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Laufberichte

Trailrunning und Dauerregen

 

Es folgt nun eine Passage, auf der es leicht fallend zurück in Richtung Kirchdorf geht. Die beiden Halbmarathonis haben wieder aufgeschlossen und liegen ca. 100 m vorne nach einer Pinkelpause meinerseits. Man könnte es sich nun einfach machen, und die verbliebenen 4 km bis nach Kirchdorf in 20 Minuten zurücklegen. Doch die mögliche Abzweigung bei Kilometer 13 wird kontrolliert. Alle Läufer müssen sich den Steilanstieg bei Oberhamet hinaufquälen. Die rund 2 km auf einem schlammigen, unter Wasser stehenden Waldweg ziemlich steil aufwärts bis zur nächste Labestation sind infolge des Regens zu einer Schlüsselstelle geworden. Zweitweise kann ich in dem Hohlweg gar nicht mehr gehen, die Schuhe versinken im Gatsch.

 



Herbert Hufnagel, der Organisator des Über Drüber Marathons, hat noch am Start angemerkt, dass man aufpassen muss, nicht einen Schuh zu verlieren oder auszurutschen. Sicherheitshalber hat man vor dem absteigenden Teil des Trails eine Warntafel aufgestellt. Ich versuche zeitweise neben dem Weg auf dem mit dichtem Buschwerk und Bäumen befindlichen Waldstück auszuweichen, was Zeit kostet. Doch ich komme auf der ersten Runde glimpflich davon und erreiche die nächste Labestation ca. bei Kilometer 14 nach rund 2 Stunden.

Der Marathonkurs verläuft nun leicht abwärts, dann wieder einen guten Kilometer ansteigend bis zum Feuerwehrhaus Alpernstein. Ich erinnere mich an das Vorjahr, als ich gerade auf der nun folgenden teilweisen steilen Abwärtspassage nach Micheldorf vorbei an der mittelalterlichen Burg Alpernstein viel Zeit gut machen konnte.

Leider habe ich bisher noch nicht die Zeit vor oder nach dem Marathon gefunden, diese auf das Jahr 1000 zurückgehende und heute von der Katholischen Jugend Oberösterreich ganzjährig als Begegnungszentrum genutzte Burg aufzusuchen. Wenn man im Vorbeilaufen zu ihr hinaufblickt, so liegt sie an einem Hang ihres Hausberges Hirschwaldstein auf 900 Meter Seehöhe. Da die Burg auf einem Felsvorsprung steht, ist sie an drei Seiten von beinahe senkrecht abfallenden Steilwänden und auf der vierten Seite von einem Burggraben umgeben. Das kann man von unten von der Straße aus gut erkennen. Früher war die Burg nur über eine Zugbrücke betretbar, im 18. Jahrhundert wurde diese durch eine gemauerte Brücke ersetzt.

Inzwischen hat mich ein weiterer Läufer überholt, der allerdings auf seiner Schlussrunde ist und vielleicht noch eine Chance sieht, unter 2:30 zu finishen. Es geht zunächst auf einem Schotterweg an Wiesen vorbei abwärts, dann folgt eine Asphaltpassage in den kleinen Ort Micheldorf, bevor es erneut beim Gasthaus „Groileiten“ vorbei auf den letzten 2 km in Richtung Kirchdorf geht. Von 2:30 bin ich weit entfernt, 2:45 könnte sich ausgehen, ich beende die Halbmarathondistanz schließlich nach 2:50 Stunden und kann die zweite Runde in Angriff nehmen.

Ein Kuchenstück gönne ich mir beim Durchlauf, wie gerne wäre ich länger stehen geblieben und hätte mehr von den Mehlspeisen gegessen. Die Bedingungen sind heute weitaus schwieriger als vor einem Jahr, als am 9. Mai 2013 Sommerwetter herrschte.

Ich beginne die zweite Runde und bin scheinbar der einzige auf weiter Flur. Der Regen hat nicht nachgelassen, ist vielmehr stärker geworden. Die Linse der Canon IXUS 220 ist beschlagen, da meine Kleidung auch nass ist, kann ich die Wasserschicht nicht abtrocknen. Ich aktiviere wieder die zusätzlich mitgeführte Unterwasserkamera für Notfälle bei Regen, doch auf der breiten Linsenabdeckung bleiben die Regentropfen kleben. So leicht haben es also die M4Y-Reporter auch wieder nicht, um ihre Fotos zu machen.


