport etwas vorbeugen.

Im September bin ich hier meinen 100sten Marathon gelaufen und habe mir damit einen großen Traum erfüllt. Mit solchen Gedanken laufen die Kilometer schnell dahin. Am Feuler Hof habe ich dann Kilometer 35 erreicht. Jetzt werden die Beine doch etwas schwer, aber  es sind ja nur noch 7 Kilometer. Vor drei Wochen beim Herbstwaldlauf in Bottrop waren es da noch 15 Kilometer. Da brauche ich mir doch keine Sorgen machen. Jörg habe ich inzwischen auch überholen können. Jetzt muss ich aufpassen, dass er nicht nochmals kontert.

An der Marler Straße verabschiede ich mich von den Polizisten und gebe auf dem Bauernweg noch ein wenig Gas. Da kann ich tatsächlich zwei Konkurrenten überholen.  Am Parkplatz steht schon das Schild, das den 41.  Kilometer anzeigt.  Jetzt geht es direkt auf das Stadion zu und der Sprecher kündigt mich mit Name und Verein an. Am Stadiontor stehen Inge und Christiane und freuen sich mit mir,  dass ich es wieder geschafft habe. Noch eine Runde muss man im Stadion laufen, dann geht  es durch den großen Bogen ins Ziel. 4:22:07 zeigt die Uhr, das bedeutet heute Platz 1 in meiner Altersklasse. Inge hat sofort meine Jacke zur Hand und bringt einen Becher Cola mit. Gleich hinter mir laufen auch Maria und Jörg ein.

Wir begeben uns Richtung Sporthalle, wo ich noch eine warme Dusche finde. Meine beiden Fans treffe ich wieder in der Pausenhalle und bei Kaffee und Kuchen warten wir noch auf die Siegerehrung. Alle Altersklassensieger erhalten ihre Urkunden und einen kleinen Pokal. Neben mir steht Gisela aus Kempen. Sie hat eine nette Geschichte zu erzählen, denn sie gehört auch zu den „New York-Geschädigten“. Damit das ganze Training nicht völlig umsonst war, ist sie dann heute in Bertlich gestartet. Jetzt hat sie die Altersklasse gewonnen und freut sich riesig über das Happy End.

Nun sind auch schon die anderen Urkunden fertig und abends steht die Ergebnisliste im Internet.  Auch von dort aus wäre ein Urkundendruck möglich.

Wir  fahren zufrieden nach Hause und wollen auch in 2013 wieder die Gelegenheit nutzen, hier möglichst oft dabei zu sein. Am 17.02. ist schon die nächste Gelegenheit.

Fazit: Für mich ist Bertlich die ideale Möglichkeit einen Marathon zu laufen. Für kleines Geld erhält man eine perfekte Veranstaltung. Der SuS  Bertlich hat an alles  gedacht um den Läufern bei ihrer Lieblingsbeschäftigung zu helfen.  Hier muss man nur laufen, für alles andere ist bereits gesorgt.
   

 

Informationen: Bertlicher Straßenläufe
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