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Laufberichte

Bertlich feiert 90. Straßenlauf

 

Auch wenn die Bertlicher Straßenläufe dreimal im Jahr stattfinden, bedeutet die 90. Veranstaltung dann bereits 30 Jahre hervorragende Vereinsarbeit. Veranstalter ist SuS Bertlich 1945 e.V. Jeder, der sich selbst aktiv in einem Verein betätigt, weiß wie schwer es ist, eine Truppe über einen so langen Zeitraum für eine Veranstaltung bei der Stange zu halten. 30 Jahre bedeuten aber auch, dass man bereits eine neue Generation motivieren konnte.

Die Veranstaltung ist untrennbar mit ihrem Initiator Karl-Heinz Rode verbunden. Auch wenn dieser inzwischen verstorben ist, lebt sein Werk weiter und die Veranstaltung im Februar wird im Gedenken an ihn als „Karl-Heinz-Rode Ehrenlauf“ abgehalten.

Die Bertlicher Straßenläufe sind mit 8 Läufen eine organisatorische Meisterleistung. Vom 850 m Schülerlauf über 5, 7,5, 10, 15 km,  Halbmarathon, 30 km und der Marathonstrecke reicht das Laufangebot. Natürlich sind alle Strecken nach AIMS-Richtlinien vermessen und jeder Kilometer ausgeschildert.

Das Zentrum der Veranstaltung sind die Glückauf-Werkstätten des Diakonischen Werkes. In unmittelbarer Nähe liegt der Sportplatz mit einer modernen Sporthalle. Im Stadion erfolgen der Start für den 5 und 15 km Lauf. Hier ist auch das gemeinsame Ziel für alle Läufe aufgebaut. In der Sporthalle gibt es geräumige Umkleidemöglichkeiten und saubere Duschen. Hier kann man auch seine Wertsachen deponieren und  die Jüngsten werden in einem Mini-Club betreut, wenn die Eltern sich auf den Laufstrecken betätigen. Also kurz gesagt, hier kann man entspannt laufen.

So mache ich mich wieder gerne am Sonntagmorgen auf den kurzen Weg nach Bertlich. Da der Start erst um 10:30 Uhr ist, kann ich ja sogar ausschlafen. Ich bin von dieser Veranstaltung begeistert und nehme nun schon zum 13ten Mal hier teil. Von Oberhausen aus ist es nur eine knappe halbe Stunde mit dem Auto zur Heinrich-Obenhaus-Straße in Herten-Bertlich. Am Real-Warenhaus gibt es einen großen Parkplatz, von dem man mit wenigen Schritten die Glückauf Werkstätten erreicht. Natürlich begleiten mich auch wieder meine liebe Inge und ihre Freundin Christiane. Die Beiden wollen sich heute auf der 5km Strecke betätigen.

Eine Voranmeldung ist Bertlich nicht möglich. Nur hier und heute kann man sich zu allen Laufstrecken anmelden. Da kann jeder nochmals kurzfristig seine Tagesform befragen, welche Strecke denn für ihn die Richtige ist. Die Startgebühren sind günstig und betragen für die Marathonstrecke 16 Euro. 50 Cent werden davon noch bei Rückgabe der Startnummer erstattet.

In der Pausenhalle treffe ich gleich meine Vereinsfreunde Lara und Reinhard. Sie wollen heute nur 30 km als Vorbereitung für einen Herbstmarathon laufen. Auch dafür eignet sich Bertlich hervorragend.

Hier in der Halle erhält man jetzt schon Kaffee und Brötchen für ein spätes Frühstück. Nachher gibt es mit dem legendären Kuchenbuffet, noch Waffeln, Pommes, Eintopf, Bratwurst sowie Getränke aller Art zu zivilen Preisen. Kein Wunder, dass dann fast Volksfeststimmung aufkommt. Oft tummeln sich hier an die 1000 Aktive mit ihren Angehörigen und fordern damit den Organisatoren schon einiges ab. Diese haben allerdings im Laufe der vielen Jahre ein Konzept geschaffen, welches auch diese Mengen bewältigt. Auch Hans vom SuS Bertlich können wir hier begrüßen. Er hat letzte Woche seinen 92. Geburtstag gefeiert, aber als Helfer ist er immer noch unermüdlich dabei.

Bald muss ich mich zum Start vor dem Stadion begeben. Nur 38 Marathonläufer haben sich heute eingefunden und warten auf den Startschuss. Das Wetter ist mit spätsommerlichen 17 Grad ideal. Allerdings wird uns der Wind noch ein wenig Probleme machen. Wir werden zur Startlinie gebeten und dann erfolgt ganz unaufgeregt der Start.

