In Richtung Moderation winkend höre ich, wie man mich vorstellt und was mein Job heute ist. Beim letzten Satz renne ich schon an der Bühne auf der Hochstatt vorbei, wo gerade die Siegerehrung der Nachwuchsläufer beginnt. Die Strecke wird nun sehr übersichtlich, denn die knapp 500 Halbmarathonläufer fehlen auf der zweiten Runde. Also gehört die Strecke den rund 100 gestarteten Marathonis alleine.
Das hintere Halbmarathonfeld kommt uns auf dem Gelände des Schlosses entgegen. Im Schlosshof hingegen kriegt einer lebenslänglich, denn der ist heute verheiratet worden. Die Dortmund-Fans haben sich mittlerweile verzogen, die Fan-Artikel stehen jedoch noch an der Strecke. Mich juckt der Schalk, setze die BVB-Kappe auf und lasse mich fotografieren. Unser Chefredakteur wird bei diesem Bild hoffentlich ein Auge zudrücken und nicht die „Löschen“-Taste nutzen.
Auf der folgenden V-Stelle ist die meiste Arbeit getan, denn zur weiteren Versorgung der Läufer reichen zwei Leute. Das übrige Personal hat es sich mit Kaffee, Nusszopf und Waffeln gemütlich gemacht. Kurzzeitig bekommt ein Helfer wegen mir zusätzlich zu tun, denn ich frage nach etwas „Gescheitem“ zum Trinken und er präsentiert mir nach einiger Rödelei einen Becher kühlen Gerstensaftes. „Bier saufa und Marathon laufe, i kanns net glaube“, staunt er, während er mir nachschenkt. Ich kündige beim Weiterlaufen eine weitere Einkehr auf dem Rückweg an.
Alexander Sieber hat den richtigen Trikot-Sponsor – Sanwald, die Brauerei aus dem Schwabenland, aber dabei hat er nix. Im Westen hat sich inzwischen eine schwarze Wand am Himmel aufgebaut. „Die wird uns voll erwischen“, unkt Patric, aber der Wind zerreißt später in der Höhe die Wolken.
Von hinten kommt vor Reute Andreas Kley vom TSV Stiefenhofen angelaufen. Patric schickt mich vor und will ein wenig das Tempo herausnehmen. Andreas und ich ziehen das Tempo moderat an und können immer wieder vereinzelt überholen. „Ich halte mich an dich“, stellt er fest, als ich ihm die Geschichte von der Tankstelle mit dem Hopfenbenzin erzähle. Wie er, so habe ich vor fünf Jahren in Ulm bei der Laufnacht den 100-Kilometer-Lauf gepackt. Und dieses Jahr will er in Biel erfolgreich den langen Kanten bezwingen. Ich mache ihm Mut, denn einmal musst du nach Biel.
Bei der letzten Tankstelle brauche ich nur eine Handbewegung machen und schon wird uns das flüssige Hopfengold serviert. Wir bedanken uns für die Gabe und gehen die letzten drei Kilometer an. Zwar wirkt der Alkohol kurzfristig in Hirn und Bein, doch nach der Schleife um das Stadtschloss hören wir schon den Moderator am Rathaus. Glücklich laufen wir Seite an Seite unter dem Zielbanner durch. Zwar haben wir die vier Stunden nicht mehr unterbieten können, dafür sind wir aber restlos infiziert vom Bad Waldsee Lauffieber.
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