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Laufberichte

Lauffieber in Bad Waldsee

16.05.09

Eine neue Strecke ist für mich der Kurs in Bad Waldsee. Ein wenig Bekanntes in schwäbischem Dialekt, Interessantes um Bad Waldsee, Oberschwaben und natürlich vom Lauffieber wartet auf Euch in meinem Report.

Zum siebten Mal Lauffieber und das zur Zeit der Schweinegrippe. Nun ja, die Zahl sieben ist ja eigentlich eine Glückszahl. Mit scheint im Vorfeld, das wird wieder etwas Familiäres, wofür ich gerne zu haben bin.

Wo liegt denn eigentlich Bad Waldsee? Auf halber Strecke zwischen Ulm und Bodensee, hat eine eigene Ausfahrt auf der Bundesstraße 30. Nach gut zwei Stunden bin ich vor Ort in der oberschwäbischen Stadt. Kurz nach elf Uhr habe ich dann noch Zeit, einen kleinen Stadtspaziergang bis zu unserer Startzeit um 13.00 Uhr zu machen.

Die Stadt mit 20000 Einwohnern ist Moorheilbad und Kneippkurort mit rund 1800 Gästebetten. Visitenkarte gleich an der historischen Altstadt ist der Stadtsee, den wir dann später laufenderweise zwei Mal umrunden dürfen. Neben der Tourismusbranche finden viele Beschäftigung bei Hymer, dem bekannten Hersteller von Reisemobilen und Caravans.

Der Ort wird 926 im Weißenburger Codex als Walahsé erstmals urkundlich erwähnt. 1298 wird dann das Stadtrecht verliehen, die Herren von Waldsee sind am Regieren. Später verkaufen die Habsburger die Stadt an den Truchsess Johann von Waldburg. Das erste Moorbad eröffnet 1950 und 1974 wird Bad Waldsee Kneippkurort.

Ja, und mich interessiert noch der bekannte Ort Durlesbach, den wohl jeder singende Schwabe kennt. Und wenn es nur ein Hinweisschild ist, das meine Lauf-Reporterkollegen in den früheren Läufen nur kurz gesehen haben. Durlesbach ist ein Ortsteil von Bad Waldsee. Und das Lied fängt so an:

Auf der schwäbsche Eisebohne geit es viele Haltstatione:
Stuegert, Ulm ond Biberach, Meckebeure, Durlesbach.“

Und ist alles beim Lauffieber geboten: Die ganze Familie kann beschäftigt werden -  Marathon, Halbmarathon, ein Zehn-Kilometer-Lauf, Bambini- und Kidslauf und wer im Vierer-Team ran will, der darf als Staffel um den Stadtsee rennen.

Die Startgebühren sind günstig. So nimmt man beim Marathon 21 EUR bei Vormeldung, die Kinder laufen bereits für drei EUR. Dafür gibt es die übliche Versorgung auf der Strecke, im Ziel dann zusätzlich Obst, Hefezopf, Joghurt und Freibier in isotonischer Ausführung. Da freu ich mich schon vor dem Start drauf.

In der kleinen, aber feinen Altstadt schaue ich mir die Stiftskirche St. Peter an, das Spital und das Zunfthaus Ölmühle. Beim Rathaus, 1426 vom damaligen Bürgermeister Ulrich Kuderer erbaut, ist bereits der erste Schülerlauf in Gange.

Viel zu schnell vergeht natürlich die Zeit, ich habe alle Mühe, meinem Reporterauftrag und einer Vorbereitung auf dem Marathon nachzukommen. Es scheinen gute Bedingungen zum Laufen zu werden. Zwar ist der Himmel noch zugezogen, aber es soll noch am Nachmittag aufheitern.

Die letzten Kinder laufen ins Ziel, erhalten ihren Medaille und dann werden wir aufgerufen. Rund 150 Marathonis bedeuten neuen Rekord und das Ende der Fahnenstange ist da noch nicht erreicht. Zwar ist der Startbereich etwas beengt, aber die vorgesehene Beschränkung auf 300 Läufer auf dem langen Kanten dürfte auch kein unüberwindbares Hindernis darstellen.