Für den Marathonlauf wird eine 13,9 Kilometerrunde dreimal durchlaufen. Die Strecke führt uns über asphaltierte Wirtschaftswege durch ein Naherholungsgebiet entlang der Grenze zwischen Herten und Marl. Der Rundkurs berührt mit seiner Längsachse die Stadtgebiete von Gelsenkirchen und Recklinghausen. Sieben Verpflegungsstellen und zwei DRK-Stationen stellen die Versorgung der Läufer sicher. Die Sollzeit für den Marathonlauf beträgt 5 Stunden.

Jetzt laufen wir erst einmal durch die kleine Zechensiedlung vorbei am Start der Halbmarathonläufer, welche uns in 10 Minuten folgen werden. Hier hat sich ein großes Feld mit 153 Läufern eingefunden, die uns jetzt mit Beifall erst einmal verabschieden. Bald haben wir Kilometer 1 erreicht und meine Uhr zeigt 5:50. Das passt schon.

Weiter geht es in das Naherholungsgebiet und es wird richtig ländlich. Das soll das Ruhrgebiet sein? Es könnte auch irgendwo in Bayern oder Baden-Württemberg  liegen. Sogar Wegekreuze stehen am Rande der Laufstrecke. Vorbei an Mais-, Kartoffelfelder und Wiesen mit Pferden und Kühen führt uns die Strecke zu Kilometer 3. Hier ist die erste Verpflegungsstelle. Im Moment ist nur Wasser im Angebot, aber später kommen auch Iso und Bananen dazu. Also alles was ein Marathonläufer benötigt, um gut über die Strecke zu kommen.

Mit einer leichten Steigung überqueren wir die Bahnstrecke und ich denke an die Aufregung beim Marathonlauf in Karlsruhe, als ungeduldige Läufer eine Schrankenanlage stürmten. Hier kann man ja gefahrlos die Bahnstrecke mit einer Brücke überqueren und außerdem steht hier sowieso entspanntes Laufen auf dem Programm. Ich staune über die zahlreichen Walker mit und ohne Stöcke. Es sind die um 10:10 Uhr gestarteten 15 km Teilnehmer, denn diese Distanz darf auch gewalkt werden.

Mithilfe der Polizei werden wir auch sicher über die Marlerstraße gelotst. Die ersten Halbmarathonläufer zischen an mir vorbei. Meine 10 Minuten Vorsprung sind von den schnellen Hirschen bereits eingeholt. Durch die unterschiedlichen Farben der Startnummern weiß ich immer, mit wem ich es zu tun habe. Wir biegen links ab, und es geht leicht wellig weiter. Insgesamt muss man das Profil aber als flach bezeichnen. Im Moment kommt uns allerdings ein unangenehmer Wind frontal entgegen und zerrt an meiner Startnummer.

Nachdem wir wieder mit polizeilicher Hilfe die Hertener Straße überquert haben, laufen wir auf dem Linder Weg kurz durch ein Waldstück und erreichen dann den Feuler Hof. Hier bietet man  Hilfe für Mensch und Tier. Neben therapeutisches Reiten für Menschen mit Behinderungen, gibt es eine Tierheilpraxis, Musikschule und einen Kräutergarten.

Auch für die Läufer kommt bald Hilfe in Form einer weiteren Verpflegungsstation. Vorbei an den kleinen Bauernhöfen laufen wir bis zur Bundesstraße 225.  Diese müssen wir allerdings nicht überqueren, sondern laufen nur kurz über den Standstreifen. Schon nach 200 Metern biegen wir wieder in eine ruhige Straße ab und laufen dann in Herten Richtung Ried. Ried ist ein kleiner Stadtteil von Herten  und besteht nur aus einer kleinen Häuseransammlung mit einigen Bauernhöfen. Auch hier gibt es wieder eine Verpflegungsstelle.

Mit der Richtungsänderung bekommen wir jetzt mal Rückenwind.  Schnurgerade laufen wir mit der Riedstraße Richtung Bertlich. Auf dem Radweg der Recklinghausener Straße erreichen wir die nächste Verpflegungsstelle. Nochmals wird die Marler Straße überquert und über den Bauernweg laufen wir direkt auf das Kaufhaus zu. Ein Fotodienst macht noch Aufnahmen und die Abzüge kann man dann im Ziel für kleines Geld gleich erwerben. Jetzt geht es nochmals kurz durch die Wohnsiedlung und dann sehe ich schon die Kinder, welche sich für ihren Start bereit machen.

Der Sprecher auf dem Stadiondach kann die Läufer gut erkennen und nennt ihre Namen und Vereine. Hier stehen auch einige. Für ein kurzes Stück gibt es nun Beifall und Anfeuerung. Inge und Christiane sind auch an der Strecke und machen wieder ihre Fotos.

