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Laufberichte

Posa´t guapa, Barcelona! - Mach dich schön, Barcelona!

07.03.10
Autor: Joe Kelbel

Der „breakfastrun“ wird locker gelaufen, jeder läuft sein Tempo und genießt die Schönheit des Olympiaberges. Ideal für die Spezies „Springschleicher“. Gestartet wird genau vor dem Eingang der Expo, keine Anmeldung nötig, aber es gibt eine Startnummer. Innerhalb weniger Minuten versammeln sich über tausend Läufer, mehr als bei so manchem Marathon in Deutschland.

Im Nu steigt die Stimmung, als uns eine Trommlerband einheizt. Dann geht es auch schon locker los.Es geht vorbei  an Citrusbäumen, vorbei am Nationalmuseum, durch eine grandiose Parklandschaft mit Blick über Barcelona. Steil geht es aufwärts. Im Gegensatz zu letzem  Jahr laufen wir nicht ins Stadion ein, sondern über das gesamte Olympiagelände. Es ist eine erhebende Aussicht . Dann geht man gemütlich wieder hinunter, benutzt auch mal eine Rolltreppe und stellt sich in die lange Schlange für die Zielverpflegung.

Es ist ein Lauf, den ich jedem Teilnehmer ausdrücklich empfehle! Anschließend hole ich die Startunterlagen mit dem leuchtend blauen Finishershirt. Barcelona hat sich schön gemacht für den morgigen Marathon.

Animo!Animo!Venga!Venga! Und ganz viel Gaudi

Ich liebe Barcelona , der Start- und Zielplatz, die Placa Espanya  ist einer der schönsten Plätze der Welt für einen Marathon. Dieses Gesamtensemble: Oben der Olympiaberg, dann das Nationalmuseum, dann der magische Springbrunnen, und dann die majästetische Avenida  de la Reina Marie Christina mit den mächtigen, dennoch eleganten venetianischen Türmen sind der Hit.

Wenn du von da oben die Treppen zum Start hinuntergehst und siehst da unter die unendlichen Läufermassen, dann fühlst du dich  als  Teil dieses enormen  Ereignisses, aber dennoch bleibst du ein Einzelkämpfer, der in dieser grandiosen Stimmung, die glorreiche Atmosphäre nutzend,  ein einzigartiges Ziel erkämpft. Auch nach meinen unendlich vielen Marathons  bleibt für mich ein Marathon immer noch eine gewaltige Leistung. Letztes Jahr war ich ahnungslos überwältigt von dieser Stadt, dieses Jahr will ich mich in der Atmosphäre baden.

Barcelona hat seit letztem Jahr gelernt: Umziehen in der Halle, Gepäckaufbewahrung und Startaufstellung klappt hervorragend, ohne Gedränge. WC Häuschen sind hier und auf der Strecke rar. Zwar gibt es den Barcelona Marathon schon lange, aber in dieser nennenswerten Form erst seit Kurzem, aber man lernt hier schnell.

Das Meeresklima von Barca, oder auch Barna ( beide Abkürzungen sind gebräuchlich) lässt uns die 6-12 Grad, die für diesen Tag angesagt sind, als empfindlich kalt empfinden. Am nächsten Tag wird es sogar heftig schneien. Flocken, so groß wie Taubeneier lassen dann Barcelona und das gesamte Leben  im (creativen?) Schneechaos versinken.Aber heute  ist viel Mut angesagt, sich nicht zu warm anzuziehen. Zwei Spanier übertreiben es aber, sie sind so knapp bekleidet, dass sie die Startnummern mehrfach falten müssen um den Sicherheitsnadel Halt bieten zu können.

Respekt und unsichere Vorfreude  habe ich, als ich im Startblock stehe und  hinter mir der magische Springbrunnen (Tip: Nachts anschauen),  links und rechts die Wasserkaskaden und der geniale Song von Freddie Mercury BACELOOONA  in meine Gefühlswelt platzen. Es ist dieses Gefühl, dass du einer der Großen  unter den Großen dieser Stadt bist, du bist Teil der Gigantonomie. Es ist Barcelona. Es ist meine Stadt.

Als der Startschuß fällt und die Läufer die Hände hochreissen, will ich loslaufen, augenblicklich, es juckt, doch es sind viele, sehr viele hier.  Macht doch endlich Platz! Ich will laufen !!!  Es zittern die Beine, es vibriert der Kampfwille, mir ist kalt, ich fühle mich unsicher, ich bin klatschnass geschwitzt trotz  Kälte, ich will los!

Ich habe es geschafft! Ich stehe vor meinem 100ten Marathon! Ich stehe an einem der  schönsten Startorte der Welt! Ich habe mehr als 10 Jahre gekämpft, um dieses Ziel zu erreichen. Jetzt will ich mit einer Zielzeit von 4:40 Std eigentlich nur eine gemütliche Stadtbesichtigung machen. Als Vorrat habe ich mir  Olivenbrot gekauft, denn Nahrung wird auf der Strecke kaum angeboten. In Spanien gibt es bei Läufen grundsätzlich nur Wasser, in kleinen Flaschen. Isogetränk und Nüsse sind allenfalls ein Entgegenkommen für das internationale Publikum.

Gleich hinter den beiden Türmen geht es in die schnurgerade Carrer des Sants. Das Läuferfeld ist dicht, aber man kann frei laufen. Keine Kurve, kein Bordstein, keine Absperrung behindert den Läuferstrom, sehr stressfreies Laufen.

Das Stadion des FC Barcelona ist nicht besonders schön, hier ist auch eine kleine Steigung zu überwinden, aber auf der Avinguna Diagonal kann man wieder wunderbar frei laufen.  Am Wasserstand bei km 5 erwarte ich die übliche Panik, aber die Wasserflaschen werden einem gereicht, und man kann in voller Fahrt danach greifen.

Das Feld ist äußerst schnell. Meine Zwischenzeit bei km 10 liegt bei 52 Minuten. Joe, wie willst du das duchhalten? Es geht wieder zurück zum Placa Espanya. Sehr gute Stimmung hier, viele Zuschauer bilden eine erste Gasse, das heizt ein.

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