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Laufberichte

Marathon: Allgäu aus dem Bilderbuch

19.08.12
Autor: Klaus Duwe

Der Weg zieht sich kilometerweit talwärts, teilweise in weitläufigen Serpentinen und für kurze Stücke auch etwas steil. Da ich ziemlich flott unterwegs bin, ist das ein weiterer Härtetest für mein lädiertes Knie. Ich bin begeistert.

An der Straße nach Obermaiselstein (km 30) hat der Abwärtslauf ein Ende. Ich weiß nicht, zum wievielten Mal ich die meine Wasserflasche auffülle. Ohne diese Reserve käme ich heute nicht aus. 600 Höhenmeter haben wir verloren und das merkt man deutlich. Es ist heiß und es geht kein Lüftchen. Ein kurzes Stück laufen wir auf dem Radweg parallel zur Verkehrsstraße bis zum Parkplatz bei der Sturmanns Höhle. Dort wäre ich jetzt gut aufgehoben. 4 Grad hat es in der Höhle, wenn man auf gesicherten Stufen 300 m tief ins Erdinnere eindringt.  30 Grad mehr hat es hier draußen.

Natürlich gibt es um die Höhle viele Geschichten und Sagen und natürlich spielt ein riesiger Drache eine wichtige Rolle. Er soll einmal einen ansehnlichen Goldschatz bewacht haben. Vielleicht hat dieses „Gerücht“ ein Obermaiselsteiner Kaufmann in die Welt gesetzt, den es um 1680 bis nach Konstantinopel zog, irgendwann als steinreicher Mann heimkehrte und seinen Reichtum in der Höhle versteckt haben soll.

Wir laufen in ein schattiges Waldstück und folgen ungefähr einen Kilometer dem Sagenweg. Über moosbewachsene  Steine plätschert der Fallenbach, der bei der Schneeschmelze wesentlich wilder sein muss, wie sein breites Bachbett verrät. Metallskulpturen erinnern an die Wilden Fräuleins  mit Namen (bitte unbedingt merken!) Stuzze, Muzz, Tschudre Mudre, Ringgede Bingge und Maringga, die hier am Fallenbach ihr fein gesponnenes Leines bleichten.

Kaum aus dem Wald, geht es endlich wieder mal bergauf. Was die Beine schmerzen lässt, erfreut die Augen. Wiesen, sanfte Hügel, Berge, Dörfer, Höfe - Allgäu aus dem Bilderbuch.  Genau vor uns der Grünten. Man sieht die Grünfläche und das Grüntenhaus unterhalb des Gipfels und die Senke, in der der steile Wanderweg verläuft.

Der Name des Grünten kommt übrigens von Grinde = kahle Fläche (erinnert Ihr Euch, Hornisgrinde Marathon?). Aber kahl war der Grünten nicht immer. Er wurde abgeholzt, weil man für die Eisenerzschmelze Unmengen Holz benötige. Der Bergbau am Grünten hat eine lange Tradition und geht zurück bis ins 15. Jahrhundert. Die Knappen hatte eine schwere und gefährliche Arbeit zu verrichten. Obwohl sie 6 Tage in der Woche jeweils 7 Stunden schufteten, konnten sie davon nicht leben. Alle hatten nebenher noch Landwirtschaft. Burgberg entwickelte sich zum Zentrum der Nagelschmiede (Schuh- und Hufnägel).  Am Fuß des Grünten gibt es heute ein Museumsdorf, wo es unter anderem eine solche Schmiede zu sehen gibt. Auch verschiedene Bergwerke wurden zugänglich gemacht und können besichtigt werden.

Am Ortsrand von Obermaiselstein endet bei km 34 unser Bergabenteuer. Die restlichen 8 km sind flach, aber deshalb nicht einfach. Zumindest heute nicht. Wären nicht immer wieder diese herrlichen Ausblicke auf die Berge, ich würde verzweifeln. Warum fliegt der Joe in die Wüste, um zu laufen? Hier auf dem Illerdamm ist es genauso staubig, trocken und vor allem genau so heiß. Nichts tut mir weh und trotzdem kann ich diese Promenade nicht durchlaufen. Immer wieder sind Gehpausen fällig. Am Ende werde ich sagen, das war der schwerste Teil der Strecke.

Ich hole Jan ein, Bernies Kumpel. Er läuft in einer anderen Liga. Noch nie ist er mir auf der Strecke begegnet. Heute geht nichts. Plötzlich rennt er von der Strecke hinunter zum Fluss. Er wird sich doch nichts antun?  Wie ein Verdurstender kniet am Ufer und erfrischt sich. Täte mir auch gut, aber den Umweg spare ich mir.

Über eine Stahlbrücke wechseln wir ans andere Ufer. Noch einmal kommt eine Verpflegungsstelle. Man will, dass die Läufer gut aussehen, wenn sie gleich das Ziel erreichen. Wer will, bekommt  per Gießkanne eine Erfrischung, ganz ohne Umweg.

Noch ein Kilometer. Genauso weit ist es laut Hinweisschild zum nächsten Gasthof mit Biergarten. Das ist keine Option, also weiter. Die Hitze ist fast unerträglich. Und doch möchte ich auch an diesem herrlichen Sommertag nicht mit den zahlreichen Helferinnen und Helfern tauschen, sondern ihnen danken.  Ich möchte an einem Tag wie heute laufen, langsam laufen, schauen und genießen.  Genau so, wie es beim Allgäu Panorama Marathon ganz genial möglich ist.

 
 

Informationen: Allgäu Panorama Marathon
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