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Laufberichte

Restlos infiziert

 

Das Dutzend wird heute in Bad Waldsee vollgemacht. Das Lauffieber ist in der Stadt in Oberschwaben ausgebrochen. Ob ich und andere davon auch infiziert werden, das erfahrt ihr in meinen Bericht. Die Kamera lässt sich nicht anstecken und verrichtet ihren Dienst wie immer, muss also bloß noch der Reporter  laufen.

Mancher wird sich fragen, wo denn Bad Waldsee ist. Der Ort ist ganz einfach zu finden, nämlich zwischen Ulm und Bodensee, anfahren lässt er sich über die gut ausgebaute Bundesstraße 30. Und wer mit der Eisenbahn anreisen mag, auch das ist möglich.

Wie immer fahre ich mit dem Auto an und hätte mich mit der Fahrzeit fast verschätzt, denn als ich zuhause in die Karre springe, zeigt das Navi die Ankunftszeit mit 11.15 Uhr an, gerade einmal 45 Minuten vor dem Start des Marathons und des Halben. Passieren darf da nichts auf der Straße, ich lasse mich aber auch nicht aus der Ruhe bringen und komme just-in-time an. Zwar ist der Parkplatz Bleiche an der Stadthalle schon belegt, aber einen Stellplatz für mein Gefährt finde ich in den Straßen in der Umgebung der Halle.

 



Im Vorraum der Halle wartet schon Patric, mit dem ich heute einen Teil des Marathons laufen will.  Irgendwann wird er mir dann vermutlich davon springen. Im Obergeschoss der Halle erhalte ich die Startunterlagen in Minutenschnelle. Wer sich noch mit Veranstaltershirts kostengünstig eindecken will, kann gleich nebenan zuschlagen.

Die ganze Familie kann beim Lauffieber beschäftigt werden - Marathon, Halbmarathon, ein Zehn-Kilometer-Lauf, Bambini- und Kidslauf sowie Altstadt-Teamlauf. Wetten, dass man sich da infiziert? Aber keine Angst, zu den Nebenwirkungen brauchst du weder Arzt noch Apotheker, lediglich Laufschuhe und Sportklamotten.

Die Startgebühren sind günstig. So nimmt man beim Marathon 26 EUR bei Vormeldung, die Kinder laufen bereits für drei EUR. Dafür gibt es die übliche Versorgung auf der Strecke, im Ziel dann zusätzlich Obst, Hefezopf, Joghurt und Freibier in isotonischer Ausführung. Da freut sich der Genießer.

Ja, und um die Königsdisziplin brauchen wir uns keine Sorgen machen, denn das Orga-Team um Markus Brauchle, Eckart Knof, Bernhard Schultes und Franz Lorinser halten am langen Kanten fest, auch wenn in den letzten Jahren nie mehr als 150 Läufer auf die 42,195 Kilometer gegangen sind. Dafür brummt der Halbe und der Zehn-Kilometer-Lauf. 1804 Läufer werden später in den Büchern als Finisher stehen.

Hochzufrieden zeigt man sich in der Stadthalle, zumal auch Petrus mitspielen wird. Denn der Wetterfrosch hat für den Lauftag Regen vorhergesagt und jetzt blinzelt die Sonne durch die Wolken. Rund 15 Grad wird es haben, das passt für Zuschauer und Läufer gleichermaßen.

Nach dem Organisatorischen spazieren Patric und ich in die Innenstadt, wo am Rathausplatz Start und Ziel aller Läufe ist. Patric überlegt noch, ob er seine Tochter Lina im Sportwagen mitnehmen soll. Aber das Kind, bis dahin schlafend, wird wach, schimpft und braucht seine Mutter.

Fünf vor Zwölf, ein schönes Wortspiel, stellen wir uns in den Startblock zusammen mit den Halbmarathonis. Dann werden Luftballons verteilt, die wir zum Start in die Luft steigen lassen sollen. Das Waldseer Rathaus bietet uns eine schöne Ansicht, jetzt, nur wenige Augenblicke vor unserem Start. Eine Säule im Bürgermeisterzimmers beschreibt die Entstehung des Hauses recht prägnant: "Anno domini 1426 do war daz hus angefangen und was burgermaister ulrich kudrer und baumaister." Die imposante gotische Fassade mit der astronomischen Uhr mittendrin lockt nicht nur mein Interesse, sondern einige Mitläufer zücken ihr Handy und fotografieren ebenfalls.

 

Start und Seerunde


Und dann beginnt der Count-down, an dessen Ende uns ein Pistolenschuss und Hunderte von steigenden Luftballons das Startsignal geben. Es dauert nur rund 20 Sekunden, bis ich über die Startmatte laufe. Die Zeitnahme wird durch Abavent sichergestellt, der Chip klebt auf der Startnummer. Jeder Teilnehmer wird seine Urkunde online abrufen können und Nettozeiten werden auch gestoppt. Viele Zuschauer haben sich versammelt, ein Durchkommen ist kurzzeitig unmöglich am Rathausplatz.

 



Nach ein paar Schritten laufen wir auf die Hochstatt, wo jetzt unter den blühenden Kastanienbäumen der Freiluft-Biergarten schon gut besucht ist. Kein Wunder, denn auf der Bühne wird Livemusik angeboten und Essen und Trinken wird an den Ständen feilgeboten. Hier wird später die Siegerehrung stattfinden, und wer noch genug Kraft und Ausdauer hat, darf sich am Abend bei der Lauffieberparty mit der Band Hossen noch verausgaben.

Nach weiteren wenigen Metern biegen wir auf die Promenade am Stadtsee ein. Praktisch ein weiteres High-Light der oberschwäbischen Stadt. Das Gewässer entstand in der Würmeiszeit vor 16000 Jahren. Er wird als Freibad und vom Ruderverein genutzt. Spaziergänger und Touristen sind auf den gut gepflegten Parkwegen unterwegs.

Jenseits der Altstadt bietet sich am See ein Panorama sondergleichen: Die Stiftskirche St. Peter mit den zwei Türmen, das Wurzacher Tor, die auflockernde Bewölkung, einfach herrlich. Ich möchte verweilen und die Szenerie genießen, muss mich aber wieder lösen, denn Patric nimmt keine Rücksicht. Er rennt weiter und der alte Depp kann hinterherhecheln. Just an der Stelle, wo wir den Stadtsee verlassen, steht seine Family und feuert uns an.

Und dann laufen wir an der Pfarrkirche St. Peter vorbei. Die Doppeltürme schauen auf die Läufer hinab. Es gibt nicht viele Kirchen, bei denen die Türme wie hier übers Eck gestellt sind. Das Ingolstädter Münster zum Beispiel hat die gleiche Turmstellung und stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Stiftskirche ist hier etwa 100 Jahre jünger. Eine Besichtigung werde ich bei meinem nächsten Besuch fest in meinem Plan aufnehmen.

Wir verlassen die Altstadt, rennen über die gut gesicherte Bleichestraße in den Park am Schloss Waldsee. Im Mittelalter lag dieses Schloss außerhalb der Stadtmauern, es wurde daher beim Bau als Wasserschloss gut befestigt. Nur ein kleines Tor stellte die Verbindung zwischen Stadt und Schlossherren her. Und in wilden Zeiten wurde dieses „Thorthürlein“ auch schon zugemauert. Der Schlosssee verbirgt sich fast hinter den dicht gewachsenen Bäumen und Büschen.

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Informationen: Bad Waldseer Lauffieber
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