Damit ist die erste Runde geschafft und meine Uhr zeigt 1:25. Die Sollzeit für die Marathonstrecke beträgt 5 Stunden. Da liege ich ja noch gut in der Zeit. Jetzt laufe ich auf die langsamen 10 km Läufer auf, aber die Wege sind ja breit genug für uns alle. Bald werden sich eh wieder unsere Wege trennen. Die Halbmarathonläufer ziehen schon bald zu ihrem Endspurt an und nach der Verpflegungsstelle am Gartencenter biegen sie rechts ab.

Nun wird es ruhiger auf der Strecke und uns begleiten jetzt nur noch die 30 km Läufer, welche um 12 Uhr gestartet sind. Am Feuler Hof haben wir die Halbmarathonmarke erreicht und meine Uhr zeigt 2:10. Die Strecke ist bestens markiert und ich kann mir ein wenig die Landschaft anschauen. Man kann es kaum glauben, dass wir hier mitten durchs Ruhrgebiet laufen. Nur ein Kraftwerk am Horizont erinnert an die gewaltige Industrie in der nahen Umgebung. Ich genieße den ruhigen Lauf und den Sonnenschein. Bei meinem letzten Lauf in Münster war es da doch erheblich ungemütlicher.

So komme ich auch wieder gut durch die zweite Runde und am Stadion ist es erheblich ruhiger geworden. Inge  und Christiane sind noch auf ihrer Strecke und haben meine Betreuung an unseren Vereinsfreund Viktor abgegeben.

Nun beginnt die letzte Runde und ich verabschiede mich von den netten Helfern an den Verpflegungsstellen. Auch die Polizisten haben wieder einen guten Job gemacht und ein paar nette Worte verdient. Einige Mitstreiter werden jetzt langsamer und ich kann noch einige überholen. Das lenkt dann wieder von den eigenen Schwächen ab. An den Verpflegungsstellen versorge ich mich bevorzugt mit Iso und Bananen. Dazwischen meditiere ich wieder ein wenig und zähle die Kilometer runter. Dabei werde ich allerdings von Danny aufgeschreckt, denn er hat sich auch noch am 30 km  Lauf beteiligt. Auch er beschwert sich über den unangenehmen Wind.

Die lange Gerade auf der Riedstraße ist anscheinend noch länger geworden. Doch schließlich erreiche ich doch die Recklinghauser Straße und es sind nur noch 5 km. Nochmals auftanken an der Verpflegungsstelle und bald bin ich wieder auf dem Bauernweg. Zuerst rieche ich den Bauernhof, über den wir praktisch her laufen, und danach das Ziel, welches nun nur noch 1 km entfernt ist.

Zum letzten Mal laufe ich die Kettelerstraße hinunter auf das Stadion zu. Der Sprecher ist immer noch auf seinem Posten und begrüßt mich mit Namen und Verein. Nun darf ich nach links abbiegen und am Stadiontor stehen meine Fans. Noch fast eine Runde muss ich im Stadion auf der Aschenbahn laufen, aber dann geht es durch den großen Zielbogen.

Nach 4:19:04 habe ich es geschafft und erreiche damit Platz 2 in meiner Altersklasse, Die Startnummer wird hier noch mit einem Scanner erfasst und Inge reicht mir einen großen Becher Cola. Nachdem ich mich ein wenig verschnauft habe, gehe ich die paar Schritte zur Sporthalle und genieße dann die warme Dusche. So erfrischt treffen wir uns im Pausenhof wieder und Inge hat mir schon ein großes Kuchenstück gesichert. Das ist hier auch nötig, denn trotz großer Mengen sind zum Ende alle Kuchenstücke weg. Wie so oft im Leben wird, wer zu spät kommt, halt bestraft.

Wer heute allerdings schnell war, wird nun noch bei der Siegerehrung belohnt. Für jeden Altersklassensieger gibt es einen kleinen Pokal, welcher nun feierlich überreicht wird. Besonders freuen wir uns mit Christiane über ihren  AK-Sieg beim 5 km Lauf. Die übrigen Läufer können jetzt bereits ihre Urkunden mitnehmen oder diese selbst später im Internet ausdrucken.

Der VfL Bergheide hat neben dem ersten Platz auch noch viermal den zweiten Platz belegt. So war es wieder für uns ein toller Lauftag in Bertlich und wir freuen uns bereits auf den 1. Dezember, denn dann gibt es die nächste Gelegenheit, hier zu laufen.

Fazit: Die Bertlicher Straßenläufe bieten immer eine perfekte Organisation. In angenehmer, familiärer Atmosphäre gibt es hier eine breite Streckenauswahl. Die vielfältige Versorgung auf der Strecke ist optimal, und der tolle Service im Umfeld macht die gesamte Veranstaltung zum gelungenen Familienausflug. Da kann ich nur hoffen, dass ich möglichst auch bei der 100sten Auflage dabei sein kann.    

 

Informationen: Bertlicher Straßenläufe
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