Die Pfingstrosen lassen ihre rosa Blüten im Regen hängen, die weißblütigen Margeriten auf den Wiesen gedeihen. Besonders die Nacktschnecken kriechen zu Hunderten auf den von den Autos befahrenen Zufahrtsstraßen, ihre Weichteile kleben auf dem Asphalt.

Ich komme bei den Labestellen ein zweites Mal vorbei. Es sollen noch Läufer hinter mir sein, wird mir ausgerichtet. Mit einem Ultraläufer, der zu mir beim Kilometerpunkt 28, 1 aufrückt und auf seiner dritten und letzten Runde ist, komme ich ins Gespräch. Auch er möchte innerhalb seiner Schlusszeit von 8 ½ Stunden für die 63,3 km finishen.

Eine Läuferin scheint zu uns aufschließen zu können, doch sie fällt dann zurück. Ich erreiche als Erster von uns Dreien den Steilanstieg auf dem glitschigen, matschigen Waldweg bei Oberhamet. Mit total verdreckten und klitschnassen Schuhen komme ich nach gut 10 Minuten zu jener Stelle, wo Kollege Hufnagel eine Tafel mit einer Karikatur hat anbringen lassen, die die Läufer vor Stürzen warnen soll. Als es abwärts geht, rutsche ich aus und stürze. Im Fallen drehe ich mich und lande seitwärts auf dem Gesicht. Mit den Händen habe ich den Fall abgestützt. Es ist nichts passiert, ich bin nur etwas verwundert, wie rasch man auf sein Gesicht fallen kann. Die Schlammpackung auf der linken Wange stört mich nicht.

 



Mir passiert bei der Burg Alpernstein ein weiteres Missgeschick: Die Unterwasserkamera fällt zu Boden, scheinbar hat sie keinen sichtbaren Schaden trotz Aufpralls aus einem Meter auf hartem Asphalt genommen. Ich laufe abwärts zügig weiter, nach 6 Stunden ist Schlusszeit. Nach einem halben Kilometer bemerke ich, dass mir das Trageband der Kamera fehlt. Was tun? Ich gehe zurück. Da kommt mir in Sichtweite der letzte verbliebene Ultraläufer entgegen, er hat das Band auf der Straße erblickt und es aufgehoben. Zwar habe ich so wertvolle Minuten verloren, aber es wird sich ausgehen. Ich ersuche den Ultraläufer, der seine Kraftreserven mobilisiert, während ich nochmals stehenbleibe, um die Burg Alpernstein zu knipsen, Pentek auszurichten, dass ich wenige Minuten nach 17 Uhr eintreffen werde. Er meint, dass ja ohnehin noch eine Läuferin nachkomme, die mit ihm unterwegs war.

Ich finishe mit 6:07 Stunden, nach der körperlichen Anstrengung beim Schoberstein-Abenteuer bin ich damit zufrieden. Ohne den Stopp wegen des am Wege verlorenen Kamerabandes wäre ich unter 6 Stunden geblieben. Im Laufsport hat man ab einem gewissen Alter Vorteile, weil wenige antreten: Mein zweiter Platz in der Altersgruppe M-60 ist darauf zurückzuführen. Herbert Hufnagel überreicht mir einen schönen Pokal.

Mein Fazit:

Der Über Drüber Marathon bietet bei Schönwetter ein herrliches Landschaftspanorama in einer reizvollen Gegend. Wer von auswärts kommt und einen oder zwei Tage anhängt, hat die Möglichkeit, Stift Schlierbach und die Burg Alpernstein zu besuchen. In sportlicher Hinsicht sollte man vorher das Bergauflaufen trainiert haben, dann kann man auch gut abschneiden. Für reine Marathonsammler, die nur - statistisch gesehen - anschreiben wollen, halte ich den Aufwand für zu groß. Der Organisation ist höchstes Lob auszusprechen, alles hat reibungslos funktioniert. An den Labestellen hat man trotz Regens die gute Laune behalten. Und das Kuchenbüffet ist sowieso eine Reise nach Kirchdorf wert. Leider blieb auch diesmal für Langsame wie mich kaum was übrig. Da kann man niemandem einen Vorwurf machen, den Läufern schmeckt’s einfach.

Sieger bei den Herren (Marathon):

1   Michael Vanecek (CZE): 3:26:50  
2   Peter Priller (AUT): 3:40:14
3   Marco Lackner (AUT): 3:48:02
 
Die ersten drei Damen:

1   Marianne Staufer (AUT): 4:24:41
2    Margot Scherbaum (AUT): 4:57:45
3    Maria-Valerie Kremser (AUT): 6:17:32

 

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Informationen: Über-Drüber-Marathon
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