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Laufberichte

Panorama Marathon - wie der Name schon sagt

 

Bereits 2005 wurde Sonthofen der Titel Alpenstadtstadt verliehen, eine Auszeichnung, die dem Bemühen der Stadt zur Umsetzung der Alpenkonvention Rechnung trägt. Ziele sind u. a. Naturschutz, Nachhaltigkeit und Tourismus. Was lag da näher, als den Läufern aus nah und fern den örtlichen Alpenraum auch läuferisch näher zu bringen. Deshalb gibt es seit 2007 den Allgäuer-Panorama-Marathon, der heuer auf seine 10. Austragung kommt. Den Erfolg des Laufes, der neben dem Marathon auch Strecken über 600 u. 1000 m (für die Kids) 5, 21, 70 KM anbietet, dokumentieren beim Jubiläum 2016 die über 1.100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dabei nimmt etwa die Hälfte der Läuferschar mindestens den Marathon unter die Füße. Sie wissen schon warum.

Die Startunterlagen bekomme ich bereits ab Freitag im Allgäu Outlet. Aufgrund der langen Öffnungszeiten verteilen sich die Abholer auf einen großen Zeitraum und ich bekomme ohne Wartezeit meine Startnummer. Im Startbeutel ist diesmal zum Jubiläum für alle Marathonläufer und Ultras ein Handtuch dabei, das Seltenheitswert haben dürfte. Weil der Stickerei ein Fehler unterlaufen ist, haben jetzt alle Teilnehmer ein Original vom „Allgauer Panorama Marathon“. Mir gefällt es aber auch ohne die Ä-Punkte. Mehr Sorgen machen mir die etwa 1.500 Höhenmetern, die der Marathon bereithält. Sicher, ich habe schon mehr Höhenmeter bei einem Lauf bewältigt, aber noch nie so viele bei einem Marathon, weshalb ich dem Laufsonntag mit ordentlichem Respekt entgegen sehe.

Nach einer etwas unruhigen Nacht bringt mich Silke pünktlich zum Start. Obwohl für 8.00 Uhr vorgesehen, stehe ich bereits um kurz nach Sieben etwas nervös im Startbereich. Dort bin ich bei weitem nicht alleine. Die Startliste weist 366 Teilnehmer aus, u. a. auch M4Y-Autor Andreas, den ich bereits nach wenigen Minuten begrüßen kann. Für Unterhaltung und Abwechslung ist schon mal gesorgt, so daß die Zeit bis zum Startschuß mal wieder wie im Flug vergeht.

 

 

Countdown,  Schuss – und schon sind wir auf der Strecke. Nach wenigen Metern führt uns der Weg über die Iller, die wir am Ende noch mehrmal überqueren werden. Die ersten beiden Kilometer verlaufen flach, da komme ich leicht in einen lockeren Laufschritt. Überholen geht kaum, da die hier schmale Strecke das nicht zuläßt. Ist auch nicht angebracht, denn die Körner möchte ich mir für die kommenden Herausforderungen aufsparen. Und die lassen nicht lange auf sich warten.

Nach KM 2 verlassen wir den Ort und biegen nach links auf den ersten Wanderweg. Zum Eingewöhnen führt dieser mit noch moderater Steigung durch die ersten Wiesen. Die Sonne leuchtet bereits strahlend vom Himmel und gibt einen Vorgeschmack dessen, was sie heute für uns bereithält. Noch sind die Temperaturen angenehm und die Beine frisch. Da fällt es gar nicht auf, wie ich langsam an Höhe gewinne. Abwechslungsreich ist die Strecke schon jetzt, denn ich durchquere ein kleines Wäldchen und anschließend führt eine Fahrstraße bequem nach oben. Die erste Wiese überlaufe ich beim KM 3, der Duft vom frisch gemähten Gras steigt mir in die Nase. Herrlich, so könnte es die ganze Zeit weitergehen.

Die erste Verpflegungsstelle wartet bereits kurz darauf, der erste Wasserverlust wird ausgeglichen, denn der Schweiß rinnt bereits ordentlich. Frisch gestärkt geht es weiter bergan. Ein Blick zurück lohnt sich,  denn das Panorama ist beeindruckend. Da ist es gut, daß schon Gehen angesagt ist. Einige sind mit Stöcken unterwegs, die den Aufstieg erleichtern. Nicht mein Ding, aber durchaus verständlich beim heutigen Streckenprofil.

 

 

KM 4 ist erreicht, die Ausschilderung ist schon jetzt die einzige Orientierung für die zurückgelegte Strecke, denn die Kilometerzeiten taugen nicht mehr dazu. Das wird sich bis KM 12 auch nicht mehr ändern, denn bis dahin geht es fast nur bergauf, nur einige flachere Passagen können gelaufen werden. Immer häufiger führt die Strecke nun über Wanderpfade - da schlägt das Trailherz gleich höher. Doch noch sind diese Abschnitte kurz, wir werden hauptsächlich bequem über Wiesen und Straßen noch oben geführt und technisch nicht sehr anspruchsvoll, landschaftlich aber sehr wohl. Da bleibt Zeit für einige kurze Gespräche. M4Y ist ja ziemlich bekannt, entsprechend oft werde ich angesprochen. Das entgegengenommene Lob gebe ich hiermit ans Team weiter.   