Wir werden auf die Strecke eingestimmt. So sind nicht nur Deutsche am Start, sondern auch viele Italiener, die mit einem Bus gekommen sind. Die geben natürlich internationales Flair ab und sich gleich an ihrem Sprachengeschnatter zu erkennen.

Der Moderator stellt einzelne Läufer vor. Der Bürgermeister Roland Weinschenk klettert gerade auf das Moderatorenpult hoch. Dann wird das Trassierband entfernt und wir werden in Richtung Zeitmatten herangewunken.

Pünktlich um 13.00 Uhr erfolgt der Start für den Marathon. Ich knipse noch ein paar Bilder und mache mich dann auch auf die Socken. Es geht ein paar Meter die Ravensburger Straße entlang und dann biegen wir links ab. Hier am Hochstatt wird dann am Abend die Siegerehrung stattfinden. Aber bis es soweit ist, müssen wir noch ein wenig Weg hinter uns bringen. Mittlerweile haben sich die Wolken, sprichwörtlich pünktlich auf die Minute, verzogen. Es wird spürbar wärmer.

Bereits bei Kilometer eins, wir sind jetzt am Stadtsee, wartet die erste Trinkstation:

„Auf de schwäbsche Eisebohne geit es viele Reschtratione,
wo ma esse, trinke ka, älles, wa d’r Maga ma.“

Ja, verdursten und verhungern braucht man nicht, denn alle drei Kilometer können wir uns versorgen. Und wem das nicht reicht, der kann sich bei den zahlreichen Helfern auch noch eindecken, denn die sind reich ausgestattet. So sehe ich doch einige, die sich ihr Bier gleich kistenweise mitgebracht haben. Ja, es könnt schon sein, dass ich zum Ende hin mal einen Schluck Bier will. Wenn die nicht alles weggeschluckt haben.

Wir umrunden komplett den Stadtsee und laufen dann gleich wieder in die Altstadt. Hinter der Stiftskirche geht es rechts ab und dann führt uns unser weiterer Weg am Schloss vorbei in den Schlosspark. Ein Entenpärchen sitzt am Ufer des Sees, kaum einen Meter von der Laufstrecke weg.

Wir sind jetzt auf einem Begegnungsstück unterwegs, das uns zunächst durch das Wohngebiet Steinach führt. Immer stehen Anwohner in ihrem Höfen, beobachten, applaudieren oder haben sich in ihrem Gartenmöbeln niedergelassen.

Wir verlassen das Wohngebiet und es geht hinaus in die oberschwäbische Landschaft. Zuerst auf Feldwegen, später laufen wir auf asphaltierten Wirtschaftswegen durch das Steinacher Ried, ein ehemaliges Moorgebiet. Im Wald ist es noch angenehm kühl. Aber in der Sonne werde ich wohl heute einen Sonnenbrand auf meiner Birne bekommen.

Ich schaue gelegentlich auf meine Uhr, so rund fünf Minuten pro Kilometer sollen es auch heute werden. In Obermöllenbronn endet die Begegnungsstrecke an der dortigen V-Stelle. Einige Helfer in ihren neongelben Warnwesten klatschen rhythmisch und lachen lautstark, als ich meine Kamera zücke.

„Auf de schwäbsche Eisebohne braucht ma koine Poschtillione,
denn was sonscht das Posthorn blies, pfeifet jetzt de Lokomotiv.“

Wer schon aus dem letzten Loch pfeifen würde, der hätte die falsche Strecke gewählt. Ich kann noch keinen erkennen, wäre ja jetzt bei Kilometer acht reichlich früh. Wir biegen dann in Obermöllenbronn rechts ab und erreichen nach kurzer Strecke Tannweiler und Untermöllenbronn. Schmucke Orte, meist mit Maibaum. Auf den Feldern sind die Bauern beschäftigt und mähen das erste Gras für ihre Heuernte. Entsprechend viele Pollen sind in der Luft. Für Allergiker wohl kein Genuss. Ich muss da ein paar Mal lautstark niesen.

Die Strecke wird nun ein wenig wellig, ist aber nicht weiter dramatisch, denn die Runde hat lediglich 78 Höhenmeter. Wir brauchen also keine Bergausbildung, auch wenn ich zwei Läufer mit ihren Swiss Alpine-Shirts sehe.

