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Laufberichte

Hochzeitslauf über Falken und Hochgrat

03.07.10

Hier verabschieden sich die 2/3 Läufer von uns, mir ist es aber nicht bewusst, weil ich mich über deren Streckenführung nicht informiert habe. Die Hinweisschilder sind mir auch nicht aufgefallen. Aus versehen laufe ich auf die kürzere Strecke, aber ein Ordner passt gut auf und schickt mich zurück in die entgegen gesetzte Richtung. Nach einem kurzen Waldstückchen führen die nächsten 2 km auf Teer-und Wanderwegen überwiegend locker bergab. An einer zusätzlich eingerichteten Wasserstation kommt uns dann aber ein 2/3-Läufer schimpfend entgegen. Er hat oben am Imberghaus die falsche Richtung eingeschlagen und niemand hat es bemerkt, erst jetzt vor dem Anstieg zur Falkenhütte kam ihm der erneute Anstieg spanisch vor. Er muss jetzt wieder die zwei km bergauf zur Sesselbahn zurück. Da sollte von Veranstalterseite an der Ausschilderung noch gefeilt werden.

Eine ganze Herde glücklicher Allgäuer Kühe stellt sich uns ein paar Meter weiter in den Weg, sie sind aber alle überaus friedlich und bereiten keinerlei Probleme und lassen uns bereitwillig per Gatter in ihr Revier. Ab hier werden die Wege und Trails immer rustikaler und beschwerlicher, sprich steiler. Über Wurzeln und Waldwege, Naturtreppen und Wiesen führt der Weg aufwärts zur Falkenhütte. Ein großes Lob möchte ich an dieser Stelle dem Veranstalter aussprechen, er hat auf die Hitzewelle prompt reagiert und selbst hier, mittendrin im gefühlsmäßig fast senkrecht nach oben führenden Steilstück ist eine weitere Wasserstation installiert. Ich habe sie nicht gezählt, aber ich glaube dass mindestens fünf zusätzliche, zu den 9 fest geplanten V-Stellen auf der kompletten Strecke aufgebaut wurden.

An der Falkenhütte wartet schon der Mann mit der Gießkanne auf uns, die Abkühlung kommt zur rechten Zeit. Wir befinden uns jetzt auf einer Höhe von 1.400 ü. NN, was sich doch spürbar auf das Klima auswirkt. Ich habe das Gefühl das es mit dem dazu herrschenden schwachen Lüftchen bestimmt 5 Grad kühler ist und empfinde es jetzt ganz angenehm. Natürlich gibt es zum kalten Wasser über den Kopf auch selbiges zum Nachtanken und zusätzlich auch Cola, Iso, Bananen und Kekse. Außerdem haben sich auch einige Fangruppen eingefunden – Die Deutschlandfahne für das WM-Viertelfinale gegen Argentinien heute Nachmittag haben sie auch schon gehisst.

Zwei Kilometer und 150 hm weiter erreichen wir den Einstieg und zugleich das schönste Stück der Strecke, vielleicht sogar einen der beeindruckendsten Abschnitte der Allgäuer Alpen, die 24 km lange Nagelfluhkette. Natürlich ist dieser hochalpine Abschnitt nicht prädestiniert für schnellste und flüssige Laufbewegungen und daher ist auch große Vorsicht geboten, aber die kleinen Klettereinheiten machen riesig Spaß. Bei der heutigen grandiosen Fernsicht sind natürlich auch viele Wanderer unterwegs und man muss schon des Öfteren Gas rausnehmen, stehen bleiben und sich arrangieren. Die meisten haben aber Verständnis und machen bereitwillig schon vorher Platz. Wer an diesem Lauf teilnimmt sollte sich vorher schon erkundigt haben was ihn erwartet. Wo Alpin drauf steht, ist auch Alpin drin und so sollte es eigentlich nichts zu meckern geben. Für die meisten weniger Zeitambitionierten wie mich, ist das Laufen in diesem Naturpark ein großartiges Erlebnis, auch um mich herum sind alle anderen Teilnehmer mit denen ich ins Gespräch komme ausnahmslos begeistert. Immer wieder bieten sich uns spektakuläre Aussichten auf unserem Gratlauf.

Die Nagelfluhkette ist im Übrigen der erste grenzüberschreitende Naturpark zwischen Deutschland und Österreich und stellt damit ein internationales Pilotprojekt dar, welches zum 1.Januar 2008 vom Bayerischen Umweltministerium genehmigt wurde. Das „Nagelfluh“, das man im Allgäu auch unter dem Namen „Herrgottsbeton“ kennt, ist ein betonartiges, festes Gestein aus größeren und kleineren rundlichen Flusskieseln die auf natürliche Weise verkittet worden sind und somit einen zwar porigen, aber doch recht festen Stein bilden. Es sieht aus, als hätte man tief in sie Nägel eingeschlagen, so dass nur noch die Köpfe herausschauen, weshalb man sie als Nagelfluh bezeichnet. Die ganze Entstehung nahm seinen Anfang vor etwa 30 Millionen Jahren.

Saxni di, was ist denn das? Mitten auf einem Brocken des Gesteins ist eine Flagge aufgemalt. Weiss-Hellblau-Weiss, das sieht ja fast aus wie die Argentinische Flagge, da wird doch nicht irgendein Gautscho unterwegs gewesen sein und die Vorfreude für heut Nachmittag auf das Gestein gepinselt haben. Nachdem sich dies aber doch mehrmals an besonders exponierten Stellen wiederholt, denk ich mir, dass es wohl doch eher die bayerischen Farben sind und vielleicht so was Ähnliches wie eine Grenzmarkierung darstellen. Rechts geht es nach Österreich runter und links sind wir zuhause.

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Informationen: Alpin Marathon Oberstaufen
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