Die Temperaturen machen mir bereits zu schaffen, Linderung verschafft lediglich ein laues Lüftchen und die regelmäßigen Verpflegungsstationen, wie diese bei der Weltcuphütte. Im Programm sind neben den üblichen Äpfeln und Bananen auch Pfirsiche und Melonen, bei denen ich besonders gerne zugreife. Die Panoramablicke sind nach wie vor beeindruckend, die Kamera ist im Dauereinsatz. Mein Tempo bleibt weiter unregelmäßig, die Gesprächspartner wechseln deshalb auf den nächsten Kilometern. Gerade habe ich noch dasselbe Tempo mit Jan, dann spricht mich Michael an, mit dem ich bereits in Steinfurt das Vergnügen hatte.

Zu den Kühen auf den Almen würde ich gerne größeren Abstand halten, aber die Tiere sind die Menschen ja gewohnt und stören sich nicht an der Läuferschar. KM 10 habe ich mittlerweile erreicht. 1,5 Stunden brauche ich selten für diese Distanz. Und jetzt wird hier noch steiler und noch trailiger. Das strengt zwar mehr an, macht aber auch mehr Freude. Auf einigen flacheren Wiesenstücken kann man sich zur Abwechslung sogar wieder im Laufschritt üben.  

 

 

Der Weiherkopf grüßt bereits, keine 2 Kilometer mehr, dann habe ich den höchsten Punkt der Strecke mit 1665 Höhenmetern erreicht. Hilfreiche Hände halten allzu neugierige Kühe zurück,  die Kuhtränken werden gerne zur Abkühlung genutzt. Die Läuferschar windet sich am Hang den Berg hinauf. Das nächste Gatter wartet bereits, eine Kuhherde hält Versammlung, läßt aber noch Platz, vorbei zu kommen. Der Weiherkopf kommt wieder in Sicht, jetzt ist er ganz nah, quasi zum Greifen. Bevor ich von dort die Aussicht genießen kann, ist eine knackige Steigung zu bewältigen. Nach insgesamt knapp 2 Stunden bin ich oben. Zur Belohnung gibt es ein Foto mit Gipfelkreuz. Das Gros der Anstiege habe ich bereits hinter mir und darf es als Belohnung steil hinunter in Richtung Bergstation der Hörnerbahn rollen lassen.

Bevor ich dort ankomme, knickt die Strecke scharf nach rechts ab. Mein Blick fällt auf das Schwabenhaus, oberhalb davon grüßt der große Ochsenkopf, geradeaus das Riedberger Horn. Im welligen Profil stellt sich bei mir jetzt sogar so etwas wie ein Laufrhythmus ein - abwärts locker laufen, hinauf locker gehen. Am Schwabenhaus wird aufgetankt. Die Sonne hat mittlerweile an Kraft gewonnen, aber immer noch kühlt eine leichte Brise. Gut so, denn der Schatten hält sich bei KM 15 in Grenzen. Nur noch 4 Kilometer bis Grasgehren. Hier ist nach 3 Stunden und 15 Minuten Cut off. Das hatte ich bisher nie bei einem Marathon. Ich bin zwar langsamer als gedacht unterwegs, aber Zeitprobleme sollte ich keine bekommen.

 

 

KM 16, der nächste Kamm zwischen Riedberger Horn und Bolgen ist bereits in Sicht. Die Kilometerzeiten werden immer langsamer, was sich bald ändert, denn nach der Kammüberquerung geht es die nächsten Kilometer teilweise steil hinab. Da mir das Abwärtslaufen schon immer mehr zusagt, erreiche ich Grasgehren nach 2 Stunden 40 Minuten. Das Zeitlimit ist also großzügig bemessen. Im letzten Jahr ist beispielsweise niemand daran gescheitert. Die Verpflegung ist hier am besten, es gibt auch Brot und Kuchen. Ich greife mir auch gerne die Cola, um kurzfristig neue Kräfte zu gewinnen.

Die eroberten Höhenmeter fordern Tribut. Die nächste Abwärtspassage wird dankbar angenommen,  der Anstieg vorbei am Beslerkopf nur noch mühsam erklommen. Gut, daß das flache Lochbachtal nicht mehr weit ist. Ein Trailstück markiert den Einstig ins Tal, aber nur kurz, dann ampfangen mich gut zu laufende Wege und eine Teerstraße, der ich bis zum Talgrund folgen werde.