Kilometer 10 in 50 Minuten, also bin ich voll im Plan. Immer wieder stehen Motivschilder am Rand, natürlich auch mit meinem Lieblingsspruch: „Quäl Dich Du Sau!“

Nach dem Durchlaufen eines Waldstückes sehe ich in ein, zwei Kilometer Entfernung den Ort Reute. Es wurde angekündigt, dass hier im Bereich einer kleinen Wendeschleife ein Dorffest stattfinden solle. Und so ist es am Dorfplatz. Musik, Ankündigung durch einen Radiomoderator, auch ein paar Cheerleader-Mädle, Bierbänke, kulinarische Spezialitäten und Applaus durch die Zuschauer.

Wir verlassen Reute und laufen jetzt Richtung Norden. Links der Laufstrecke sind die Gemüsegärten der Franziskanerinnen, rechts die Klostergebäude. 1403 wurde das Kloster von Elisabeth Achler gegründet. Die Gründerin wird heute Gute Beth genannt. Es können die Klosteranlagen, sowie die Wallfahrtskirche oben auf dem Klosterberg besichtigt werden.

Dann sehe ich gerade noch einen Wanderwegweiser nach Durlesbach an einem Baum hängen.

„Auf de schwäbsche Eisenbohne könne Küh ond Ochse fohre,
d’Studente fahret erschte Klass; se machet des halt nor zom Spaß!“

Ja, viel Freude macht uns dieser Lauf, denn nach etwa drei Kilometer endet der Rundkurs in Obermöllenbronn. Es geht zurück auf der bekannten Strecke zum Ziel. Ich habe noch nicht das Waldgebiet am Steinacher Ried erreicht, da kommt uns die Spitze des Halbmarathonfeldes bereits entgegen.

Zuerst noch einzelne Spitzenläufer, dann kann ich bereits die führende Dame erkennen. Sie ist nicht im Hauptfeld versteckt, sondern mischt fast auch in der Spitze des Halbmarathons mit. Es dauert sicher rund zehn Minuten, bis das starke Feld an uns vorbei ist.

Wir erreichen wieder Steinach, wo immer noch Zuschauer am Applaudieren sind. Ich sehe sogar einige mit ihren Kochlöffeln die Schüsseln bearbeiten. Ein paar Meter weiter haben sich Jugendliche auf dem Asphalt niedergelassen und beobachten. Zwei spielen am Rand Schach.

Es geht kurz durch den Schlosspark, dann endet bereits die erste Runde vor dem Rathaus. Auf in die zweite Runde. 1:45 Minuten, weiter im Plan.

„Auf de schwäbsche Eisenbohne wollt amol ä Bäurle fohre,
goht an Schalter, lupft de Huet: „Oi Billetle, send so guet!
Eine Geiß hat er gekaufet, und dass die ihm nicht entlaufet,
bindet se der guete Ma hende an de Waga na.“

Weiter mit der Lauferei. Die Sonne strahlt weiterhin intensiv vom Himmel. Nicht nur ich suche Schatten. Aber keine Angst, wir finden auf der Strecke viele schattige Stellen. Das Feld hat sich mittlerweile weit auseinandergezogen. Wenn man überholt, hat jeder ein paar Worte für das Gegenüber parat. Viele aus der Region nehmen hier teil und damit die Veranstaltung bekannter wird, dazu will m4y gerne beitragen.

„Böckle, tue nor woidle springe, ’s Fueder will I der scho bringe.”
Setzt si zu seim Weible na ond brennt’s stinket Pfeifle a.
’S Fahre tut en mächtig freue, doch er mueß es z’spät bereue,
dass er hot des Ungschick tau ond de Bock am Wage glau.“

Es geht wieder um den Stadtsee herum, die ersten Sonnenanbeter haben sich bereits im Gras niedergelassen. In Steinach immer noch gute Stimmung. Und dann kommen mir schon die ersten Marathonis entgegen. Man grüßt sich im Feld, hebt immer wieder die Hand oder winkt.