Über 23 KM liegen jetzt hinter mir, hier teilt sich die Marathon- von der Ultrastrecke. Ich bin  froh, mich für die „kurze“ Strecke entschieden zu haben. Bis Kilometer 30 geht es nun bergab.  Trotzdem muss ich hin und wieder gehen, da mir der Schatten fehlt. Erst auf den Serpentinen im unteren Talabschnitt ist es schattig, ich laufe wie im Flug. Sogar ein 5er Schnitt ist noch mal drin. Aber zu kurz ist dieser Abschnitt, um zeitlich noch etwas zu reißen. Auf dem Talboden führt die Strecke nach links zurück ist Illertal. Die steilen Felswände rechts beeindrucken mich schwer, ebenso der tiefe Einschnitt, den ich hier durchlaufe. Ein paar Damen geleiten mich nach links in ein Waldstück. Noch einmal geht es bergauf, das letzte Mal, wie ich aus dem Briefing weiß. Ich genieße ich die Kühle entlang eines Wasserlaufs. Der Weg führt nach rechts hinaus auf ein paar Weiden. Auf den letzten Kilometern sollte das keine Probleme mehr bereiten.

 

 

Ich kann schon Obermaiselstein vor mir sehen, als die Strecke unvermutet noch einen Schwenk nach links macht. Erst hier erwarten mich die finalen Höhenmeter. Und haben es in der Tat noch einmal in sich. Der Weg führt über ein paar Wiesen und durch ein kleines Waldstück, wobei die Anstiege noch einmal richtig wehtun. Ich bin froh bin, endlich oben sein. Jetzt also nur noch leicht bergab. Gut so, denn ich bin mittlerweile ziemlich geschafft. An der Verpflegungsstation bei KM 34 treffe ich Heino wieder, den ich zu Anfang in Begleitung mit Michael traf. Auch ihn hat es schwer erwischt, doch nach einer Erholungspause wird er das Ziel sicher erreichen.

 

 

Die letzten Kilometer führen am Fluß entlang. Ich folge einem Radweg und hoffe auf möglichst viel Schatten. Eine Hoffnung, die sich allerdings nur sporadisch erfüllt. KM 35 habe ich nach knapp 5 Stunden erreicht. Vielleicht schaffe ich es noch unter 6 Stunden  ins Ziel. Ich versuche, möglichst oft und lange im Schatten zu laufen. Wobei das mit dem Laufen nur noch gelegentlich klappt. Den Mitstreitern um mich herum geht es kaum besser. Bei mittlerweile knapp 27 Grad im Schatten nicht verwunderlich. Dafür grüßt der Grünten immer wieder aus der Ferne, selbst hier am Talboden gibt es noch schöne Aussichten. Erfrischendes bekommen wir bei den letzten Verpflegungsstationen bei KM 38 und 40. An letzterer sogar mittels Dusche mit frischem Wasser aus der Iller. Bewundernswert, welches Engagement die Helferinnen und Helfer auch hier an den Tag legen. Vielen Dank dafür.

 

 

Das Wonnermar und damit das Ziel kommen jetzt in Sicht, läppische 500 Meter trennen mich noch vom Finish. Heino schließt auf. Die Anstrengungen sind jetzt vergessen. Noch einmal einen leichten Schritt an den Tag legen, denn Silke erwartet mich bereits. Der rote Teppich ist ausgelegt und darüber erreiche ich tatsächlich noch unter 6 Stunden das Ziel.

Kurz nach mir erreicht die 2. der Ultraläuferinnen, Kathrin Schichtl, das Ziel noch unter 8 Stunden. Eine Leistung, die mir gehörigen Respekt abringt. Und dabei sieht im Gegensatz zu mir noch rechtfrisch aus.

 

 

Unter den gegebenen Umständen bin ich froh, heil und gesund angekommen zu sein. Die prachtvolle und abwechslungsreiche Strecke war diese Strapazen aber wert und ich möchte keinen Meter davon missen. Wieder einmal muss ich feststellen, dass ich kein Hitzeläufer bin. Das Bier habe ich mir redlich verdient und auch nötig.

 

 

Weitere Bilder von Andreas "Greppi" Greppmeir

 

 

 

 

Siegerliste

 

Ultratrail (69 km/3000HM)

Männer

1 LANG, Stefan GER Allgaeu Outlet Raceteam 07:10:13,0
2 ZÄH, Stefan GER Geh-Punkt Weißenburg  07:18:24,6
3 BAYER, Steffen GER Silvercastle Pforzheim 07:20:12,8

Frauen

1 SCHIEBEL, Gitti GER TV Immenstadt  07:29:55,8
2 SCHICHTL, Kathrin GER Salomon Running Team Austria 07:57:56,1
3 ÜBELHÖR, Eva GER SC Immenstadt 08:25:59,8


Marathon (1500 HM)

Männer

1 MÜLLER, Kay-Uwe GER TSG Schäbisch Hall 3:11:49,1
2 BAUR, Matthias GER Salomon Running 3:21:59,6
3 HÖCHE, Marcel GER Team - Androgon 3:31:52,5


Frauen

1 OEMUS, Daniela GER SV Blau Weiß Bürgel 3:47:23,9
2 BESLER, Heidrun GER SC Altstädten 3:50:06,5
3 SCHINDLER, Christine GER MBB-SG Augsburg 4:18:15,2

 

Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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