Mir macht mittlerweile das Isogetränk, eine Apfelschorle, zu schaffen. Im Bauch brodelt es, wahrscheinlich wegen der Kohlen- und Fruchtsäure. An einem Pferch wartet ein Schwarzvieh, ein wenig scheu, aber doch neugierig, ein willkommenes Fotomotiv.

Und dann sehen wir wieder Reute von der Ferne. Am Wendepunkt immer noch gute Stimmung. Kinder warten am Sportheim und wollen abgeklatscht werden.

Wir verlassen Reute, es geht wieder an den Klosteranlagen vorbei. Und dann sehe ich zwei applaudierende Schwestern. So ein Motiv hatte ich noch nie. Also heraus mit der Digicam.

„Auf de nächschte Statione, wo er will sei Böckle hole,
findt er nor no Kopf ond Soil an dem hendre Wagetoil.
Do kiegt er große Zore, nimmt de Kopf mitsamt de Hoore,
schmeißt en, was er schmeiße ka, ’m Konduktör an d’ Ouhre na.“

Obermöllenbronn, wo die Begegnungsstrecke an der V-Stelle beginnt, sind die Helfer immer noch am Applaudieren. Noch fünf Kilometer. Dann sehe ich noch einen Rettungswagen und einen Krankenwagen auf der Strecke stehen. Im Krankenwagen ist Bewegung, es ist also nichts Schlimmes passiert. Weiter.

Dann im folgenden Waldstück brauche ich mal was anderes zum trinken. Da kommt mir an einer Linkskurve einer der jugendlichen Helfer schon mit einer Pulle entgegen. „Willst an Schlock?“ Ich lasse mir das nicht zwei Mal sagen. Mmmh, ein kühler Schluck Bier, das weckt in mir die Lebensgeister, auch wenn ich den Alk sofort merke.

Nachdem ich gerne in Gesellschaft die letzten Meter einen Marathon beende, muss mir Ute Wöhrmann aus Zollenreute dienen. Wir laufen dann unter dem Applaus der vielen Zuschauer ins Ziel. 3.33 Stunden, passt!

„So, du kaascht de Schade zahle, worum bischt so schnell gfahre,
du alloi bischt Schuld dara, dass i jetzt koi Geiß mer ha.
So, jetzt wär des Liedle gsunge, ’s hätt euch wohl in d’ Ouhre klunge,
wers no net begreife ka, fangts halt wieder vo vorne a.“

Ja, wer das Lied nicht versteht, der fragt halt den Klaus, der isch zwar aus Baden. Oder den Eberhard aus Stuegert. Ja, und ich fang von vorne an mit Marathon in ??? Ihr könnt’s erwarten.

Marathonsieger
Männer
1. Steffen Hämtzschel, Esslingen, 2.46.36
2. Clemens Mauksch, Forstenrieder SC, 2.47.22
3. Dietmar Veith, LG Dettingen/Ems, 2.53.27

Frauen
1. Pamela Veith, LG Dettingen/Ems, 3.10.19
2. Petra Wurster, LAV Asics Tübingen, 3.24.06
3. Jutta Jendrzejzyk, TG Biberach, 2.34.59

Auszeichnung:
Urkunde (vor Ort oder im Internet).

Zeitnahme:
Kostenloser Leihchip.

Logistik:
Stadtnummernausgabe in der Stadthalle, Start und Ziel am Rathausplatz ca. 300 Meter entfernt.

Verpflegung:
Alle drei Kilometer Wasser, Apfelschorle, Bananen.

Zuschauer:
Viele Zuschauer im Start/Zielbereich, in Steinach und Reute, unterwegs wenige.

Fazit:
Bad Waldsee ist eine Reise wert. Die Veranstaltung kann ich nur empfehlen und hätte mehr Teilnehmer verdient, auch wenn es wieder einen Telnehmerrekord gibt. Hier organisieren Läufer für Läufer, das merkt man von der Pressearbeit bis zur Streckenführung. Markus Brauchle, Eckart Knof, Bernhard Schultes und Franz Lorinser haben gute Arbeit geleistet. Die Kosten sind günstig, zumal nach der Siegerehrung noch die Rocksox die größen Hits aus den 70er und 80er Jahren spielen.

Nächster Termin: 15.05.2010.

 

Informationen: Bad Waldseer Lauffieber
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